Die Welt Kompalt - 11.11.2019

(nextflipdebug5) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MONTAG,11.NOVEMBER2019 WIRTSCHAFT 11


Handelsblatt Handelsblatt Podcast NEU


Global Challenges


Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit: In „Global
Challenges“ analysiert der ehemalige Bundesaußenminister
Sigmar Gabriel gemeinsam mit Bert Rürup, Präsident des
Handelsblatt Research Institute, die geopolitische Lage.
Jeden zweiten Freitag neu.

Podcast


Global ChallengesGlobal Challenges


Jetzt reinhören: Jetzt reinhören: handelsblatt.com/globalchallenges

Der Blick über den deutschen Tellerrand
mit Sigmar Gabriel und Bert Rürup.

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D

ie Arbeitswelt wan-
delt sich rasant.
Deshalb braucht
auch die Sozialpart-
nerschaft von Gewerkschaften
und Arbeitgeberverbänden
dringend einen Modernisie-
rungsschub – sonst droht der
Tarifvertrag zum Auslaufmo-
dell zu werden. Über den Re-
formbedarf sind sich die Bun-
desregierung, Arbeitgeber und
Gewerkschaften einig. Über das
Wie wird gestritten.


VON DOROTHEA SIEMS

Während die Wirtschaft viel
mehr Flexibilität für die Betrie-
be fordert, halten Gewerkschaf-
ten und SPD ganz im Gegenteil
sogar mehr tarifliche und ge-
setzliche Regulierungen für nö-
tig, um die Arbeitnehmer im
Wandel besser zu schützen.
Wie weit die Lager auseinan-
derliegen, zeigt der Sammel-
band „Sozialpartnerschaft 4.0 –
Tarifpolitik für die Arbeitswelt
von morgen“ der Bundesverei-
nigung der Deutschen Arbeitge-
berverbände (BDA), der am
Dienstag auf dem Arbeitgeber-
tag in Berlin präsentiert wird.
Zu den Autoren zählen neben
Arbeitgeberpräsident Ingo Kra-
mer und DGB-Chef Reiner
Hoffmann auch die Bundesmi-
nister Hubertus Heil (SPD, Ar-
beit) und Peter Altmaier (CDU,
Wirtschaft).
In den vergangenen Jahren
ist die Tarifbindung hierzulan-
de stark erodiert, wie Daten des
Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) belegen.
Danach gilt sie nur noch für 57
Prozent der Beschäftigten in
Westdeutschland und 44 Pro-
zent der ostdeutschen Arbeit-
nehmer. Der Anteil der Gewerk-
schaftsmitglieder ist auf nur
noch 15 Prozent der Arbeitneh-
mer gesunken. „Für eine Stär-


kung der Tarifbindungbedarf
es einer Rückbesinnung darauf,
dass in Tarifverträgen Mindest-
arbeitsbedingungen geregelt
werden sollten“, mahnt Arbeit-
geberpräsident Kramer. Weiter-
reichende Vereinbarungen
könnten dann in Betrieben vor
Ort festgelegt werden. Konkret
schlägt Kramer ein „Options-
modell“ vor, das eine deutliche
Flexibilisierung der Tarifverträ-
ge zur Folge hätte.
Der Vorstoß sieht gesetzliche
Öffnungsklauseln vor, die es
Tarifpartnern erlauben, von ge-
setzlichen Regelungen abzu-
weichen. Dies ist bereits bei der
Leiharbeit möglich. Der Arbeit-
geberchef plädiert zudem für
tarifliche Öffnungsklauseln,
wie sie in einigen Branchenta-

rifverträgen schon angewandt
werden. Als ganz neue Option
will Kramer überdies eine „mo-
dulare Tarifbindung“ einfüh-
ren: „Unternehmen sollten die
Möglichkeit erhalten, aus ei-
nem Gesamttarifwerk einzelne
Module auszuwählen.“
Zuletzt haben die Tarifpar-
teien in großen Industriebran-
chen wie der Chemieindustrie
oder der Metall- und Elektroin-
dustrie in den Lohnrunden zu-
nehmend neue Themenberei-
che verhandelt. Längst geht es
nicht mehr nur um Löhne und
Arbeitszeiten. Der Metalltarif
beispielsweise gibt den Arbeit-
nehmern die Möglichkeit, zwi-
schen zusätzlichen Urlaubsta-
genund mehr Geld zu wählen.
In anderen Branchen haben die

