12 WIRTSCHAFT Samstag, 2. November 2019
INTERNATIONALE AUSGABE
Die Embraer E190-E2 derHelvetic Airwaysauf dem Flughafen Zürich. PD
Helvetic Airways mit neuer Maschine
nz.·Viel Prominenz hat sich am Don-
nerstag am Flughafen Zürich eingefun-
den, um die erste Embraer E190-E2 der
Helvetic Airways willkommenzu heis-
sen. Die Maschine mit dem Schweizer-
kreuz auf der Heckflosse und demKenn-
zeichen HB-AZA hat fürSwiss amFrei-
tag die Strecke nach Bremenabsolviert.
Swiss-KonzernchefThomas Klühr rich-
tete Dankesworte an Rosmarie und
Martin Ebner,die über diePatinex Hol-
ding Helvetic Airwayskontrollieren und
einen mutigen Investitionsentscheid ge-
fällt haben. Etwas bewegt von der um-
weltpolitischen Debatte in der Schweiz,
sagte Klühr, erneuern und erfinden sei in
der Luftfahrt zielführender als auf Behin-
derung, Verbote undVerzicht zu setzen.
Tobias Pogorevc, der die 450 Mitarbeiter
beschäftigende Helvetic Airways führt,
pries dieVorzüge der E190-E2.Das Flug-
zeug ist sehr leise und bringt gegenüber
der E1-Familie des brasilianischen Flug-
zeugbauers Embraer eine Senkung des
Kerosinverbrauchs um17,3%; entspre-
chend sinkt auch der CO 2 -Ausstoss,was
Helvetic Airways in den nächstenJahren
vermutlich vielRückenwind geben wird.
Die Fluggesellschaft wird nun bis
nächsten Sommer die Flotte mit vor-
aussichtlich 5 neuen E190-E2 aufsto-
cken;bestellt sind fix12 Flugzeuge, mit
der Option, auch die grössereVersion
E195-E2 zu wählen. Die Kabine istsehr
hell, zweireihig mit 110 Sitzen bestuhlt
und bietet viel Ablagefläche.
Die Swisscom
erzielt
weniger Umsatz
hat.· Der harteWettbewerb im gesät-
tigten Heimmarkt macht derSwisscom
zu schaffen.Konzernchef Urs Schaeppi
spricht trotz einem Umsatzrückgang
von knapp 3% in den ersten drei Quar-
talen von einem «solidenErgebnis». Das
ist durchaus berechtigt:Finanzanalytiker
hatten noch bescheidenere Zahlen er-
wartet. Getrieben wurde der Schwund
beim Umsatz lautSwisscom hauptsäch-
lich durch sinkendePreise in verschiede-
nen Segmenten und denRückgang der
Anschlüsse in derFestnetztelefonie.
Zudem hat das Unternehmen im
Vergleich zum Vorjahresquartal im
Mobilfunk und beim Breitbandinternet
Kunden verloren. BeimTV-Angebot
konnteSwisscom hingegen um 30 000
Anschlüsse zulegen.Das Geschäft mit
Grosskundenindes verläuft harzig. Die
Nachfrage nach Lösungen in den Berei-
chen Cloud, Cybersicherheit und dem
Internet der Dinge (IoT) hat zwar zuge-
nommen, wie dieFirma in einem Com-
muniqué schreibt.Allerdings brach der
Erlös bei denTelekomdiensten um mehr
als 10% oder 85 Mio. Fr. ein.
Besser als beim Umsatz sieht es bei
der Profitabilität aus. Zwar beschönigt
das um 4% gestiegene operative Ergeb-
nis auf Stufe Ebitda das Bild wegen An-
passungen bei derRechnungslegung.
Doch immerhinkonnte in den ersten
neun Monaten 2019 der Ebitda auf ver-
gleichbarerBasis genau gehalten wer-
den. Ein Lichtblick ist weiterhinFast-
web.Die italienische Tochter, die im
Sommer im 5G-Mobilfunk eineKoope-
ration mit demKonkurrentenWind Tre
eingegangen ist,konnte sowohl beim
Umsatz (+4,5%) als auch beim Betriebs-
ergebnis (+6,7%) zulegen.
