Süddeutsche Zeitung - 27.11.2019

(ff) #1
von thomas kistner

G


ewiss, die Sanktionen gegen Russ-
land, die nun ein Expertenteam
der Welt-Anti-Doping-Agentur
Wada empfiehlt, reichen weiter als ande-
re zuvor. Aber das wurde ja erwartet, im
rechtsstaatlichen Teil der Welt. Moskaus
Sportregenten haben, trotz der pein-
lichen Aufdeckung ihres staatlich organi-
sierten Betrugs, einfach munter weiter
gemacht, letzte Manipulationen datieren
von Anfang 2019. Das beweist, dass der
fürsorgliche Täterschutz, den vor allem
das Internationale Olympische Komitee
in der Affäre pflegte, als Abschreckung
völlig untauglich war. Ganz im Gegenteil.
In der Theorie soll sich die Welt nun
über die nächsten vier Jahre daran gewöh-
nen, dass russische Athleten als „neutra-
le“ starten und das Land keine Events
mehr austrägt, weder die Volleyball-WM
2022 noch die Eishockey-WM 2023. In
keinem Stadion sollen Flaggen oder Wim-
pel flattern. Klar, das würde Putin und
Co. ziemlich treffen: Wozu brauchte es so
einen geheimdienstlich inszenierten
Großbetrug – wenn nicht, um nationale
Stärke zu zeigen?
In der Praxis stellen sich diese Fragen
aber noch nicht. Da stellt sich eine ganz
andere: Was bleibt übrig von all den from-
men Forderungen, wenn der Wada-Vor-
stand entschieden hat? Bei diesem Gremi-
um ist Skepsis angebracht. Ein enormer
Systemfehler hat es zur stumpfen Waffe
gemacht: Die Wada wird vom IOC domi-
niert. Und die Ringe-Vermarkter, ein
Bund aus Geld-, Land- und Hochadel, wa-
ren immer eng verbandelt mit den
Potentaten der Welt; stets pflegten sie ei-
nen äußerst pragmatischen Umgang mit
Sportbetrugs-Problemen aller Art.


Die Wada, offiziell unabhängig, ist von
den Tentakeln dieses IOC durchdrungen.
Offiziell hat sie zwar das Sagen – aber wie
das funktioniert, hat das IOC nur Stun-
den nach den harschen Empfehlungen de-
monstriert. Da teilte es seine Weltsicht
mit und betonte sogleich Dinge, die gar
nicht explizit eruiert wurden, aber halt
die Richtung vorgeben: Russlands NOK,
also den engsten Funktionärskamera-
den, sei kein Fehlverhalten attestiert wor-
den. So läuft das im Olymp. Da fliegt in ei-
ner lupenreinen Autokratie der größte
Staatsschwindel der jüngeren Sporthisto-
rie auf, aber die olympischen Sachwalter:
Die haben exklusiv nichts mitgekriegt.
Das offenbart eine so grandiose Unfähig-
keit, dass man sie alle sofort rausschmei–
..., sorry, halt: brüderlich umarmen muss!
Dazu passt, wie es das IOC begrüßt,
dass russische Athleten an Wettkämpfen
teilnehmen können, wenn sie zeigen,
dass sie nichts mit dem Fehlverhalten zu
tun haben – na bitte. Hier haben die Wa-
da-Prüfer gleich selbst das Türchen ad-
ventlich weit aufgestoßen, mit ihrem kon-
sequent wolkigen Gefasel rund um die
Kernfrage, wer denn nun wirklich auszu-
schließen sei: Offenbar nur überführte
Sünder. Wer das ist, regelt erstens der
Sport, zweitens betrifft es sowieso viele
Athleten, die nicht mehr aktiv sind. Den
Rest regeln dann die Sportausrüster und
-veranstalter; etwa über Insignien, die
glasklare Rückschlüsse zur Herkunft die-
ser neutralen Sport-Armada zulassen.
Perfekt gewählt ist auch der Zeitpunkt
für den Beschluss im Dezember. Noch bis
Jahresende heißt der Wada-Boss ja Craig
Reedie, der Brite sitzt auch: im IOC. Aber
klar, der Mann ist völlig unabhängig.
Das Schlimmste kommt also noch. Für
Russland wohl eher nicht, sehr wahr-
scheinlich aber für den Weltsport.