Sozialpartner Regelungen zu
Lebensarbeitszeitkonten, zur
Weiterbildung oder zur Verein-
barkeit von Beruf und Familie
ausgehandelt. Der Präsident
des Arbeitgeberverbands Ge-
samtmetall, Rainer Dulger, hält
dies allerdings für eine Fehlent-
wicklung: „Die Flächentarifver-
träge regeln mittlerweile so vie-
le Themen und sind hinsicht-
lich ihrer Anwendung so kom-
pliziert geworden, dass sie vor
allem kleine und mittlere Be-
triebe überfordern.“
Arbeitsminister Heil sieht
angesichts der sinkenden Tarif-
bindung den Staat in der Pflicht
gegenzusteuern. Die große Ko-
alition habe bereits Anreize für
mehr Tarifpartnerschaft ge-
schaffen, schreibt Heil. So gebe
es bei der Betriebsrente sowie
der Leiharbeit für tarifgebun-
dene Unternehmen die Mög-
lichkeit, von gesetzlichen Regu-
lierungen abzuweichen. Auch
im Arbeitszeitgesetz plant Heil
eine Öffnungsklausel für tarif-
gebundene Arbeitgeber. Auf der
Grundlage entsprechender Ta-
rifverträge sollen Betriebsver-
einbarungen möglich sein, um
die gesetzliche Höchstarbeits-
zeit flexibel auf die Wochentage
zu verteilen. Heil erwägt zudem
ein „Tariftreuegesetz“ für die
Bundesebene, sodass öffentli-
che Verträge künftig nur noch
an Unternehmen gehen, die Ta-
rif zahlen.
DGB-Chef Hoffmann sieht
die Zukunft der Sozialpartner-
schaft in einem erweiterten
Verständnis von Tarifpolitik.
Nötig sei eine „qualitative Tarif
(sozial)politik“. Im Mittel-
punkt künftiger Tarifverhand-
lungen müssten mehr und
mehr auch Zukunftsthemen wie
Weiterbildung, Beschäftigungs-
sicherung, betriebliche Alters-
sicherung oder Pflegezusatz-
versicherungen stehen.

Abwärtstrend

Quelle: IAB-Betriebspanel

Tarifbindung der Beschäftigten 1998 - 2017 in Prozent


















�� Ost

�� West

Neue Ideen für


den Tarifvertrag


Arbeitgeber fordern flexible Lösungen für


die Unternehmen. Die Gewerkschaften und


der Arbeitsminister haben andere Pläne


Preise in Euroje 100 Liter bei Kauf
von 3000 Litern einschließlich
1 9Prozent Mehrwertsteuer
Stadt Diese Woche VVVorwocheorwoche
Berlin^6 9,45-75,20^6 9,45-72,
Hamburg 6 6,65-72,55 6 6,65-77,
Hannover 6 7,85-76,15 6 6,65-76,
Düsseldorf^6 8,90-74,85^6 8,65-74,
Frankfurt/M. 6 9,85-78,95 7 0,70-74,
Karlsruhe 7 0,60-74,50 7 9,25-73,
Stuttgart 7 1,85-74,95 7 1,50-74,
München^7 2,10-73,20^7 2,10-72,
Rostock 6 7,10-72,70 6 7,10-71,
Leipzig 6 7,35-74,05 6 6,75-74,
Bei höherer Abnahmemenge
sind Preisnachlässe möglich.
Quelle: Energie Informationsdienst

Heizöl-Preise aktuell

Im Iran ist nach Regierungs-
angaben ein riesiges Erdölfeld
entdeckt worden. Das mehr
als 2000 Quadratkilometer
große Gebiet im Südwesten
des Landes verfüge über 53
Milliarden Barrel Öl, sagte
Präsident Hassan Ruhani in
einer vom Staatsfernsehen
übertragenen Rede. Sollten
sich die Angaben bestätigen,
würde sich das Erdölvorkom-
men im Iran um ein Drittel er-
höhen. Das Ölfeld liege in der
Provinz Chusestan nahe der
Grenze zum Irak und dehne
sich fast 200 Kilometer bis
zur Stadt Omidiyeh aus, sagte
Ruhani. „Dies ist ein kleines
Geschenk der Regierung an
die Iraner.“Der Energiekon-
zern BP schätzt das Rohölvor-
kommen im Iran bisher auf
155,6 Milliarden Barrel. Die Is-
lamische Republik stand da-
mit an vierter Stelle der größ-
ten Ölnationen der Welt.

Iran entdeckt


riesiges


neues Ölfeld

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