amas0117

(やまだぃちぅ) #1

Laut Statistik wird jedes fünfte
Brot auf den Müll geworfen
Foto: imago/blickwinkel


Mülltaucher - eine neue Bewegung
vor allem unter jungen Menschen, die
Essbares aus den Mülltonnen reHen
Folo, imogo/Sobin. Gudolh


Hauptsache,
schnell und billig
Unsere Emährung zielt darauf ab, aufkeimen­
des Hungerempfinden möglichst schnell und
billig zu befriedigen. "Viele Menschen ha­
ben das Essen verlernt. Sie können nur noch
schlucken", soll der fra nzösische Starkoch Paul
Bocuse einmal gesagt haben. Und hat damit
nicht so ganz Unrecht. Gemeinsames Essen,
wie man es aus mediterranen Ländem kennt,
findet bei uns immer seltener statt. Jeder isst,
wann er gerade Appetit hat.
Der Lebensstil von heute entspricht nicht
selten dem eines Kurzstreckenläufers. Ein
Te rmin jagt den anderen. Hier eine Projekt­
sitzung, da ein Businesslunch, zwischendurch
eine Stunde ins Fitnessstudio und am Abend
noch eine Familienfeier. Freie Zeit wollen wir
heute aktiv erleben. Und da steht gemein­
sames Kochen und Essen nur allzu selten
auf der Agenda.
Wir leben nicht nur anders, wir essen auch
anders. Viele haben abends keine Lust (und
ZeiB mehr, den Hefeteig für die Pizza selbst
zu kneten oder Gemüse für die Suppe zu
schnippeln. Kein Wunder, dass der Markt mit
Fertiggerichten und Convenience-Produkten
für bequemes Essen überschwemmt wird.
Hier eine Tüte, die nur noch eingerührt wer­
den muss, dort vorgeschnittenes Obst, das
man nur noch in den Mund steckt. Kein lästi­
ges Schälen einer Apfelsine mehr. Vor allem

Heute eher selten: Die Familie trifft sich zum gemeinsamen
Essen. Dabei ist es so wichtig, gesellig zusammen zu sein und
sich für das Essen Zeit zu nehmen


BEWUSST ESSEN


schnell muss es gehen. Am besten die Ver­
packung aufreißen und ab in die Mikrowelle
oder in den Ofen.

Gut essen bedeutet
auch genießen können
Essen ist jedoch weit mehr als die Befriedi­
gung eines Hungergefühls, weit mehr als
reine Nahrungsaufnahme. Es hat etwas mit -7

Das meinen Sterneköche


"Der Hafenarbeiter aus Neapel weiß, dass die
etwas schrumpeligen To maten unter Umstän­
den das beste Aroma haben - in Deutschland
wird man die aber nicht los. Genauso wie
junges Gemüse: Wir glauben, was klein ist,
taugt nichts. Also werden Zucchini erst geern­
tet, wenn sie den Umfang einer Keule haben.
Dass sie dann schmecken wie ein Schwamm,
ist egal. Hauptsache, man kriegt was fürs Geld.
Diese Schnäppchen-Mentalität ist fataL"
Vincent Klink (Die ZEIT 13.5.2009)
"Wir leben in einer Ja-aber-Gesellschaft. Wir
erkennen, dass sich im Land viel verändern
muss, aber praktisch sind wir nicht bereit,
etwas anders zu machen." Christian Rach (SZ
13.8.2010)
"Heute gibt es das ganze Jahr über alles, in
allen möglichen Aggregatzuständen. Ich bin
auf einem Bauernhof in der Steiermark groß
geworden. Wir hatten früher das, was wir
angebaut haben, und damit haben wir auch
gekocht. Heute wissen die Kinder vielleicht,
was Nuss-Nougat-Creme ist, aber nicht, wie
die Nuss mit Schale aussieht, geschweige
denn, an welchem Baum oder Busch sie
wächst." Johann Lafer (SZ 7.5.2012)
,,Als Köchin, die ihren Beruf mit ganzem
Herzen liebt, weiß ich: Eine frisch zuberei­
tete, gesunde Mahlzeit nährt nicht nur den
Körper, sondern auch die Seele. Mich berührt,
wie viele Menschen an ernährungsbedingten
Krankheiten leiden." Sarah Wiener (www.
sarah-wiener-stiftung.org)
"Gesunde Ernährung ist für mich, dass mir
mein Körper etwas wert ist. Viele geben für
ihr Auto mehr Geld aus als für ihren Körper.
Der braucht aber auch guten Kraftstoff, vor
allem frische Lebensmittel. Die können nicht
spottbillig sein. Ein gutes Stück Fleisch, ein
gutes Pflanzenöl kann man nicht zu Dum­
pingpreisen produzieren." Alfons Schuhbeck
(tag-der-gesunden-Ernaehrung.de)

Sonderheft 112017 Ala 21

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