Süddeutsche Zeitung - 24.10.2019

(Nora) #1
Karten unter 0 89/21 83 73 00 bei
SZ-Tickets oder wie angegeben

Donnerstag, 24. Oktober


BACKSTAGE,Club, 20.30Uhr:Buster Shuffle(Ska); Hal-
le, 20 Uhr:The Exploited(Punk); Werk, 19.30 Uhr:Rise
of the Northstar,u.a. (Metal); Reitknechtstr. 6
BAHNWÄRTER THIEL,21 Uhr:Chancha via Circuito,
Matteo Talbot,u.a. (Weltmusik); Tumblingerstr. 29
BELLEVUE DI MONACO,20 Uhr:Josh Meck presents
Zymbole(Weltmusik, Funk, Jazz); Müllerstr. 2
FEIERWERK,Hansa 39, 20.30 Uhr:Jules Ahoi(Indie);
Orangehouse, 20 Uhr:Dazzle(Rap); Sunny Red,
20.30 Uhr:Papiertiger, Wildes(Punk); Hansastr. 39-41
FOLKS,20 Uhr:The LaFontaines, Be Charlotte(Rock,
Punk, Power-Pop); Thalkirchner Str. 2
IMPORT EXPORT,20 Uhr:Serhij Zhadan & Manner-
heimlinie(Noise, Experimental); Schwere-Reiter-Str. 2
MILLA,20 Uhr:Andreas Spechtl, Tellavision(Elektro-
Pop, Dance; siehe Bericht); Holzstr. 28,t 18923101
ROTE SONNE,20 Uhr:When Saints Go Machine(Pop);
Maximilianspl. 5,t 55263330
STROM,21 Uhr:Palace(Indie); Lindwurmstr. 88
UNTER DECK,20 Uhr:Die Prokrastination, Herr Rauch
(Indie); Oberanger 26,t 24293711
UNTERFAHRT,21 Uhr:Abraham Inc featuring David
Krakauer,u.a. (Jazz, Funk, Klezmer); Einsteinstr. 42
VOLKSTHEATER,20 Uhr:Erika Stucky(Jazz, Experimen-
tal; siehe Seite 6); Brienner Str. 50


Freitag, 25. Oktober


BACKSTAGE,Halle, 20Uhr:Jane, Epitaph, Fargo(Rock);
Werk, 20 Uhr:New Model Army, Zam Helga(Folk-
Rock, Punkrock); Reitknechtstr. 6,t 1266100
GASTEIG,Black Box, 20 Uhr:Matthias Gmelin Sextett,
Ark Noir(Jazz); Rosenheimer Str. 5
IMPORT EXPORT,22 Uhr:Carpet, Neuzeitliche Boden-
beläge(Psych-Rock, Wave); Schwere-Reiter-Str. 2
STROM,20.30 Uhr:Sarah Lesch(Pop); Lindwurm-
str. 88,t 24205711
TECHNIKUM,20 Uhr:Wallis Bird(Folk); Grafinger Str. 6
THEATER IM FRAUNHOFER,20.30 Uhr:Robin Nolan
(Gypsy Swing); Fraunhoferstr. 9


UNTERFAHRT,21 Uhr:Nils Kugelmann Trio, Sven Zie-
barth Quartett(Jazz, Pop, Soul); Einsteinstr. 42
ZEHNER,20 Uhr:Malcolm Middleton(Indie-Rock); Thal-
kirchnerstr. 10,t 550547715


Samstag, 26. Oktober


OLYMPIAHALLE,20 Uhr:Dicht& ergreifend(Rap)
ZENITH,20 Uhr:Fettes Brot(Rap); Lilienthalallee 29
AMPERE, 20.30 Uhr:Berlin Boom Orchestra(Reggae);
Zellstr. 4
BACKSTAGE,Werk, 20 Uhr:Versengold, Mr. Irish Bas-
tard(Folk-Rock); Reitknechtstr. 6
FEIERWERK,Hansa 39, 18 Uhr:20. Schalldruck-Festival
mit Apeirage, ColdRush,u.a.(Metal); Hansastr. 39
FOLKS,20 Uhr:Doug Seegers(Country); Thalkirchner
Str. 2
IMPORT EXPORT,22.30 Uhr:9 Jahre Import Export fe-
at. Express Brass Band(Jazz); Schwere-Reiter-Str. 2
MILLA,20 Uhr:The Trouble Notes, Ziggy McNeill(In-
die, Crossover, Fingerstyle); Holzstr. 28,t 18923101
NEUHAUSEN,20 Uhr:Neuhauser Musiknacht 2019
(Blues, Rock, Swing, Country & more)
STROM,20.30 Uhr:Organ Explosion(Funk, Blues, Jazz);
Lindwurmstr. 88,t 24205711
UNTERFAHRT,21 Uhr:Tyler Blanton Trio(Jazz); Ein-
steinstr. 42,t 4482794


