Die Welt - 05.03.2020

(Joyce) #1
GETTY IMAGES/ APPL2EUZR, LEONTURA, POLIGRAFISTKA; MONTAGE: WELT

S


chon jetzt nutzt praktisch
jeder Fahrer eines moder-
nen Autos Satellitentech-
nik. Jede Route in der Navi-
gationsanzeige, jede Durch-
sage „Sie haben das Ziel erreicht“ ba-
siert auf Signalen aus dem Weltraum.
Längst geht es aber nicht mehr nur um
eine Alternative zur alten Landkarte,
sondern um die permanente Anbindung
der Fahrzeuge an das Internet, um auto-
nomes Fahren und um Eigenschaften
von Autos, die sich via Software aus
dem All ändern lassen.

VON GERHARD HEGMANN

Dabei zeichnet sich jetzt ein Wettbe-
werb zwischen zwei Milliardären mit
ihren Auto- und Technikvisionen ab.
Auf der einen Seite der in Südafrika ge-
borene und jetzt in Kalifornien lebende
Technikunternehmer Elon Musk, zu
dessen Reich der Autohersteller Tesla
und die Raumfahrtfirma SpaceX gehö-
ren. Auf der anderen Seite der chinesi-
sche Milliardär Li Shufu, der praktisch
auch aus dem Nichts den größten chine-
sischen Autokonzern Geely aufgebaut
hat, zu dem mittlerweile die schwedi-
sche Automarke Volvo gehört und der
sich 2018 auch bei Daimler als Großak-
tionär eingekauft hat. Unternehmer Li
überrascht jetzt mit der Nachricht, dass
sein Geely-Konzern in das Satellitenge-
schäft einsteigt – und Fahrzeuge mit
seiner Weltraumflotte verbinden will.
Der Dreiklang Autos-Satelliten-Da-
tenverbindung gilt in der Branche als
Grundlage für den Verkehr und das Au-
to der Zukunft. So hat beispielsweise
Volkswagen-Chef Herbert Diess wieder-
holt vom grundlegenden Wandel be-
richtet, dass sich das Geschäftsmodell
der Autohersteller hin zu Unternehmen
mit Software- und Datenkompetenz än-
dert. Das Auto werde zur fahrenden,
komfortablen, voll vernetzten Trans-
portplattform, die eines Tages autonom
unterwegs sein wird.
Zuvor wird aber offensichtlich die
Auto-Datenwelt aufgeteilt, zumal in
China der Zugriff auf US-Datennetze
und Satellitennetze nicht oder nur ein-
geschränkt möglich ist. Der chinesische
Konzern, der im vergangenen Jahr 2,
Millionen Autos verkaufte, könnte nun
für Marken aus seinem Verbund wie

Geely, Volvo und Daimler einen großen
Datendienstleister aufbauen.
In der Praxis zeigt Musk bereits, was
bei seinen Tesla-Autos möglich ist. Über
WLAN-Verbindungen oder bei beson-
derer Ausstattung auch über Mobilfunk-
netze werden die Fahrzeuge regelmäßig
mit Software-Updates versorgt. Die Än-
derungen betreffen dabei nicht nur das
Entertainment- und Navigationssys-
tem, sondern ebenso Fahrhilfssysteme
(Autopiloten) und andere Komponen-
ten. Beim Model 3 wurde sogar schon
die Beschleunigung und Bremsleistung
verbessert, ohne dass die Autos in die
Werkstatt mussten oder ein Kabel ange-
schlossen wurde.
Bislang ist Musk beim Aufspielen der
Software für seine Tesla-Fahrzeuge
noch auf fremde Satellitendienstleister
und Mobilfunknetze angewiesen. Aber
das ändert er gerade.
Musk hat innerhalb eines Jahres be-
reits 300 seiner eigenen Starlink-Satel-
liten ins All gebracht. Mitte März ist der
nächste Start mit erneut 60 Satelliten

geplant. So geht es weiter, nahezu jeden
Monat. Noch nie hat ein Unternehmen
so schnell so viele Satelliten in eine Erd-
umlaufbahn verfrachtet. Langfristig hat
sich Musk die Funkrechte für bis zu
12.000 Satelliten gesichert, die eine In-
ternet- und Datenverbindung zu jedem
Fleck der Erde ermöglichen sollen.
Musk äußerte sich zwar skeptisch, ob er
seine Tesla-Autos unmittelbar an seine
Starlink-Satelliten anbindet, aber er
schafft die Option.
Die Idee der eigenen Satelliten für die
eigenen Autos greift jetzt auch der Chi-
nese Li auf. Der Geely-Konzern werde
eine Satellitenproduktion samt Test-
zentrum und eine weitgehend automa-
tisierte Produktion der Satelliten unter
dem Dach der Geely Technology Group
starten, heißt es in einer Mitteilung. Be-
reits Ende des Jahres soll der Start des
ersten Satelliten anlaufen. Der Schritt
markiere den Eintritt des ersten priva-
ten Unternehmens in die Satellitenpro-
duktion in China. Bislang hat sich China
durch milliardenteure staatliche Projek-

