Die Welt Kompakt - 27.11.2019

(Michael S) #1

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wirkt, eben ein Vollprofi ist. Ja,
sie spricht leise, aber bestimmt,
sie verhaspelt sich nicht. Sie
weiß genau, was sie sagen will
und was nicht.
Sie redet ausführlich über ihr
Schönheitsprogramm (viel Was-
ser trinken, regelmäßig zum Bo-
xen und Pilates gehen, die übli-
chen Modelweisheiten eben)
und ihren favorisierten Modestil
(mal fancy, mal bequem, sie
muss sich wohlfühlen, bisschen
sexy sollte der Look auch ausse-
hen). Alles, was sie erzählt, ent-
spricht dem prototypischen Mo-
delimage im Jahr 2019: immer
gut drauf und professionell sein,
irgendwie sehr bewusst und acht-
sam , auf Social Media so nah und
doch so fern. Bei näherer Be-
trachtung wirkt Bieber immer
noch sehr jung, aber keinesfalls
mädchenhaft-unbedarft.
„Du musst den Ton vorgeben
in dieser Industrie“, sagt Bieber
denn auch, als ich sie frage, was
sie bislang in ihrer Karriere ge-
lernt hat. „Die Menschen den-
ken immer, in der Modeindu-
strie ginge es nur um Glamour
und Luxus. Ja, Mode kann wun-
derschön sein, aber was hinter
den Kulissen passiert, kann ganz
schön nervenaufreibend sein. In
der Modewelt herrscht oft ein
sehr rauer Ton, diese Welt kann
sehr tough sein. Für den Körper,

aber auch für die Seele und die
mentale Gesundheit.“
Sie erzählt von den Strate-
gien, die sie sich zurechtgelegt
hat, um in dieser Welt zu beste-
hen. Ganz besonders freundlich
zu sein zu den Mitmenschen,
zum Beispiel. Menschen um
sich zu scharen, denen man ver-
traut. Jungen Mädchen, die Mo-
del werden wollen, rät sie, sich
gut zu informieren über diese
Karriere: „Du musst gewappnet
sein für alles, was das Modelle-
ben mit sich bringt. Die vielen

Reisen, die Aufmerksamkeit. Du
musst immer interagieren kön-
nen, auch wenn du müde und
genervt bist.“
Das ist ja eigentlich in jedem
Job so, denke ich, sage es aber
natürlich nicht. Langsam habe
ich das Gefühl, dass wir uns ein
bisschen besser in diesem Ge-
spräch zurechtfinden. Ich wür-
de gern noch länger mit Hailey
darüber reden, warum so viele
Menschen die Modebranche
gleichzeitig unendlich faszinie-
rend und wahnsinnig anstren-

gend finden. Biebers Medien-
strategin wird allerdings unge-
duldig, das nächste Interview
steht an. Hailey und ich machen
noch ein Foto zusammen, ihr
Gesicht sieht winzig aus neben
meinem.
Draußen stehen ein paar Mäd-
chen hinter einer Absperrung.
Es ist kalt, regnerisch und unge-
mütlich, aber sie warten darauf,
wenigstens einen Blick auf ihr
Idol zu werfen. Später am Abend
kommt Hailey Bieber aus ihrem
Trailer, posiert für die Fotogra-
fen und mit ein paar einheimi-
schen Prominenten.
Die Gäste auf der Party wol-
len alle aussehen wie sie, in
schwarzen Leggings und Sport-
BHs und kurzen Hoodies. Von
der Decke hängen Jeans, die
Wände sind verspiegelt, zum
Selfie-Machen. Es geht das Ge-
rücht um, dass Justin auch noch
auftaucht, aber das ist Quatsch.
Ich gehe nach Hause, weil ich
mein Outfit viel zu langweilig
für diese Party finde. Während
ich über die glatten Gehwege
des Prenzlauer Bergs rutsche,
denke ich mir, dass es schon
sehr schön sein muss, Hailey
Bieber zu sein. Und als ich auf
meiner Couch mit einem Glas
Rotwein sitze, dass es minde-
stens genauso schön ist, nicht
Hailey Bieber zu sein.

,,


Die Menschen


denken immer, in der


Modeindustrie ginge


es nur um Glamour


und Luxus

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