Sonntag, 27. Oktober


AMPERE, 20 Uhr:RockoSchamoni & Band(Pop, Soul;
siehe Musiktipp); Zellstr. 4
BACKSTAGE,Halle, 20 Uhr:Fabian Römer(Rap); Reit-
knechtstr. 6,t 1266100
KRANHALLE, 20 Uhr:Matt Simons(Pop); Hansastr. 39
FOLKS,20 Uhr:Fangclub(Rock); Thalkirchner Str. 2
GASTEIG,Black Box, 19 Uhr:Bavaschôro feat. Dandara
(Weltmusik); Philharmonie, 20 Uhr:Genesis - Perfor-
med by The Musical Box(Rock); Rosenheimer Str. 5
HEPPEL & ETTLICH,20 Uhr:Die Realität(Indie-Pop,
Kraut-Wave); Feilitzschstr. 12,t 181163
IMPORT EXPORT,18 Uhr:Can Gox(Pop); Schwere-Rei-
ter-Str. 2
MILLA,20 Uhr:Botticelli Baby(Swing); Holzstr. 28
STROM,21 Uhr:The Thurston Moore Group(Alternati-
ve Rock); Lindwurmstr. 88,t 24205711
TECHNIKUM,20 Uhr:Die Höchste Eisenbahn, Das Para-
dies(Pop-Rock, Indie; siehe Bericht); Grafinger Str. 6
UNTERFAHRT,21 Uhr:Connie Han Trio(Jazz); Ein-
steinstr. 42,t 4482794


Montag, 28. Oktober


AMPERE, 20 Uhr:Cari Cari(Indie-Rock); Zellstr. 4
BACKSTAGE,Werk, 20 Uhr:Fischer Z, Luke Elliot(Rock;
siehe Seite 6); Reitknechtstr. 6,t 1266100
CIRCUS KRONE BAU,20 Uhr:Heilung, Sangre De Muer-
dago(Neo-Folk, Industrial); Marsstr. 43
FEIERWERK,Hansa 39, 20 Uhr:Barns Courtney, Will
and the People(Indie); Hansastr. 39,t 724880
FOLKS,21 Uhr:Quaker City Night Hawks(Bluesrock,
Southern Rock); Thalkirchner Str. 2
PHILHARMONIE, 20 Uhr:Annett Louisan(Pop, Chan-
son; siehe Seite 6); Rosenheimer Str. 5
HEPPEL & ETTLICH,20 Uhr:Shana Cleveland(Surf-
Rock, Folk); Feilitzschstr. 12,t 181163
IMPORT EXPORT,20.30 Uhr:Sinkane(Pop, Funk, Jazz);
Schwere-Reiter-Str. 2
MILLA,20 Uhr:Pip Blom(Indie); Holzstr. 28
RATTLESNAKE SALOON,19.30 Uhr:Cajun & Zydeco Fes-
tival; Schneeglöckchenstr. 91,t 1504035
TECHNIKUM,20 Uhr:The Struts(Rock); Grafinger Str. 6

