Fotos: Franziska Krug/Getty Images, dpa Quelle: Insa, 2047 Befragte, Zeitraum 1.–4. November 2019, Bewertungsskala von 0 bis 300 Punkte
FOCUS 46/2019 9
D
ie Ermittlungen im
Fall des Berliner Gale-
risten Michael Schultz
weiten sich aus. Der
68-jährige Kunsthändler steht
unter Betrugsverdacht; er soll
unter anderem ein gefälschtes
Gemälde von Gerhard Richter
in Umlauf gebracht haben.
Nach FOCUS-Informationen
prüfen die Fahnder des Ber-
liner Landeskriminalamts
(LKA) inzwischen die Anga-
ben mehrerer Kunstsammler,
die behaupten, sie seien von
Schultz um hohe Geldsum-
men geprellt worden. Sollten
deren Angaben zutreffen,
beliefe sich der Schaden auf
deutlich über 15 Millionen
Euro. Bislang erstatteten min-
destens zwei Sammler Straf-
anzeige gegen den Kunst-
händler.
Die erste Strafanzeige hat-
te bereits am 2. Juli 2019 ein
Berliner Sammler gestellt. Er
gab an, im Vorjahr fünf Millio-
nen Euro an Schultz gezahlt
zu haben. Der Händler habe
versprochen, das Geld für die
Ersteigerung eines Gemäl-
des von Gerhard Richter zu
verwenden. Schultz soll dem
Sammler eine Vereinbarung
mit dem Londoner Auktions-
haus Bonhams präsentiert
haben, die den Verkauf des
Richter-Bildes „Kegel“ an
Schultz garantierte. Der
Vertrag aber soll sich als
Fälschung herausgestellt
haben. Mit gefälschten
Mails des Auktionshau-
ses und einer falschen
Versicherung an Eides
statt soll Schultz
in den folgenden
Monaten versucht haben,
den Sammler zu beruhigen.
Schließlich ließ der Sammler
das Firmenkonto von Schultz
pfänden und wandte sich an
die Polizei.
Vor wenigen Wochen erstat-
tete ein weiterer Sammler
Strafanzeige. Ihm soll Schultz
ein offenbar gefälschtes Bild
von Gerhard Richter überlas-
sen haben – als Ausgleich für
ein Millionendarlehen, das
der Händler nicht zurückzah-
len konnte.
Fahnder des LKA hatten
den Verdächtigen über
Wochen observiert und ab-
gehört. Nach FOCUS-Infor-
mationen überwachten sie
sämtliche Telefonanschlüsse
und den Mail-Verkehr von
Schultz. Mit sogenannten
stillen SMS orteten sie auch
immer wieder sein Handy –
wohl um eine mögliche Flucht
zu verhindern. Als Schultz
einen Flug in die Türkei ohne
Rückflugticket buchte, nahm
die Polizei ihn am 17. Oktober
fest. Wegen seiner schwachen
Gesundheit bleibt er bislang –
unter strengen Auflagen – von
der Haft verschont.
Der für die Galerie des
Händlers zuständige Insol-
venzverwalter Björn Gehde
meldete sich am 4. November
brieflich bei mehreren Künst-
lern. Deren Werke, die bis-
lang bei Schultz einlagerten,
so teilte der Anwalt mit,
seien von den Ermittlern
beschlagnahmt. Eine
Herausgabe der
„Kommissions-
ware“ sei aktuell
nicht möglich.
kuj/ma
Berliner Kunstkrimi: Fahnder prüfen
jetzt die Vorwürfe mehrerer Sammler
Die Aufs und
Abs der Woche
Gegen den Galeristen Michael Schultz liegen zwei Straf-
anzeigen vor. Die Fahnder überwachten ihn wochenlang
Fakten, Fakten, Fakten – und die Menschen der Woche
Das Institut Insa ermittelt
für FOCUS, welche Politiker
in der Wählergunst („Wer
vertritt Ihre Interessen am
ehesten?“) am stärksten
gestiegen oder gefallen sind.
RAUF
RUNTER
Zwei Plätze runter für den Ge-
sundheitsminister (87 Punk-
te): Er fällt von 10 auf 12
Größter Gewinner: Der Partei-
chef-Kandidat (83 Punkte)
springt von Platz 17 auf 13
Die gesamte Rangliste finden
Sie auf focus.de/ranking
Der SPD-Politiker verliert drei
Plätze: 73 Punkte bedeuten
Rang 17 statt 14
Der CSU-Chef (94 Punkte)
klettert in der Rangliste zwei
Plätze rauf: von 8 auf 6
Größter Verlierer: Der CDU-
Vize fällt mit 88 Punkten von
Platz 5 auf Platz 11
Die Fraktionschefin steigt
mit 101 Punkten vom 4. auf
den 3. Platz im Ranking
Jens
Spahn
(CDU)
Norbert
Walter-
Borjans (SPD)
Boris
Pistorius
(SPD)
Markus
Söder
(CSU)
Armin
Laschet
(CDU)
Sahra
Wagenknecht
(Linke)
Im Fokus der Ermittler Bilder von Gerhard Richter
Liebling der Berliner Szene
Michael Schultz (hier mit
Gerhard Schröder) führte seine
Berliner Galerie seit 1986
NACHRICHTEN
Dieser Text
zeigt evtl. Pro-
bleme beim
Text an
printmachtstark.com
„Wenn Qualitätsjournalismus etwas wäre,
das man leichtfertig in die Tonne treten kann,
würden wohl kaum Menschen in aller Welt ihr
Leben für die Pressefreiheit riskieren. Daran
sollten wir freiheitsver wöhntes Klickvieh uns
schleunigst erinnern. Am besten bevor
es zu spät ist.”
Juli Zeh