Neue Zürcher Zeitung - 15.11.2019

(Ann) #1

24 WIRTSCHAFT Freitag, 15. November 2019


Ein Selfie in AngkorWat –jetzt auchmit dem TCS möglich. SAMRANG PRING / REUTERS

TCS kehrt ins Reisegesc häft zurück


(awp)· ZehnJahre nach demAusstieg
bietet der Touringclub der Schweiz
(TCS) wieder landesweitReisen an.
Allerdings peilt der TCS nicht das Mas-
sengeschäft an, sondern die Nische von
Gruppenreisen. Nach dem Start in die-
semJa hr in derRomandie werde man
2020 auch in der Deutschschweiz An-
gebote lancieren, sagte der neue TCS-
Reise-Geschäftsleiter Henri-Pierre Gal-
letti am Donnerstag im Gespräch mit
der NachrichtenagenturAWP an einer
Branchenveranstaltung in Zürich. Zu-
vor hatte das Branchenportal«Travel-
news» darüber berichtet.Vor genau
zehnJahren hatte der TCS seinReise-
geschäft anKuoni verkauft. Als Grund
für den Schritt nannte der TCS dieKon-

kurrenz durch Internet undTelefon. 24
Geschäftsstellen wurden geschlossen
und150Arbeitsplätze abgebaut.Kuoni
übernahm lediglich zehn Standorte.
«Wir starten wieder fast von null»,
sagte Galletti, der neunJahre lang Chef
der TCS-Sektion Genf war, am Don-
nerstag im Gespräch. Der völligeAus-
stieg seikeine gute Entscheidung gewe-
sen. Deshalb habe er dasReisegeschäft
ab 2013 zunächst versuchsweise und
ab 20 15 dann fest von Genf aus in der
Westschweiz sukzessive ausgebaut. Nun
wolle man wieder national tätig sein,
sagte Galletti.Das Ziel für das nächste
Jahr sei es, 60Reisenzuorganisieren. Es
handle sich um kleine Gruppen mitetwa
20 Personen.

Deutschland


schrammt an der


Rezession vorbei


ht. Berlin·Was ab den Sommermonaten
schon fast als Gewissheit galt, ist nun doch
nicht eingetreten:Das deutsche Brutto-
inlandprodukt (BIP) ist laut Angaben
des Statistischen Bundesamts vom Don-
nerstag im dritten Quartal 20 19 gegen-
über demVorquartal preis-, saison- und
kalenderbereinigt um 0,1% gewachsen.
Im zweitenVierteljahr war es hingegen
lautrevidiertenDaten um 0,2% gesunken.
Viele Ökonomen hatten angesichts
der Handelskonflikte, der Unsicherheit
über den Brexit und der geringeren Nach-
frage aus China für diePeriode vonJuli
bis September einen erneuten leichten
Rückgang erwartet, womit Deutschland
nach einer verbreiteten Definition in eine
«technischeRezession» (zwei Quartale
mit negativemWachstum inFolge) gera-
ten wäre. Gegenüber dem dritten Quar-
tal 20 18 ist dasreale BIP um 1,0 % gestie-
gen.Laut vorläufigen Berechnungen des
Bundesamts kamen in der Berichtsperi-
ode positive Impulse vom privaten und
vom staatlichenKonsum. Zudem sind die
Exporte gestiegen, während die Importe
etwa auf dem Niveau desVorquartalsge-
blieben sind.Auch wurde mehr inBau-
ten investiert.Dagegen sind die Investi-
tionen inAusrüstungen imVergleich zur
Vorperiode gesunken.
Eine unerwartet gute Entwicklung
der Exporte im September hatte vor
einigenTagen schon erste Hoffnungen
geweckt, dass eine technischeRezession
vermieden werdenkönnte. Die derzei-
tige wirtschaftliche Schwäche Deutsch-
lands geht vor allem von der Industrie
aus,die stark exportorientiert ist.Eine
breite, tiefeRezession der ganzenVolks-
wirtschaft hatten die meistenAuguren
indessen ohnehin nicht erwartet. So
hatte der Sachverständigenrat zur Be-
gutachtung der wirtschaftlichen Ent-
wicklung («Wirtschaftsweise») letzte
Woche für das ganze laufendeJahr ein
Wirtschaftswachstum um 0,5% und für
das nächsteJahr ein solches von 0,9%
(kalenderbereinigt 0,5%) prognostiziert.
Der deutsche Wirtschaftsminister
Peter Altmaier sprachvoneinem«zarten,
aber sichtbaren Silberstreifen am Hori-
zont». Die«Wirtschaftsweisen» warnten
indessen in einer Mitteilung,Deutsch-
land befinde sich zwar vorerst nicht in
einer «technischenRezession», doch sei
das Risiko einer gesamtwirtschaftlichen
Rezession damit noch nicht gebannt. Eine
Belebung derKonjunktursei frühestens
imJahresverlauf 2020 zu erwarten.
ObRezession oder nicht, Deutsch-
land befinde sich mit einem durchschnitt-
lichen Quartalswachstum von 0,1%seit
dem drittenVierteljahr 20 18 de facto in
einer Stagnation,kommentierte Cars-
ten Brzeski, der Chefökonom von ING
Deutschland.Während eineWachstums-
krise weiterhin als unwahrscheinlich er-
scheine, bleibe eine längere Stagnations-
phase möglich, fügte er unterVerweis auf
strukturelle Probleme unter anderem in
derAutomobilindustrie hinzu.

