Die Welt Kompakt - 01.08.2019

(Brent) #1

8 POLITIK DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,1.AUGUST


Mehr als 30 jordanische Staats-
bürger sind in den vergangenen
Monaten in Syrien verschwun-
den. Seit der Wiedereröffnung
der Grenze wurden einige ver-
haftet, von anderen fehlt jede
Spur. Im April 2019 wandte sich
aaauch das jordanische Außenmi-uch das jordanische Außenmi-
nisterium an das syrische Re-
gime und verlangte die Auslie-
ffferung der Gefangenen.erung der Gefangenen.

Zu ihnen gehört auch der
Journalist Rafat Nabhan, ehe-
maliger Regisseur von politi-
schen Programmen bei al-Kuds
TV: Laut Auskunft seines Bru-
ders Baschar gegenüber
al-Dschasira Net war Nabhan
am 7. März 2019 auf einer Reise
zu seiner Familie in Damaskus
kurz hinter der libanesischen
Grenze von der syrischen Ar-
mee festgehalten worden und
ist seitdem verschwunden. Die
Familie, die von der Verhaftung
durch einen Taxifahrer erfuhr,
der das Geschehen beobachtet
hatte, versuchte, mit den Sy-
rern zu verhandeln – doch die
VVVermittler verlangten ein Löse-ermittler verlangten ein Löse-
geld von 50.000 Dollar für die
Freilassung Nabhans. Baschar
meinte, er könne weder diese
Summe aufbringen noch den
VVVermittlern wirklich trauen.ermittlern wirklich trauen.
Nabhans Familie wandte
sich schließlich an Jordaniens
AAAußenminister, der kurz daraufußenminister, der kurz darauf
brieflich beim syrischen Au-
ßenminister Informationen
zum Verbleib des Journalisten
anforderte – doch nie eine Ant-
wort erhielt. Auch vier Monate
nach seinem Verschwinden gibt
es keine Informationen, wo
und warum Rafat Nabhan von
den Syrern festgehalten wird.

#Free


them


all


FFFreeree


them all


Rafat Nabhan


In der kongolesischen Groß-
stadt Goma nahe der Grenze
zu Ruanda ist ein zweiter Pa-
tient an Ebola gestorben. Der
nationale Koordinator der
Ebola-Krise, Jean-Jacques
Muyembe, bestätigte den Tod
eines Mannes. Die Behörden
hätten Maßnahmen in der
Stadt getroffen, um eine Ver-
breitung des Virus zu verhin-
dern, sagte er. Zuvor war be-
kannt geworden, dass der Pa-
tient aus der Stadt Bunia vor
einem Ebola-Hilfsteam nach
Goma geflüchtet war.

Zweiter


Ebola-Patient


gestorben


D


er INF-Vertrag von
1 987 verbietet die
Produktion, den Be-
sitz und das Testen
von Raketen und Marschflugkör-
pern, die eine Reichweite von
5 00 bis 5500 Kilometern haben
und vom Boden aus abgeschos-
sen werden. Nachdem die USA
der russischen Seite bereits seit
2 014 auch öffentlich den Bruch
des INF vorgeworfen haben,
wenden sie sich nun selbst von
dem Abkommen ab.

VON MARCO OVERHAUS

Es ist eine große diplomati-
sche Leistung, nicht zuletzt des
Nato-Generalsekretärs Jens
Stoltenberg, dass die Allianz an-
gesichts dieser bedeutenden si-
cherheitspolitischen Zäsur bis-
lang den Konsens aller ihrer Mit-
gliedstaaten wahren kann. Im
Juni 2019 bekräftigten die Nato-
VVVerteidigungsminister, dass daserteidigungsminister, dass das
Bündnis keine Absichten habe,
nuklear bewaffnete landgestütz-
te Mittelstreckenwaffen in Euro-
pa zu stationieren. Stattdessen
nannte Stoltenberg eine bislang
noch sehr unspezifische Liste
von möglichen Maßnahmen, mit
der sich das Bündnis auf die
WWWelt nach dem Ende des INF-elt nach dem Ende des INF-
VVVertrags vorbereiten will. Dazuertrags vorbereiten will. Dazu
zählen Übungen, mehr Zusam-
menarbeit bei der Aufklärung,
der Ausbau der Raketenabwehr
sowie allgemein der „konventio-
nellen Fähigkeiten“. Darüber hi-
naus will sich die Nato weiterhin
fffür gegenseitige Rüstungskon-ür gegenseitige Rüstungskon-
trolle mit Russland einsetzen.
Mit dem Ende des INF-Ver-
trags verfolgen die USA jedoch
aaauch eigene Ziele und Interes-uch eigene Ziele und Interes-
sen, die in der Nato keineswegs

