Mary Cain: Die Athletin packt über ihre Zeit
im „Oregon Project“ von Nike aus.
AP
Mary Cain
US-Athletin erhebt
Vorwürfe gegen Nike
NEW YORK Neuer
Ärger für Nike: Mary
Cain, das einst
schnellste Mädchen
der USA, erhebt
schwere Vorwürfe ge-
gen den Sportartikel-
hersteller. Die heute
23-jährige Läuferin
sagt, dass sie in ihrer
Zeit im Team des
„Oregon Project“ von
Nike in die Magersucht
getrieben wurde. Ihre
männlichen Trainer
ohne jede psychologi-
sche oder ernährungs-
wissenschaftliche Aus-
bildung hätten sie ge-
drängt, immer dünner
zu werden. Letztend-
lich ist ihr junger Kör-
per daran zerbrochen
- Ausbleiben der Peri-
ode und Knochenbrü-
che inklusive.
Der Adidas-Konkur-
rent Nike versucht ei-
gentlich gerade, die
weibliche Kundschaft
zu umwerben. Doch
derzeit werden immer
mehr Skandale be-
kannt, die wenig Res-
pekt für Frauen zei-
gen: Das reicht von se-
xueller Belästigung
und Benachteiligung
von Frauen im Unter-
nehmen bis hin zu
Verträgen mit Sport -
lerinnen, die Strafen
im Falle einer Schwan-
gerschaft vorsehen.
„Nike muss sich än-
dern!“, fordert Cain.
Das Oregon Project, in
dem Nike Spitzenläu-
ferinnen und Läufer
wie Cain aus aller Welt
trainieren ließ und
sponserte, hat das Un-
ternehmen nach ei-
nem Dopingskandal
bereits geschlossen.
Katharina Kort
L. I. Lula da Silva
Ex-Präsident
aus Haft
entlassen
CURITIBA Der zu ei-
ner langjährigen Frei-
heitsstrafe verurteilte
brasilianische Ex-Präsi-
dent Luiz Inácio Lula
da Silva ist vorerst wie-
der auf freiem Fuß.
Nach 580 Tagen hinter
Gittern verließ der
7 4-Jährige am Freitag
das Polizeipräsidium,
wo er seit April 2018
eine Haftstrafe wegen
Korruption verbüßt
hatte. Kurz zuvor hatte
ein Richter in der Stadt
im Süden des Landes
seine vorläufige Frei-
lassung angeordnet.
Schon einen Tag nach
seiner Entlassung kriti-
sierte Lula den aktuel-
len Staatschef Jair Bol-
sonaro scharf. dpa
Astrid Dörner New York
S
oll er, oder soll er nicht? Schon seit
Jahren stellt sich der Demokrat Mi-
chael Bloomberg immer wieder diese
Frage. Bloomberg ist mit dem von
ihm gegründeten Finanzdienstleister
zum Milliardär geworden, war Bürgermeister
der Stadt New York, gehört zu den renommier-
testen Philanthropen des Landes. Doch das
reicht ihm nicht. Gerne würde er seine Karriere
mit dem Einzug ins Weiße Haus krönen. Gerade
jetzt, wo es darum geht, Präsident Donald
Trump zu besiegen.
Schon seit Wochen gab es Gerüchte in New
York, dass Bloomberg noch ins Rennen einstei-
gen könnte. Nun machte er einen entscheiden-
den Schritt und schickte Mitarbeiter nach Alaba-
ma. Sie sammelten Unterschriften in dem US-
Bundesstaat und schafften es so, ihn in letzter
Minute noch auf den Wahlzettel zu setzen. Zwar
finden die Vorwahlen der Demokraten erst ab
Februar 2020 statt, doch die Fristen für die Kan-
didaten laufen für einige Bundesstaaten schon
in den kommenden Tagen ab.
Endgültig für eine Kandidatur entschieden
habe sich Bloomberg zwar immer noch nicht,
sagt sein Berater Howard Wolfson. Doch damit
sichert er sich immerhin die Option. Der Milliar-
där sei zunehmend besorgt, dass die derzeitigen
Bewerber es nicht mit Trump aufnehmen kön-
nen, wie er über seinen Berater mitteilten ließ.
Bloomberg will als moderater Demokrat ins
Rennen gehen und so Wähler beider Parteien
für sich gewinnen.
Im Frühjahr noch hatte sich Bloomberg gegen
eine Kandidatur entschieden – vor allem, um die
Chancen des früheren Vizepräsidenten Joe Bi-
den nicht zu gefährden. Doch Biden machte zu-
letzt bei Wahlkampfauftritten keine gute Figur
und geriet zudem durch die Ukraine-Affäre von
Präsident Trump in die Schlagzeilen. Die demo-
kratische Senatorin Elizabeth Warren bekommt
mit ihren radikalen Plänen, Reiche stark zu be-
steuern und eine gesetzliche Krankenversiche-
rung einzuführen, deutlich mehr Aufmerksam-
keit.
