2020-02-28 trend

(Jacob Rumans) #1
SPEEDINVEST ist ein österreichischer Frühphasen-
Venturefonds mit einem verwalteten Vermögen von
nunmehr über 400 Millionen Euro. Das aktuelle Portfolio
umfasst einige der wachstumsstärksten europäischen
Technologie unternehmen wie WeFox, TIER Mobility und
Curve sowie in Österreich etwa Adverity, Tourradar und
Bitmovin. Für den neuen Fonds Speedinvest 3 konnten
bisher 190 Millionen Euro eingesammelt werden. Haupt-
investoren sind der US-Investor NEA, die Erste Group und
der Europäische Investitionsfonds, mit dabei sind außerdem
u. a. N26-Co-Founder Maximilian Tayenthal und die aws.

TREND: Sie haben es gerade
geschafft, 190 Millionen Euro
Risikokapital für Start-ups
aufzustellen. Wird Speed-
invest das nächste Uber
finanzieren?
HOLLE: Vielleicht haben wir
das schon, das weiß man in
unserer Branche im Vorhin-
ein nie. Tatsache ist aber, dass
wir jetzt bei der Finanzierung
von Start-ups in der Früh-
phase in Europa ganz, ganz
vorne mitspielen und die
Spitze des europäischen
Seed-Ökosystems erreicht
haben. Das ist ein echter
Gamechanger – auch für
österreichische Start-ups.

Mit welchen Folgen? Wir sind
jetzt in der Lage, die Start-
ups unseres Portfolios über
die Jahre mit zehn Millionen
Euro und mehr auszustatten,
es wird also keinen Engpass
bei der Finanzierung mehr
geben. Das betrifft natürlich
nicht nur heimische Gründer,
sie machen eine Minderheit –
unter 20 Prozent – unseres
Portfolios aus. Aber diesen
können wir nun noch viel
besser eine internationale
Bühne bieten. Denn unsere
Aufgabe ist es, ein paar wirk-
lich große Scale-ups zu bau-
en, die ähnlich wie in den
USA Hunderte Jobs schaffen

OLIVER HOLLE, Gründer und CEO von Risikokapitalgeber Speedinvest,
über die Folgen seines neuen 190-Millionen-Euro-Fonds für die heimische
und europäische Start-up-Branche. INTERVIEW: OLIVER JUDEX

„Wir haben die Spitze erreicht“


und zu neuen Leitbetrieben
in Österreich werden.

Zu den Hauptinvestoren
zählt New Enterprise Associ-
ates (NEA), eines der größten
Venture-Capital-Unterneh-
men (VC) der Welt. Welche
Bedeutung hat diese Inter-
nationalisierung? Schon mit
unserem vorigen Fonds sind
wir in der internationalen VC-
Szene angekommen, NEA ist
ja auch bereits seit 2015 bei
Speedinvest investiert, nun
allerdings mit einer deutlich
größeren Summe. Inzwischen
gibt es für globale Topinvesto-
ren keinen glaubwürdigeren
Ansprechpartner als uns,
wenn es darum geht, aus einer
Hand zwischen London und
Moskau herausragende euro-
päische Start-ups zu finden.
Immerhin haben wir uns
alleine 2019 über 6.500 Start-
ups in ganz Europa angesehen
und eine entsprechende
Expertise aufgebaut.

Und wo stehen im Vergleich
dazu die heimischen Start-
ups? Einige aus unserem Port-
folio, aber auch darüber hin-
aus, können da durchaus
mithalten und haben ein
enormes Potenzial, wirk-
lich ganz vorne mitzuspie-
len. Gleichzeitig ist die

Hürde für neue österreichi-
sche Beteiligungen mit Speed-
invest 3 stark gestiegen, denn
wir haben den europäischen
Vergleich und werden nur in
die absolut Besten investieren.
Ich bin aber überzeugt, dass
die heimische Gründer szene
genau diese internationale
Messlatte benötigt, um sich
weiterzuentwickeln.

Das Besondere an Speed-
invest im Vergleich zu den
meisten anderen VCs ist das
60-köpfige Expertenteam,
das die Start-ups unterstützt.
Rechnet sich das? Wir haben
schon mit unseren bisherigen
Fonds bewiesen, dass unser
Weg, der weltweit gesehen
einzigartig ist, sehr erfolg-
reich ist. Immerhin konnten
wir den Wert unserer Unter-

nehmensbeteiligungen aus
dem ersten Fonds mehr als
verfünffachen. Aus Österreich
heraus 190 Millionen aufstel-
len, ist sicherlich auch eine
Folge unserer Positionierung,
nicht nur als weiterer her-
kömmlicher Venturefonds
aufzutreten, sondern den bes-
ten Gründern in Berlin, Lon-
don oder Paris gute Gründe
dafür zu geben, ihren weite-
ren Weg mit uns zu gehen.

Die da wären? Einerseits
unser ganz spezifisches Ex-
pertenwissen in sechs konkre-
ten Themenfeldern von Fin-
tech bis Digital Health, das
in dieser Form einzigartig ist.
Dahinter stehen jeweils mehr-
köpfige Teams, die sich aus-
schließlich mit ihren jeweili-
gen Themen beschäftigen.
Andererseits unsere operative
Unterstützung beim Recrui-
ting, im Marketing oder beim
Markteintritt in die USA. Und
das alles mit Büros im Silicon
Valley, in London, Berlin,
München, Wien und ab sofort
auch in Paris.

Welches Potenzial steckt
noch in Speedinvest? Unser
Ziel ist es, jedes gute Start-up
in Europa zu sehen und auch
darin investieren zu können.
Wenn es uns gelingt, uns als
klare Nummer eins Euro-
pas im Frühphasenbe-
reich zu behaupten und
die Brücken in die USA,
nach Asien und nach
Osteuropa auszubauen,
dann werden wir auch
langfristig große insti-
tutionelle Kapitalgeber
und internationale
Toptalente nach Öster-
reich holen. Das wäre ein
Beitrag, der mich glücklich
machen würde.

FACTS & FIGURES

OLIVER HOLLE: „Unsere Aufgabe
ist es, ein paar wirklich große
Scale-ups zu bauen, die Hunderte
Jobs schaffen und zu den neuen
Leit betrieben Österreichs werden.“

09/2020 | TREND 9

FOTOS: GETTY IMAGES, LUKAS ILGNER

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