2020-02-28 trend

(Jacob Rumans) #1

IM BANN DES VIRUS


Nach den ersten
Corona-Fällen in
Innsbruck
macht sich
NERVOSITÄT in
Tirol breit. Ein
trend-Rundruf
unter führenden
Hoteliers und
Unternehmern,
wie sie mit der
Krise umgehen.

D


ie Schockstarre im Urlaubs-
land Tirol – 49,9 Millionen
Nächtigungen 2019 – ist spür-
bar. Nach den ersten beiden
Coronavirus-Fällen gingen bei
offiziellen Tourismusstellen erst einmal
die Rollläden herunter.
Die Tirol-Werbung schaltete mitten
am Tag den Anrufbeantworter ein, die
Tourismusabteilung des Landes ging auf
längere Mittagspause. Und die fünf Tiro-
ler Beiratsmitglieder der Hoteliersver-
einigung (ÖHV) waren plötzlich zu be-
schäftigt für ein Interview. „Verständlich“,
meint dazu ÖHV-Präsidentin Michaela
Reitterer in Wien: „Es ist alles ein biss-
chen irrational zurzeit, man weiß nicht,
was genau abgeht. Ein falsches Wort und
die Stimmung kippt in Panik.“
Die Politik versucht die Lage unter
Kontrolle zu behalten. Man kündigt
Informationen auf der landeseigenen

Tirol-App an, spezielle Ambulanzzentren
für Verdachtsfälle und verbietet Klassen-
fahrten ins benachbarte Ausland. Lan-
deshauptmann Günther Platter: „Tirol
hat sich seit Wochen auf diesen Fall
vorbereitet und wir sind gut gerüstet.“
Die Betriebsamkeit ist verständlich.
Immerhin hat das schwer einschätzbare
Virus schon zu Buchungsrückgängen
geführt, etwa in Südtirol, wo die ersten
Fälle zwei Tage zuvor bekannt wurden.
Hier berichten lokale Medien bereits von
„Stornos im Minutentakt“. Und auch
direkt Betroffene in Österreich rechnen
mit Schlimmerem. Christian Harisch,
Hotelier in Kitzbühel, schließt Umsatz-
einbrüche nicht aus, obwohl er bislang
keine Absagen hatte. „So ein Kas“, sagt er
auf gut Tirolerisch, denn bisher lief die
Saison gut: „Gestern war das Problem
noch so weit weg und heute ist es auf
einmal vor unserer Tür.“

VON MARKUS
GROLL

6 TREND | 09/


TREND
WIRTSCHAFT

TOURISMUSLAND
ÖSTERREICH.
Hochspannung bei
Ankünften am
Wiener Flughafen
und nach ersten
Infektionsfällen vor
allem in Tirol.
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