Bild - 11.09.2019

(Marcin) #1
Der Ex-Boxwelt-
meister VITALI
KLITSCHKO (43) hat
sich seit dem Ende
seiner Profikarrie-
re dem demokrati-
schen Aufbau in der
Ukraine verschrieben. Nachdem
er 2013 bei den Kiewer Maidan-
Protesten eine der treibenden
Kräfte zur Absetzung von Präsident
Viktor Janukowitsch war, wurde er
2014 zum Bürgermeister gewählt.


Hongkong

ist das neue


Berlin“



Hongkong

ist das neue


Berlin“



Hongkong

ist das neue


Berlin“


Es braucht manchmal nicht


viel, um ein klares Zeichen
zu setzen, wofür unser Land
steht. Außenminister Hei-
ko Maas hat das mit seinem
Gespräch mit dem Hongkon-
ger Freiheits-Helden Joshua
Wong unter Beweis gestellt.

Der Außenminister hatte


beim BILD-Fest keine Be-
rührungsängste, wollte wis-
sen, wie es Wong nach seiner
Freilassung aus der kurzfris-
tigen Haft geht – und ob der
Protest weitergeht.

Maas machte das ganz bewusst


vor Kameras, um zu zeigen:
Deutschland ist die Freiheit
wichtig, Deutschland setzt
sich für Menschenrechte ein!

Dass Chinas Außenministe-


rium sich nur wenige Stun-
den später offiziell über Maas
beschwerte, von einer „Res-
pektlosigkeit“ sprach, zeigt,
wie weit es schon gekommen
ist. Chinas Führung glaubt
ernsthaft, dass sie deutschen
Politikern vorschreiben kann,
wen sie in Berlin (!) treffen dür-
fen.

Warum die chinesische Regie-


rung das glaubt?


Weil sich viel zu lange viel zu


viele weggeduckt haben, soviele weggeduckt haben, so-
wohl in der deutschen Poli-
tik als auch in der deutschen
Wirtschaft. Aus Angst, die
kapitalistische Diktatur Chi-
na könnte wütend werden.

Sollen sie doch wütend sein


über das, was Maas getan
hat! Dann sind Chinas Wer-
te eben nicht mit denen ver-
einbar, für die Deutschland
steht.

Maas hat das einzig richtige


Zeichen gesetzt. Danke, Herr
Außenminister!

Das


richtige


Zeichen!


Von
PAUL RONZHEIMER

KOMMENTAR


Von PAUL
RONZHEIMER

Als ich Joshua
Wong das ersWong das ers-
te Mal auf den
Straßen von HongStraßen von Hong-
kong traf, im Sepkong traf, im Sep-
tember 2014, tember 2014,
sprach er kaum sprach er kaum
ein Wort Englisch.ein Wort Englisch.
Aber drei Wörter
benutzte der da-
mals 17-Jährige im-
mer wieder, wenn
er über die dama-
lige „Regenschirm-
Revolution“ sprach: Revolution“ sprach:
„Freedom for
Hongkong!“ FreiHongkong!“ Frei--
heit für Hongkong!
★★★
Am Montag landeAm Montag lande-
te Wong um 18.06 te Wong um 18.

Uhr in Amsterdam, Uhr in Amsterdam,
Flug KLM 888 aus Flug KLM 888 aus
Hongkong, wo er Hongkong, wo er
zuvor einen Tag zuvor einen Tag
lang festgehalten lang festgehalten
worden war. Er hat-
te 36 Stunden kaum
geschlafen, meine
BILD-Kollegin Anne
Merholz traf ihn im
Transitbereich. Sie
sah, wie er sich so-
fort mit Handy und
MacBook in das
Flughafen-WLAN
einloggte, gleich-
zeitig E-Mails auf
dem Computer und
Sprachnachrichten
auf dem Handy
absetzte. Nur im
Flieger nach Ber-
lin machte Wong
kurz die Augen zu,

