Die Welt Kompakt - 01.08.2019

(Brent) #1
dem Film „die Geschichte, die
die NS-Propaganda und Hitler
selbst über seine Zeit im Ersten
WWWeltkrieg zu erzählen versuch-eltkrieg zu erzählen versuch-
ten“. Nur vordergründig relati-
viert werde dies, so Webers Ein-
schätzung, durch eingeschobe-
ne Teile eines Interviews mit
dem renommierten Historiker
Ian Kershaw. Das wirke im Film,
so Weber weiter, „als versuch-
ten die Autoren, davon abzulen-
ken, dass sie die Kernaussagen
der NS-Propaganda über Hitler
gegen die historische Zunft ver-
teidigen“.
Für besonders perfide hält
WWWeber die Darstellung von Hit-eber die Darstellung von Hit-
lers Antisemitismus. Dessen
Kernrechtfertigungen durch
Hitler würden im Film „nicht
kritisiert und dadurch letztlich
wohlwollend bestätigt“. Weber
weiter: „Mir scheint der Film zu
suggerieren, dass Hitlers Anti-
semitismus auf tatsächlich exis-
tierende ‚kapitalistische Bestre-
bungen‘ und eine ‚finanzielle
Macht‘ der Juden als Ursprung
aller Miseren in der Welt zu-
rückzuführen sei. Das Gleiche
gilt nach meiner Einschätzung
fffür die Aussage, dass der Ersteür die Aussage, dass der Erste
WWWeltkrieg Resultat einer ‚evil al-eltkrieg Resultat einer ‚evil al-
liance‘ von Juden und Marxis-
ten sei.“
Ein zweiter Film, für den Kal-
bitz das Drehbuch geschrieben
hat, trägt den Titel „Von Gar-
misch in den Kaukasus. Die Ge-
schichte der 1. Gebirgsdivision
1 941–1942.“ Der Film ist 2008 in
der Edition Montanus erschie-
nen, die offenbar heute nicht
mehr existiert. In älteren Inter-
netangaben wird Kalbitz’ Ehe-
fffrau als Inhaberin genannt.rau als Inhaberin genannt.
Der Film befasst sich mit der 1.
Gebirgsdivision (auch Edelweiß-
Division genannt) , die im Zwei-
ten Weltkriegam Überfall der

ivision genannt)
am Überfall der

ivision genannt)

WWWehrmacht auf die Sowjetunionehrmacht auf die Sowjetunion
beteiligt war, 1942 in den Kauka-
sus vorstieß und dort stecken
blieb, womit der Film endet. Bei
dessen Betrachtung entsteht der
Eindruck, als habe es sich bei
dem Vorrücken der Gebirgsdivi-
sion um eine heldenhafte militä-
rische Leistung gehandelt. Dass
diese Truppe dann ab Frühjahr
1 943 vor allem in Griechenland
an schweren Kriegsverbrechen
beteiligt war, wird mit keinem
WWWort erwähnt.ort erwähnt.
Für eine klare Geschichtsfäl-
schung kann man den Film dort
halten, wo der Geschichtsrevi-
sionist Heinz Magenheimer un-
widersprochen seine von der
Forschung seit Jahrzehnten wi-
derlegte These vorträgt, dass die
Sowjetunion kurz vor dem deut-
schen Überfall einen eigenen

owjetunion kurz vor dem deut-
chen Überfall einen eigenen

owjetunion kurz vor dem deut-

Angriff vorbereitet hätte. Ma-
genheimer behauptet in dem
Film, dass „dem deutschen An-
griff mittelfristig gesehen ein
präventiver Aspekt“ zugrunde
gelegen habe.
Über seine Beteiligung an bei-
den Filmen sagt Kalbitz, er habe
sie „zusammen mit meinem
Schwiegervater Stuart Russell
erstellt, der sich als Brite mit
deutschen Texten schwergetan“
habe. Er habe Russell, „gerne da-
bei geholfen, die Skripts zu über-

heute, eine „eventuell etwas un-
überlegte Sprachwahl“ gewesen,
„die sicher meinem Alter ge-
schuldet war“. 2017, da war er 44,
sprach er auf dem „Kyffhäuser-
treffen“ des „Flügels“ über
„Deutschland-Abschaffer“ im
Bundestag.
2 007 nahm Kalbitz an einem
Zeltlager der neonazistischen
und 2009 verbotenen Heimat-
treuen Deutschen Jugend(HDJ)
teil. Darauf angesprochen, sagt
er heute: „Wenn ich es irgendwie
fffür sinnvoll erachtet hätte, dannür sinnvoll erachtet hätte, dann
hätte es mich weiterhin interes-
siert. Hat es aber nicht.“ Gleich-
wohl wisse er, dass Medien da-
raus gerne eine „Extremismus-
keule“ bauen würden.
Es gibt ein weiteres Element
seiner Biografie, über das Kalbitz
erst dann spricht, wenn Journa-
listen ihn danach fragen. WELT
konfrontierte ihn mit zwei Fil-
men, an denen er maßgeblich be-
teiligt war und in denen ge-
schichtsrevisionistische Tenden-
zen zu erkennen sind. Der erste
Film, veröffentlicht 2004, han-
delt von Adolf Hitlers Zeit als
Soldat im Ersten Weltkrieg,
„Hitler. The Unknown Soldier.
1 914–1918“.

