National Geographic Germany - 11.2019

(Barry) #1

20 NATIONAL GEOGRAPHIC


LINKE SEITE


In Vorbereitung für den
Women’s March on
Washington 2017 rief das
Designlabor Amplifier,
das Bürgerrechtsbewegun-
gen unterstützt, zur Ein-
reichung von Kunstplakaten
auf, die verteilt wurden.


RECHTE SEITE


Im Februar 1977 kam die erste
Ausgabe des feministischen
Magazins Emma heraus. Auf
dem Titel sind vorn neben
der Gründerin Alice Schwarzer
drei weitere Mitarbeiterinnen
zu sehen. Alle gedruckten
Exem plare – 300 000 – waren
binnen kurzer Zeit vergriffen.


FOTOS: BROOKE FISCHER (LINKE SEITE
OBEN); SOFIA ZABALA (LINKE SEITE
UNTEN); DDP IMAGES (RECHTE SEITE)


weitere Veränderungen zu fordern,
die Frauen Auftrieb geben und sie
schützen würden. Ihre Bemühungen
liefen parallel zur #MeToo-Kampagne,
der es um Sensibilisierung für sexuelle
Belästigung ging. Die Holly wood-
Gruppe wollte eine Bewegung schaf-
fen, statt nur ein Momentum zu erzeu-
gen. Sie nannten sie „Time’s Up“.
Die meisten Teilnehmerinnen und
Geldgeberinnen waren zunächst nicht
weiße Frauen, und während ihre Zahl
mit jeder Woche weiterstieg, rückten
sie zunehmend ins Interesse der Öf-
fentlichkeit. Hauptsächlich wegen
eines offenen Briefes im Namen von
Landarbeiterinnen, der mit den Wor-
ten „Dear Sisters“ begann. Diese
Frauen unter der Führung von Monica
Ramirez, der Vorsitzenden der Natio-
nal Farmworker Women’s Alliance,
erklärte den Frauen in Hollywood, dass
sie sich in einer ähnlichen Lage be-
fänden – denn sie arbeiteten für Män-
ner, die die Instabilität und die Macht-
losigkeit ausnutzen, die mit Armut
und Wanderarbeit einhergehen.

In dem Brief, der im


Magazin Time gedruckt


wurde, stand unter anderem: „Gerne
würden wir sagen können, wir seien
schockiert, dass die Ausbeutung so
ein allgegenwärtiges Problem in Ihrer
Branche ist. Leider sind wir aber nicht
einmal überrascht, weil wir diese Situa-
tion nur allzu gut selber kennen.“
„Als die Schauspielerin America
Ferrara den Brief bei einer Veranstal-
tung von „Time’s Up“ in Beverly Hills
vorlas, reagierten viele von uns aus-
gesprochen bestürzt“, sagt Michelle
Kydd Lee, die Leiterin für Innovationen
bei der Creative Artists Agency und
Organisatorin der ersten Stunde. „In
diesem Moment kristallisierte sich
etwas heraus, das es uns ermöglichte,
aus der aktuellen Krise hinaus auf die
Metaebene zu gehen und uns zu fragen:
‚Können wir uns über alle ethnischen
und sozialen Unterschiede hinweg als
Schwestern erheben? Und finden wir
zusammen eine neue Sprache, mit der
wir unsere Unterschiede und unsere
Verbindung zueinander wirklich und
wahrhaftig darstellen können? Denn
völlig egal, wo wir uns gerade befinden
Free download pdf