Das reichte aber nicht, um für den
Gesamtkonzerndie Kastanien aus dem
Feuer zu holen. Unter dem Strich sank
der Reingewinn des Unternehmens in
den ersten neun Monaten desJahres
2019 auf 1181 Mio. Fr. (–2,6%). Der
Ausblick für das gesamte Geschäftsjahr
2019 bleibt unverändert. Der «blaue
Riese»rechnet mit einem Umsatz von
rund 11,4 Mrd.Fr. und einem Ebitda
von mehr als 4,3 Mrd.Fr.Werden diese
Ziele erreicht, will das Unternehmen
seinen Aktionären, zu denen der Bund
mit 51% gehört, eine Dividende von 22
Fr. proAktie ausschütten.
Gleichzeitig mit dem Quartalsergeb-
nis kündigte Swisscom Änderungen in
der Konzernleitung und der Organisa-
tion an. MarcWerner, Leiter Sales and
Services, wird das Unternehmen verlas-
sen. Er wird imkommendenFrühling
beim Apothekenbetreiber Galenica
den CEO-Posten übernehmen.Ab 2020
wird der heute vonWerner geleitete Ge-
schäftsbereich mit der Sparte Products
and Marketing verschmolzen und in
Retail Customers umbenannt. Chef des
neuen Bereichs wird DirkWierzbitzki.
Der Deutsche führt heute den Bereich
Products and Marketing.
Josef Ackermann in Kirch-
Prozess freigesprochen
(awp/dpa)·Die frühere Führungsriege
der DeutschenBank, darunter Josef
Ackermann, muss wegen der Pleite des
Medienkonzerns Kirchkeine Strafver-
folgung mehr befürchten. Der Bundes-
gerichtshof in Karlsruhe bestätigte am
Donnerstag dieFreisprüche der ehema-
ligenVorstandschefsAckermann,Rolf
Breuer undJürgen Fitschen.Das Urteil
weisekeine Widersprüche, Lücken oder
fals che Begründungen auf, so der Bun-
desger ichtshof. Damit ist esrechtskräf-
tig. In demRevisionsverfahren ging es
um Betrugsvorwürfe. Die Staatsanwalt-
schaft hatte die Manager beschuldigt, in
einem Zivilprozess um Schadenersatz
falsch ausgesagt zu haben, um die Deut-
sche Bank vor hohen Zahlungen zu be-
wahren.Das Landgericht München I
hatte sich davon 2016 aber nicht über-
zeugen lassen. Der Medienunternehmer
IN KÜRZE
Swiss Re
erfüllt die Erwartungen
(awp)·Die Swiss Re hat im laufen-
den Geschäftsjahr nach neun Mona-
ten einen Gewinn in Höhe von 1,
Mrd. $ erzielt und damit die Erwartun-
gen der Analysten erreicht. DerRück-
versicherer musste erneut hoheKosten
für Katastrophen schultern. Die erwar-
tetenKosten für den Hurrikan «Dorian»
auf denBahamas belaufen sich auf rund
300Mio.$, wie derRückversicherer am
Donnerstag mitteilte. In Japan fielTai-
fun «Faxai» in derRechnung mit 460
Mio.$noch deutlicher ins Gewicht.
«Reflexe», Seite 10
Neuer Chef
bei J. Safra Sarasin
(awp)·Beim Basler Vermögensverwal-
ter J. Safra Sarasinkommt es in der Chef-
etage zuVeränderungen.Daniel Belfer
übernimmt per sofort den Chefposten
von EdmondMichaan. Belfer ist seit
dem Jahr 2000 für das Institut tätig, zu-
letzt war er Leiter der DivisionTrading,
Treasury & Asset Management. Der
bisherige CEO Michaan, der das Insti-
tut seit 2013 geführt hat, wird eine neue
Funktion als Leiter derKonzernstrategie
in de r Bank und in der übergeordneten
J.-Safra-Gruppe übernehmen.
