National Geographic Germany - 11.2019

(Barry) #1

Kooperation


durch Kopulation


LUST UND
LIEBE IM
TIERREICH

B


onoboweibchen bevorzugen Sex
mit Geschlechtsgenossinnen,
und das hat eine wichtige soziale
Funktion. Zu diesem Ergebnis kommen
Forscher, die eine Bonoboge mein schaft
im Kongo mehr als ein Jahr lang
beobachtet haben. Sie doku mentierten
die sexuellen Interaktionen und
verfolgten, welche Gruppenmitglieder
bevorzugt etwa als Unter stützer in
Konflikten ausgewählt wur den. Ein
wichtiger Indikator waren dabei
Messungen der Oxytocinkonzen tration
in Urin proben der Menschenaffen. Das
Hormon wird nach positiver so zialer
Interaktion und nach dem Sex frei-
gesetzt; es fördert Kooperation.
Das Ergebnis: Die Weibchen hatten
in Konkurrenzsituationen lieber mit

162 NATIONAL GEOGRAPHIC FOTO: CYRIL RUOSO/PICTURE PRESS; TEXT: SASCHA KIRCHNER

anderen Weibchen als mit Männchen
Sex. Nach dem Akt blieben sie oft näher
beieinander als heterosexuelle Paare.
Auch war nach dem Geschlechtsver-
kehr eines Weibchens mit einer Genos-
sin der Oxytocinspiegel höher – nach
Sex mit einem Männchen jedoch nicht.
Zwar gilt: Je mehr Sex Bonobopaare
miteinander hatten – ob gleich- oder
gegengeschlechtlich –, desto häufiger
helfen sie einander in Konflikten. Aber
solche Koalitionen werden mehrheit-
lich von Weibchen gebildet. Der Pri-
matologe Martin Surbeck, Leiter der
Studie, vermutet, dass die durch Sex
verstärkte weibliche Kooperationsbe-
reitschaft auch erklären könnte, warum
die Damen in Bonobogemeinschaften
oft Führungsrollen übernehmen.

BONOBO
(PAN PANISCUS)

Zusammen mit dem Gemeinen
Schimpansen, ihrer Schwester-
art, sind Bonobos die biolo-
gisch engsten Verwandten des
Menschen. Sie leben in den
Regenwäldern der Demokra-
tischen Republik Kongo.
Die Menschenaffen gelten als
stark gefährdet, weil ihr
Lebensraum schrumpft und sie
von Einheimischen wegen
ihres Fleisches gejagt werden.

Diese jungen
verwaisten Bonobos
haben in der
Schutzstation Lola
ya Bonobo nahe
Kinshasa ein neues
Habitat gefunden.
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