amas0117

(やまだぃちぅ) #1

ERFAHRUNGSBERICHT


verzichten. Der Gedanke darüber, was wir
vielleicht alles nicht mehr essen können,
verunsicherte uns anfangs schon ein wenig.
Wir fragten uns insgeheim, ob wir wirklich
wissen, was wir tun. Wir ahnten zu diesem
zeitpunkt nicht, welch eine geschmackliche
Vielfalt und welch ein Reichtum an Lebens­
mitteln sich uns eröffnen würden.
Wir gingen bei unseren Kindern ganz
offen mit dem Thema um, sprachen über
die "normale" Tierhaltung und sChauten
uns dazu auch mal kritische Beiträge und
Filme an. Sie waren schon schockiert über
die Art und Weise wie die Tiere heutzutage
gehalten, gemästet und später zu Fleisch
und Wurst verarbeitet werden. Das hätten
sie ja gar nicht gewusst .. Mit der Zeit ent­
wickelten sie mehr und mehr ihre eigene
Offenheit für veganes Essen und den um­
gang damit.
Die ersten Schritte bestanden darin, uns
selbst erst einmal kundig zu machen über
die Möglichkeiten aber auch die Notwen­
digkeiten. Der Entschluss, sich zukünftig
tierfrei zu ernähren, war das eine, die Um­
setzung das andere. Wir recherchierten im
Internet, kauften Kochbücher und fingen
einfach an. Dabei fiel uns auf, dass es eine
Vielzahl von tollen Rezepten gab, die sich
lecker anhörten. Doch sie waren einfach
nicht alltagstauglich, wenn es darum ging,
schnell etwas für die Kinder und den Mann
zu zaubern.
So begannen wir damit, unsere eigenen
Rezepte vegan abzuwandeln. Irgendwann
türmten sich in unseren KÜChen die Rezep­
tezettel und wir kamen auf die Idee, damit
unser eigenes Kochbuch zu schreiben. Nach
mittlerweile fast zwei Jahren veganer Er­
nährung haben wir überaus positive Erfah­
rungen gemacht. Wir fühlen uns allesamt
fitter, vitaler und gesünder.

Verblüffende
positive
Verän derungen

Unsere Männer haben ihren Selbsttest im­
mer wieder verlängert, weil sie bemerkten,
wie ihre Beschwerden sich besserten. Bei
einem damals 26-jährigen Freund regulier­
te sich beispielsweise der Bluthochdruck
wieder. Unsere Kinder mussten sich nach
dem Mittagessen nicht mehr aufs Sofa
legen, weil sie erst mal zu schlapp waren,
um ihre Schulaufgaben zu machen. Nein,
sie legten gleich los!

68 lYa Sonderheft 112017


Wir könnten die Liste noch endlos wei­
terführen, weil sich wirklich vieles positiv
verändert hat. Natürlich ist eine vegane
Ernährung nicht das Allheilmittel. Doch sie
kann vielleicht aus dem überlaufenden Fass
negativer Einflüsse auf sanfte Art und Weise
etwas ablassen.
Mit unserem veganen Kochbuch möch­
ten wir die Menschen ermuntern und in­
spirieren, es auch einfach einmal auszupro­
bieren und positive veränderungen an sich
festzustellen. Wir versuchen, niemanden
zu überzeugen oder gar zu missionieren.
Niemand sollte sich gezwungen fühlen,
sich einzuschränken oder zu verzichten.
Auch heute noch überkommt den einen
unserer Männer manchmal die Lust auf
Fleisch und dann gibt er dieser auch mal
nach. Wir selbst haben diese Fleischgelüste
übrigens in der ganzen Zeit bisher noch
nicht verspürt. Wenn wir einen Rat geben
dürfen, dann ist es dieser: Jeder sollte sich
von seinem eigenen GefÜhl leiten lassen,
nur das ist nachhaltig. So viele Menschen
wollen eigentlich keine Tiere mehr essen,
aber sie wissen nicht so richtig, wie sie es
anstellen sollen. Und das können wir sehr
gut verstehen, es ging uns ja nicht anders.

Auf die Gewürze
kommt es an

Wir sind erstaunt darüber, was sich in der
kurzen Zeit alles verändert hat. FrÜher ha­
ben unsere Kinder nach Geld gefragt, um
sich mit ihren Freunden einen Döner vom
Imbiss aus dem Ort zu holen. Heute fragen
ihre Freunde, wann es bei uns mal wieder
Döner gibt. Denn auch der ist natürlich
vegan, schmeckt absolut lecker und liegt
nicht schwer im Magen. Es hat uns gezeigt,
dass es den meisten Menschen eigentlich
gar nicht um das Fleisch geht, sondern um
den herzhaften Geschmack. Das Fleisch ist
aber nur der Träger für die Gewürze, denn
niemand isst ein StüCk Fleisch, welches
nicht gewürzt ist.
Es gibt beim veganen Essen keine Ge­
schmackseinbußen, und dass wissen viele
Menschen nicht. Ganz im Gegenteil, man
hat sogar eine noch größere Geschmacks­
vielfalt. Dazu ist es leicht und bekömmlich.
Wir sind heute der Meinung, dass jede Mahl-

zeit, die man ohne tierische Produkte zu
sich nimmt, schon ein Geschenk für sich
selbst und für Mutter Erde ist. Es ist doch
irrsinnig, wenn man bedenkt, dass mit den
heute angebauten pflanzlichen Produkten
die gesamte weltbevölkerung ernährt wer­
den könnte, ohne dass jemand noch ver­
hungern müsste. Aber wir verfüttern es
lieber an die Tiere, die später auf unseren
Tellern landen.

Vegan - ein
ungeahnter
Siegeszug

Die vegane Ernährung hat sich in den letz­
ten Jahren zu einem Trend entwickelt,
der nicht nur am heimischen Herd Einzug
gehalten hat. Auch in Restaurants und be­
sonders in Bioläden setzt sich die vegane
Produktpalette immer mehr durch. Wir
haben bereits mehrere Restaurants über
die veganen Alternativen oder auch Bio­
läden bei der Erweiterung ihres produkts­
ortiments beraten. Neulich saßen wir mit
einem Restaurantbesitzer zusammen und
sprachen über die Möglichkeiten bei der
Erweiterung seiner Speisekarte. Einejunge
Frau, die am Nebentisch saß, mischte sich
plötzlich in unser Gespräch ein und sagte,
dass sie sich selbst auch vegan ernähre und
es tOll fände, wenn zukünftig vegane Ge­
richte auf der Speisekarte wären.
Was uns aber persönlich besonders freut
ist die Tatsache, dass der einstige Selbsttest
unserer Männer sich zur Normalität entwik­
kelt hat. Einer unserer Männersagte irgend­
wann, er habe das Gefühl, einen grauen
Schleier von sich abgestreift zu haben, so
wie es die Waschmittelwerbung immer pro­
pagiere. Mit dem unterschied, dass dieser
Schleier nicht nur äußerlich, sondern auch
innerlich verschwunden sei.

Buchtipp:
Alexandra Vochtl Alexandra Weber: "Unsere 8x8
besten veganen Rezepte", stepbystep-Verlag,
IS8N 978-3-981-6090-1-1, 23 €, unter
http://www.stepbystep-verlag.de
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