Focus - 09.11.19

(singke) #1
116 FOCUS 46/2019

B


aden-Baden ist lan-
ge schon die „Som-
merhauptstadt“ des
europäischen Adels.
In den vergangenen
Jahren aber hat sich
die 55 000-Einwohner-
Stadt am Rande des
Schwarzwalds als Kultur- und Genuss-
ort neu erfunden. Das „Good-good-Life“,
so der Werbeslogan, die besonders an-
genehme Lebensart, wird hier nun
gefeiert, von den traditionell heraus-
ragenden Wellness-Angeboten über Ster-
ne-Restaurants und Weltklasse-Museen
bis zu glamourösen Kultur-Events. Und
das nicht mehr nur im Sommer: Am 21.
November gastiert im Festspielhaus die
Bambi-Gala, Deutschlands wichtigster
Medienpreis.
Und dann ist da natürlich
noch der klassische Erfolgs-
faktor Lage, Lage, Lage:
Baden-Baden befindet sich
am Oberrhein, umgeben
von einer sonnenverwöhn-
ten, bergigen Landschaft


  • ein erstklassiges Revier
    für Wanderer und Moun-
    tainbiker. Und wegen sei-
    ner vielen renommierten
    Lokale und besten Weine
    hat sich das Badener Land
    zum Sehnsuchtsort für Fein-
    schmecker entwickelt. Ge-
    nießen Sie also ein ent-
    spanntes Wochenende im
    deutschen Kalifornien.


Erster Tag, vormittags
Baden-Baden ist überschau-
bar, das Auto kann man
also getrost stehen lassen
und alles zu Fuß erkunden.
Zu einem zweiten Früh-
stück gehen Sie am besten
ins „Café König“. Hier trifft
sich die halbe Stadt, vom
SWR-Redakteur aus dem nahen Funk-
haus bis zur Oberbürgermeisterin. Viel-
leicht sitzt ja auch Neubürger Thomas
Gottschalk mit Karina am Nebentisch.
Signature Dish ist die Schwarzwälder
Kirschtorte. Volker und Christine Gmei-
ner, die das Café 2003 übernahmen,
haben ihren Stammsitz im Schwarzwaldort
Oberkirch. Nach und nach eröffneten sie
zudem Filialen in Offenburg, Freiburg und
Konstanz. Und weil einem japanischen
Gast ihre „Schwarzwälder Kirsch“ so gut

schmeckte, vermittelte er die Eröffnung
neun weiterer Gmeiner-Läden in Japan.
Nach der Stärkung sollten Sie sich
gleich auf den Weg zum prächtigen
Friedrichsbad machen. Neben den Cara-
calla-Thermen ist es das bekannteste und
schönste Bad der Stadt. Die angebote-
ne Seifenbürstenmassage ist ein ganz
besonderer (und erschwinglicher) Luxus
und unbedingt zu empfehlen.
Alternativ könnten Sie aber auch mon-
dän shoppen. In der Sophienstraße (u. a.
Hermès, Escada, Juwelier Saphir) kom-
men Modefans auf ihre (freilich nicht
unbeträchtlichen) Kosten, ebenso im
Concept-Store Eden Being in „Brenners
Park-Hotel“ und in der Boutique Antora.
Tipp explizit für Männer: Mode Wagener.
Zur Abrundung: Mittagessen im „Rizzi“,
dem Bistro von Martina und Peter Schreck.

Erster Tag, nachmittags
Die Baden-Badener lieben große Kunst.
Mit dem Wunsch, diese allen zugänglich
zu machen, baute der im Juli 2019 ver-
storbene Sammler Frieder Burda direkt
neben der Staatlichen Kunsthalle in der
Lichtenthaler Allee ein eigenes Muse-
um. In den lichtdurchfluteten Räum-
lichkeiten, 2004 nach dem Entwurf des
New Yorker Star-Architekten Richard
Meier errichtet, ist eine international
beachtete Sammlung mit mehr als 1000

Bildern und Skulpturen ausgestellt –
deutsche Expressionisten, Picasso, aber
auch Künstler der Gegenwart wie Georg
Baselitz, Sigmar Polke und Gerhard Rich-
ter sind zu sehen. Patricia Kamp, die mit
ihrer Familie das Erbe ihres Stiefvaters
in die Zukunft führt, ist sich der großen
Verantwortung bewusst: „Frieder Burda
hat seine Passion, mit großem persön-
lichem Engagement für die Kunst und
ihre Künstler einzutreten, mit vielen Men-
schen geteilt. Das macht bis heute den
Geist des Museums aus.“
Zum Abschluss einen Kaffee im sty-
lishen Café nebenan. Dann spazieren
Sie – gern mit ein paar Umwegen –
durch die Stadt der prächtigen Gärten
und Alleen zum „Roomers“ (Bambi-
Hotel!), das seit der Eröffnung 2016 mit
seinem puristischen Ambiente die Hips-
ter anzieht. Jetzt heißt es das
schicke Kleid und den dunklen
Anzug aus dem Koffer holen. Bei
einem Drink in der Rooftop-Bar
mit herrlichem Blick über die
Stadt und das weite Schwarz-
waldtal wächst die Vorfreude auf
einen Abend in der Spielbank.

Erster Tag, abends
Das Casino hat sich sehr verän-
dert in den vergangenen Jah-
ren; vorbei sind die Zeiten, als
hier vorwiegend russische Mil-
lionäre oder gelangweilte ältere
Damen an den Tischen saßen.
Bunt gemischt ist das Publikum
heute. Das Revival der Institu-
tion hat die Stadt zweifelsohne
Machern wie dem Gastronomen
Peter Schreck zu verdanken, der
neben dem „Rizzi“ auch das
Casino-Restaurant „The Grill“
führt. Weil der Nachwuchs der
stets gut betuchten Gäste, trotz
goldener Kronleuchter, Prunk
und Gloria, auszubleiben drohte,
engagierten er und Baden-Würt-
tembergs Spielbanken-Chef Otto Wulfer-
ding vor ein paar Jahren die renommierte
Innenarchitektin Oana Rosen. Sie verwan-
delte das in die Jahre gekommene Restau-
rant neben der Spielbank in eine glamou-
röse Gourmet-Adresse, die sich genauso
gut in New York befinden könnte. Dane-
ben starteten sie den „Bernstein-Club“, in
dem international bekannte DJs auflegen.
Schreck resümiert nicht ohne Stolz: „Die
Hälfte der Gäste in der Spielbank ist heute
unter 35.“

LEBEN

Fotos:

Klaus Frahm, laif, ddp images, Thomas Niedermüller/Sport BILD, dpa, imago images, API

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Kultur-Landschaft Das Museum Frieder Burda präsentiert in
lichter Architektur eine Kunstsammlung von Weltrang
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