München –Der Geher Christopher Linke
mag die Unsicherheit. Diese kleineren und
größeren Täler seines Sports, aus denen
man sich so herrlich wieder herausquälen
kann. Auch wenn sich der Spaß in Grenzen
hält, wenn man gerade mitten in einer die-
ser Fallen steckt. Wie jetzt gerade.
Linke weilt seit Anfang November in
Brisbane, an der Ostküste Australiens, es
ist schwül und morgens schon 25 Grad
heiß, 150 Kilometer weiter nördlich wüte-
ten zuletzt die Buschfeuer. Er hatte sich
den Ort bewusst ausgesucht; in Japan, bei
den Sommerspielen im kommenden Juli,
wird das Klima ähnlich sein. An diesem
Sonntag wollte Linke bei den Ozeanien-
Meisterschaften in Melbourne auch schon
mal die Olympia-Norm über 50 Kilometer
unterbieten. Allerdings brannte die Sonne
in Brisbane zuletzt so kräftig herunter,
dass er im Training maximal 20 Kilometer
schaffte, statt 30 oder 35, wie es vor dem
Wettstreit nötig gewesen wäre. In Mel-
bourne wird er nun also nur ein „hochwerti-
ges Training“ bestreiten. „Mal gucken, wie
weit ich komme“, sagt Linke am Telefon, er
hat diesen leichten Moll-Ton in der Stim-
me, der von der Enttäuschung erzählt.

Die Leichtathleten stecken Ende Novem-
ber in der Regel tief im Wintertraining, in
kühlen Sporthallen oder Krafträumen.
Christopher Linke, 31, vom SC Potsdam hat
einen anderen Pfad eingeschlagen. Es ist
ein Weg, der ihn zuletzt über Katar nach
Brisbane führte und bald nach Japan len-
ken soll; es ist auch ein Weg, der ihn etwas
aus der Nische hieven könnte und seinen
Sport gleich mit. Auch wenn auf dem Weg
noch einige Unwägbarkeiten lauern.
Die Geher sind wohl eines der am meis-
ten unterschätzten Ressorts, nicht nur im
Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).
Zum einen kennen selbst viele ihrer Kolle-
gen die Disziplin gar nicht so richtig, zum
anderen jagten sie zuletzt vergeblich einer
internationalen Medaille hinterher, die
erst das warme Licht des Publikums auf

die Athleten lenkt. Linke kann einiges da-
von erzählen: Er hob sich über schnelle Er-
folge in der Jugend in die nationale Spitze,
er wurde allein fünfmal deutscher Meister
über 20 Kilometer, Achter bei der WM 2013
über dieselbe Distanz, Fünfter bei Olympia
2016 und der WM 2017. Bei der WM im ver-
gangenen Oktober, im Glutofen von Doha,
begann er verhalten, holte am Ende dann
alle ein – bis auf die drei Besten. „Meine
beste internationale Platzierung“, sagte er,
„aber natürlich mache ich den Sport, um
eine Medaille zu gewinnen.“
Linke neidet niemandem etwas, aber er
wünscht sich schon, dass nicht nur das klei-
ne Fachpublikum erfährt, was seine Kolle-
gen und er leisten. Er erzählt ausdauernd
und mit ruhiger, fester Stimme über sei-
nen Sport, die Vorurteile („Ist das das mit
dem Nordic Walking?“), das flotte Tempo