„Dass Bloomberg nun ernsthaft überlegt ein-
zusteigen, ist ein klares Zeichen dafür, dass Bi-
den als Kandidat beschädigt ist“, sagt Daniel Al-
pert, der die New Yorker Investmentbank West-
wood Capital mitgegründet hat. Die Wall Street
würde ihn als Kandidaten begrüßen, weil er in
der Demokratischen Partei einen Gegenpol zu
Warren und Bernie Sanders bilden würde, die
vor allem Wähler im linken Spektrum anspre-
chen. Gerade Warren hat Pläne, die Wall Street
zu verändern. Sie fordert, große Banken aufzu-
brechen und Private-Equity-Firmen stärker zu
regulieren. „Die Hälfte der Demokraten an der
Wall Street mag Warren nicht, weil sie Trump
zur Wiederwahl verhelfen könnte. Die andere
Hälfte hat Angst vor ihren Vorhaben“, so Alpert.
Hedgefonds-Manager und Milliardär Leon
Cooperman hat am Freitag im US-Börsensender
CNBC bereits seine Unterstützung für Bloom-
berg ausgesprochen. Allerdings wird es auch
Bloomberg nicht einfach haben. Zwar hat er ge-
nug Geld, um den Wahlkampf zu finanzieren.
Sein Vermögen wird auf knapp 52 Milliarden
Dollar geschätzt. Doch er ist mit 77 Jahren noch
älter als Joe Biden (76), Warren (70) und Trump
(73). Er ist ähnlich wie Trump ein Milliardär aus
New York, der glaubt, er könne aufgrund seiner
früheren Erfolge auch im höchsten Amt der Po-
litik erfolgreich sein. Was gerade in der Demo-
kratischen Partei auf viele Kritiker stößt. Zudem
startet er spät und wird sich daher auf große
Bundesstaaten konzentrieren.
Bloombergs Zeit als Bürgermeister in New
York stößt auf ein gemischtes Feedback. Einer-
seits hat er viele Viertel der Stadt, besonders die
am East River, durch Investitionen aufgewertet
und belebt. Kritik gab es jedoch unter anderem
wegen der sogenannten „Stop and Frisk Policy“.
Diese erlaubte die willkürliche Durchsuchung
von Menschen auf der Straße, die schwerpunkt-
mäßig Afroamerikaner und Latinos traf und
2013 von einem Bundesgericht als verfassungs-
widrig eingestuft wurde. Über die Jahre gab es
gegen Bloombergs Firma wegen sexueller Beläs-
tigung und Diskriminierung von Frauen immer
wieder Klagen, die in einem Wahlkampf vermut-
lich wieder hochkommen könnten.
US-Präsident Trump dagegen würde sich
freuen, wenn Bloomberg kandidierte. Es gebe
„niemanden, gegen den ich lieber antreten
würde“, sagte der Republikaner am Freitag.
Jetzt muss Bloomberg nur noch endgültig ent-
scheiden, ob er soll oder nicht.
Michael Bloomberg
Herausforderer mit
Geld und Einfluss
Der Demokrat bereitet seine Bewerbung für die Vorwahlen vor
und macht Joe Biden Konkurrenz. Donald Trump freut sich.
Michael Bloom-
berg: Er will als
moderater
Demokrat ins
Rennen gehen.
imago images/ZUMA Press
Dass Bloomberg
nun ernsthaft
überlegt
einzusteigen,
ist ein klares
Zeichen dafür,
dass Biden als
Kandidat
beschädigt ist.
Daniel Alpert
Mitgründer der
Investmentbank
Westwood Capital
Olaf Bandt
BUND hat
eine neue
Führung
NÜRNBERG Bei der
Bundesdelegierten -
tagung am Samstag
wählten die Delegier-
ten Olaf Bandt zum
neuen Vorsitzenden
des Bundes für Um-
welt und Naturschutz
Deutschland (BUND).
Der bisherige Bundes-
geschäftsführer tritt
damit die Nachfolge
des langjährigen
BUND-Chefs Hubert
Weiger an. Genauso
wie Weiger war auch
der stellvertretende
Vorsitzende Ernst-
Christoph Stolper
nicht mehr zur Wahl
angetreten. Die Dele-
gierten ernannten Wei-
ger zum Ehrenvorsit-
zenden des BUND. dpa
Namen
des Tages
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MONTAG, 11. NOVEMBER 2019, NR. 217
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