AAAutor des englischsprachigenutor des englischsprachigen
Films, der aus historischen Auf-
nahmen, Interviews und Spre-
cherkommentaren besteht, ist
Stuart Russell. Das Skript
stammt laut Vorspann von Rus-
sell und Kalbitz. Letzterer wird
auch unter „Camera“ genannt.
Russell (1949–2006) war ein bri-
tischer Soldat und lebte in der
Nähe der Wewelsburg bei Pader-
born. Die Wewelsburgwurde in
der Zeit von 1934 bis 1945 von der
SS genutzt. Russell schrieb darü-
ber unter anderem das Buch
„Himmlers Burg. Zentrum der
SS“. Bis heute wird dieses Buch
von rechten Versandhäusern an-
geboten.
Den Film von Russell und
Kalbitz über Hitlers Soldaten-
zeit hat sich Thomas Weberan-
gesehen. Weber ist Professor
fffür Geschichte an der Universi-ür Geschichte an der Universi-
tät Aberdeen und seit seinem
Buch „Hitlers erster Krieg“ als
einer der besten Kenner dieses
Themas ausgewiesen. „Dieser
Film von Stuart Russell und An-
dreas Kalbitz macht auf mich
den Eindruck einer geschickten
Hitler-Verherrlichung“, meint
WWWeber. „Augenscheinlich unkri-eber. „Augenscheinlich unkri-
tisch übernommen“ werde in

arbeiten“. Über Russell sagt Kal-
bitz: „Er war mit Sicherheit kein
Rechtsradikaler oder gar Extre-
mist. Solch politisch motivierte
Leichenfledderei finde ich wi-
derwärtig.“
Kontakte zu Geschichtsrevi-
sionisten lassen sich bei Kalbitz
bis in die Zeit nach seinem AfD-
Eintritt nachweisen: Von 2010
bis 2015 war er Vorsitzender des
VVVereins Kultur- und Zeitge-ereins Kultur- und Zeitge-
schichte, Archiv der Zeit (laut
Kalbitz in jener Zeit „faktisch in-
aktiv“), der von dem ehemaligen
SS-Hauptsturmführer und NPD-
Funktionär Waldemar Schütz
gegründet worden war. Der Ver-
ein wurde laut dem Gutachten
des Verfassungsschutzes über
die AfD als rechtsextremistisch
eingestuft.
Dass Kalbitz in der AfD so
hoch steigen konnte, sagt zum
einen etwas über die Empfäng-
lichkeit dieser Partei für radika-
les Gebaren aus. Kalbitz sprach
2 017 beim „Kyffhäusertreffen“
sogar über bürgerkriegsähnliche
Zustände in einer mehrdeutigen
Formulierung: „Die AfD ist die
letzte evolutionäre Chance für
dieses Land. Danach kommt nur
noch ‚Helm auf‘. Und das will
ich nicht.“
Zum andern hat Kalbitz’ Auf-
stieg mit seinen organisatori-
schen Fähigkeiten zu tun. Dem
drahtigen, burschikos wirkenden
Mann gelang es ab 2014 in der
Potsdamer Landtagsfraktion,
sich unentbehrlich zu machen,
indem er als Fraktionsvize dem
damaligen Vorsitzenden Alexan-
der Gaulandden Rücken frei-
hielt. Stützen konnte sich Kal-
bitz auf einen Kreis sehr getreu-
er Mitarbeiter – manche davon
ehemalige Bundeswehrsoldaten,
die alle auf seiner politischen Li-
nie zu sein scheinen –, was ihm
nach der Übernahme des Frakti-
onsvorsitzes 2017 ein straffes
Regiment auch in der Landes-
partei ermöglichte.
„In der brandenburgischen
AAAfD passiert nichts ohne WissenfD passiert nichts ohne Wissen
und Zustimmung des Andreas
Kalbitz“, sagt der Landtagsabge-
ordnete Sven Schröder, der im
April 2019 aus der AfD-Fraktion
und auch aus der Partei austrat.
Kalbitz führe „autokratisch“, sei
„sehr misstrauisch“ und gehe
„mit parteiinternen Kritikern so
um, als wären sie Angreifer“.
Schröder weiter über Kalbitz:
„Er hat einen straff organisier-
ten Gefolgschaftskreis aus ‚Flü-
gel‘-Anhängern um sich ge-
schart.“ Dass die Partei in Bran-
denburg so stark ist, beruht nach
Schröders Ansicht „nicht auf der
politischen Überzeugungskraft
von Kalbitz“. Denn der vermeide
konkrete politische Aussagen.
Vielmehr, so Schröder, profitiere
die AfD davon, „dass die anderen
Parteien politisch zu schwach
agieren und stattdessen perma-
nent versuchen, die AfD zu dis-
kreditieren, was dann zu Trotz-
und Gegenreaktionen in der
WWWählerschaft führt“.ählerschaft führt“.
Freilich geht die brandenbur-
gische AfD durchaus mit landes-
politischen Forderungen in den
WWWahlkampfahlkampfahlkampfahlkampf. Als wichtigste be-. Als wichtigste be-