(weniger als vier Minuten pro Kilometer),
wie Ausdauer mit technischer Finesse ver-
schmilzt: „Wir sind die einzige Disziplin, in
der du verwarnt oder disqualifiziert wirst,
wenn du nicht das Idealbild befolgst.“ Ei-
ner der beiden Füße muss stets den Boden
berühren, ein Bein gestreckt sein, das ist
mit zunehmender Dauer immer anstren-
gender, die drohenden Sanktionen verlei-
hen den Rennen bis zum Schluss zusätz-
liche Spannung. Nur kriege das kaum je-
mand mit, sagt Linke: Die Rennen werden
selten in voller Länge übertragen. Seit acht
Jahren werden sie zudem separat von den
deutschen Meisterschaften ausgerichtet.
In diesem Jahr fand sich für die 50 Kilo-
meter nicht mal ein Ausrichter. Auch des-
halb startet Linke am Sonntag bei den Ozea-
nien-Titelkämpfen, die Reise finanzierte
er aus privaten Ressourcen.

Unter diesen Bedingungen, sagt Linke,
finde man „nur durch Glück und Zufall
zum Gehen“. Sein Glück war, dass er in
Potsdam auf die Sportschule ging, an
einem der wenigen Sammelpunkte dieser
Disziplin in Deutschland. In der neunten
Jahrgangsstufe kamen die Geher in seine
Klasse, der erste, freche Gruß des dama-
ligen Mittelstreckenläufers Linke war:
„Könnt ihr nicht laufen, oder was?“ Er pro-
bierte es selbst, nach 200 Metern merkte
er, wie schwer es war, das Knie immer wie-
der voll durchzustrecken und die Zehen
nach oben zu ziehen – als würde man an
einem Schlagzeug ständig das Trommel-
pedal heruntertreten. Linke war fasziniert.
Wer einmal im System ist, hat meist Er-
folg, an den Stützpunkten in Erfurt, Baden-
Baden und Potsdam. „Das ist schon unsere
Stärke, dass nicht jeder sein Ding macht,
sondern wir als Gruppe zusammenarbei-
ten, die sich immer wieder fordert“, sagt
Linke. Er trainiert in Potsdam bei Ronald
Weigel, dem Bundestrainer, der 1988 für
die DDR über 20 und 50 Kilometer Olym-
pia-Silber gewann (und später erst wegen
seiner Vergangenheit als Stasi-Spitzel aus
der Sportfördergruppe flog, dann von der
Untersuchungskommission des deutschen
Sports entlastet wurde). In Doha waren die
Geher das verlässlichste Ressort einer ins-
gesamt durchwachsenen DLV-Auswahl,
Carl Dohmann wurde Siebter über 50 Kilo-
meter, Saskia Feige Elfte über 20. Und Lin-
ke, der Vierte über 20 Kilometer, ver-
sprach, dass er sich seine erste große Me-
daille dann eben demnächst bei Olympia
in Tokio beschaffen werde.
Sollte er sich qualifizieren, wird er aller-
dings nach Sapporo reisen; dorthin hatte
das Internationale Olympische Komitee zu-
letzt die Geher- und Marathonwettbewer-
be verlegt. Zum Wohle der Sportler, sagt
das IOC. Heuchlerisch, sagen viele Athle-
ten. Die Olympiamacher handelten ja erst,
nachdem in Doha viele Geher und Läufer
in der Mitternachtshitze zusammen-
geklappt waren. Linke hält es jedenfalls für
„totalen Blödsinn“, die Wettbewerbe „für
zwei, drei Grad Unterschied“ 850 Kilome-
ter in den Norden zu zerren. „Da wird mir
jede Chance genommen, den olympischen
Spirit zu spüren, das ist für mich nur noch

ein Weltcup“, sagt er. Er kann auch nicht
mehr über 20 und 50 Kilometer starten,
wie er es vorhatte, die Rennen sollen nun
alle an einem Wochenende stattfinden.
Im kommenden März, nach einem 50-Ki-
lometer-Wettbewerb in der Slowakei, wird
er sich wohl entscheiden. Über 20 Kilome-
ter war Linke zuletzt erfolgreicher, im Som-
mer egalisierte er sogar Andreas Erms deut-
schen Rekord (1:18:42 Stunden). Aber die
50Kilometer liegen ihm auch, sie werden