Dienstag, 29. Oktober


OLYMPIAHALLE,20 Uhr:Seeed(Dancehall;s. Seite 7)
BACKSTAGE,Club, 20 Uhr:Brenner(Rock); Halle,
20 Uhr:Circa Waves(Indie-Pop); Reitknechtstr. 6
TONHALLE,20 Uhr:Von Wegen Lisbeth, Blond(Indie-
Pop; auch Mittwoch, 20 Uhr); Grafinger Str. 6
KRANHALLE, 20 Uhr:Logan Mize(Country); Han-
sastr. 39,t 724880
PHILHARMONIE, 20 Uhr:Konstantin Wecker und die
Bayerische Philharmonie(s. S.7); Rosenheimer Str. 5
GLOCKENBACHWERKSTATT,20.30 Uhr:Stef Chura(In-
die-Rock; siehe Bericht); Blumenstr. 7,t 23076796
LUSTSPIELHAUS,20 Uhr:Willi Resetarits und Stubn-
blues(Pop, Rock, Jazz, Funk); Occamstr. 8,t 344974
MILLA,20 Uhr:Swedish Death Candy, Love’n’Joy(60s
Garage, Psych-Rock); Holzstr. 28,t 18923101
RATTLESNAKE SALOON,19.30 Uhr:Cajun & Zydeco Fes-
tivald; Schneeglöckchenstr. 91,t 1504035
STROM,21 Uhr:The Midnight(EDM); Lindwurmstr. 88
UNTERFAHRT,21 Uhr:Nils Wogram (Jazz); Ein-
steinstr. 42,t 4482794
ZEHNER,20 Uhr:EUT(Indie); Thalkirchnerstr. 10

Mittwoch, 30. Oktober


OLYMPIAHALLE,20 Uhr:Seeed(Dancehall;s. Seite 7)
AMPERE, 20 Uhr:Neufundland(Rock); Zellstr. 4
BACKSTAGE,Halle, 20 Uhr:Boston Manor, Modern Er-
ror(Pop-Punk); Reitknechtstr. 6,t 1266100
ALTE KONGRESSHALLE,20 Uhr:Kruder & Dorfmeister
(Elektro; siehe Seite 7); Theresienhöhe 15,t 2606705
CORD CLUB,20.30 Uhr:Three For Silver, Rebels of the
Jukebox(Folk-Punk); Sonnenstr. 18,t 54540780
PHILHARMONIE, 20 Uhr:Konstantin Wecker und die
Bayerische Philharmonie; Rosenheimer Str. 5
LUSTSPIELHAUS,20 Uhr:Pam Pam Ida und das Silber-
fischorchester(Indie-Pop); Occamstr. 8,t 344974
STROM,21 Uhr:Blanco White, Malena Zavala(Pop, SIn-
ger-Songwriter); Lindwurmstr. 88,t 24205711
TECHNIKUM,20 Uhr:Heather Nova(Rock, Folk, Pop;
siehe Bericht); Grafinger Str. 6
UNTERFAHRT,21 Uhr:Jamison Ross(Jazz); Ein-
steinstr. 42,t 4482794

Pop & Party Pop & PartyFortsetzung


Rocko Schamoni:
„Musik fürJugendli-
che“ (Tapete Records);
live am So., 27. Okt.,
20 Uhr, Ampere, Zell-
str. 4,t21 83 73 00

W


arum sie seit einem Jahr ausge-
rechnet mit einem Aerobic-Video
ihr „Letztes Abendmahl“ in der
Olympiahalle bewerben? Nun, auch der Ab-
schluss der „Getto Mi Nix o“-Tour der nie-
derbayerischen Rap-DauerläuferDicht &
Ergreifendwird wohl ein „mehrstündiger
Gymnastikkurs“ und eine schweißtreiben-
de Angelegenheit für alle Beteiligten. Vor
allem aber sieht man an dieser filmischen
Hommage an die „Telegym“-Sendungen
der Achtzigerjahre, wie schön Lef Dutti

und George Urkwell spinnen. Also positiv:
Wie viel Mühe sie sich geben, dass jedes De-
tail, jeder Strampelanzug sitzt. „Unser An-
spruch war, das Original-BR-Studio von da-
mals so analog und exakt nachzubauen
wie möglich,“ erklärt Urkwell. Das Wort An-
spruch fällt bei ihm fast in jedem Satz.
Der Anspruch für das Tourfinale in Mün-
chens größter Arena zum Beispiel sei für
den derzeit aufmüpfigsten, druckvollsten,
saukomischsten Mundart-Act der Nation:
„Eine Show von internationalem Format