Deutschland macht Weg
frei für Nord Stream 2
(dpa)·Der Bundestag hat denWeg
für die umstrittene Gaspipeline Nord
Stream2 frei gemacht. Mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen CDU/
CSU und SPD sowie der FDP wurde

IN KÜRZE


Neue Bestimmungen zur
Banken-Rechnungslegung
(awp)·Die Eidgenössische Finanz-
marktaufsicht (Finma) hat die Bestim-
mungen zurRechnungslegung fürBan-
ken neu gestaltet. Angepasst wurde die
Methode zur Bildung vonWertberich-
tigungen für Kreditausfallrisiken.Mit
der Änderung sollen Schwachstellen
des heutigenSystems beseitigt werden.
Mit diesen Massnahmen will dieFinma
laut einer Mitteilung vom Donnerstag
verhindern,dassBankenWertberichti-
gungen zu spät bilden. Die neuen An-
sätze zur Bildung vonWertberichtigun-
gen seien proportional ausgestaltet. Nur
systemrelevanteBanken müssen laut
Finma die erwartetenVerluste in ihren
Kreditportfolios detailliert modellieren.

Zurich setzt sich


ehrgeizige Zi ele


(awp)·Die Zurich-Gruppe setzt sich
für diekommenden dreiJahre neue
Ziele. Der weltweit tätigeVersicherer
will etwa im Bereich der Privatkunden
wachsen und gleichzeitig die Profitabili-
tät verbessern.Auch die Aktionäre sol-
len davon profitieren. 2020 startet die
Zurich einneues, auf dreiJahre ausge-
legtes Strategieprogramm.Darin formu-
liert das Management um denKonzern-
chef Mario Greco neue, nach eigener
Einschätzung «ehrgeizige» Geschäfts-
ziele.An dergrundsätzlichen Stoss-
richtung der Gruppe ändert sich aber
nichts. DieVorgaben des letzten Pro-
gramms, das noch bis EndeJahr läuft,
werde man allesamt übertreffen, bekräf-
tigte die Zurich am Donnerstag. In der
neuen Strategieperiode wird dieLatte
nun etwas höher gelegt.Auch dieses Mal
stehen dieRendite und dieAusschüt-


Daimler will in der
Autosparte Kosten senken
(dpa)·Daimler will in seinerAuto-
sparte in denkommenden dreiJah-
ren insgesamt eine Milliarde Euro an
Personalkosten einsparen. Sowohl im
Management als auch in den sogenann-
ten indirekten Bereichen, also derVer-
waltung, sollen dazu Stellen abgebaut
werden, wie derKonzern am Donners-
tag mitteilte. Zudem willDaimler die
Investitionen deckeln und auf lange
Sicht auchreduzieren.

