WIRTSCHAFT DONNERSTAG,1.AUGUST2019 SEITE 10
Marktstimmung in Deutschland
WEuphorie WNiedergeschlagenheit
WBeschwingtheit WVerzweiflung
WGleichgültigkeit
gemessen am Angst-Index VDax
- Aktuell -Vorheriger Handelstag
DAX
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Allianz vNA
BASF NA
Bayer NA
Beiersdorf
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Continental
Covestro
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Fresenius
Fresenius M C St
HeidelbergCementHeidelbergCement
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Merck
Münch Rück vNA
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thyssenkruppthyssenkrupp
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%HochTief
Mit Beginn der Sommerpause
ist die Zahl der Arbeitslosen
in Deutschland im Juli leicht
auf 2,275 Millionen gestiegen.
Das waren 59.000 Arbeitslose
mehr als im Juni und 49.
weniger als vor einem Jahr,
wie die Bundesagentur für Ar-
beit mitteilte. Die Arbeitslo-
senquote erhöhte sich um 0,
Prozentpunkte auf 5,0 Pro-
zent. „Arbeitslosigkeit und
Unterbeschäftigung sind im
Juli vor allem aufgrund der
einsetzenden Sommerpause
gestiegen. Die Nachfrage der
Unternehmen nach neuen
Mitarbeitern geht leicht zu-
rück, und die Beschäftigung
nimmt weiter zu, aber weni-
ger dynamisch als zuletzt“,
sagte der Vorstand Regionen
der Bundesagentur für Arbeit
(BA), Daniel Terzenbach. Be-
reinigt um die saisonalen Ein-
flüsse wird für den Juli ein
Plus von 1000 im Vergleich
zum Vormonat errechnet.
Arbeitslosenzahl
im Juli leicht
gestiegen
R
upert Stadler konnte
sich auf diesen Tag
einstellen: Schon seit
Wochen kursierten
Gerüchte, dass die Staatsanwalt-
schaft München II wohl noch
vor der Sommerpause Anklage
gegen den ehemaligen Audi-
Chef wegen des Dieselskandals
erheben würde. Am Mittwoch-
morgen war es dann so weit:
Stadler und drei weitere Be-
schuldigte sollen sich schon
bald vor Gericht verantworten.
VON PHILIPP VETTER
Stadler werden neben Betrug
auch mittelbare Falschbeurkun-
dung und strafbare Werbung
vorgeworfen. Das Landgericht
München II muss nun über die
Zulassung der Anklage entschei-
den. Dass es zum Prozess kom-
men wird, gilt in Justizkreisen
als höchstwahrscheinlich, aller-
dings geht man davon aus, dass
frühestens im kommenden Jahr
die Hauptverhandlung eröffnet
werden kann.
Auffällig ist, dass die Staats-
anwälte Stadler nicht vorwer-
fen, schon von den Manipulatio-
nen von Dieselmotoren gewusst
zu haben, bevor die US-Umwelt-
behörde EPA sie im September
2015 öffentlich gemacht hat. Die
Vorwürfe unterscheiden sich in
diesem Punkt deutlich vom
zweiten Strafverfahren, das we-
gen des Volkswagen-Skandals
derzeit in Braunschweig läuft.
Dort waren bereits vor einigen
Monaten insgesamt fünf ehema-
lige VW-Manager angeklagt
worden, unter ihnen auch der
ehemalige Vorstandschef Mar-
tin Winterkorn. Winterkorn soll
bereits vor Bekanntwerden der
Manipulationsvorwürfe von der
Betrugssoftware gewusst haben.
Stadler wäre wohl juristisch un-
belastet davongekommen, wenn
er unmittelbar nach der Veröf-
fentlichung durch die US-Be-
hörden rücksichtslos bei Audi
aufgeklärt und aufgeräumt hät-
te. Doch genau das soll der ehe-
malige Markenchef nicht getan
haben. „Dem Angeschuldigten
Prof. Stadler wird vorgeworfen,
spätestens ab Ende September
2015 von den Manipulationen
Kenntnis gehabt und gleichwohl
weiter den Absatz von betroffe-
nen Fahrzeugen der Marken Au-
di und VW veranlasst bzw. den
Absatz nicht verhindert zu ha-
ben“, teilte die Staatsanwalt-
schaft mit. Stadler soll dem Ver-
nehmen nach auch nach Be-
kanntwerden der Affäre daran
mitgewirkt haben, dass betrüge-
rische Software nicht oder nur
nach und nach gegenüber den
Zulassungs- und Ermittlungsbe-
hörden offengelegt wurde.
Stattdessen seien weiter Au-
tos produziert und verkauft
worden, von denen Audi wusste,
dass sie die Abgasvorschriften
nur auf dem Prüfstand einhiel-
ten, nicht aber auf der Straße.
Das gelang, weil die Software
der Fahrzeuge erkannte, dass sie
sich auf einem Prüfstand befin-
den, weil beispielsweise die Len-
kung nicht eingeschlagen wur-
de, obwohl sich das Auto schein-
bar bewegte. Insgesamt soll so
laut Anklage bei mehr als
250.000 Audi-Fahrzeugen, mehr
als 71.500 VW-Autos und mehr
als 112.000 Porsche betrogen
worden sein, die auf den euro-
päischen und amerikanischen
Markt gekommen waren.
