12 NATIONAL GEOGRAPHIC
In den Siebzigerjahren
druckten Künstlerinnen eines
Kollektivs in Chicago Poster
wie die zwei auf der linken
Seite, um Veränderungen
anzustoßen. Rechts: Nach
Vorbild der USA initiierte die
deutsche Sozialistin Clara
Zetkin einen jährlichen
internationalen Protesttag, um
für das Frauenwahlrecht zu
streiten. Das wurde bald der
- März, wie das SPD-Plakat
zeigt. Noch heute wird er als
Tag der Frauenrechte gefeiert.
FOTOS: LIBRARY OF CONGRESS,
YANKER POSTER COLLECTION (LINKE
SEITE, 2); © FINE ART IMAGES/
HERITAGE -IMAGES/F1ONLINE
(RECHTE SEITE)
Machtpositionen wie noch nie zuvor.
Sie halten die Mehrheit der Sitze im
Unterhaus der ruandischen Legisla tive
(mehr dazu ab Seite 66). Fast zwei Drit-
tel des spanischen Kabinetts besteht
aus Frauen. Saudi-Arabien, das einzi-
ge Land, in dem Frauen nicht Auto
fahren durften, hat dieses Verbot 2018
aufgehoben. Frauen standen bereits
an der Spitze eines Drittels aller Länder.
Mit einer grandiosen Leistung
und Chuzpe dominierte die Frauen-
Fußballnationalmannschaft der USA
die jüngste Weltmeisterschaft in einem
Maße, dass sie das Herrenteam in
puncto Siege, Zuschauerzahlen und
auch der Bedeutung in der Popkultur
weit hinter sich ließ. Wenn heute in
den USA von Fußball die Rede ist, dann
sind es die Frauen, die für den Sport
stehen. Doch gleichzeitig leben wir
immer noch in einer Zeit, in der Frauen
viel weniger Geld verdienen als ihre
männlichen Kollegen. In diesem Fall
geht es nicht einmal um gleiche Be-
zahlung für gleiche Arbeit, sondern
um gleiche Bezahlung für nachweislich
erfolgreichere Arbeit. Diese Frauen
sind zu Vorbildern für andere gewor-
den, die die Grundlage ihres Zweite-
Klasse-Status infrage stellen wollen.
schwächere Geschlecht. Man hat sie
zu Unterlegenen gemacht, nicht ge-
rade mit ihrem Einverständnis, aber
mit erheblicher Hilfe durch gesell-
schaftliche Konstrukte und die wis-
senschaftliche Forschung. Die britische
Journalistin Angela Saini dokumentiert
in ihrem Buch „Infer ior: How Science
Got Women Wrong – and the New Re-
search That’s Rewriting the Story“, wie
die Wissenschaft über lange Zeit
Frauen definiert und eingegrenzt hat
(siehe Seite 116). Die Autorin argumen-
tiert, dass männliche Forscher ihren
Einfluss dazu nutzten, ihren eigenen
Haltungen zur Ungleichheit der Ge-
schlechter (und der Eth nien) Wirkung
zu verschaffen. Die Ergebnisse ihrer
Arbeit „zementierten Sexismus zu
etwas, das sich nicht einmal infrage
stellen ließ“. Um sicherzustellen, dass
Frauen keine Chance bekamen, diese
wissenschaft lichen „Erkenntnisse“ zu
Jahrhundertelang galten
Frauen als das