Brian Hartzer: Es geht um 23 Millionen Geset-
zesverstöße bei Transaktionen.
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Brian Hartzer
Rücktritt nach
Geldwäscheskandal
BANGKOK Zahlungen
an mutmaßliche Kin-
derschänder, millio-
nenfache Verstöße ge-
gen Antigeldwäsche-
bestimmungen und
eine mögliche Strafe
in Rekordhöhe: Brian
Hartzer, 52, Chef von
Australiens ältestem
Kreditinstitut West-
pac, hat den wohl
größten Skandal in der
Geschichte seiner
Bank zu verantworten.
Nach tagelangem öf-
fentlichem Druck kün-
digte er am Dienstag
seinen Rücktritt an.
In der Affäre geht es
um Vorwürfe der Auf-
sichtsbehörde Aus-
trac, die vergangene
Woche publik wurden.
Die Aufseher beklagen
23 Millionen Gesetzes-
verstöße bei Transak-
tionen, die unzurei-
chend geprüft worden
seien. Empörung lös-
ten Geldflüsse aus, die
offenbar im Zusam-
menhang mit Kindes-
missbrauch stehen. So
sollen mutmaßlich pä-
dophile Westpac-Kun-
den über Jahre Geld
auf die Philippinen
überwiesen haben –
unter anderem an ei-
ne Person, die später
wegen im Internet
übertragenen Kindes-
missbrauchs festge-
nommen wurde.
Hartzer sagte, als CEO
müsse er für alles Ver-
antwortung überneh-
men, was in seiner
Bank geschehe. Beob-
achter erwarten eine
Strafe von Hunderten
Millionen Dollar für
die Bank. M. Peer
Martin Greive, Dieter Fockenbrock,
Jan Hildebrand Berlin
V
on den Aufsichtsratsposten, die
es im Bundesfinanzministerium
zu verteilen gibt, ist der bei der
Deutschen Bahn nicht unbe-
dingt der beliebteste. Im Ver-
gleich mit Post oder Telekom droht bei dem
in der Dauerkritik stehenden Staatskonzern
viel Ärger. Vor knapp zwei Jahren übernahm
Levin Holle den Posten. Abgeschreckt haben
ihn die Probleme offensichtlich nicht: Holle
soll aus dem Ministerium nun ganz zur Bahn
wechseln – und dort Finanzchef werden.
Der 52-jährige Holle sei der Wunschkandi-
dat von Verkehrsminister Andreas Scheuer
(CSU), hieß es in Aufsichtsratskreisen. Vize-
kanzler Olaf Scholz (SPD) dürfte den Wechsel
unterstützen. Der sozialdemokratische Fi-
nanzminister schätzt Holle und hielt deshalb
an ihm als Leiter der wichtigen Finanzmarkt-
abteilung fest, auch wenn Holle einst von
Wolfgang Schäuble (CDU) eingestellt wurde.
Zeitweise war selbst unter Scholz Holles Be-
förderung zum Staatssekretär im Gespräch.
Für den Einserjuristen und Vater von vier
Kindern ist es der nächste überraschende
Wechsel in einer durchaus ungewöhnlichen
Karriere. Nach dem Jurastudium in Freiburg
und Göttingen heuerte Holle zunächst bei
der Strategieberatung Boston Consulting
Group an. In 15 Jahren arbeitete sich der ge-
bürtige Düsseldorfer bis zum Senior Partner
und Leiter des Berliner BCG-Büros hoch.
Im Januar 2012 folgte ein Seitenwechsel,
der in diese Richtung selten ist: Holle verließ
die Privatwirtschaft, um unter dem damali-
gen Finanzminister Schäuble die wichtige Fi-
nanzmarktabteilung zu leiten. „Sein Herz hat
immer auch für die Res publica geschlagen“,
schrieb der damalige BCG-Deutschlandchef
zu Holles Abschied in einer Mail. „Es ist doch
etwas anderes, ob Sie Kunden aus der Privat-
wirtschaft helfen, ihre Gewinne zu steigern,
oder ob Sie dem Gemeinwohl dienen“, hat
Holle auch einmal über seinen Wechsel ge-
sagt. Die Arbeit im Ministerium fand er „sehr
reizvoll“, auch wenn die hierarchischen Ab-
läufe anfangs für ihn gewöhnungsbedürftig
waren. Doch seine Abteilung sei für spannen-
de Themen wie die Rolle der Banken in der
Euro-Krise oder die Regulierung der Finanz-
märkte zuständig gewesen.