2020 wohl letztmals olympisch sein – der
Weltverband will sie danach abschaffen.
„Schade, dass es nur noch nach TV-Quoten,
Spaß und Kurzweiligem geht“, sagt Linke.
Gut möglich, dass er in Japan also noch mal
in die „längste und härteste Disziplin“ der
olympischen Leichtathletik eintaucht, mit
ihren knapp vier Stunden dauernden Un-
wägbarkeiten. Und, so hofft er, mit einem
guten Ende. johannes knuth

von johannes aumüller

Frankfurt– InRusslands Sport herrscht
Aufgeregtheit. Seit Montagabend sieht er
sich – nach der neuesten Wendung im
Staatsdopingskandal – mit konkreten
Sanktionsdrohungen konfrontiert, darun-
ter ein vierjähriger Bann von Olympischen
Spielen. Jetzt müsse Staatspräsident Wla-
dimir Putin eingreifen, ließ daraufhin Jurij
Ganus wissen, der Chef der nationalen
Anti-Doping-Agentur Rusada. Aber in die-
se Aufgeregtheit mischte sich auch man-
che entspanntere Stimme, etwa die der rus-
sischen Ski-Präsidentin Jelena Välbe. Die
Lage sei „beunruhigend“, sagte sie, aber:
„Wir müssen den 9. Dezember abwarten.“
In der Tat ist der 9. Dezember das nächs-
te entscheidende Datum für Russland.
Dann entscheidetdas Exekutivkomitee
der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada),
wie es mit dem am Montag zugesandten,
26-seitigen Report seiner unabhängigen
Prüfkommission CRC umgeht. Die sieht es
als erwiesen an, dass Russland bei der
Übergabe von wichtigen Labordaten mani-
pulierte – und fordert Sanktionen.

Dazu zählt zunächst, die Rusada erneut
zu sperren. Zugleich soll Russland in den
kommenden vier Jahren weder an Olympi-
schen Spielen (Tokio 2020, Peking 2022)
noch an irgendwelchen Weltmeisterschaf-
ten teilnehmen dürfen. Auch soll es unter-
sagt sein, dass Russland in dieser Zeit gro-
ße Events ausrichtet oder bekommt oder
sich für die Spiele 2032 bewirbt. Russische
Offizielle würden für vier Jahre gesperrt.
Allerdings dürften russische Athleten
gleichwohl bei Olympia starten – als „neu-
trale Athleten“ und nach entsprechender
Prüfung. Sie müssten gemäß CRC-State-
ment zeigen, dass sie „in keiner Weise“ in
das Manipulationssystem verstrickt seien.
Das heißt, sie dürften nicht „unter inkrimi-
nierenden Umständen“ im McLaren-Be-
richt auftauchen, in dem der Anwalt
Richard McLaren 2016 das Staatsdoping-
system festhielt; ebenso dürften keine „po-
sitiven Ergebnisse für sie in der Datenbank
gemeldet“ und „keine Daten in Bezug auf
ihre Proben manipuliert“ sein.
Das dürfte noch Debatten erzeugen, wel-
che und wie viele Athleten tatsächlich un-
ter die Einschränkungen fallen. Auch ist in
anderen Fällen unklar, welche konkreten
Folgen die CRC-Vorschläge hätten.
Klar ist offenbar nur: Die Fußball-Euro-
pameisterschaft 2020 wäre von möglichen
Sanktionen gegen Russlands Sport durch
die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA)
nicht betroffen. „Es betrifft die EM nicht,
da sie ein kontinentales Einzelsport-Ereig-
nis ist“, teilte die Wada demSportinforma-
tionsdienstmit.
Hintergrund der Sanktionsforderungen
ist der Umgang mit angeforderten Labor-
daten. Zu Beginn des Staatsdopingskandals
hatte die Wada die Rusada schon einmal ge-
sperrt. Im Herbst 2018 hob sie dies unter ei-
ner Bedingung auf: Russland müsse die so-
genannte Lims-Datenbank aus dem Mos-
kauer Labor, in der alle Vorgänge von Janu-
ar 2012 bis August 2015 verzeichnet sind
und mit deren Hilfe die Wada weitere Do-
pingfälle ausmachen könnte, überreichen.
Zunächst kam es bei der Übergabe zu Ver-
zögerungen. Und als die Wada-Ermittler
endlich im Besitz der Daten waren, stellten

