Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1

FILM Test Pilot


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nished Angels(siehe Flugzeug Classic 7/2015).
In beiden Filmen versucht man wortreich die
fliegerische Leidenschaft einem Publikum zu
vermitteln, das sich gewöhnlich mit dem
Kauf eines Flugtickets oder dem Besuch einer
Airshow begnügt.
Erfolgsfilme müssen es allen recht machen,
Flugzeug-Fetischisten stehen zumeist ganz
hinten in der Reihe der Bedürftigen. Doch wer
sich für die US-Luftfahrt der 1930er-Jahre be-
geistert, den entschädigt Test Pilotmit ein paar
interessanten Flugmaschinen.

Fan-Artikel
Intime Kenner werden die wuchtige »Drake
Bullet« (am Anfang des Films) als Seversky
SEV-2S identifizieren, immerhin das einzige je
gebaute Exemplar. Das Muster war 1935 aus
einem Wettbewerb um Heeresaufträge her-
vorgegangen. Die Seversky Aircraft Corpora-
tion auf Long Island, New York, brachte das
Ganzmetall-Jagdflugzeug SEV-1XP heraus,
das 1937 schließlich als P-35 beim Army Air
Corps in Dienst gestellt wurde.
Als SEV-S1 trat dieses frühe US-Jagdflug-
zeug bei den National Air Races (NAR) an.
Bei Seversky wusste man wohl um die Be-
deutung solcher Auftritte; die ganze Nation
schaute dabei zu. Eine »zivilisierte« Version
der P-35 dominierte als SEV-S2 die hochdo-
tierten Überlandflüge der Bendix Trophy in
den Jahren 1937 und 1938. Als blitzblanke
»Drake Bullet« hatte sie ihren Auftritt in Test
Pilot. Die aufregenden Luftrennszenen sind
ein Composit aus historischen Wochenschau-
en von den NAR 1937 in Cleveland. Per Rück-
projektion hat man sie mit den statischen Auf-
nahmen der Schauspieler (in ihren Cockpits)
verschmolzen. Regisseur Fleming tauchte ei-
nen Tag nach der Veranstaltung am Flugplatz
auf und ließ die Rennen nachstellen. Am

Gewinnt 1937 das Bendix Air Race: die SEV-2S, eine modifizierte Seversky P-35. Eine
Zeit lang war es Amerikas modernstes Jagdflugzeug. Im Film wird sie zur »Drake Bullet«

In der finalen Szene, gedreht auf March
Field in Kalifornien, sind auch die zwölf
Y1B-17-Prototypen dabei. Mit gutem Grund:
Das AAC nutzt jede Gelegenheit, um die
Öffentlichkeit von der Leistungsfähigkeit
des neuen Langstreckenbombers zu über-
zeugen. Clark Gable darf als Co-Pilot mitflie-
gen. Ein paar Jahre später, 1943, steigt er
wieder in eine Flying Fortress: diesmal ganz
in echt, als Beobachter und Bordschütze ei-
ner B-17 über Europa.
Der 41-jährige Gable wird seine Gründe ge-
habt haben, sich 1942 freiwillig zu melden.
Einer davon mag der Unfalltod seiner dritten
Frau gewesen sein, der Schauspielerin Ca-
role Lombard. Im Januar 1942 war ihr Lini-
enflug mit einer DC-3 wegen Pilotenfehlers
abgestürzt. Der schwer geschockte Gable
kommt im nächsten Jahr mit der 8th Air For-
ce und der 351st Bomb Group nach Eng-
land, RAF Polebrook.
Einer seiner fünf Einsätze führt ihn auch
über Deutschland. Dabei wird ein Besat-
zungsmitglied getötet, zwei werden verwun-
det und Gable fliegen die Flaksplitter um die

Ohren. Sein Arbeitgeber MGM wird danach
ein bisschen nervös und sorgt dafür, dass
der Publikumsliebling im November 1943
zurück in die USA kommt. Er verlässt die
Air Force im Rang eines Majors. An seinen
Superstar-Status vor dem Krieg kann Clark
Gable (1901–1960) nicht mehr anschlie-
ßen; seinem Kultstatus hat das bis heute
nicht geschadet. n

Superstar in Uniform


Clark Gable in
England. Der
41-Jährige erwirbt
sich einigen Res-
pekt als Bordschüt-
ze einer B-17. Er
ist nicht der einzi-
ge Hollywood-Star
im echten Krieg

Gable in Pose. Das Pentagon macht Propa-
ganda mit solchen Fotos
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