Als Holle seinen Job im Finanzministerium
antrat, steuerte die Euro-Krise auf ihren Hö-
hepunkt zu. Und Holle wurde zu einem der
wichtigsten Krisenmanager Schäubles. Der
frühere CDU-Finanzminister war eher spar-
sam mit Lob. Doch Holle hob er in kleiner
Runde öfter mal hervor. Dass der frühere Be-
rater auf sehr viel Geld verzichtete, um in
den Euro-Krisenzeiten beinahe rund um die
Uhr für ihn zu arbeiten, beeindruckte auch
Schäuble. Ein Zehntel seines alten BCG-Ge-
halts habe er als Abteilungsleiter bekommen,
hieß es damals. Holle sprach darüber nicht.
Wenn er sich mal beklagte, dann eher, dass
er junge Mitarbeiter nicht so einfach beför-
dern könne wie in der Privatwirtschaft.
Dass Holle die politischen Fallstricke in
Berlin kennt, dürfte ihm in seinem neuen Job
helfen. Ebenso dass er gewohnt ist, zu die-
nen. Holles wichtigste Aufgabe wird sein, die
Milliarden zusammenzuhalten, die Vor-
standskollege Ronald Pofalla beim Bund orga-
nisiert. Gleichzeitig muss er weitere Milliar-
den organisieren, schließlich ist der Staats-
konzern das Klimaversprechen der Politik.
Sollte dieses Versprechen nicht eingelöst
werden, hat nicht nur der Bahn-Chef ein
Problem.
Levin Holle
Pendler zwischen
Staat und Wirtschaft
Ein Topbeamter aus dem Finanzministerium soll Finanzchef
der Bahn werden – nicht sein erster überraschender Wechsel.
Levin Holle: Der
Jurist muss die
Kosten bei der
Bahn senken und
Geld sparen.
BMF
Es ist doch
etwas
anderes, ob
Sie Kunden aus
der Privatwirt -
schaft helfen,
ihre Gewinne
zu steigern,
oder ob Sie
dem Gemein -
wohl dienen.
Levin Holle
Neuer Finanzchef
Deutsche Bahn
Keith Schembri
Der Druck auf Maltas
Politiker wird größer
VALLETTA In Malta
ist der Stabschef von
Premierminister Jo-
seph Muscat zurückge-
treten. Keith Schembri
war zuletzt im Zuge
der Ermittlung zum
Mord an der Journalis-
tin Daphne Caruana
Galizia 2017 in die
Schlagzeilen geraten.
Muscat bestätigte am
Dienstag den Rück-
tritt, sagte aber nichts
zu den Gründen. Die
Polizei des kleinsten
EU-Landes teilte am
Dienstag mit, dass
zum Mordfall Caruana
Galizia weitere Perso-
nen vernommen wür-
den. Ermittlerkreise
bestätigten der „Times
of Malta“, dass auch
Schembri unter ihnen
sei. Der Druck auf
Muscats rechte Hand
war bereits in der vori-
gen Woche gestiegen,
als einer der mutmaß-
lichen Hintermänner
der Tat festgenommen
wurde.
Caruana Galizia war
am 16. Oktober 2017
nahe ihrem Haus in
Bidnija in ihrem Auto
in die Luft gesprengt
worden. Die 53-Jährige
hatte unter anderem
über Korruption bei
der Regierung und bei
Geschäftsmännern auf
Malta – und deren Ver-
wicklung in den Skan-
dal um die „Panama
Papers“ recherchiert.
dpa
Namen
des Tages
MITTWOCH, 27. NOVEMBER 2019, NR. 229
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