10 REFLEXE Samstag, 2. November 2019
INTERNATIONALE AUSGABE
MichaelRasch,Frankfurt·Mit der geplantenFusion
zwischenFiat ChryslerAutomobiles (FCA) undPeu-
geot Citroën (PSA) soll ein neuer «global player» auf
demAutomobilmarkt aus derTaufe gehoben werden.
DerKonzern wäre gemessen an den Absatzzahlen
weltweit die Nummer vier. Es entstünde zudem mit
den MarkenAlfaRomeo, Citroën, DS, Fiat, Jeep, Lan-
cia, Opel undPeugeot sowie weiteren Brands vor
alle m in Europa ein Mehrmarkenkonzern, der dem
Volkswagen-Imperium gliche. Doch diePositionie-
rung der einzelnen, auf ähnliche Zielgruppen fokus-
sierten Marken ist schwierig,Lancia gilt seit langem
als klinisch tot. Zudem sind die italienischenFiat-
Fabriken miserabel ausgelastet. Deswegen schrillen
bei Opel inRüsselsheim bei einigen Mitarbeitern be-
reits die Alarmglocken. Dort herrscht derzeit schon
Kurzarbeit, weil sich das Modell Insignia nur schlep-
pend verkauft.Wird der neueKonzern nun Bran-
chenführer bei den Überkapazitäten?
Zum Glück ist inRüsselsheim die zwischen-
durch kaum noch für möglich gehaltene Sanierung
in den letztenJahren gelungen. Kaum hatte PSA die
deutscheTraditionsmarke nachJahren des Siech-
tums Mitte 2017 von General Motors übernommen,
schaffte Opel (und die britische Schwestermarke
Vauxhall) imJahr 2018 den ersten Gewinn seit fast
zwanzigJahren.Unter dem PSA-Vorstandsvorsitzen-
den sowie erfahrenen Sanierer CarlosTavares und
dem Opel-Chef Michael Lohscheller sanken dieFix-
kosten (auch wegen eines nötigenPersonalabbaus)
in den ersten anderthalbJahren um 27%, und die
Erlöse proFahrzeug stiegen, weil das Management
es schaffte, grössere und besser ausgestatteteAutos
zu verkaufen.Das ist jetzt bei derPositionierung im
entstehenden Grosskonzern einVorteil.
Dennoch dürften im neuen FCA/PSA-Reich er-
heblicheRestrukturierungennötig werden.Das
könnte vor allem die italienischenFabriken, aber
möglicherweise auch Opel treffen.Mittelfristig dürf-
ten sich jedoch auch Chancen eröffnen, die den Mit-
arbeitern in Deutschland helfenkönnten, etwa bei
neuen gemeinsamen Plattformen für verschiedene
Brands. Zudem war Opel bisher vor allem eine euro-
päische Marke, doch mit FCA gehört bald einVer-
triebsnetz in den USA zumKonzern.Das hilft viel-
leicht beim inRüsselsheim eingeleiteten «go global».
Folgen der grossen Autofusion
Wird Opel im neuen
Fiat-Reich zerrieben?
Werner Enz·Das dritte Quartal hat dieSwiss
Re unter dem Strich mit einemReingewinn von
390 Mio.$ absolviert, was wegen der hohen Scha-
denlast ein ansprechendes Ergebnis war. Unter Be-
obachtung steht seit längerem die auf Grosskunden
ausgerichteteKonzerneinheit Corporate Solutions
(Corso), die in einerRestrukturierung steckt. Unter
der Führung von Andreas Berger sind grosseTeile
des Portfoliosdurchforstet und das Zeichnen gewis-
ser Risiken,etwa für Raumfahrt und GeneralAvia-
tion, eingestellt worden. Gleichzeitig setzte Corso in
den Sach- und Kreditsparten auch dank derRücken-
stärkung durch denKonzern auf ein forschesWachs-
tum. Der Zuwachs der verdienten Nettoprämien um
7, 6% auf mehr als3Mrd.$seit Jahresbeginn hat im
dritten Quartal gleichwohlkeine spürbaren Ertrags-
fortschritte gebracht. Mit einer Schaden-Kosten-
Quote von 127% und einemkonsolidiertenVerlust
von 441 Mio.$hat Corso in den ersten neun Mona-
ten denKonzern – er erwirtschaftete 1,3 Mrd. $ Ge-
winn – deutlich nach unten gezogen.
