Die Welt Kompakt - 01.08.2019

(Brent) #1
warte ich von meinem Staat, dass
er diese Freiheit ebenso schützt
wie unser liberales, offenes Zu-
sammenleben in einer bunten
Gesellschaft.

Was mögen Sie am Liberalis-
mus und was an der FDP?
Ich liebe die Freiheit. Meine SPD
ist eine emanzipatorische, keine
paternalistische Bewegung. Aber
es geht eben nicht allein darum,
frei zu sein, um das zu tun, was
einem beliebt. Es geht auch da-
rum, frei von Angst, Armut und
Entrechtung leben zu können.
Das ist für mich Liberalismus.
Und ich schätze sehr das men-
schenrechtspolitische Engage-
ment vieler Kolleginnen und Kol-
legen der FDP. Wir arbeiten da
auch ziemlich gut zusammen.

Warum ist die SPD nicht mehr
die Partei der Aufsteiger?
Ich bin ja ein solcher Aufsteiger.
Ich wäre ohne die sozialdemo-
kratischen Bildungsreformen
nicht da, wo ich jetzt bin. Ich
komme aus einer Bergmannsfa-
milie. Meine Kindheit und Ju-
gend waren alles andere als

leicht. Vielleicht ist das der größ-
te Skandal in unserem Land, dass
nach wie vor die Herkunft eines
Kindes und die Dicke des Geld-
beutels der Eltern maßgeblich
über den weiteren Lebensweg
entscheiden. Hier möchten wir
gerne neue Akzente setzen.

Wollen Sie Wähler, die Sie an
die AfD verloren haben, zu-
rück?
Nazis, Rassisten und Faschos si-
cher nicht. Aber andere schon.
Wer sich Sorgen macht vor der
Globalisierung und einem unge-
zügelten Kapitalismus, sollte in
der SPD eine vernünftige An-
sprechpartnerin finden.

Gehören migrationskritische
Wähler auch dazu? Oder will
die SPD da etwas neonaiv blei-
ben?
Ich kann mir Europa und
Deutschland ohne Migration
schlicht nicht vorstellen. Wir
fragen nicht, woher du kommst,
an wen du glaubst und wen du
liebst. Aber wir müssen fragen:
Bist du bereit, dich auf unsere
Regeln, Gesetze, unsere Werte,

Sprache und Prinzipien einzulas-
sen? Und diese Frage muss mit
Ja beantwortet werden. Sonst
klappt das nicht mit einem fried-
lichen, respektvollen Zusam-
menleben.

Was lernen Sie von den Grünen?
Dass man als immer wieder abge-
schriebene Partei niemals aufge-
ben sollte. Derzeit – das verges-
sen viele – sind die Grünen die
kleinste Oppositionsfraktion im
Bundestag.

Wo würden Sie die Grünen at-
tackieren?
Die Grünen sind ein politischer
Mitbewerber. Ich kritisiere sie
dann, wenn sie Unsinn erzählen
oder fordern. Ich habe da keine
Beißhemmung.

Wo konkret, im Augenblick
wirkt die SPD so, als würde sie
ängstlich vor Nichtgefallen den
Grünen hinterherlaufen. Sehe
ich das falsch?
Ich will nicht den Grünen gefal-
len, aber ich will, dass die SPD
wieder mehr Menschen, vor al-
lem den jungen, gefällt. Wir

brauchen einen ambitionierten
Klimaschutz. Aber Beschäftigte,
Pendlerinnen und Pendler, der
ländliche Raum dürfen nicht zu
den Verlierern gehören.

Das wirkt gefällig.
Gefällig? Ich bitte Sie. Gefällig
ist die derzeitige Klimaschutzde-
batte auf abstraktem Niveau.
Lassen Sie uns konkret werden.
Wir fordern höhere Preise für
den CO 2 -Ausstoß. Meine Pendle-
rinnen und Pendler zu Hause im
nordhessischen Wahlkreis kön-
nen doch nicht einfach auf den
Bus umsteigen, weil der Sprit 20
Cent pro Liter teurer wird. Es
gibt derzeit keinen Bus zur Ar-
beit. Die müssen Auto fahren.
Hier brauchen wir kurzfristig ei-
nen Ausgleich. Das ist nicht ge-
fällig. Das ist gerecht. Dafür
braucht es die SPD.

Ist Deutschland reif für einen
schwulen Kanzler?
Ich hoffe, dass wir bald wieder
reif sind für einen sozialdemo-
kratischen Kanzler. Und wenn
der dann auch noch schwul wäre,
wäre das auch gut so.

Kann Kevin Kühnert Kanzler?
Er kann ziemlich gut Juso-Vorsit-
zender. Und er ist ein netter Kerl.

Also nein.
Bitte lassen Sie die Kirche im
Dorf. Kevin Kühnert ist noch kei-
ne 30 Jahre alt. Fragen Sie mich
noch mal, wenn er seine erste Le-
gislaturperiode als direkt gewähl-
ter Bundestagsabgeordneter hin-
ter sich gebracht hat.

Ihre Kampagnen-Partnerin ist
unbekannt. Wie würden Sie sie
in wenigen Worten beschrei-
ben?
Sie werden sie noch kennenler-
nen. Und ich habe den Eindruck,
dass ganz viele Sozis und Sympa-
thisanten meiner Partei kein hin-
länglich bekanntes Gesicht, son-
dern frisches, modernes, kluges
und unverbrauchtes Führungs-
personal wünschen. Christina ist
eine glühende Europäerin, eine
ausgewiesene Digitalexpertin, sie
ist viel geduldiger als ich und hat
das Herz am rechten Fleck. Sie
ist großartig!

Noch ein paar programmati-
sche Fragen zum Schluss, mit
der Bitte um kurze Antworten.
Soli streichen auch für Gutver-
diener, wie es versprochen war?
Nein. Für 90 Prozent wird er ab-
geschafft, für Bestverdiener noch
nicht.

Frauenquote im Kabinett?
Ja. Ebenso ein Paritätsgesetz für
unseren Bundestag.

Weniger Russophilie in der
SPD?
Mehr Empathie für Menschen-
rechtsaktivistinnen und -aktivis-
ten in Russland. Mehr Verständ-
nis für historische Erfahrungen
und Ängste unserer mittelosteu-
ropäischen Nachbarn, insbeson-
dere Polen und baltische Staaten.

Tempolimit auf deutschen Au-
tobahnen?
Ja.

Was? Sie sind doch ein Freund
der Freiheit. Das ist doch illibe-
rale Symbolpolitik, oder?
Symbolpolitik? Mein lieber Herr
Poschardt, Sie sind gut... Wenn
man ernsthaft über Klimaschutz
spricht, kommt man da nicht
dran vorbei. Und mit 200 km/h
über die Autobahn zu donnern
entspricht nicht meinen Vorstel-
lungen von Freiheit. Ein Tempo-
limit gibt es übrigens fast überall
in Europa.

Abbau von Subventionen im
Agrarbereich?
Ja. Mehr Qualität. Mehr Tier-
wohl. Mehr Regionalität. Mehr
Klima- und Naturschutz.

VVVerkleinerung des Bundestagserkleinerung des Bundestags
wwwieder auf ein vernünftiges Maß?ieder auf ein vernünftiges Maß?
Unbedingt. Wir brauchen ein
kleineres Parlament und wieder
ein ausgewogenes Verhältnis
zwischen direkt gewählten und
über Parteilisten gewählte Abge-
ordnete.

JAKOB HOFF

/ WELT

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,1.AUGUST2019 POLITIK 5


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komme aus einer Bergmannsfa-komme aus einer Bergmannsfa-П
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