amas0117

(やまだぃちぅ) #1

O


bwohl es sie bei uns seit mehr
ols 40 Jahren gibt, wissen die
meisten Menschen über die
Aroniafrucht eher we nig. Ur­
sprünglich stammt sie aus Nordamerika und
war schon bei den Indianern für ihre ge­
sundheitsfördernde und heilende Wirkung
bekannt. Da sie völlig unempfindlich gegen
Kälte ist, wurde die Pflanze seit dem 19.
Jahrhundert auch auf russischem und sogar
sibirischem Boden angebaut. Und auch deut­
schen Wintern kann Aronia prächtig stand­
halten.
Nach dem 2. Weltkrieg breitete sich die
Beere in den damaligen Ostblockstaa­
ten aus, seit den 1970er-Jahren wird sie im
sächsischen Landkreis Bautzen kultiviert. In
Deutschland findet sie inzwischen wegen
ihrer gesundheitlichen Vorteile immer mehr
Freunde und liebhaber.
Da die Aroniabeeren in rohem Zustand ei­
nen säuerlich-herben Geschmack haben und
in etwa mit dem Geschmack von unreifen
Heidelbeeren vergleichbar sind, kommen sie
meist verarbeitet in den Handel: als Konfitü-


ren, Gelees und Kompotte, Saft, Nektar und
Sirup. Weil im Trester, der bei der Saftpres­
sung zurückbleibt, eine hohe Konzentration
von Antioxidanzien zu finden ist, wird er zu
Aroniatee und Aroniapulver verarbeitet, das
auch in Kapseln als Nahrungsergänzungsmit­
tel angeboten wird. Außerdem werden die
Aroniabeeren auch getrocknet und können
dann wie Rosinen oder Cranberries verwen­
det werden.
Neuerdings haben auch ökowinzer die
Aroniasträucher als Sekundärkultur für den
Weinberg entdeckt. Hier werden sie geme an
den Rändern der Rebzeilen angepflanzt, weil
sie die biologische Vi elfalt fördern. So ziehen
sie unter anderem Schmetterlinge, Insekten
und Vögel an und verbessern durch ihre Sym­
biose mit Stickstoff speichernden Bakterien
die Bodenqualität deutlich. Und so ist es kein
Wunder, dass mittlerweile auch Obstwein aus
den Aroniabeeren gekeltert wird. AhnIich wie
beim Rotwein werden hier die sekundären
Pflanzenstoffe durch den Alkohol gründlicher
aus der Beerenhaut herausgelöst, als durch
die Saftpressung allein. Unser Körper kann

sie aus alkoholischen Lösungen auch besser
aufnehmen. Dass daraus ein Alkoholproblem
entstehen könnte, ist nicht zu befürchten,
denn bereits ein kleines Schnapsglas voll Aro­
niawein täglich soll genügen, um uns mit der
nötigen Menge an antioxidativen Anthocy­
anen zu versorgen.

Was hat Aronia, was an­
dere Früchte nicht haben?
Die Aroniabeeren sind reich an Vitaminen,
darunter Provitamin A, Vitamin C, E, K, B2,
Niacin und Folsäure. Ebenso sind Mineral­
stoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium, Zink,
Phosphor und Jod reichlich vorhanden. Vor
allem aber enthalten sie unglaubliche Men­
gen an sekundären Pflanzenstoffen. Darunter
Anthocyane, die für die blau-violette Farbe,
und oligomere Proanthocyanidine (OPC), die
für den herben Geschmack der Beeren ver­
antwortlich sind.
Speziell durch ihren Farbstoffgehalt über­
trifft die Aronia bei weitem alle anderen
Früchte: So enthält sie bis zu fünfmal so viele
Anthocyane wie beispielsweise Heidelbee-
ren oder Brombeeren. Anthocyane gehören
zur großen Gruppe der Polyphenole, denen
vor allem auch Rotwein seinen guten Ruf als
vorbeugendes Mittel gegen Herzinfarkt und
Schlaganfall zu verdanken hat. Ein Kraftpaket
mit antioxidativer Wirkung also, das sich als
Radikalenfänger bewährt hat.
Aronia wirkt nicht nur blutdrucksenkend,
antientzündlich und gefäßschützend. Auch als
krebshemmendes Mittel und als begleitende
Behandlung bei Chemotherapien hat sich die
Frucht als erfolgreich erwiesen. Ebenso kann
sie eine positive Wirkung bei Magen-, Darm-,
Leber- und Gallenbeschwerden entfa lten.
Wissenschaftliche Studien lassen zudem ver­
muten, dass sie eine vorbeugende Wirkung
gegen Darmkrebs und Herz-Kreislauf-Erkran­
kungen hat.
Nach den Erkenntnissen russischer Wissen­
schaftler wirken Aroniafrüchte und -saft positiv
auf den gesamten Stoffwechsel und die Blut­
bildung. Sie regen die Regenerierungskräfte
des Muskel-und Knochengewebes an und
erhöhen die Abwehrkräfte des Organismus.
Der Saft ist dank seiner schleimlösenden Wir­
kung auch bei Bronchitis hilfreich.
Neuere Studien der Medizinischen Univer-
Aroniabeeren sollten eine tiefblaue Färbung haben, bevor sie geerntet sität Plovdiv in Bulgarien zeigen außerdem
werden. Die optimale Zeit ist in der Regel Anfang August

106 All Sonderheft 1/2017

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