National Geographic Germany - 11.2019

(Barry) #1
FOTO: ANDREAS PEIN/LAIF; ÜBERSETZUNG: SABINE SCHMIDT

Î

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„AUF DAUER


ORDENTLICH


ARBEITEN!“


JULIA JÄKEL,
CEO VERLAGSHAUS GRUNER+JAHR
„Bei mir gab es ihn nicht: den einen Moment, in
dem sich meine Zukunft entschied. Auf Dauer ordentlich
arbeiten, das hat mich vorangebracht. Und dann
gab es Menschen, Männer wie Frauen, die mir etwas
zutrauten. Ich glaube deshalb nicht, dass zu
Karrieren automatisch Durchbrüche gehören müssen.“

Ich erinnere mich noch
ganz genau: Ich war
neun Jahre alt und ging
in die dritte Klasse.
Meine Lehrerin ließ uns
eine Klassenarbeit
schreiben und ver-
kündete, das Kind mit
den besten Ergebnis-
sen werde zum Ver-
trauensschüler ernannt.
Ich bekam die beste
Note. Die Lehrerin
sagte: „Oh, gerade fällt
mir ein, es muss ein
Junge sein.“ Ich fragte
mich: Wieso? Ein Kind
nach Noten oder Fä-
higkeiten auszuwählen
war nachvollziehbar.
Aber dass diese angese-
hene Aufgabe auf-
grund des zufällig ange-
borenen Geschlechts
vergeben werden
sollte, kam mir seltsam
vor. Mein Gerechtig-
keitssinn regte sich. Ent-
rüstet sagte ich zur
Lehrerin: „Das ergibt
doch keinen Sinn.“ Zum
ersten Mal äußerte ich
mich zu einer derarti-
gen Benachteiligung.
Es nützte nichts, aber
ich werde den Augen-
blick nie vergessen.


DIE NIGERIANISCHE
SCHRIFTSTELLERIN
WURDE MIT IHREM
ROMAN „AMERICANAH“
BEKANNT. IM RAHMEN
DER TED-TALKS
HIELT SIE DEN VIEL
BEACH TETEN VORTRAG
„WIR SOLLTEN ALLE
FEMINISTINNEN SEIN“.


CHIMAMANDA


NGOZI ADICHIE


23 %
der Sitze in den
wichtigsten Organen
von Volksvertretung
und Gesetzgebung
weltweit waren im
Juli 2019 mit Frauen
besetzt. Damit hat
sich ihr Anteil in parla -
mentarischen Institu -
tionen seit 1999 fast
verdoppelt. Damals
besaßen sie nur 13 Pro-
zent aller Mandate.
Mir schrieb eine Frau,
die etwa zur gleichen
Zeit wie ich schwanger
geworden war: Ihr Chef
habe entgegenkom-
mend reagiert, als sie
ihn informierte. Sie war
der Meinung, ohne
meine öffentliche Erklä-
rung wäre das nicht
geschehen. Ich weiß
noch, wie ich in diesem
Moment dachte: Wenn
meine Schwangerschaft
tatsächlich auch nur
einen Arbeitgeber dazu
bringt, eine Frau
oder Mutter in seiner
Firma mit anderen
Augen zu sehen, ist das
ein Erfolg.

NEUSEELÄNDISCHE
PREMIERMINISTERIN

JACINDA


ARDERN


Ich hatte von Anfang
an einen wirklich
intensiven, für mich fast
existenziellen Berufs-
wunsch: Ich wollte die
Meere erforschen und
das unbekannte Leben
unseres Planeten
erkunden. Daher stellte
sich bei mir immer
dann das Gefühl eines
großen Durchbruchs
ein, wenn ich der
Erfüllung dieses
Wunsches wieder einen
Schritt nähergekom-
men war. Das erste Mal
die Gangway des
Forschungsschiffs hinun-
tergehen mit dem
Wissen: Jetzt geht es
auf Expedition. Das
erste Mal in einem
U-Boot abtauchen oder
mit einem eigenen
Team losfahren. Dann
folgten die ersten
Schritte zu meiner eige-
nen Arbeitsgruppe
Tiefseeforschung. Und
das Allerschönste ist zu
wissen: Es hat geklappt


  • ein Forscherinnen-
    leben im ständigen
    Kontakt mit dem Meer.


DIE MEERESBIOLOGIN
IST DIREKTORIN DES
ALFRED-WEGENER-
INSTITUTS IN BREMER-
HAVEN. SIE HAT AN
RUND 50 EXPEDITIO-
NEN TEILGENOMMEN
UND ERFORSCHT DIE
FOLGEN DES KLIMA-
WANDELS AUF DIE
BIODIVERSITÄT DES
ARKTISCHEN OZEANS.

ANTJE


BOETIUS


Wie erlebten Sie Ihren Durchbruch?

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