Die Welt Kompakt - 01.08.2019

(Brent) #1

2 THEMA DES TAGES DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,1.AUGUST


ße einen Zaun spannen können“,
sagt auch Karl-Peter Naumann,
der Ehrenvorsitzende des Fahr-
gastverbandes Pro Bahn. „Wir
sind ein Stück weit wehrlos.“
Am Montag hatte ein Mann am
Frankfurter Hauptbahnhof einen
Achtjährigen und dessen Mutter
vor einen einfahrenden ICE ge-
stoßen. Der Junge starb noch im
Gleisbett, die Mutter konnte sich
retten und wurde verletzt. Eine
78-Jährige, die der Tatverdächti-
geauch attackiert haben soll,
konnte sich in Sicherheit brin-
gen, ohne auf die Gleise zu stür-
zen. Bislang gab es Fälle von At-
tacken auf Menschen an Bahn-
steigen, die dann ins Gleisbett
stürzten und von Zügen erfasst
wurden, vor allem im Nah- und
Stadtverkehr, bei U- und S-Bah-
nen. Die jüngsten schrecklichen
Taten haben nun die Bundesre-
gierung alarmiert. Innenminister
Horst Seehofer (CSU)hat ange-
kündigt, dass die Sicherheitsvor-
kehrungen an Bahnanlagen ver-
bessert werden müssten.
Die Kosten dürften dabei keine
Rolle spielen. Die aber sind nicht
das Hauptproblem, wenn es da-
rum geht, Bahnanlagen sicherer
zu machen. Für mehr Sicherheit
auf Bahnsteigen können grund-
sätzlich vier Maßnahmen sorgen:
Zugangsschleusen, Trennwände

N

ach der zweiten tödli-
chen Attacke an ei-
nem Bahnhof inner-
halb kurzer Zeit ver-
handeln Sicherheitsbehörden so-
wie Vertreter des Bundesinnen-
ministeriums und der Deutschen
Bahn (DB) darüber, wie man die
Sicherheit in den Stationen und
vor allem auf den Bahnsteigen er-
höhen kann. Erste Konzepte da-
zu kursieren, Details dazu wollen
die Beteiligten vorerst aber nicht
preisgeben. „Wir möchten den
Gesprächen nicht vorgreifen“,
sagte eine Bahn-Sprecherin.


VON NIKOLAUS DOLL

Bahnexperten bezweifeln aller-
dings, dass man die Sicherheits-
standards im deutschen Schie-
nenverkehr in absehbarer Zeit
deutlich erhöhen kann. „Maßnah-
men, wie es sie in anderen Län-
dern gibt, sind aufgrund der
Struktur der Anlagen im deut-
schen Bahnwesen nicht umsetz-
bar“, heißt es in Sicherheitskrei-
sen. „Sehr viel sicherer kann man
das System nicht machen. Wir
können nicht überall einen Poli-
zisten postieren oder überall
Sperrgitter anbringen. Das ist ge-
nauso wenig möglich, wie wir vor
jedem Bus an der Haltestelle oder
vor jedem Lastwagen auf der Stra-


zwischen den Zügen und Bahn-
steigen, mehr Sicherheitsperso-
nal und Überwachung mit intelli-
genten Videokameras. Alle vier
Möglichkeiten kommen weltweit
an Bahnanlagen zum Einsatz – al-
lerdings nicht hierzulande. Das
liegt an den Besonderheiten des
deutschen Bahnsystems. Zu-
gangssperren sind in vielen Län-
dern sowohl bei Fernzügen als

auch bei Metros verbreitet. In
zahlreichen Ländern Süd- und
Westeuropas kommt man ohne
gültiges Ticket weder in den Zug
noch auf den Bahnsteig.
In Spanien beispielsweise
checkt man in die Hochge-
schwindigkeitszüge AVE vorher
ein. Deutsche Bahnfahrer erin-
nert das Prozedere eher an das
an Flughäfen. Währenddessen

werden die Passagiere auch kon-
trolliert. Entsprechend leer sind
die Bahnsteige, es gibt keinerlei
Gedränge. Zusätzlich patrouillie-
ren Polizeisteifen vor den Zügen.
Ähnlich sind die Verfahren in
anderen Ländern. Möglich ist
das, weil man dort in aller Regel
vor Besteigen des Zuges eine
Fahrkarte gekauft hat, und zwar
mit Platzreservierung. Kein Ti-

