Initiative ,,zu gut für die Tonne"
,Jedes achte Lebensmittel, das wir kaufen,
werfen wir weg", heißt es auf der Infor
mationsseite des Bundesministeriums für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher
(www.zugutfurdietonne.de). "Während
wir Lebensmittel sogar noch in Original
verpackung wegwerfen, hungert weltweit
etwa eine Milliarde Menschen.
Natürlich wird auch keiner von ihnen
unmittelbar satt, wenn wir zu Hause mehr
Achtsamkeit beim Umgang mit Lebensmit
teln aufwenden und den gekochten Reis
weiterverwerten, statt ihn wegzuwerfen.
Dennoch: In Anbetracht des Hungers in der
Welt und aus Respekt vor unseren Mitmen
schen und der Schöpfung sind wir geradezu
verpflichtet, sorgsam mit unseren Lebens
mitteln umzugehen", lesen wir weiter.
Die im Frühjahr 2012 von Bundesverbrau
cherministerin IIse Aigner gestartete
Initiative ,,zu gut für die Tonne!" verfügt
mittlerweile über einen hohen Bekanntheits
grad. Im Herbst 2012 starteten Bundesver
braucherministerium, Siow Food Deutsch
land und der Bundesverband Deutsche
Tafel bundesweite Aktionstage gegen die
Lebensmittelverschwendung.
ist. Fenchel, Kohlrabi, Rettich, Radieschen:
Jetzt wächst vieles, das auch roh sehr gut
schmeckt. Ideal, weil den meisten Menschen
Rohkost im Sommer gut bekommt, während
im Winter Warmes besser vertragen wird. Im
Herbst sind dann dunkle Früchte wie Brom
beeren, Holunder oder Pflaumen an der Rei
he. An deren Fruchtsüße ist viel Eisen gebun
den. Das schafft einen Kraftvorrat, stärkt das
Immunsystem und bereitet den Körper auf
die kalte Jahreszeit var.
Sparsam einkaufen
Irgendwie steckt das Jäger-und-Sammler-Gen
noch immer in uns. Wie sonst ist es zu erklä
ren, dass wir unsere Einkaufskörbe voll laden,
mit Dingen, die wir meist gar nicht benötigen.
Als liefe in uns ein uraltes Programm ab: "Das
muss ich haben, man kann ja nie wissen, ob
es morgen wieder was gibt." Und schon lan
det das eine oder andere Päckchen mehr im
Einkaufswagen. Kühlschrank und Vorratsrega
le sind meist überfü llt - und die Mülltonnen
auch. Denn allein in Deutschland landen jähr
lich etwa 18,4 Millionen To nnen an Nahrung
im Müll. Das ergab eine große WWF-Studie
im Jahr 2015.
Weltweit könnten Milliarden Menschen al
lein mit dem Inhalt aus unseren Mülltonnen
ernährt werden. Essen wegzuwerfen, auch
wenn es vielleicht nach genießbar wäre, ist
mittlerweile fester Bestandteil unseres Kon
sumverhaltens - auch in Deutschland. Pro Se-
20 All Sonderheft 1/
Ein Möhrenfeld in Deutschland
nach der Ernte. Alles, was nicht
groß oder gerade genug ist, bleibt
liegen und verroHet
Folo, imago/blickwinkel
kunde wandern hierzulande 313 Kilo gnieß
bare Nahrungsmittel in die Tonne. Essensre
ste, auf die wir keinen Appetit mehr haben,
Käse und Wurst, dessen Mindesthaltbarkeits
datum um einen Tag überschritten wurde,
halb volle Jaghurts, Gemüse mit kleinen Stei
len ... Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Doch was können wir persönlich dazu bei
tragen, damit weniger Lebensmittel im Müll
landen? Jeder sinnvolle Einkauf beginnt
schon zu Hause mit einer guten Planung.
Sie macht nicht viel Arbeit, den Einkauf dafür
umso leichter. Und sie schont Geldbeutel und
Ressourcen.
überdenken Sie auch Ihr Kaufverhalten.
Auch wenn es XXL-Packungen zum Schnäpp
chen-Preis gibt, überlegen Sie, ob nicht doch
Spitzen koch Christion Roch
und Bundesministerin Use
Aigner bei der Präsentation
der "App" mit Rezepten
für LebensmiHelreste
am 20.11.2012 in Berlin.
MiHlerweiie enthält die App
340 Rezepte
Folo, BMELV Jürgen Gebhardl
Das große
Wegschmeißen
ist vermeidbar
die Hälfte im Müll landet. Und wer zu viel hat,
etwa in seinem Garten: Tafeln oder ande
re Vereine, die etwa Kinder bekochen, sind
dankbare Abnehmer. Auch im Internet gibt
es entsprechende Foren zur Abgabe von Le
bensmitteln.
Warum muss die
Gurke gerade sein?
Nicht perfekt geformtes Gemüse, wie etwa
krumme Gurken oder zu ku rze Möhren, er
reichen den Verbraucher erst gar nicht. Jeder
zweite Kopfsalat wird untergepflügt, jede
zweite Kartoffel vernichtet und jedes fünfte
Brot wird gleich auf den Müll geworfen.
Was nicht perfekt ist, hat in unserer Welt
kaum eine Chance. Wir schwelgen im über
fluss. Und angesichts dieser Fülle fragen wir
uns, was gesund ist und was nicht. überle
gen, ob wir unsere Vitalität mit Rohkost stei
gern können, ab eine Eiweiß-Diät unser Im
munsystem stärkt oder ob wir Kohlenhydrate
aus unserer Ernährung verbannen. Irgendet
was ist da schief gelaufen. Finden Sie nicht
auch?
Wir machen uns Gedanken darüber, wei
che Ernährungsform die richtige für uns ist
und vergessen darüber ganz und gar, dass
zu einem gesunden Essen var allem erst ein
mal eines gehört: die Wertschätzung van Le
bensmitteln und die Achtung der Arbeit der
Bauern und Produzenten. Weltweit versu
chen mittlerweile Menschen, die irrsinnige
Verschwendung zu stoppen: so genannte
Mülltaucher, die Nahrungsmittel aus den
Abfall-Containern der Supermärkte retten.
Verbrauchervereine, die Bauern und Kun
den direkt zusammenbringen. Kleine Schrit
te, die aber viel bewirken könnten. Siow
Food Deutschland eV. veranstaltet schon seit
längerer Zeit Aktionen wie "Teller statt Ton
ne" oder "Schnippel disko", bei denen Aus
schussgemüse zubereitet und gegessen wird.