zu schaffen“, so Urkwell, „jeder, der uns
schon fünf Mal gesehen hat, kriegt nicht
einfach das gleiche in Groß. Diese Show
hat es so noch nie gegeben, und es wird sie
auch nie wieder geben.“ Das fängt beim Vor-
programm an, das der Alleinunterhalter
Radek Novak bestreitet sowie auf persön-
lichses Bitten des Duos die Wiener Combo
Restless Leg Syndrome. Das geht weiter mit
einer gewaltigen Bühne mit neuem Pult
für DJ Spliff und einer 27 Meter breiten
LED-Wand, für die sie gerade in Berlin ex-
tra noch ein paar Videos produziert haben.
Und freilich die Gästen: Mit Hannes Ringel-
stetter wollen sie eine Art Theater im Berli-
ner Schaubühne-Format aufführen; sie las-
sen Stanley Cohen aus New York einflie-
gen, der noch einmal die Rolle des Trans-
vestiten-Pfarrers aus ihrem in den USA ge-
drehten Viedo zu „Wer schwankt hat mehr
vom Weg“ zu geben; und zehn Hip-Hop-
Kollegen von Bbou über Kiste, Monaco F,
da Schraxx und Skero bis Taiga Trece kä-
men eigentlich nur für ihre zwölf Bars (Tak-
te) in einer Mega–Version von „Wach vom
Wecka“ auf die Bühne, um hernach mit der
restlichen 200-Mann-Entourage den Back-
stage-Kühlschrank zu plündern.
Bei den mehrtägigen Proben in den Ba-
varia-Studios mit Kapelle und Gästen hat
sich Lef Dutti so verausgabt, dass er gerade
mit Fieber im Bett liegt. Und auch wenn es
finanziell „schon brenzlig“ wird, gelohnt
habe sich das alles längst, findet MC Ur-
kwell: „Klein und unübersehbar ist nicht
unser Anspruch.“ michael zirnstein

Dicht & Ergreifend, Sa., 26. Okt., 20 Uhr, Olympia-
halle,t21 83 73 00

Der Durchbruch gelang Heather Nova
1994 mit„Oyster“, das bis heute auch ihr
bestes Album ist. Produziert wurde es da-
mals vom ehemaligenKilling Joke-Bassis-
ten Youth, und mit seinen zuweilen etwas
härteren, aufbrandenden Gitarren war es
noch geprägt von der auslaufenden
Grunge-Ära. Gerade dass die von den Ber-
mudas stammende Singer-Songwriterin
dazu mit hoher, sirenenhafter Stimme
über sehr private Dinge wie Einsamkeit
oder Verletzlichkeit sang: dieser Kontrast
machte nicht zuletzt das Besondere daran
aus. Auch danach folgten noch schöne Plat-
ten, die eingängiger, radiotauglicher, aber
nicht mehr ganz so intensiv waren.

Jetzt, 25 Jahre später, hat die 52-Jährige
mit „Pearl“ ein Album vorgelegt, das schon
im Titel einen Bezug zu „Oyster“ herstellt
und bei dem seit ’94 erstmals wieder Youth
als Produzent fungierte. Das Ergebnis: Elf
Songs, die tatsächlich in vielem an das
Durchbruchswerk erinnern, wieder eine
Spur rockiger geraten sind und in den Tex-
ten sehr persönlich. So singt Nova etwa in
„The Wounds We Bled“ über die Trennung
von ihrem Ehemann und in „Some Things
Just Come Undone“ darüber, wie sie diese
ihrem Sohn erklären musste. jmo

Heather Nova, Mi., 30. Okt., 20 Uhr, Technikum,
Speicherstr. 26,t21 8373 00

Fettes Brot– dassteht für guten deutschen
Hip-Hop: in den Neunzigern mit „Nordisch
By Nature“ berühmt geworden, wurde die-
ser Ruf mit „Jein“ 1996 zementiert. Frei-
lich machte man sich am Ende der Dekade
mit Ausflügen zu Pop und Elektro bei den
Hardcore-Hip-Hoppern auch mal unbe-
liebt. In den Nullerjahren führte dann kein
Weg an den „Broten“, wie Doktor Renz, Kö-
nig Boris und Björn Beton genannt wer-
den, vorbei: „Emanuela“ und „Bettina,
zieh dir bitte etwas an“, liefen überall, das
politische und kritische Stück „An Tagen
wie diesen“ ist heute aktueller denn je. Das
war, bevorFettes Brotwieder in eine für
manche Fans schwer zu verkraftende
Mainstream-Linie einbogen.
Nun das neunte Album der Band, „Love-
story“: Die Platte widmet sich ungewöhnli-
chen Formen der Liebe. Schon das erste
Stück „Ich liebe mich“ spricht sich einer-
seits tatsächlich für Selbstliebe aus, ande-
rerseits nehmenFettes Brotden Narziss-
mus im Zeitalter des Internets auf die
Schippe. Der Song ist einer der besseren
auf dem Album, der wichtigste ist „Du drif-
test nach rechts“, der eine Beziehung be-
handelt, in der ein Partner sich von rechten
Ideologien vereinnahmen lässt. Ein nöti-
ges Statement und gut getextet, allerdings
sind die Kirmesmelodien recht anstren-
gend. Mit dem Album tourt die Gruppe
nun durch Deutschland. Brot vom Vortag
wird es bei den Konzerten trotzdem geben,
die alten Hits gibt das Trio gerne. Kann
man den dreien deswegen jeden Schmarrn
verzeihen? Jein. wean

