Garten Flora Mai 2017

(sharon) #1

78 Gartenflora 5 | 17


ein echter Gewinn. Schließlich lassen
schlanke Ballerina-Äpfel oder Beeren-


Hochstämmchen noch ausreichend Licht,


Luft und Niederschläge unter ihre Krone,


wo vielfältige Begleitstauden eine Heimat
finden können. Achten Sie darauf, dass


die Stauden nicht zu hoch werden, sonst


bringen sie „ihr“ Obstgehölz nicht nur


optisch in Bedrängnis. Am besten eignen
sich Arten, die Wurzelkonkurrenz und


zeit weilige Trockenheit gut weg stecken,


und die gerne auch etwas in die Breite


gehen und so nach und nach den gesamten
Boden bedecken. Hacken ist unter dem


f lach wurzelnden Beerenobst ohnehin


tabu, ebenso wie zu dichtes Pf lanzen bis


an den Stamm heran. Halten Sie hier
besser etwas Abstand ein und bedecken


Sie die Wurzelscheibe der Obstgehölze mit


einer dünnen Mulchschicht, z. B. aus


Kompost, Rindenhumus oder angetrock-


netem Rasenschnitt. Im Herbst schließlich
bietet sich eine weitere Möglichkeit, das


Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden.


Dann nämlich kommen Narzissen, Tulpen,


Krokusse und weitere Zwiebelblüher in
den Boden. Sie lassen den Obstgarten


schon im Frühjahr farbenfroh erblühen.


SASKIA RICHTER


Ulrike Bosch von AllgäuStauden ist
ebenso begeisterte wie experimentier-
freudige Gärtnerin. So ist es für sie
nur selbstverständlich, Obst auch mal
mit Stauden zu kombinieren.

Vorbildlich


verbunden


In vielen Gärten stehen Stauden,
Obst, Gemüse und Kräuter, jedes
fein säuberlich getrennt in seinem
eigenen Bereich ...
... das empfinde ich manchmal schon
als extrem. Auch wir Gärtner sollten viel
öfter mal über den eigenen Tellerrand
schauen. Es wird doch gleich interessan-
ter, wenn sich alles ein bisschen mischt.
Wenn z. B. aus dem Gemüsebeet ein paar
hübsche Stauden hervorleuchten oder
sich umgekehrt Kräuter und Gemüse
zwischen den Stauden einfinden. Sicher-
lich harmoniert nicht alles miteinander,
man muss schon gezielt auswählen.
Aber gerade im Beeren- und Obstgarten
sehe ich viel Potential für attraktive und
dauerhafte Partnerschaften!

Was sind denn Ihre Kriterien für
eine gelungene Auswahl?
Zuerst einmal sollten natürlich die
Ansprüche der Obst- und Beerenpflanzen
zu denen der Stauden passen. Der
pH-Wert des Bodens kann dabei maß-
geblich sein. Heidelbeeren etwa gedeihen
nicht auf kalkhaltigem Boden, was
wiederum bedeutet, dass ihre Stauden-
freundinnen genauso ticken sollten.
Auch die Wuchsfreude oder die Fähigkeit,
mit Wurzeldruck umzugehen, können bei
der Auswahl entscheidend sein. Wenn ich
ans Ernten denke, macht es zudem Sinn,
die Bereiche, die ich zum Pflücken der
Früchte betreten muss, nur mit robusten,
trittfesten Stauden zu bestücken. Oder
mit solchen, die man zur Erntezeit getrost
zurückschneiden kann. Und nicht zuletzt
geht es auch um die optische Wirkung,
etwa um besonders schmuckes Laub
oder eine lange Blühdauer.

Kann man Stauden und Obst als
ebenbürtige Partner bezeichnen?
Nicht wirklich. Gewöhnlich nehmen die
Obstgehölze die dominierende Rolle ein.

Das liegt in der Natur der Sache: Mit
ihrer hohen, dauerhaften Gestalt geben
die Sträucher und Bäume den Rahmen
der Pflanzung vor. Dem ordnen sich die
Stauden unter – zumindest ein Stück weit.
Sie begleiten harmonisch oder setzen
interessante Kontraste und hauchen der
Situation damit Leben ein. Es ist jedoch
nicht oder nur selten eine Partnerschaft
auf Augenhöhe. Meist liegen einem
Beerenstrauch oder Obstbaum mehrere
Stauden zu Füßen. Was aber nicht heißt,
dass die Beziehung für die Stauden
erniedrigend wäre. Tatsächlich profitie-
ren beide Seiten von dieser Liaison!

Sie haben für uns eine farbenfrohe
Staudenkombination entworfen.
Gibt es noch weitere Möglichkeiten,
Obstgehölze zu unterpflanzen?
Es kann auch sehr effektvoll sein, sich
auf nur eine Sorte zu beschränken. Die
Wirkung ist dann sehr ruhig und irgend-
wie großzügig. Empfehlen kann ich hier
z. B. dauerblühende Reiherschnäbel
(Erodium), niedrige Katzenminzen (Nepe-
ta) oder Storchschnäbel (Geranium) wie
‘Dilys’ und ‘Rozanne’. Letztere ist übrigens
ziemlich raumgreifend: Eine Pflanze
reicht für ein Blühwunder von fast einem
Quadratmeter. Nicht zu vergessen: All die
Möglichkeiten, die Kräuter bieten ...!

Selbst schon ausprobiert?
Allerdings. Vergangenes Jahr habe ich in
einem leicht erhöhten Beet Johannisbeer-
Hochstämmchen mit meinen Lieblings-
küchenkräutern unterpflanzt. Jetzt habe
ich jederzeit frisches Würzgrün zur Hand


  • und im Juni gibt's noch eine leckere
    Beerenernte obendrauf! Auch sonst kann
    sich die Kräuter-Beeren-Kombination
    wirklich sehen lassen. Wichtig ist nur,
    dass alle Arten auch optisch gut mitein-
    ander harmonieren. Aber vielleicht
    möchten Sie es selbst mal versuchen?


Frühling im Beerengarten die zarten, grünlich gelben Blütentrauben der
Schwarzen Johannisbeere leuchten im Morgenlicht und wetteifern mit zarten
tazetten-narzissen und leuchtend orangeroten tulpen zu ihren füßen. Später
bieten die Bäumchen im Vorbeigehen ihr herb-aromatisches naschwerk dar.

fotos: elke Borkowski/gardenpicturestock , a

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