In der Schweiz steigt
die Zahl der Erwerbstätigen
(awp)·Der Schweizer Arbeitsmarkt
ist im dritten Quartal insgesamt erneut
gewachsen. Die Erwerbslosenquote
gemäss Definition des Internationalen
Arbeitsamtes ist allerdings ebenfalls ge-
stiegen undhat sich weiter dem euro-
päischen Niveau angenähert. Die Zahl
der Erwerbstätigen nahm im dritten
Quartal imVorjahresvergleich um 0,3%
zu, wie das Bundesamt für Statistik am
Donnerstag imRahmen der Publika-
tion der Schweizerischen Arbeitskräfte-
erhebung (SAKE) mitteilte. Insgesamt
waren damit 5,09 Millionen Menschen
in der Schweiz erwerbstätig.

HERAUSGEGRIFFEN


10 Kilo Katze


sind nun mal 2 zu viel


Christian Steiner· Regeln sindRegeln. Dies musstenauch
Michail Galin und seineKatzeViktor erfahren. So ist es bei
der russischen FluggesellschaftAeroflot verboten, Katzen, die
schwerer als 8 Kilogramm sind, mit in die Kabine zu nehmen.
Die grösserenTiere müssen imFrachtraum transportiert wer-
den. Dies wollte Herrchen Michail seinerKatzeViktor, die
leider 10 Kilo wiegt, nicht zumuten. Den über neunstündigen
Flug im Gepäckabteil verbringen zu müssen,hätte demTier
laut dem jungen Mann einTr auma zugefügt. Und sowieso ist
dieReise von Moskau nach Wladiwostok einfach zu lang, um
Mensch und Katze zu trennen.
Für diese Argumentation hatte dasPersonal beim Check-
in-Schalter leiderkein Musikgehör. DieAngestellte vonAero-
flotkontrollierte alle Gepäckstücke mit einem Massband, wog
jedes Gepäckstück und stellte auchViktor auf dieWaage. Die
Kontrolle ergab, dass dasTier 10 Kilo schwer ist und daher nicht
in der Kabine mitfliegen durfte.Alles Flehen von Galin nützte
nichts.DasAeroflot-Personal blieb hart und erklärte, dass es
dieVerantwortung für die zwei zusätzlichen Kilo nicht über-
nehmenkönne.Auch das Nachfragen bei anderen Mitarbei-
tern nützte nichts: Die Katzemussteinden Gepäckbereich.
Das wollte Michail Galin seinemViktor nicht antun und
trat daher seinen Flug nichtan.Dafür heckte er einen Plan aus.
Dank einer Suchaktion aufFacebook fand er innert kürzester
Zeit eine Doppelgängerkatze, die fast wieViktor aussieht, aber
zwei Kilo weniger auf derWaage bringt. Damitkonnte er am
nächstenTagdie Schalterbeamten beim Eincheckentäuschen
und danacheinen Katzentausch durchführen. Der Plan funk-
tionierte.Viktorkonnte unbehelligt den Sitz mit Galin teilen.
DieFreude über den Coup war so gross,dass der junge
Mann seinen Erfolg aufFacebook hinausposaunte. Das war
einFehler.Aeroflot kriegteWind vomPost und bestrafte Ga-
lin. Die Fluggesellschaft schloss den jungen Mann vom Bonus-
system aus und strich all seine Flugmeilen. Die Lehre aus der
Geschichte?Wer Aeroflot ausgetrickst hat, sollte dies nicht auf
Facebook verbreiten.

tung an dieAktionäre imFokus. Mit
Blick auf die auf dem Betriebsgewinn
erzielte Eigenkapitalrendite strebt die
Gruppe neu einenWert von über14%
an. Bisher wollte man über die Marke
von 12%kommen.

die Umsetzung einer EU-Gasrichtlinie
in nationalesRecht beschlossen.Damit
sollRechts- und Planungssicherheit für
Nord Stream 2 geschaffen werden. Die
im April verabschiedete Änderung der
EU-Gasrichtlinie sieht vor, dass künftig
EU-Energieregeln auch für Pipelines gel-
ten, die aus Drittstaaten in die EU füh-
ren. Demnach dürfen die Produktion von
Erdgas und der Betrieb der Leitung nicht
in einer Hand liegen– anders als bisher
bei Nord Stream 2 vorgesehen.

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