konsensfähig sind und daher in
Zukunft zum Stresstest für das
Bündnis in der „Nach-INF-Welt“
werden könnten. Drei Aspekte
stehen dabei im Vordergrund.
Erstens betrachten die USA
die Frage der landgestützten
Mittelstreckenwaffen nicht iso-
liert, sondern in einem breiteren
sicherheitspolitischen Kontext.
Für Washington sind diese Waf-
fffen nur Teil einer umfassende-en nur Teil einer umfassende-
ren Bedrohung, die sich aus der
Modernisierung der russischen
Streitkräfte in den letzten Jah-
ren ergeben hat.
Die USA beklagten auch schon
vor dem Amtsantritt der Trump-
Administration das aus ihrer
Sicht krasse Ungleichgewicht
zugunsten Russlands bei den
aaatomaren Kurz- und Mittelstre-tomaren Kurz- und Mittelstre-
ckenwaffen, egal, ob sie am Bo-
den stationiert sind oder von
Schiffen und Flugzeugen trans-
portiert werden. Die aktuelle
Nuklearstrategie der USA von
2 018 fußt auf der Überzeugung,
dass Russland diesen Vorteil im
Krisenfall nutzen würde, um die
Nato nach eigenen Bedingungen
zur Kapitulation zu zwingen.
Diese Bedrohungsanalyse wird
zzzwar auch in anderen Bündnis-war auch in anderen Bündnis-
staaten geteilt, dennoch bergen
die Schlussfolgerungen der ame-
rikanischen Nuklearstrategie
reichlich Konfliktpotenzial: Die-
se sieht die Erweiterung und
Flexibilisierung der nuklearen
Einsatzoptionen der USA unter
anderem durch die Entwicklung
neuer seegestützter Waffen mit
geringerer Sprengkraft („low-
yyyield“) vor. Befürworter sehenield“) vor. Befürworter sehen
darin eine Stärkung der Ab-
schreckung gegenüber Russland,
Kritiker die Gefahr einer unkon-
trollierten Eskalation und damit

einer niedrigeren Schwelle zum
AAAtomkrieg.tomkrieg.
ZZZweitens sehen sich die USAweitens sehen sich die USA
anders als ihre europäischen
VVVerbündeten in einem globalenerbündeten in einem globalen
sicherheitspolitischen Wettbe-
werb mit ihren Rivalen. Neben
RRRussland verfügen heute min-ussland verfügen heute min-
destens sieben weitere Staaten
üüüber bodengestützte Mittelstre-ber bodengestützte Mittelstre-
ckensysteme. Von diesen steht
naturgemäß China stark im Fo-
kus. Aber auch Israel, Indien, Pa-
kistan, Saudi-Arabien, Nordko-
rea und der Iran haben diese
WWWaffen in ihrem Arsenal. Präsi-affen in ihrem Arsenal. Präsi-
dent Trump hat deutlich ge-

macht, dass die USA unter seiner
Führung im Falle des Scheiterns
des INF-Vertrags ihre Rivalen
militärisch-technologisch über-
trumpfen wollen. Die Vorzei-
chen für Rüstungskontrolle sind
also denkbar schlecht.
Drittens schließlich ist keines-
wegs ausgemacht, dass die USA
zu einem späteren Zeitpunkt
nicht doch den Versuch unter-
nehmen werden, neue – wenn
aaauch nicht atomar bewaffnete –uch nicht atomar bewaffnete –
Raketen oder Marschflugkörper

