Lust Aufs Leben - Yoga - 09.2018 - 02.2019

(Rick Simeone) #1

V


agina, Scheide, Mu-
schi, das da unten


  • für das weibliche
    Geschlechtsteil gibt
    es viele Namen. Für
    Rosie Geldner ist der
    Begriff „Yoni“ nicht nur der
    schönste, sondern auch der
    zutreffendste. Ein Teil ihrer
    Arbeit beinhaltet, dass sie
    Frauen an ihren intimsten
    Stellen massiert. „Die aus
    dem Sanskrit stammende
    Bezeichnung Yoni ist eine
    sehr respektvolle und ehrende
    Bezeichnung für die Geni-
    ta lien der Frau und beinhaltet
    die äußeren Teile, aber auch
    Vagina, Gebärmutter und die
    Eierstöcke“, erklärt die in
    Wien praktizierende
    Ex pertin.


Durch die heilsamen Berührungen einer Yoni-
Massage, die im Tantra als heiliges Ritual und
Akt der Ehrung beschrieben wird, hilft Ro-
sie anderen Frauen, zurück in ihre ur-
sprüngliche Weiblichkeit zu finden. „Krän-
kungen aus der Vergangenheit, des Miss-
brauchs, der Frustration, der
Enttäuschung und der unerfüllten Er-
wartungen sind oft tief im Wesen der
Frau verankert.“ Die Folge: Das Gewebe
der Yoni, das eigentlich lebendig, wach
und sensitiv sein sollte, ist taub, ver-
spannt oder schmerzt. „Das eigene Emp-
finden von Weiblichkeit und der dazuge-
hörigen Sexualität ist blockiert“, so die
Praktikerin, die durch die intensive Aus-
einandersetzung mit ihrer eigenen Weib-
lichkeit zurück in ihren Körper gefunden
hat. „Eine Yoni-Massage hilft, sich längst Ver-
gessenem erneut zu öffnen, neue und alte Empfin-
dungen wiederzuentdecken und so Körper, Geist
und Herz in Einklang zu bringen. So erlaubt die
tiefgehende Praktik, Spannung auf direktem Wege
loszulassen, befreit von Schmerzen beim Sex sowie
alten, nicht mehr gültigen Glaubensmustern und
erweckt das Zentrum der weiblichen Lust zu
neuem Leben.“ Das eigentliche Motto da hinter:
Heilung durch Genuss.

Was passiert bei einer Yoni-Massage?
Schmuddelige Gedanken sind hier fehl am
Platz. Ein Orgasmus? Möglich und erlaubt, aber
nicht das Ziel. Denn ein definiertes Ziel gibt es
nicht. „Bei einer Yoni-Massage geht es darum,
sich selbst und der eigenen Sexualität näherzu-
kommen, sie wieder als etwas völlig Reines und

DER WEIBLICHE ORGASMUS


GILT BIS HEUTE ALS MYSTERIUM.


FEST STEHT: EINE VON DREI


FRAUEN KOMMT SELTEN ODER


GAR NIE ZUM HÖHEPUNKT.


DIE URSACHEN SIND MANNIG-


FALTIG UND OFTMALS TIEF


IN DER PSYCHE VERWURZELT.


EINE TANTRISCHE PRAKTIK


VERSPRICHT HEILSAME


BERÜHRUNG, INTENSITÄT UND


MEHR WEIBLICHKEIT – UND


DAS GANZ OHNE SEX:


DIE YONI-MASSAGE.


Wunderbares zu erfahren und so ein Stück mehr
Freiheit darin zu erlangen. Das soll in erster Linie
die kostbare Beziehung der Frau zu sich selbst und
in weiterer Folge auch die liebevolle Beziehung
zum Partner bereichern.“
Eine Yoni-Massage ist ein intimer Moment, der
für viele Frauen beim ersten Mal alles andere als
selbstverständlich ist. Hier weiß Rosie Geldner
dank ihrer jahrelangen Erfahrung genau, wie sie
ihren Klientinnen begegnet: „Die Massage unter-
scheidet sich von Frau zu Frau. Das Wichtigste
aber ist in jedem Fall, der Frau die notwendige Zeit
und den Raum zu geben, um sich ihrer eigenen
Sexualität ohne Leistungsdruck und ohne Erwar-
tungshaltung zu öffnen – denn nur wenige von uns
sind mit einem klaren Bewusstsein für ihren
Schoßraum aufgewachsen.“
Nach einem ausführlichen Gespräch führt sie
ihre Klientinnen durch eine kurze Meditation, um
ihnen zu helfen, sich gut im eigenen Körper zu ver-
ankern. Die anschließende Ganzkörpermassage
entspannt tief und bringt sie ins Hier und Jetzt.
Bevor und während der Yoni-Massage wird jeder
weitergehende Schritt besprochen und nur gegan-
gen, wenn es stimmig für die Klientin ist. Die
Yoni-Massage selbst beginnt dann mit einer acht-
samen Massage der äußeren Yoni, ehe der innere
Bereich massiert wird. „Auch wenn die Massage
auf die Erweiterung der Lebenskraft und -freude
ausgerichtet ist, können durch das Lösen von
Blockaden emotionale und psychische Themen
hochkommen – da kann es auch schon mal sein,
dass die eine oder andere Träne fließt“, erklärt uns
die Expertin mit dem Hinweis, dass ihre Behand-
lung kein Ersatz für eine psychologische oder
ärztliche Therapie ist.

Vertrauen ist alles
Viele Frauen sind zunächst dennoch skeptisch
gegenüber der intimen Praktik. „Vertrauen
ist bei einer Yoni-Massage der alles entscheidende
Schlüssel, es ist niemals eine Einladung zu sexuel-
len Interaktionen. Bei einer Yoni-Massage von
Frau zu Frau gibt es auch die üblichen Mann-Frau-
Muster nicht. So ist es für die Frau viel einfacher,
bei sich zu bleiben, und sie erlaubt sich viel eher,
Stopp zu sagen oder auszusprechen, was ihr guttut.“

Wer sich nicht gleich einem Therapeuten anver-
trauen möchte, kann die Tiefe der Weiblichkeit
auch im Zusammenspiel mit seinem Partner erle-
ben. Worauf dabei zu achten ist und wie man am
besten vorgeht, verrät der neue Ratgeber „Yoni-
Massage – Lust, Heilung und Intimität“ von Yella
Cremer (erscheint am 22. Oktober im Arkana-
Verlag). Das Wichtigste vorneweg: Es geht dabei
um Sie und Ihre Weiblichkeit, nicht um die sexuel-
len Gelüste des Partners.
FOTOS: GETTY IMAGES, BEIGESTELLT

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nele18_spezial Yoni Massage.indd 45 12.10.18 11:14

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