das Handy mit ei-
ner Hand fest um-
klammert.
Um kurz vor
halb elf abends
erreicht der
Freiheitskämp-
fer den Reichs-
tag. „Ich bin so
froh, hier zu sein,
das erste Mal in
meinem Leben
in Deutschland“,
sagt Wong mit
fester Stimme.
Auf der Dach-
terrasse des deut-
schen Parlaments
dann Beifall, Blitzdann Beifall, Blitzdann Beifall, Blitz--
licht, Begrüßung
durch BILD-Chef
Julian Reichelt.
Wong hält eine
kurze Rede (siehe kurze Rede (siehe
Auszüge): Auszüge): „Hong-„Hong-
kong ist jetzt das kong ist jetzt das kong ist jetzt das
Schlachtfeld für Schlachtfeld für
zwei sehr ver--
schiedene, geschiedene, ge--
gensätzliche gensätzliche
Ideologien: FreiIdeologien: Frei--
heit, Demokratie heit, Demokratie
und Menschen--
rechte gegen eirechte gegen ei--
ne Diktatur, die ne Diktatur, die
die Grundrech--
te nicht achtet.“
GÄNSEHAUT.GÄNSEHAUT.
Etliche Gäste
zücken ihre Han-
dys, wollen Sel-
fies mit dem Frei-
heits-Star. Für sich
natürlich, aber
sie helfen auch
Wong: Öffent-
lichkeit kann ihn
vor Zugriff und Revor Zugriff und Re-
pressalien schütpressalien schüt-
zen.
Einen Gast er-
kennt der 22-jäh-
rige Held von
Hongkong so-
fort: Kiews Bür-
germeister Vitagermeister Vita-
li Klitschko. „Wir „Wir
haben Ihren
Protest auf dem
Maidan damals Maidan damals
verfolgt, die Ukverfolgt, die Ukverfolgt, die Ukverfolgt, die Ukverfolgt, die Uk---
raine ist Vorbild
für Hongkong“, für Hongkong“,
sagt er.
Dann tritt Au-
ßenminister Hei-
ko Maas (52, SPD) ko Maas (52, SPD)
auf Wong zu, will auf Wong zu, will

von ihm wissen, von ihm wissen,
wie es zu seiner
Festnahme kam, Festnahme kam,
wie die Protes-
te in Hongkong te in Hongkong
wohl weitergewohl weiterge-
hen. Zehn Minu-
ten sprechen sie
vor den Augen
der Fotografen.
„Vielen Dank,
dass Sie hier
sind“, sagt
Wong.Wong.
Und allein die-
se kurze Begegse kurze Begeg--
nung löst am nung löst am
Dienstag eine Dienstag eine
handfeste Krise
zwischen Berlin zwischen Berlin
und Peking aus.
Wong zu trefWong zu tref-
fen, sei eine „Refen, sei eine „Re-
spektlosigkeit“spektlosigkeit“
gegenüber Chigegenüber Chi-
na, erklärte das na, erklärte das
Außenministeri-
um. Man sei „ext Man sei „ext-
rem unzufrieden“,
dass „Separatis-
ten aus Hong-
kong“ überhaupt
nach Deutsch-
land hätten ein-
reisen dürfen.
Das Auswär-
tige Amt wies
die Kritik zu-
rück: Treffen mit
Mitgliedern der
Zivilgesellschaft
seien ein ganz
normales Verfah-
ren. Maas habe
zudem darauf
verwiesen, dass
sich die Bundes-
regierung immer
für Meinungsfrei-
heit einsetze.
Und Joshua
Wong traf im Lau-
fe des Tages u.a.
FDP-Chef Christi-
an Lindner (40),
bat erneut um
Hilfe: „Gerade
weil sich die
Deutschen 1989
besonders für
Freiheitsrechte
eingesetzt ha-
ben, hoffen wir
auf Unterstüt-
zung und Soli-
darität dieses
starken Landes
in Europa.“

Warum ist


Chinas Führung so


schnell beleidigt?
Der Besuch Joshua
Wongs in DeutschWongs in Deutsch-
land und das kurze, land und das kurze,
fast zufällige Treffen fast zufällige Treffen
des 22-Jährigen mit des 22-Jährigen mit
Außenminister Heiko
Maas (52, SPD) haMaas (52, SPD) ha-
ben in Peking einen ben in Peking einen
Sturm der Entrüstung Sturm der Entrüstung
ausgelöst.ausgelöst.
DOCH WARUM IST
CHINAS FÜHRUNG
SO BELEIDIGT UND
WÜTEND?
Die Volksrepublik
verfolgt bereits seit
2005 die Politik des
„harmonischen Mitein-
anders der Nationen“.
Dahinter verbirgt sich
der Wunsch der kom-

munistischen Partei,
Staaten mögen sich
allein auf den Han-
del miteinander kon-
zentrieren und etwa-
ige politische oder
grundsätzliche Dif-
ferenzen nicht offen
ansprechen – etwa
MenschenrechtsverMenschenrechtsverMenschenrechtsver--
letzungen. Wongs An-
prangern des Unrechts
in Hongkong wird so
zum Problem für Chi-
nas Selbstverständ-
nis. Schlimmer noch:
Die Pekinger Führung
„verliert das Gesicht“,
wie es heißt. Das er-
klärt die überzogene
Reaktion.