in Europa zu stationieren. Diese
Möglichkeit hat die Trump-Ad-
ministration ausdrücklich nicht
aaausgeschlossen. So sagte dieusgeschlossen. So sagte die
amerikanische Nato-Botschafte-
rin Kay Bailey Hutchison am
Rande des Nato-Treffens im Juni
2 019, aus ihrer Sicht seien „alle
Optionen“ auf dem Tisch, außer
eben neue Atomwaffen.
Eine „wasserdichte“ Tren-
nung zwischen nicht atomaren
und atomaren Mittelstrecken-
raketen gibt es ohnehin nicht.
Zumindest zwei der in den USA
verfolgten militärischen Optio-
nen für die „Nach-INF-Welt“
lassen sich grundsätzlich auch
nuklear bewaffnen (ein neuer
landgestützter Marschflugkör-
per sowie eine neue ballistische
Rakete).
Zwar ist derzeit mehr als un-
gewiss, ob sich überhaupt ein
Stationierungsland dafür fin-
den würde. Bislang hat sich
kein Nato-Staat dazu bereit er-
klärt, diese Rolle zu spielen.
Sollte Washington jedoch in
Zukunft das Ziel einer Nachrüs-
tung verfolgen, dann könnte
dies schnell zu einem weiteren
Stresstest für den Zusammen-
halt des Bündnisses werden.
Denn die sicherheitspolitische
Aggressivität Russlands und die
Unwägbarkeiten der Trump-
Administration haben die Grä-
ben im europäischen Teil der
Nato bereits vertieft: zwischen
jenen, die unter dem Banner
der „strategischen Autonomie“
mehr Eigenständigkeit von Wa-
shington anstreben, und jenen,
die in Zeiten von Trump sogar
einen noch engeren Schulter-
schluss mit der amerikanischen
Schutzmacht suchen.
WWWeder die Nachrüstung miteder die Nachrüstung mit
landgestützten Mittelstrecken-
raketen noch die Erweiterung
der nuklearen Optionen wären
im Bündnis konsensfähig, sofern
Letztere den Status quo der
AAAtomwaffenpolitik der Nato ver-tomwaffenpolitik der Nato ver-
ändert. Einiges deutet darauf
hin, dass beide Optionen auch
der europäischen Sicherheit ab-
träglich wären.
Angesichts des in Washington
und Russland derzeit vorherr-
schenden Leitbildes einer neuen
Großmachtkonkurrenz unter
dem Vorzeichen jeweils eigener
Stärke würden diese Szenarien
aaabsehbar zu mehr Rüstung, aberbsehbar zu mehr Rüstung, aber
weniger Sicherheit führen. Die
Mechanismen der 1980er-Jahre,
die erst zur Aufrüstung und dann
zur gegenseitigen Abrüstung ge-
ffführt haben, greifen heute nichtührt haben, greifen heute nicht
mehr. Was sich gegenüber da-
mals nicht verändert hat, ist je-
doch, dass der Zusammenhalt
der Nato ein wesentlicher Wert
ist. Ihn gilt es in der „Nach-INF-
WWWelt“ zu erhalten. Das setzt al-elt“ zu erhalten. Das setzt al-
lerdings auch in Berlin ein star-
kes Bewusstsein für die Sicher-
heitsinteressen der östlichen
Bündnispartner voraus.

MMMarco Overhaus ist Wissenschaftlerarco Overhaus ist Wissenschaftler
bei der Stiftung Wissenschaft und
PPPolitik (SWP) und Autor einer jüngstolitik (SWP) und Autor einer jüngst
erschienenen Studie zur Glaubwür-
dddigkeit US-amerikanischer Sicher-igkeit US-amerikanischer Sicher-
heitszusagen in der Nato.

Die Schwelle zum


AAAtomkriegtomkriegsinkt


Mit dem Ende des INF-Vertrags am 2. August


fällt ein Grundpfeiler der Rüstungskontrolle weg


Aufrüstung: Moskau zeigt sein 9M729 Mittelstreckenraketensystem

PICTURE ALLIANCE/DPA

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Es gilt, den


Zusammenhalt


der Nato zu


erhalten


Marco Overhaus,
Experte der Stiftung
Wissenschaft und Politik (SWP)

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