„Wir sind ein


Stück weit


wehrlos“


Nach den tödlichen Attacken arbeiten


Bundesregierung und Bahn an neuen


Sicherheitskonzepten. Geld dürfe keine


Rolle spielen, sagt Seehofer. Doch das


Problem sind nicht die Kosten, sondern die


Besonderheiten des deutschen Bahnsystems


V


ier Tage vor der Bluttat
von Frankfurt wählte die
Ehefrau des mutmaßli-
chen Täters im 25.000-Einwoh-
ner-Städtchen Wädenswil in der
Schweiz den Notruf.


VON KAJA KLAPSA, CHRISTINA BRAUSE
UND MARTIN LUTZ


Laut der Kantonspolizei Zü-
rich sperrte der 40-jährige Eri-
treer sie, die drei Kleinkinder
und eine Nachbarin in seiner
Wohnung ein. Zuvor hatte er die
Nachbarin angegriffen und sie
verbal sowie mit einem Messer
bedroht. Bevor die Polizei ein-
treffen konnte, flüchtete der Fa-


milienvater. Daraufhin wurde er
in der Schweiz zur Fahndung
ausgeschrieben. Nach Angaben
der Züricher Ermittler war er
schon mehrfach durch Gewalttä-
tigkeiten aufgefallen und seit die-
sem Jahr in psychiatrischer Be-
handlung.
In einer Vernehmung gab er
nun an, vor wenigen Tagen mit
dem Zug von Basel nach Frank-
furt gefahren zu sein. Doch wäh-
rend der mutmaßliche Täter in
den Zug über Basel Richtung
Frankfurt stieg, wussten die
deutschen Behörden nichts über
die Vorfälle. Die Schweizer hat-
ten die Fahndung den hiesigen
Kollegen nicht mitgeteilt.

Das ist nicht ungewöhnlich –
die zuständige Polizeibehörde
entscheidet in jedem Fall einzeln,
ob eine Fahndung nur national
oder auch europaweit ausge-
schrieben wird. Dieter Romann,
Präsident der Bundespolizei, sag-
te nach dem Fall des Eritreers:
„Wenn eine Fahndung vorher
kommuniziert worden wäre oder
er in internationalen Systemen
gespeichert worden wäre und wir
zudem kontrolliert hätten, dann
hätten wir ihn entdeckt. Aber das
ist hypothetisch.“
Wäre es also doch sinnvoll,
Fahndungen grundsätzlich euro-
paweit auszuschreiben – statt je-
des Mal individuell zu entschei-

den? Holger Münch, Präsident
des Bundeskriminalamtes (BKA),
erklärte am Dienstag bei einer
Pressekonferenz, man könne
überlegen, ob man bei offenen
Grenzen auch generell europa-
weit fahnden sollte. Diesem Ge-
danken pflichtet auch der Vize-
chef der Gewerkschaft der Poli-
zei (GdP), Jörg Radek, bei. „Das
wäre eine Vereinfachung für die
Praxis. Als Grenzpolizei brau-
chen wir im Verdachtsfall Er-
kenntnisse über den Reisenden“,
sagte Radek WELT.
Zudem müssten die jeweiligen
Informationssysteme der Poli-
zeien in Europa vereinheitlicht
werden. So seien allein die poli-

zeilichen Systeme von Deutsch-
land und der Schweiz bisher
nicht voll miteinander kompati-
bel. Dies müsse erst technisch er-
möglicht werden – auch im Be-
zug auf andere europäische Län-
der, so Radek.
Der SPD-Innenexperte Uli
Grötsch bemängelt allerdings,
dass mehrere Mitgliedstaaten ih-
re Informationen nur unzurei-
chend in das System einbräch-
ten. „Die Datenqualität des
Schengener Informationssys-
tems ist schlecht. Der aktuelle
Fall in Frankfurt ist offenbar ein
Beleg dafür.“
Müssen die Länder ihre Infor-
mationen also prinzipiell nicht

Wie sinnvoll sind generelle europaweite Fahndungen?


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