Fettes Brot, Sa., 26. Okt., 20 Uhr, Zenith, Lilienthal-
allee 29,t21 8373 00

Die letzte Veröffentlichung vonJa, Panik
war „Futur II“: Ein Briefroman, den die in
Berlin ansässige, österreichische Indie-
band 2016 veröffentlicht hat. Seitdem ist
die Zukunft vonJa, Panikoffen. Dafür ist
Sänger und Gitarrist Andreas Spechtl als
Solokünstler recht aktiv und stellt nun in
der Milla sein drittes Album „Strategies“
vor. Das entstand zum Teil in Mexiko, ist
wieder etwas Song-orientierter als das
sehr experimentelle, im Iran aufgenomme-
ne Vorgängerwerk. Krautrock, Ambient
und Electronica treffen auf Meditationen
über die Zukunft, die gar nicht so düster
wie befürchtet aussehen muss. „Yes, we
will change the world“ heißt es optimis-
tisch im Eröffnungssong. jmo

Andreas Spechtl, Do., 24. Okt., 20 Uhr, Milla, Holz-
straße 28,t18 9231 01

Anfangs war noch künstlerisches Durch-
einander bei der nach Detroit gezogenen
Musikerin Stef Chura. Als ein Freund
starb, wuchs allerdings der Wille, etwas
Bleibendes zu hinterlassen, was sie mit Al-
bum „One of my best friends passed away
and I thought, what do I have to do before I
die? I have to at least make one record”
schaffte. Beim Nachfolger „Messes“ ging
es 2017 noch drunter und drüber und ihre
Stimme etwas unter, aber sie kam bei Co-
nor Obersts Tip-Top-Label Saddle Creek
unter. Dort passt sie immer noch prima
hin, auch mit „Midnight“, auf dem sieBlur-
Gitarren zitiert, sich vor den Riot Girls ver-
neigt und fein jodelig sing-raunzt. zir

Stef Chura & Telareport, Di., 29. Okt., 20 Uhr, Glo-
ckenbachwerkstatt, Blumenstr. 7,t 2183 73 00

Eric Wanaina ist das Gewissen der keniani-
schen Nation. Der Super-Popstar des Lan-
des ergreift in seinen Songs – ein Mix aus
Benga-Gitarren und weltläufigem R’n’B –
Partei für die einfachen Menschen, kriti-
siert er staatliche Willkür. Etwa 2001 mit
dem großen Hit „Nchi Ya Kitu Kidogo“– zu
deutsch „Land der Bestechung“. Der kenia-
nische Rundfunk weigerte sich, Wanainas
Lieder zu spielen. Und das, obwohl er schon
1998 eine inoffizielle Nationalhymne gelie-
fert hatte, als Terroristen in Nairobi 200
Menschen töteten: „Kenya Only“. Zwei Ta-
ge vor dem Konzert in München spielt Wa-
naina in Berlin bei der Verleihung des Afri-
kapreises des Auswärtigen Amtes. jifi

Eric Wanaina, Fr., 25. Okt., 19 Uhr, Musikbar The
Cave, Nikolaistr. 9,t 3889 89 56