„Vor 36 Stunden war ich
noch auf der Polizeiwache.
Ich wurde verhaftet und war
mir nicht sicher, wann ich frei-
gelassen werden würde. Es
ist mir also wirklich eine Eh-
re, hierherzukommen und er-
klären zu können, wie leiden-
schaftlich und entschlossen die
Menschen in Hongkong in un-
serem Kampf sind. Danke! (...)
Ich bin kein Anführer die-
ser Bewegung, und ich sage
mit Stolz, dass ich lediglich
einer der Teilnehmer und Un-
terstützer bin. In Hongkong
brauchen wir keine Anführer.
Wir stehen solidarisch und ein-
heitlich zusammen. (...)
In den letzten drei Monaten
sind mehr als 1200 Demons-
tranten verhaftet und ange-
klagt worden, wobei die Po-
lizei brutale, exzessive Gewalt
anwendete. Mehrere Hong-
konger nahmen sich das Le-
ben, um ihre Hingabe an die
Sache zu demonstrieren. (...)
Wenn wir in einem neu-
en Kalten Krieg leben, so
ist Hongkong das neue Ber-
lin. Hongkong ist jetzt das
Schlachtfeld für zwei sehr
verschiedene, gegensätzli-
che Ideologien: Freiheit, De-
mokratie und Menschenrech-
te gegen eine Diktatur, die
die Grundrechte nicht achtet.
Ich hoffe einfach, dass die
Welt verstehen wird, dass
die Menschen in Hongkong
die Demokratie verdienen.“

JOSHUA WONG


Vom Elektro-Verkäufer
zum Lebensretter. RAED
AL-SALEH (33) stammt
aus Daraa im Süden
Syriens. 2011 flüchtete
er vor Assads Schergen
in die Türkei, doch 2012
kam er zurück nach Syrien.
Er gründete die „Weißhelme“, eine
freiwillige Hilfsorganisation, die mitt-
lerweile mehr als 100 000 Menschen
nach Bombenangriffen Assads und
Putins aus den Trümmern rettete.

Schon 1979 hat MINA
AHADI (63) Studentenpro-
teste gegen den Kopftuch-
zwang im Iran organisiert.
1980 ermordeten die Mul-
lahs ihren Mann, Ahadi
musste fliehen. Mit weltwei-
ten Kampagnen kämpft sie ge-
gen Hinrichtungen und für Frauenrechte.
In Deutschland gründete sie 2007 den
„Zentralrat der Ex-Muslime“. Seit 40 Jah-
ren ist sie eine der mutigsten Gegnerin-
nen des Teheraner Islamisten-Regimes.

Auch diese Freiheits-Helden kamen zum BILD-Fest


★ BILD 100 ★ Fest der Freiheit ★ BILD 100 ★ Fest der


Er war der reichste
Mann Russlands, bis
Wladimir Putin ihn
ins Straflager
schickte: MICHAEL
CHODORKOWSKI (56).
Als der damalige Chef
des Öl-Konzerns „Yukos“
dem Kreml gefährlich wurde,
wanderte er 2003 in den Knast.
Erst 2013 kam er dank Bemühun-
gen der Bundesregierung frei.
Chodorkowski lebt seitdem im Exil.

cAuf dem Flug von
Amsterdam nach
Berlin: Hongkong-
Held Joshua Wong
und BILD-Reporterin
Anne Merholz

a Julia Klöckner (CDU,
r.) und ihre Vor-Vor-
Vorgängerin als Land-
wirtschaftsministerin
Ilse Aigner (CSU)

cCDU-Chefin Annegret
Kramp-Karrenbauer und
der israelische Botschafter
Jeremy Issacharoff

RWE-
Chef
Rolf
Martin
Schmitz

cInvestor
Frank Thelen
mit Frau Nathalie
Thelen-Sattler

US-Botschafter
Richard Grenell (r.) mit
Partner Matt Lashey b

Bewegende


Rede im Schatten


der Reichstags-


Kuppel


Fotos

: FRANZISKA KRUG/GETTY IMAGES, MICHAEL KAPPELER/PICTURE ALLIANCE/DPA, RADKE/EVENTPRESS, PETER MÜLLER, PRIVAT, DANIEL BISKUP: FRANZISKA KRUG/GETTY IMAGES, MICHAEL KAPPELER/PICTURE ALLIANCE/DPA, RADKE/EVENTPRESS, PETER MÜLLER, PRIVAT, DANIEL BISKUP: FRANZISKA KRUG/GETTY IMAGES, MICHAEL KAPPELER/PICTURE ALLIANCE/DPA, RADKE/EVENTPRESS, PETER MÜLLER, PRIVAT, DANIEL BISKUP: FRANZISKA KRUG/GETTY IMAGES, MICHAEL KAPPELER/PICTURE ALLIANCE/DPA, RADKE/EVENTPRESS, PETER MÜLLER, PRIVAT, DANIEL BISKUP: FRANZISKA KRUG/GETTY IMAGES, MICHAEL KAPPELER/PICTURE ALLIANCE/DPA, RADKE/EVENTPRESS, PETER MÜLLER, PRIVAT, DANIEL BISKUP

Foto: MARTIN SCHOELLER FÜR BILD

Gesundheits-
minister Jens
Spahn (CDU)

Olympiasiegerin
Kristina Vogel

SEITE 2 BILD DEUTSCHLAND • 11. SEPTEMBER 2019

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