Stadlers Verhalten nach Be-
kanntwerden des Betrugs hatte
ihn zwischenzeitlich auch ins
Gefängnis gebracht. Der frühere
Vorstandschef soll am Telefon
besprochen haben, dass man ei-
nen Belastungszeugen aus dem
Unternehmen beurlauben soll-
te. Das werteten Ermittlungs-
richter und Staatsanwaltschaft
als Versuch, die Aufklärung zu
behindern und Straftaten zu
vertuschen, Stadler kam mona-
telang in Untersuchungshaft.
Ebenfalls im Gefängnis saßen
zwischenzeitlich bereits zwei
der drei Mitangeklagten. Nach
WELT-Informationen sollen
sich auch der ehemalige Mana-
ger Wolfgang Hatz sowie der
frühere Audi-Ingenieur Giovan-
ni P. zusammen mit Stadler vor
Gericht verantworten. Ange-
klagt ist zudem ein weiterer
Techniker. „Wir erachten die
Vorwürfe nach wie vor für unzu-
treffend und werden uns weiter-
hin gegen sie in tatsächlicher
und rechtlicher Hinsicht vertei-
digen“, teilte Hatz’ Verteidiger
Gerson Trüg WELT mit. Der An-
walt von Giovanni P. bestätigte,
dass die Anklage gegen seinen
Mandanten eingegangen sei,
und lehnte einen weiteren Kom-
mentar dazu ab. Stadlers Vertei-
diger ließ eine Anfrage unbeant-
wortet.
Audi lobte in einer Stellung-
nahme zur Anklageerhebung
noch einmal die Verdienste des
früheren Vorstandschefs. „In
seiner Zeit als CEO ist Audi ein
international erfolgreiches Un-
ternehmen geworden“, heißt es
in der Mitteilung. „Bis zur Klä-
rung der Vorwürfe gilt für alle
Beschuldigten die Unschulds-
vermutung.“ Stadler war zwölf
Jahre Audi-Chef gewesen und
galt als enger Vertrauter von
Winterkorn und dem früheren
VW-Patriarchen Ferdinand
Piëch, dessen Büro er vor seiner
Zeit bei Audi geleitet hatte. Die
Eigentümerfamilien Porsche
und Piëch hatten bis zur Inhaf-
tierung trotz heftiger Kritik an
Stadler festgehalten. „In einem
Rechtsstaat ist es die Aufgabe
der Gerichte, sich eine Überzeu-
gung zu den Anklagepunkten
der Staatsanwaltschaft zu bil-
den“, teilte das Unternehmen
mit. „Eine Kommentierung der
Anklage durch die Audi AG
scheidet für uns daher aus.“
Der Aufsichtsrat werde auch
nicht vor einer möglichen Ver-
urteilung Stadlers über Scha-
denersatzforderungen gegen
den früheren Vorstandschef ent-
scheiden, sagte ein Sprecher
WELT. Die Prüfung solcher For-
derungen sei noch nicht abge-
schlossen, sie werde „vorbehalt-
los und ohne Ansehen der Per-
son“ durchgeführt. Der entstan-
dene Schaden für Audi und den
VW-Konzern ist gewaltig. Allein
Audi musste bereits ein Bußgeld
in Höhe von 800 Millionen Euro
zahlen, für VW kam ein weiterer
Bußgeldbescheid über eine Mil-
liarde Euro hinzu. Insgesamt be-
laufen sich die Kosten des Skan-
dals für den Konzern auf deut-
lich über 30 Milliarden Euro.
Neben den vier Angeklagten
ermittelt die Münchner Staats-
anwaltschaft weiter gegen mehr
als 20 andere Beschuldigte. Bei
AAAudi beteuert man nun zum wie-udi beteuert man nun zum wie-
derholten Mal, dass das Unter-
nehmen „weiterhin vollumfäng-
lich“ mit den Behörden koope-
riere. „Diese Aufklärung ist eine
VVVoraussetzung für den erfolgrei-oraussetzung für den erfolgrei-
chen Neustart“, heißt es. „Wir
haben aus unserer Vergangen-
heit gelernt und nutzen sie als
Chance.“ So hatte sich allerdings
auch Stadler in den Jahren nach
Bekanntwerden des Skandals
immer wieder geäußert. Die Er-
mittler sind überzeugt, dass das
nicht stimmte, deshalb wird nun
wohl auch der frühere Audi-Chef
auf der Anklagebank landen.
Der frühere Audi-Chef Stadler soll 2015 bei Audi zu wenig zur Aufklärung beigetragen haben
REUTERS
/ DENIS BALIBOUSE
Die andere Seite
des Dieselskandals
Mit Ex-Audi-Chef Rupert Stadler muss der zweite hochrangige
frühere VW-Manager wegen des Abgasbetrugs vor Gericht.
Die Hauptverhandlung beginnt wohl erst im nächsten Jahr
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