sie fest, dass es zu Löschungen und Verän-
derungen gekommen war – bis hinein in
den Januar 2019. Hunderte auffällige Test-
befunde seien entfernt worden, Rohdaten
und PDF-Dateien manipuliert. Die Wada-
Ermittler konnten die übergebenen Daten
abgleichen mit einer Kopie, die sie früher
von einem Whistleblower erhalten hatten.
Für die Prüfkommission war das ausrei-
chend, um Sanktionen wie den vierjähri-
gen Olympia-Bann zu fordern. Aber es ist
die Frage, ob es dazu kommt. Seit Beginn
des Skandals stellte sich zweimal vor Olym-
pischen Spielen die Frage nach Konsequen-
zen, vor Rio 2016 und Pyeongchang 2018.
Beide Male traf das Internationale Olympi-
sche Komitee (IOC) viel kritisierte Entschei-
dungen. 2016 durfte Russland, außer bei
den Leichtathleten, teilnehmen; 2018 war
es zwar mitsamt Hymne und Flagge aus-
geschlossen, aber 169 „neutrale Athleten“
waren zugelassen – und kurz nach der Ver-
anstaltung erfolgte die Begnadigung.
Inzwischen haben sich die Formalitäten
geändert. Seit 1. April 2018 sind ein modifi-
zierter Wada-Code sowie ein Dokument
mit dem komplizierten Titel „Internationa-
ler Standard für Code Compliance der Un-
terzeichner“ (ISCCS) in Kraft. Dies betrifft
alle rund 650 Organisationen, die den
Wada-Code signiert haben, von internatio-
nalen Verbänden wie dem IOC bis zu den
nationalen Anti-Doping-Organisationen.
Dadurch haben die Wada und deren Exe-
kutive formal größeren Einfluss. Aber die
Wada-Exekutive ist kein vom Sport unab-
hängiges Gremium. Zwölf Personen gehö-
ren ihr an, neben sechs politischen Vertre-
tern kommen sechs weitere aus der olympi-
schen Bewegung. Gleich vier davon sind
IOC-Mitglieder, darunter auch Präsident
Craig Reedie, der noch bis Jahresende
dieses Amt innehat. Und die IOC-Spitze
gab sich in den Jahren des Staatsdoping-
skandals stets milde.

Die Wada-Vizepräsidentin Linda Helle-
land aus Norwegen, eine profilierte Kritike-
rin des weichen Russland-Kurses, ist da-
her skeptisch, ob die Exekutive den Vor-
schlägen der Prüfkommission auch folgt.
„Ich befürchte, dass das IOC dem entgegen-
wirken wird“, sagte sie dem norwegischen
TV-Sender NRK. Es gehe „um viel Macht
und Positionen“, und sie fürchte, „wir wer-
den in der Minderheit sein“.
Aber auch wenn die Exekutive am 9. De-
zember die Strafen ganz oder teils über-
nimmt, wäre dies nicht die endgültige Ent-
scheidung. Russland hätte drei Wochen
Zeit, vor den Internationalen Sportgerichts-
hof Cas zu ziehen und dort die Folgen der
Datenmanipulation verhandeln zu lassen.
Dabei dürfte nicht unerheblich sein,
wer dafür verantwortlich war. Schon jetzt
ist auffällig oft Thema, wer damit sicher
nichts zu tun gehabt habe. Rusada-Chef
Ganus etwa beteuert, seine Organisation
sei in die Sache nicht involviert gewesen.
Und das IOC gab nach der Publikation der
Sanktionsvorschläge zwar bekannt, dass
es „härteste Bestrafungen“ gegen die Ver-
antwortlichen unterstütze. Aber zugleich
betonte es, dass laut Prüfkommission die
Sportbewegung nicht an der Manipulation
beteiligt gewesen sei – und Russlands
Olympischem Komitee und seinen Mitglie-
dern kein Fehlverhalten nachgewiesen
werden könne.