Mit Vorschusslorbeeren präsentiert sich
die erst 23-jährige amerikanische Pianis-
tin Connie Han erstmals in München: Die
New York Timeslobt ihre Technik und Ori-
ginalität, dasDownbeat Magazineschreibt,
sie könne bereits „aberwitzig gut spielen,
arrangieren und improvisieren“, undAll
About Jazzbefindet bildreich, mit ihrem
neuen Album „Crime Zone“ habe sie „ei-
nen Platz als Stern am Jazz-Firmament der
Zukunft gebucht“. Überdies könnte so man-
cher Jazzer bei der jungen Dame aus Los
Angeles etwas über Show und Entertain-
ment lernen – so spielt sie im hautengen
Lederdress nicht nur mit den Tasten, son-
dern auch mit Blicken. oho

Connie Han, So., 27. Okt., 21 Uhr, Unterfahrt, Ein-
steinstr. 42,t 4482794

Wie erklär’ ich’s meinem Sohn – die Frage stellt sich Heather Nova auf dem neuen Al-
bum, auf dem sie auch die Trennung von ihrem Mann thematisiert. FOTO: VINCENT LIONS

Aus eins plus eins und einen und noch ei-
nen hat sich eine Einheit geformt: Die
Höchste Eisenbahnist die Personality-
Combo des deutschen Indiepop und
doch angenehm unaufdringlich: Auf ih-
rer dritten Platte „Ich glaub dir alles“
schubsen sich Francesco Wilking vonTe-
leund der Singer-Songwriter Moritz-Krä-
mer im Poesie-Pingpong mal schwärme-
risch, mal verkatert die schönsten Zeilen
zu („Du beeindruckst mich am meisten,
wenn du’s nicht versuchst“), begleitet
von Max Schröder (Tomte) und Felix
Weigt (Spaceman Spiff), erstmals rau-
sanft produziert von Moses Schneider –
wobei beim Aufnehmen im Wendland ih-
re Identitäten verschmolzen seien. zir

Die Höchste Eisenbahn, So., 27. Okt., 20 Uhr,
Technikum, Atelierstr. 24,t21 8373 00

Nein, eine Platte für Jugendliche ist das
eher nicht. Auch wenn der Titel genau
das Gegenteil verspricht. Sind die vorherr-
schenden Themen auf dem neuen Solo-
Album „Musik für Jugendliche“ von Rocko
Schamoni, den man auch als Pop-Enter-
tainer und Spaßmacher von Projekten
wieFraktusoderStudio Braunkennt,
doch Tod und Vergänglichkeit. Der Grund
für den ernsten Ton und den Modus der
melancholischen Rückschau: Der Tod des
Vaters und den Mutter binnen weniger
Jahre. Direkt verhandelt werden diese in
„Loch in der Welt“, das die Frage stellt:
Was bleibt? In „Der Weg hinab“ stellt sich
Schamoni vor, wie man auf dem Ableben
noch einmal alle wichtige Personen sei-
nes Lebens trifft. Und in „Als hätte es uns
nie gegeben“ geht es um das große Gan-
ze: Die Welt nach der Klimakatastrophe.
Musikalische vermittelt werden diese
schweren Stoffe zum Teil sehr leicht, lo-
cker und süßlich. Das heißt in Form be-
schwingten Soul- und Orchester-Pops im
Fahrwasser von Manfred Krug, Paul Kuhn
und Harald Juhnke oder auch von US-Vor-
bildern geprägt. Genau dieser Kontrast
macht den Reiz des Albums aus, und wie
es Schamoni selber sagt: Nur so lässt sich
die Schwere ertragen. JMO

Erst Auster, dann Perle


Songwriter-PopHeather Nova 25 Jahre nach ihrem Durchbruch


Karussell gegen


denRechtsdrall


Hip-Hop„Fettes Brot“ im Zenith


Keine Panik
Art-Pop

Quatsch mit Anspruch


Mundart-RapDie in Berlin ansässigen Niederbayern „Dicht & Ergreifend“ bringen
zum Tour-Finale in der Olympiahalle massenhaft Kollegen und Ideen mit

Klarheit im Chaos


Indierock


Koryphäe aus Kenia


Afro-Pop


Krimi am Klavier


Piano-Jazz


Ping-Pong-Poesie
Deutsch-Pop

MUSIKTIPP


FOTO: JENS HERRNDORFF

Fit für die Turn-Show: George Urkwell (links) und Lef Dutti. FOTO:STEPHAN BUSKE

DEFGH Nr. 246, Woche von 24. bis 30. Oktober 2019 Pop & Action SZEXTRA V2 5

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