Focus - 09.11.19

(singke) #1

TITEL


Foto: imago images

142 FOCUS 46/2019


Berlin, mahnend Denkmal für die ermordeten Juden Europas, seit 2005, gültig für die Ewigkeit


  1. Mai 2016
    Die FOCUS-Redaktion
    zieht nach 23 Jahren
    in München komplett
    nach Berlin, um am
    Puls der politischen
    Republik zu bleiben

  2. Oktober 2016
    Am U-Bahnhof
    Hermannstraße tritt
    ein junger Mann eine
    wehrlose Frau von
    hinten die Treppe
    hinunter

  3. Februar 2016
    Zwei Männer liefern
    sich ein Rennen durch
    Berlin. Auf dem
    Ku’damm fährt einer
    in ein anderes Auto.
    Gerichtsurteil: Mord

  4. Dezember 2014
    Vier Mitglieder eines
    arabischen Clans
    stürmen das KaDeWe.
    Sie erbeuten
    Schmuck im Wert
    von 800 000 Euro


Dezember 2014
Der neue Vorstand
der Geschäftsführung,
Hartmut Mehdorn,
verschiebt den Start
des Flughafens BER
auf 2017


  1. Mai 2014
    Die „Revolutionäre
    1.-Mai-Demonstrati-
    on“ erreicht mit
    19 000 Teilnehmern
    ihren historischen
    Höchststand

  2. August 2013
    Autor Wolfgang
    Herrndorf („Tschick“)
    kommt seinem unheil-
    baren Hirntumor zuvor
    und nimmt sich in
    Berlin das Leben


nalabbau in der Verwaltung. Und für die
Herren und Damen Klinikdirektoren führ-
ten wir die Rot-grün-Liste ein, auf der
jeder sehen konnte, ob seine Abteilung
für sich genommen rote oder schwarze
Zahlen schreibt. Der größte Defizitträger
machte sieben Millionen Miese – und
bekam das binnen zwei Jahren hin. Ob
das die viel zitierte Unterwerfung der
Medizin unter den Primat der Ökonomie
bedeutet? Teilweise ja, aber was wäre
die Alternative? Die Charité steht gut da.
Im wissenschaftlichen Vergleich liegt sie
gemeinsam mit den beiden Münchner
Universitätskliniken auf Platz eins in
Deutschland. Weltweit ist sie eine Mar-
ke, die fast jeder kennt.
Gerald Ponesky: Und dann 2014: Ich wollte
das größte Wohnzimmer der Welt bauen,
alle sollten ihre Sofas in das Stadion an
der Alten Försterei zum Public Viewing
mitnehmen. Der Vereinspräsident hat
nach wenigen Minuten zugesagt. Dann
haben wir ganz schön geschwitzt. 500
Ikea-Tische mussten wir zusammenbau-
en, ein Union-Fan hat die Lampen aus
Italien geholt. Die mussten alle umgebaut
werden, damit sie auf 12V liefen, nur
so konnte die erste Couchtischlampen-
La-Ola-Welle der Welt funktionieren. Wir
haben über 3000 Kissen gekauft, und als
wir Weltmeister wurden, haben wir die
größte Kissenschlacht gemacht. Glück-
licherweise gab es genügend Verrückte.
Damit sind wir weltweit durchgestartet.
Wir hatten über 14 internationale Fern-
sehsender bei uns – unvorstellbar. Wir
haben den Stadium Business Award 2015
in Barcelona gewonnen. Wir waren dort
unter anderem mit dem Super Bowl nomi-
niert – da kneife ich mich heute noch.
Lars Windhorst: Im Jahr 2004 war ich zum
ersten Mal im Olympia-Stadion, das
hat mich sehr beeindruckt. Die Verbin-
dung aus der alten Architektur mit ihrer
Geschichte mit dieser neuen, modernen
Innenarchitektur und den Materialien.
Spektakulär! Das hat mich damals so
beeindruckt, dass wir eine Loge bei Her-
tha gemietet haben. 2013 gab es dann die
ersten ernsthaften Gespräche, Hertha war
auf der Suche nach Investoren. Das haben
wir verpasst, aber Anfang 2019 gab es
wieder eine Gelegenheit, Hertha suchte
einen neuen Finanzpartner. Bei diesem


Termin habe ich Hertha angeboten, in
den Verein zu investieren.
Robert Gentz: Die zentrale Frage, vor der
Zalando und auch Berlin als Stadt ste-
hen, lautet: Wie halten wir die Geschwin-
digkeit, die Offenheit, die Begeisterung?
Unsere Antwort: eine Umgebung schaf-
fen, in der jeder den Freiraum hat, sich
einzubringen. Wir wollen auch in Zukunft
die Besten ihres Faches aus der ganzen
Welt nach Berlin holen und hier halten.
Lars Windhorst: Für die Hertha-Investition
gibt es mehrere Beweggründe: Das Sport-
Business insgesamt ist in den vergange-
nen 20 Jahren achtmal so stark gewach-
sen wie die Gesamtwirtschaft. Stärker als
jeder andere Sektor. In diesem riesigen
boomenden Business ist insbesondere der
Bereich Fußball stark. Alle Fußball-Clubs
in Europa, die es geschafft haben, euro-
päisch zu spielen, sind heute zwischen
zwei und vier Milliarden Euro wert, ohne
Ausnahme. Da ist also noch viel Luft nach
oben. Aktuell gibt es im Fußball in Europa
keine bessere Investitionsmöglichkeit als
in Berlin. Mit Abstand!
Andreas Murkudis: Man muss leider
sagen, dass im Westen ja nach wie vor

nichts passiert. Vom KaDeWe bis zum
Olivaer Platz ist alles sehr statisch. Es
gibt die Flagship-Stores, aber da ist kein
Leben. Die Luxusläden haben auf, aber
da ist niemand drin, und davor steht ein
Türsteher. Aus dem Westen ist nichts
geworden.
Silke Friedrich: Der Westen hat mich verlo-
ren mit dem Abriss des Palasts der Repu-
blik. Es ist aus meiner Sicht eine Kultur-
und Kunstschändung höchsten Grades.
Um dann am selben Ort von einem italie-
nischen Architekten eine Schlossattrappe
bauen zu lassen. Diesen Sprung kann ich
nicht machen.
Stephan Landwehr: Keine Bausünde ist so
schrecklich wie das neue Bahnhofsvier-
tel: Man hatte die Chance, ein ganzes
Viertel neu zu erfinden, was richtig Tol-
les zu versuchen – und dann kommen
irgendwelche Langweiler, Entschuldi-
gung, Gschaftlhuber, die das hässlichs-
te Viertel von ganz Berlin hochziehen.
Wenn ich da heute mit dem Rad durch-
fahre, erstarrt mein Herz vor Kälte. Das
ist so schrecklich hässlich, ich wette,
das wird in 20 oder 30 Jahren wieder
abgerissen.

Dieser Text


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