zeichnet Kalbitz im Gespräch
„in der Familienförderung unter
anderem die Einführung eines
Familiendarlehens, das mit jeder
Geburt eines Kindes um 25 Pro-
zent getilgt wird, ein zusätzli-
ches Landesbaukindergeld sowie
mehr Hilfen für Familien beim
Eigenheimerwerb“. Die AfD wol-
le „das Ausbluten des ländlichen
Raums verhindern, den Mittel-
stand fördern und die Mietstei-
gerungen im Berliner Umland
stoppen“. Der Kohleausstieg in
der Lausitz mit ihrem Braunkoh-
leabbau müsse gestoppt werden,
„bis es die nötigen Vorausset-
zungen und Arbeitsplätze gibt“.
In der Asylpolitik sollen laut Kal-
bitz „ausreisepflichtige Asylan-
ten nur noch Sachleistungen er-
halten“, und diejenigen, die
straffällig geworden sind und
sich hier illegal aufhalten, seien
„unverzüglich in Haft zu neh-
men und schnell abzuschieben“.
Bei der Migrationjedoch ging
Kalbitz beim Wahlkampf in Jü-
terbog kaum einmal auf die lan-
despolitischen Aspekte dieses
Themas ein. Und wenn er sich
mit Brandenburg beschäftigte,
war er rasch bei der Hand damit,
Bezüge zwischen der DDR und
der bundesdeutschen Gegen-
wart herzustellen. Etwa wenn er
suggerierte, man könne heute
nicht mehr frei die eigene Mei-
nung kundtun: „Wir sind“, so
Kalbitz in Jüterbog, „das erste
Mal seit der Wende wieder in der
Situation, wo sich jeder ganz ge-
nau überlegt: Was erzähle ich
meinen Nachbarn? Was erzähle
ich den Kollegen? Was erzähle
ich eigentlich am Küchentisch?“
Indes wehrt er sich im Ge-
spräch gegen die Vermutung, er
oder seine Partei würden die
Ordnung der Bundesrepublik in-
fffrage stellen: „Es geht der AfDrage stellen: „Es geht der AfD
und auch dem ‚Flügel‘ nicht um
einen Systemumsturz“, sagt Kal-
bitz. Er wolle „lediglich das Ko-
ordinatensystem der Wertekon-
stellationen innerhalb des demo-
kratischen Systems korrigieren“.
Er habe „keine Ideologie“ und
sei „auch kein Ideologe“. Werde
anderes behauptet, so sei dies
„schlicht sachlich falsch“.
Vielleicht ist ja etwas dran.
Vielleicht besteht das Geschick
des Andreas Kalbitz jedenfalls
heute darin, keine ausgearbeite-
te Ideologie vorzutragen, son-
dern es bei Assoziationen zu be-
lassen. Beim Thema Meinungs-
fffreiheit etwa so: „Ich finde es un-reiheit etwa so: „Ich finde es un-
passend, wenn der Verfassungs-
schutz eins zu eins mit der Stasi
verglichen wird“, sagt er im Ge-
spräch. Es gebe „in Deutschland
keine politische Verfolgung in
der Ausprägung totalitärer Staa-
ten“, fährt Kalbitz fort, fügt aber
wörtlich hinzu, dass „gleichwohl
Repressalien, Ausgrenzung und
auch der Versuch der Kriminali-
sierung zunimmt“. Wer will, mag
das dann auf die DDR beziehen.
So kann die Radikalität des An-
dreas Kalbitz in Brandenburg
durch bloßes Assoziieren mit
ostdeutschen Aversionen gegen
die Ordnung der Bundesrepublik
verbunden werden.
Mitarbeit: Sven Felix Kellerhoff

DPA

/ JÖRG CARSTENSEN

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