Abu Dhabi– Einesder legendärsten For-
mel-1-Autos der Geschichte kommt unter
den Hammer: Am kommenden Samstag
wird der von Rekordweltmeister Michael
Schumacher gefahrene F2002 versteigert.
Das Auktionshaus Sotheby’s erwartet,
dass der Kaufpreis für die „Rote Göttin“
am Samstag im Rahmen des Saisonfinales
in Abu Dhabi zwischen 5,5 und 7,5 Millio-
nen US-Dollar liegen wird.
Bei dem zu ersteigernden Modell han-
delt es sich um das Originalchassis, mit
dem Schumacher 2002 in Frankreich sei-
nen fünften von insgesamt sieben WM-Ti-
tel perfekt gemacht hatte. Damals wurde
der Kerpener bereits am 21. Juli im elften
von 17. Saisonrennen vorzeitig Weltmeis-
ter und damit „schnellster“ Champion der
Geschichte. Zudem zog Schumacher nach
Titeln mit dem legendären Juan Manuel
Fangio gleich. Insgesamt holte Schuma-
cher 2002 elf Grand-Prix-Siege.
Ein Teil des Erlöses kommt derKeep
Fighting Foundationzugute. Die Stiftung
unterstützt Projekte im Bereich Kultur, Bil-
dung, Wissenschaft und Gesundheit. Zu-
letzt hatte ein Schumacher-Ferrari F2001
bei einer Versteigerung vor zwei Jahren
mit einem Preis von 6,4 Millionen Euro ei-
nen Weltrekord für Formel-1-Autos erzielt.
Neben dem F2002 wird noch ein weiterer
von Schumacher gesteuerter Wagen ver-
steigert: Der Benetton B192, mit dem Schu-
macher 1992 seine erste vollständige Sai-
son in der Königsklasse bestritt. sid


Sapporo statt Tokio?
Viele Geher finden, das IOC
nimmt ihnen den Olympia-Traum

Das IOC unterstützt „härteste
Bestrafungen“ – sucht aber auch
schon nach Hintertüren

Vier Jahre


Olympia-Ausschluss


Wegen manipulierter Labordaten fordert eine Prüfgruppe
der Welt-Anti-Doping-Agentur harte Sanktionen
gegen Russland. Nur Sankt Petersburg als Spielort
der Fußball-Europameisterschaft 2020 steht offenbar nicht infrage

Immer am Scheinwerfer vorbei


Die deutschen Geher zählen zur Weltspitze, haben aber wenig davon. Der WM-Vierte Christopher Linke muss deshalb ein paar Umwege in Kauf nehmen


STAATSDOPING

Das Schlimmste


kommtnoch


Ferrari zu kaufen
Legendärer Bolide von Schumacher
soll Millionensumme einbringen

Schon jetzt ist auffällig oft Thema,
wermit dem Fall sicher nichts
zu tun gehabt habe

Welche Sportler genau dürfen


nicht mitmachen? Das lassen


die Prüfer betont wolkig offen


ANZEIGE

DEFGH Nr. 274, Mittwoch, 27. November 2019 (^) SPORT HMG 25
Karrierehöhepunkt weit nach Mitternacht: Bei der WM in der Hitze von Doha wur-
de Christopher Linke Vierter über 20 Kilometer Gehen. FOTO: CHAI V. D. LAAGE / IMAGO
Müssen bald womöglich getrennt winken: Wladimir Putin (rechts) und IOC-Chef Thomas Bach, während der Olympi-
schen Winterspiele 2014 in Sotschi, als alles scheinbar noch in Ordnung war. FOTO: HOW HWEE YOUNG / DPA
Spitzenspiel
live erleben!



  • Teilnahmebedingungen und mehr Informationen
    unter sz.de/heimspiel19
    Alle Informationen unter
    sz.de/heimspiel19
    Wir verlosen 4 x 2 Tickets
    für das Spiel:*
    FC Bayern München gegen
    Tottenham Hotspur

Free download pdf