Life Capital, die zweite, kleinereKonzernein-
heit derSwiss Re,kam ebenfalls nichtaufTouren,
jedenfalls wenn man an der unter 1% verharren-
den Eigenkapitalrendite Mass nimmt. Der abge-
blasene Börsengang vonReAssure in London wie
auch eine nötiggewordeneRekapitalisierung stan-
den einer besseren Performance imWege.
Somit läuft derSwiss-Re-Motor zurzeit mit
Kraft nur dank seinen beiden immerhin gröss-
ten Zylindern, denKonzerneinheiten Property &
CasualtyRe sowie Life & HealthRe. Mit je 11,8%
Eigenkapitalrendite heben sie sich wohltuend von
derkonsolidiert mit lediglich 6,0% ausgewiese-
nen Eigenkapitalrenditeab. Diese Diskrepanz war
schon im ersten Semester zu beobachten gewe-
sen. Ungeduldige Aktionäre fragen sich schon seit
längerem, wann die LeistungenvonCorso wieder
nachhaltig besser werden.Dass etwa eineZwangs-
liquidation vonThomas Cook oder auch das Desas-
ter mit der Boeing 737 Max sowohl Corso als auch
die Einheit Property &Casualty trifft, stimmt nach-
denklich. Obschon gut kapitalisiert, hat dieSwiss
Re wohl mit einem Seitenblick auf die hohen
Schäden im Schlussquartal denRückkauf eigener
Aktien eingestellt.
Ein ansprechendes drittes Quartal
Die Swiss Re
braucht einen klaren Fokus
ChristofLeisinger, NewYork·Das Smartphoneist
bei Apple nicht mehr alles. Es stellt zwar das But-
ter-und-Brot-Geschäft des amerikanischenTechno-
logieriesen dar und wird das wohl trotz einer ge-
wissenReife dieses Segments noch eineWeile blei-
ben.Allein schon deswegen, weil dieKundenregel-
mässig ältere Geräte durch neuere ersetzen werden.
Allerdings zeigt der jüngste Quartals- undJahres-
abschluss, wie schnell andere Bereiche des ameri-
kanischen Unternehmens aufholen und die Lücke
zumHauptumsatzbringer nach und nach schliessen.
So sind die Erlöse mit sogenannten«Wearables»
im Ende Septemberabgeschlossenen Geschäftsjahr
im Vergleich mit derVorperiode um gut 40% auf
knapp 25 Mrd. $ gestiegen.Das sind schon für sich
genommen Dimensionen,von denen europäische
KMU nur träumenkönnen. ImSwiss-Performance-
Index zum Beispiel sind gerade einmal neun Aktien
von Unternehmen vertreten, die mehr umsetzen
als Apple nur schon mit Uhren oder mit den ge-
rade unheimlich gefragten «Airpods». Glaubt man
den Aussagen des Managements und zuverlässigen
Analytikern, wird das so weitergehen.
Ähnlich sieht es mit der Sparte «Services» aus.
Diese ist im vergangenen Geschäftsjahr mit An-
geboten wie Apple Music, der iCloud, ApplePay
oder Apple Care um fast17% gewachsen auf gut
46 Mrd. $.Damit spielt sie fast schon in der Liga
des Pharmakonzerns Novartis und dürfte diesen ge-
messen an der genanntenKennzahl bald einholen,
weil sie deutlich schneller wächst.
Damit wirdApples Strategie immer klarer: Man
will vom Hardware-Geschäft unabhängiger wer-
den, der riesigenKundenbasis immer mehr Ange-
bote unterbreiten und sie möglichst für immer im
gut gehegten und beschützten Apple-Ökosystem
halten.Wer wird schon ein ungewohntes Gerät mit
einem anderen Betriebssystem kaufen, wenn er da-
nach auch sämtliche Abonnements imAudio-,Vi-
deo- oder gar Zahlungsbereich anpassen und viel-
leicht sogar neu arrangieren muss?Auf dieseWeise
lassen sich viel stabilere Ertragsströme erschliessen
als mit dem volatilen Geschäft mit Hardware. Kein
Wunder, hat sichWarren Buffett nach langer Skep-
sis zu einem Apple-Fan bekehren lassen. Denn er
will vor allem stetige Cashflows sehen.
Unabhängiger vom Hardware-Geschäft
Apples Mauerblümchen
blühen richtig auf
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