te in der Raumfahrt weltweit mit an die
Spitze der Branche gesetzt. In den USA
sorgte vor allem Elon Musk in den ver-
gangenen Jahren für einen Weckruf und
trieb als Privatunternehmen die Raum-
fahrtbranche an, wobei er massiv von
Staatsaufträgen profitierte. Wenn jetzt
Li in China auch in das Satellitenge-
schäft einsteigt, bleibt offen, ob er
ebenfalls Staatsaufträge für Satelliten
bekommt. In chinesischen Medien heißt
es, dass die Geely bis zum Jahr 2025
rund 500 Satelliten produzieren will.
Offiziell streicht Geely den Vorteil
heraus, dass sich mit niedrig fliegende
Satelliten die Datenverbindungen zu
Autos verbessern lassen, mit Blick auf
autonomes Fahren und neue Eigen-
schaften. Der Satellitenbau werde zu ei-
nem „intelligenten dreidimensionalen
Mobilitätsökosystem“ beitragen. Die
Satelliten würden Hochgeschwindig-
keitsinternetverbindungen, hochpräzi-
se Navigation und Cloud-Computing-
Fähigkeiten anbieten. In der Pressemit-
teilung werden allerdings keine Anga-

ben gemacht, wie groß die Flotte sein
wird. Angeblich kostet der Aufbau der
Satellitenproduktion 326 Millionen Dol-
lar (umgerechnet 293 Millionen Euro).
Bemerkenswert ist der Hinweis, dass
die Fahrzeuge, die Li über sein Geely-
Satellitennetz verbinden will, viel ge-
nauere Navigationsdaten als über das
weltweit am meisten genutzte US-Sa-
tellitennetz GPS bekommen sollen.
Wörtlich heißt es in der Mitteilung:
„Die derzeitigen Navigationssysteme
sind auf Satelliten-GPS in hoher Um-
laufbahn angewiesen, die nur eine Ge-
nauigkeit von einigen Metern aufwei-
sen. Das Geespace-Satellitennetzwerk
im niedrigen Orbit wird eine viel höhere
Präzision im Zentimeterbereich bieten
und die Tür für Funktionen wie Spur-
wechsel und Unfallvermeidung durch
präzise GPS-Ortungsdaten öffnen, die
von Fahrzeugen auf der Straße oder in
der Luft genutzt werden können.“
Tatsächlich bietet das GPS-Netz der
Amerikaner zwar auch hochpräzise
Navigationsdaten, aber die können nur
die US-Militärs und Verbündete emp-
fffangen. Interessant ist, dass in derangen. Interessant ist, dass in der
Geely-Mitteilung nicht darauf einge-
gangen wird, dass China selbst mit sei-
nem staatlichen Beidou-Netz derzeit
ein eigenes Konkurrenzsystem zu GPS
aufbaut.
Die Navigations- und Datennetze aus
dem All könnte der Milliardär Li mit sei-
nem Geely-Konzern auch zum Betrieb
von Flugtaxis nutzen. So haben sich die
Chinesen neben Daimler am deutschen
Flugtaxihersteller Volocopter beteiligt.
Bemerkenswert ist, dass sich Musk für
das Thema Flugtaxis nicht interessiert
und stattdessen auf unterirdische Tun-
nelsysteme oder rasende Züge in Fast-
Vakuumröhren (Hyperloop) setzt.
Die Leidenschaft für schnelle Züge
verbindet die beiden Konzernlenker
und Milliardäre. So kündigte Geely En-
de 2018 an, gemeinsam mit Chinas
staatlichem Raumfahrtkonzern CASIC
einen Zug mit Magnetschwebetechnik
und Überschallgeschwindigkeit zu ent-
wickeln. Er soll wie der Hyperloop von
Elon Musk ebenfalls in Röhren fahren.
Ein genauer Zeitplan für die Inbetrieb-
nahme wurde nicht genannt. Es drängt
sich der Eindruck auf, als ob der 56-jäh-
rige Li einige Ideen des 48-jährigen
Musk kopiert.

Autonomes Fahren


ist auf Daten


angewiesen.


Dazu steigt Chinas


Autokonzern Geely


ins Geschäft mit


Satelliten ein.


Milliardär Li Shufu


macht so Tesla-Chef


Elon Musk


Konkurrenz


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05.03.20 Donnerstag,5.März2020DWBE-HP


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Eine Ausstellung des Sprengel Museum Hannover in Kooperation mit der Berlinischen Galerie und der Stiftung Bauhaus Dessau.

Umbo, Ohne Titel (Ruth Landshoff), Detail, 1927/1928, 2016 erworben mit Mitteln der Deutschen Klassenlotterie Berlin von der Kulturverwaltung des Berliner Senats und mit Mitteln

der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, © Phyllis Umbehr/Galerie Kicken Berlin/VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Repro: Anja E. Witte

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