Focus - 09.11.19

(singke) #1
Viele würden sich mit einem Kühlschrank zufriedengeben.
Nicht, wenn man es mal ganzheitlich betrachtet.
Was meinen Sie?
Alle Welt redet davon, dass man sich gesund und nach-
haltig ernähren soll. Da bin ich ausgesprochen dafür, mein
neues Buch handelt von nichts anderem. Das bedeutet
aber auch, dass wir mehr frische, regionale Produkte essen
müssen, vor allem Gemüse. Nur braucht man von Gemüse
schlicht mehr pro Mahlzeit, um satt zu werden, sprich, es
müssen einfach mehr Lebensmittel im Haus sein. Auch,
um nicht mehrmals in der Woche einkaufen zu müssen –
womöglich noch mit dem Auto. Ich gehe einmal pro Woche
auf den Markt und kaufe 20 Kilo Gemüse. Wo soll das
lagern, wenn nicht in einem Kühlraum?
Planetengerecht essen nennen Sie das in Ihrem neuen Buch.
Ja, wir müssen Ernährung und Lebenswelt in Einklang
bringen. In einen handelsüblichen Kühlschrank be-
komme ich – überspitzt gesagt – einen Wirsing und
ein paar Karotten. Dabei sollte unsere Ernährung zu
85 Prozent aus Gemüse bestehen. Was noch hilft, ist
schnibbeln und vakuumieren. Das kann ich jedem nur
ans Herz legen.
Das erscheint recht anspruchsvoll.
Menschen essen meist das, was sie essen, weil ihre
Umgebung es Ihnen anbietet.
Wir halten fest: Ein Kühlraum ist sinnvoll.
Was ist noch wichtig?
Bei der Küche sollte man
auf die richtige Arbeitshö-
he achten. Auch das hängt
mit dem gerade Gesagten
zusammen: Viel Gemüse
erfordert eine Menge Hand-
werk. Das sollte man ergo-
nomisch richtig ausführen,
sonst verliert man schnell
die Lust. Was es dann noch
braucht, ist eine maximal
große Spüle.
Warum das?
Die frischen Lebensmittel müssen gewaschen werden
und die Schneidbretter entsprechend groß sein. Will man
dabei nicht die ganze Küche unter Wasser setzen, braucht
es eine große Spüle. Früher, in den Schlössern und Guts-
höfen, da wusste man das sehr genau. Die Spülbecken
dort hatten Whirlpool-Maße.
Was können Sie anderen, die es Ihnen gleichtun wollen,
sonst noch mitgeben?
Ein Fitness-Raum, sofern gewollt, sollte immer direkt
neben Wäschekammer und Badezimmer geplant werden.
Entscheiden Sie so etwas eigentlich allein oder
zusammen mit Ihrer Frau?
Immer gemeinsam. Wichtig ist nur, dass man entschei-
det. Sonst wird man wahnsinnig. Was ich festgestellt habe,
ist, dass Dienstleister mit schnellen Entscheidungen oft
überfordert sind. Die wollen Termine und Abstimmungs-
runden – dafür habe ich aber keine Zeit.
Wie würden Sie Ihren Einrichtungsstil beschreiben?
Ein Haus muss immer bewohnt wirken. Ich kombiniere
gerne Alt und Neu, umgebe mich mit Dingen, die mei-
nen Charakter ausdrücken. Puristisch-warm-beschreibend
würde ich ihn also nennen. n

Zu viel Arbeit?
Mein Traum war es immer, sonntags drei Stunden wach
werden zu können mit meinen Füßen im Gras. Viel größer
muss der Rasen nicht sein. Was ich mir gegönnt habe, ist
ein Entmüdungsbecken. Seit meiner Zeit mit der Fußball-
Nationalmannschaft weiß ich das zu schätzen.
Dafür wirkt die Küche unerwartet normal, und es
gibt keinen offenen Kamin.
Einen Kamin hätte ich sehr gerne
gehabt – allerdings ist hier alles so
gut isoliert, dass der nur bei geöff-
netem Fenster hätte laufen können.
Das macht dann ja auch keinen Sinn.
Viel wichtiger war mir ein Kühlraum,
wo eine Abstellkammer geplant war.
Und was die Küche angeht, die ist für
mich perfekt und ehrlicherweise die,
die noch ins Budget gepasst hat.
Braucht man als Profi-Koch einen
heimischen Kühlraum?
Ich finde, eigentlich braucht den
jeder – jedenfalls dringender als eine
Abstellkammer. Nichts gegen Stau-
raum, davon kann man nicht genug
haben. Aber dann bitte im Keller.

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WOHNEN

FOCUS READY+ Special/2019


»Ich wusste


sofort,


das ist mein


Haus«


Der Garten hätte
auch eine Nummer
kleiner sein können.
Dafür bietet er
jetzt Platz zum
Dartspielen und für
eine geplante
Outdoor-Küche

Natürliche
Umgebung: Holger
Stromberg in seiner
„normalen“ Küche
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