Handelsblatt - 11.11.2019

(Nandana) #1
Eine Bühne für Ideen:
Neun smarte Konzepte
präsentierten die Finalisten.

Marc-Steffen Unger

Minuten mit seinen Tabletten in der
Hand die Apotheke wieder verlässt,
erwacht im Hintergrund ein Büro-
kratiemonster zum Leben. Denn
zwischen Arzneimittelabgabe und
dem Abschluss der Rezeptprüfung
durch die Krankenkasse können bis
zu zwölf Monate vergehen. Allein 75
Millionen Rezepte müssen bei den
Prüfern in den Krankenkassen er-
neut gecheckt werden – im gesamten
Abrechnungsprozess wird ein Re-
zept mehr als zehnmal in die Hand
genommen.
„Ein Prozess, der Zeit und Res-
sourcen verschlingt – beim Apothe-
ker und der Krankenkasse“, sagt
der Dresdner IT-Unternehmer Böh-
me. „Das ist teuer: Jährlich verur-
sacht dieser Ablauf Prozesskosten in
Höhe von 150 Millionen Euro.“ Mit-
hilfe der „Scanacs“-Plattform
werden nun aus mehreren
Monaten wenige Sekunden –
und die Apotheke erhält in
Echtzeit einen Hinweis auf
die Erstattungsfähigkeit des
Arzneimittels.
Zusätzlich können Patien-
ten dank der „Scanacs“-
Lösung von der Aufgabe
entlastet werden, ärztli-
che Verordnungen und
Kostenvoranschläge zwi-

schen ihrer Apotheke und der Kran-
kenkasse im wahrsten Sinne des Wor-
tes „zu Fuß“ austauschen zu müssen.
„Scanacs“ digitalisiert den komplet-
ten Vorgang, sodass Patienten schnel-
ler an die für ihre Genesung notwen-
digen Leistungen kommen. Diesen
innovativen Ansatz fanden die 200
Gäste auf der Health-i-Veranstaltung
so überzeugend, dass sie „Scanacs“
zum Sieger in der Kategorie „Start-
up“ wählten.

Frische Ideen für
die Gesundheit

Mehr als 500 Schüler, Studenten,
Forscher, Gründer und gestandene
Unternehmer haben sich in den
vergangenen drei Jahren um die
Auszeichnung beworben, die den
besten Talenten eine Bühne bietet,
sich und ihre Ideen zu präsentie-
ren. Als wissenschaftlicher Partner
dabei ist die Universitätsmedizin
Essen unter der Leitung des Vor-
standsvorsitzenden Jochen Alfred
Werner. Er bewertet alle eingegan-
genen Bewerbungen anhand folgen-
der Kriterien: Innovationsgrad,
Marktattraktivität, Kompetenz, Al-
leinstellungsmerkmal, Finanzie-
rungs- und Geschäftsmodell, Wett-
bewerbsintensität und Status des
Unternehmensaufbaus.

„Wir haben uns mit dem Award
vor genommen, innovative Firmen
im Gesundheitsmarkt sichtbar zu
machen“, erklärte Handelsblatt-Chef -
redakteur Sven Afhüppe. „Jungen
Unternehmen, die etwas in der Welt
verbessern wollen, möchten wir eine
Plattform geben und helfen, sie groß
zu machen.“ Ebenso begeistert ist
auch Jens Baas, Chef der Techniker
Krankenkasse, von der Initiative:
„Start-ups und Krankenkassen pas-
sen vielleicht doch besser zusam-
men, als man denkt. Das zeigt der
Abend hier.“
Die Health-i-Initia tive steht unter
der Schirmherrschaft von Gesund-
heitsminister Jens Spahn, dessen er-
klärtes Ziel es ist, „aus einer guten ei-
ne noch bessere Gesundheitsversor-
gung“ zu machen. Nur wenige
Stunden zuvor wurde im Bundestag
das „Digitale-Versorgung-Gesetz“ ver-
abschiedet, und so kam Gottfried Lu-
dewig, Leiter der Abteilung Digitali-
sierung und Innovation des Ministeri-
ums, mit guten Nachrichten zur
Verleihung: „Das Team im Gesund-
heitsministerium feiert heute Abend.“
Apps seien keine Spielerei und hätten
viele Anwendungsmöglichkeiten in
der Medizin. „Und wir sind das erste
Land auf der Welt, bei dem es Apps
auf Rezept gibt“, fügte er hinzu.

Jens Baas, Shari Lan-
gemak: Der Chef der
Techniker Krankenkas-
se und die Ärztin und
Digital-Health-Strate-
gin sind Mitglieder der
Jury.

Marc-Steffen Unger

Gute Gespräche:
Nach der Verleihung
war Networking


angesagt.


Marc-Steffen Unger

Marc-Steffen Unger

v. l.: Laudatorin
Brigitte Zypries,
Handelsblatt-
Chefredakteur
Sven Afhüppe
und Techniker-
CEO Jens Baas. Marc-Steffen Unger

Gottfried Ludewig: Der
Leiter der Abteilung Digita-
lisierung und Innovation des
Bundesgesundheitsministe-
riums. Minister Jens Spahn
ist Schirmherr des Awards.

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Spezial Health-i-Award
MONTAG, 11. NOVEMBER 2019, NR. 217

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