Chefwechsel
bei Nestlé Schweiz
(awp)·Bei Nestlé Schweizkommt es
Anfang 2020 zu einemWechsel an der
Spitze. Die Schweiz-Chefin Muriel Lie-
nau übernimmt die Leitung desWasser-
geschäfts in der Zone Europa, Mittle-
rer Osten und Nordafrika. Ihr Nachfol-
ger wird Eugenio Simioni, der seit vier
Juul wird für Marlboro-
Konzernzum Milliardengrab
(dpa)·Der Einstieg bei der umstritte-
nen E-Zigaretten-FirmaJuul wird für
den US-Tabakriesen Altria (Marlboro)
zum Debakel. DerKonzern teilte am
Donnerstag mit, den Wert der Investi-
tion in seiner Bilanz um 4,5 Mrd. $ nach
untenkorrigiert zu haben. Mit der Ab-
schreibungreagiertAltria auf die Krise
bei dem Startup, das wegen einer Epi-
demie unterTeenagern undTodesfällen
in Verbindung mit den Produkten in der
Kritik steht.Juul drohenVerkaufsver-
bote in den USA.Altria hatte im Dezem-
ber 12,8 Mrd. $ für eine 35%ige Betei-
li gung anJuul gezahlt. Derfinanzielle
Kraftakt war die grösste Investition in
der Geschichte des Marlboro-Konzerns.
Jahren Leiter derKommunikation der
Nestlé-Gruppe ist und davor schon ein-
mal Chef der Schweiz-Aktivitäten war.
Simioni war von 2011 bis 2015 unter
anderem inAustralien, Südkorea und
auf den Philippinen für Nestlé tätig.
Leo Kirch hatte 2002 Insolvenz anmel-
den müssen. Die Schuld dafür hatte er
bis zu seinemTod 2011 Breuer und der
DeutschenBank gegeben. Denn der da-
maligeVorstandschef hatte kurz zuvor in
Zweifel gezogen,dass noch jemand Kirch
Geld geben werde. Mit den Kirch-Erben
hat sich dieBank inzwischen auf einen
Vergleich geeinigt und 925 Mio.€gezahlt.
HERAUSGEGRIFFEN
Washington mausert sich
zur Sport-Hauptstadt
Martin Lanz,Washington· Di e US-HauptstadtregionWashing-
ton D. C. ist um eineAttra ktionreicher.Professionelle Sport-
teams gab es hier zwar schon immer. Ein Ballungszentrum mit
heute 6,2 Millionen Einwohnern bildet dafür einen genügend
grossen (Fernseh-)Markt. Identität und Zusammenhalt stifte-
ten dieseTeams in der sonst so zerstrittenenPolitstadt in der
Regel aber vor allem dadurch, dass sie die Sportfans während
Jahrzehnten mit Pleiten,Pech undPannen frustrierten.Dass das
lokaleFussballteam(Soccer) vonD. C. United1996, 1997,
und 2004 die nationale Meisterschaft vier Mal gewann, zählt
nicht wirklich – Soccer ist bis heute beim US-Sportfan nicht
wirklich angekommen. Spätestens seit Mittwochnacht ist alles
anders. Innert kurzer Zeit istWashington auch zur Sporthaupt-
stadt Amerikas geworden: Das Eishockeyteam derWashington
Capitals gewann den Stanley-Cup imJuni 20 18,das Basketball-
team derWashington Mystics errangvor dreiWochen erstmals
die WNBA-Meisterschaft, und nun hat dasBaseballteam der
Washington Nationals dieWorld Series gewonnen.
Allesnur Zufall? Und kanneine Stadt wieWashington, die
vom Kommen und Gehen vonPolitikern und von derPerma-
nenz ihrer Bürokratie lebt, aber kaum für mit Schweiss und
Tränen verbundeneSchwerarbeit steht, wirklich eine natio-
nale Sportstadt sein wie Philadelphia, NewYork oder Boston?
Eines ist klar:Washington hat vielgetan in den vergangenen 25
Jahren für den Profisport. Man hat Hunderte Millionen Dollar
an Steuergeldern in neue Anlagen gesteckt – eine unter Öko-
nomen umstrittene Praxis. Die Stadt argumentiertaber, dass
sich auch eine dankVerwaltung undTourismus stabileRegion
wirtschaftlich diversifizieren muss. Der Sport hilft, die bereits
zahlreichen amerikanischenBesucher der Hauptstadtlänger
in derRegion zu halten.Dass man nun neben ansprechenden
Sportstätten auch eineWinner-Mentalität vorweisen kann,hilft
dabei ungemein.Und wenn sich dankden jüngsten sportlichen
Erfolgen der ProfiteamsRepublikaner wie Demokraten als
Sieger fühlen dürfen und dafür in derParlamentsarbeit etwas
kompromissfähiger werden, gewinnt ganz Amerika.
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