Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1

Steuer saßen die Großen des Golden Age of Air
Racing, etwa Earl Ortman, Rudy Kling und
Roscoe Turner.
Wenn’s gar nicht anders ging, kamen da-
bei Modelle (miniatures) zum Einsatz. Das Pu-
blikum von anno ’38 war mit solch zeitgemä-
ßen Tricks hinreichend zu befriedigen. Aber
was die richtigen Flugzeuge betrifft, ist Test
Pilotkein historischer Film; sie alle spiegeln
den aktuellen Stand der Technik.
Wohl nur einige Rennspezialisten erken-
nen heute die Marcoux-Bromberg »Special«,
die in dieser Sequenz zum Vorschein trat.


Und der flotte Tiefdecker, mit dem Jim seine
geliebte Ann herumwirbelt, ist eine Ryan
STA, die heute bei den Antique Aero Flyers
am Bodensee fliegt.
Später, als Testpilot für die Army, fliegt Jim
eine Northrop A-17, bis ihm die Tragflächen
um die Ohren krachen und er mit dem Fall-
schirm aussteigen muss. Tatsächlich hatte das
Army Air Corps 93 Exemplare der A-17 im
Bestand. Zwei Drittel davon wurden 1940 an
die RAF abgeschoben. Als Trainer taugte die
technisch bereits überholte Nomad Mk. I, wie
sie bei den Briten hieß, noch allemal.
Im dritten Akt des Films bekommen Gable
und Tracy einen interessanten Co-Star. Die
Y1B-17 wird ihr letztes Testobjekt. Hinter dem
Kürzel verbirgt sich freilich die künftige B-17
Flying Fortress. Das ursprüngliche Boeing
Model 299 (noch mit steilem Seitenleitwerk)
ist eines von zwölf Vorserien-Exemplaren, die
kurz vor ihrer Indienststellung standen. Ganz
am Ende des Films sieht man sie alle schön


säuberlich aufgereiht. Testpilot Jim hat sich
für eine ungefährlichere Rolle als Ausbilder
entschieden – seiner Ann zuliebe.
In den letzten Filmminuten rauschen mehr
als 100 Army-Flugzeuge über die Leinwand.
Schon im Vorspann gilt der Dank der Filme-
macher dem AAC für die freundliche Schüt-
zenhilfe ... In Test Pilotlässt Hollywood seine
Fliegertruppe einmal mehr gut aussehen; die-
se beiderseits ersprießliche Partnerschaft hält
sich bis in unsere Tage.
Die Bruchlandung der Y1B-17 muss das
Studio allerdings teuer gekommen sein.

Knapp zwei Wochen dauern hierzu die Dreh-
arbeiten auf dem MGM-Gelände. Man hat ein
flugfähiges Modell gefertigt, dazu ein Mock-
upin Lebensgröße: aus einer alten, durch
zwei Motorattrappen zur Viermot umgemo-
delten DC-2. Dann lässt man alles in Flam-
men aufgehen. Ein beeindruckendes Finale.

Abschiedsvorstellung
Unterm Strich erweist sich Test Pilotals einer
der größten US-Kassenerfolge des Jahres


  1. Auch die Reichsdeutschen bekommen
    ihn noch im selben Jahr unter dem sperrigen
    Titel Der Werkpilotzu sehen. Es ist einer der
    letzten großen US-Filme auf NS-deutschen
    Leinwänden vor dem Krieg. Und hätte man
    ihn auch im Reichsluftfahrtministerium ge-
    nauer betrachtet und ernst genommen, wäre
    man von der Leistungsfähigkeit des amerika-
    nischen Flugzeugbaus womöglich überzeugt
    gewesen. Die war nämlich kein Märchen aus
    Hollywood. n


FLUGZEUG CLASSIC4/2017 75


Handwerklich über-
zeugender Klassiker
mit Staub und Pati-
na, mit Stärken und
Schwächen. In je-
dem Fall sehenswertes Nostalgie-Kino,
bei dem die authentischen Flugaufnahmen
noch das Beste sind. Für Fans von Gable
und Spencer ein Muss. Auf DVD erhältlich.

Kurzkritik


»Gunners« Ende: Die Freundschaft der beiden Partner hält bis zum Schluss. Und das Studio MGM
hat es sich ’was kosten lassen ...

Im dritten Aktdes Films bekommen Gable


und Tracy einen Co-Star: die künftige B-17.

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