Focus - 09.11.19

(singke) #1
bestimmtes Alter begrenzt, anschließend folgt die
Kündigung“, erklärt Paulsen.
Ohnehin empfiehlt es sich, wichtige Versiche-
rungen frühzeitig abzuschließen. Das gilt insbe-
sondere für die Pflege. Auch wenn die Vorstellung
schwerfällt: Jeder von uns kann eines Tages zum
Pflegefall werden. Die Kosten, die dann entste-
hen, werden vermutlich von der gesetzlichen Pfle-
geversicherung nur zum Teil übernommen. Und:
Wird man überraschend pflegebedürftig, ist es zu
spät für einen Versicherungsabschluss. „Alles rund
um die Gesundheit“, sagt Versicherungsexperte
Paulsen, „ist in jüngeren Jahren meist günstiger.“
Jüngere Menschen, die noch nicht viel
besitzen, zahlen entsprechend geringere
Prämien – zum Beispiel bei der Hausratver-
sicherung. Bei Auto-Fahranfängern dage-
gen ist das Risiko höher, und die Prämien
sind es auch. Ob man mit zunehmendem
Alter mehr oder weniger Versicherungen
braucht, lässt sich pauschal nicht beant-
worten. Das hängt von den Lebensumstän-
den ab. Besitze ich ein Haus? Habe ich ein
Auto, bin ich berufstätig, habe ich Kin-
der? Der Bund der Versicherten e. V. bietet
auf seiner Homepage einen kostenfreien
Bedarfs-Check an.
Übrigens, überflüssig sind nach Ansicht
von Experten: Versicherung gegen Glas-
bruch, Brillen- und Handy- und Reise-
gepäckversicherung (weigert sich meist)
sowie Insassen-Unfallversicherung. Der
BdV sieht auch Kapitallebensversicherun-
gen und private Rentenversicherungen als
verzichtbar: Typisch sei, „dass die garan-
tierte Leistung nicht einmal der Summe der
eingezahlten Beiträge entspricht“. n

private Haftpflicht-
versicherung

83 %

Kfz-Versicherung

81 %

Hausrat-
versicherung

76 %

Rechtsschutz-
versicherung

46 %

private Unfall-
versicherung

42 %

Berufsunfähig-
keitsversicherung

26 %

Risikolebens-
versicherung

17 %

17

➝LEBEN


So versichert
sind die
Deutschen
Anteil der Haushalte
mit folgenden
Versicherungen 2018

Text: Helmar Tal

(K)Eine Allianz


fürs Leben


Über 200 Milliarden Euro nahmen
deutsche Erstversicherer im
vergangenen Jahr an Beiträgen
ein. Tendenz steigend. Trotzdem
heißt das nicht, dass wir alle
gut und richtig versichert sind

E


igentlich wollte er seiner Nachbarin nur
einen Gefallen tun und eine Außen-
lampe montieren. Doch als später ein
Fassadenarbeiter die Lampe berührt,
bekommt dieser einen Stromschlag, er-
leidet schwere Verletzungen und wird zum Pflege-
fall. Der unglücklich ungeschickte Helfer muss ihm
600 000 Euro Schmerzensgeld und eine lebenslange
monatliche Rente zahlen. Der finanzielle Ruin für
den Mann – hätte er keine Haftpflichtversicherung.
In der Fachwelt ist man sich einig: Dürfte man
neben der Krankenversicherung nur eine einzige
weitere Versicherung haben, es sollte die private
Haftpflicht sein. Ob man alt ist oder jung. Dennoch
verzichten 17 Prozent der deutschen Haushalte auf
diesen Schutz. Die Deutschen gehen gern auf Num-
mer sicher, sagt man. Und doch fehlen ihnen gleich-
zeitig wichtige Versicherungen. Umgekehrt könnten
sie auf manches verzichten, das überflüssig ist.
Man kann sich praktisch gegen alles
versichern. Lieber eine Versicherung zu
viel zu haben als eine zu wenig ist aber
nur bedingt richtig, sagt Kim Paulsen,
Pressereferent beim Bund der Versicher-
ten e. V. (BdV). Vielmehr sei es wichtig,
den richtigen Versicherungsschutz zu
haben. „In jedem Fall empfehlen wir die
Absicherung aller existenzbedrohenden
Risiken, etwa mit einer privaten Haft-
pflicht- und einer Berufsunfähigkeitsver-
sicherung. Natürlich ist das auch immer
eine Frage des Geldbeutels.“
Bereits Auszubildende und Studierende
sollten Berufsunfähigkeit absichern. Auch
eine private Unfallversicherung ist ratsam,
denn die gesetzliche zahlt nur, wenn ein
Unfall am Ausbildungsort oder auf dem
Weg dorthin passiert – die private springt
fast immer ein. Mit zunehmendem Alter
ändert sich dann manches. „Bei Kranken-
versicherungen (privat, Reise-, Kranken-
zusatz-) steigen die Prämien für Ältere.
Die Unfallversicherung ist meist auf ein

Wo kann man
sich informieren?
Unabhängige Beratung
bieten die Verbraucher­
zentralen und der Bund
der Versicherten (www.
bundderversicherten.de).
Auch die Stiftung Waren­
test (www.test.de) und
das Portal Finanztip.de
geben viele Tipps.
Vergleichsportale im
Internet werden meist von
den Versicherern mit­
finanziert, sind also nicht
unabhängig. Nutzen
lassen sie sich dennoch.
Übrigens: Ab einem Alter
über 65 werden einige
Kfz­Versicherungen
wieder teurer. Hier lohnt
sich ein Vergleich.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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