Focus - 09.11.19

TITEL

Fotos: dpa (3), imago images (2)

36 FOCUS 46/2019

Berlin, verkackt BER, Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“, Baubeginn 2006, Ausgang ungewiss

24. Juli 2008
    Der US-Senator
    Barack Obama
    spricht in seinem
    ersten Präsident-
    schaftsrennen vor
    der Siegessäule

Juni 2007

Tom Cruise kauft

sich eigens für die

Dreharbeiten des

Films „Valkyrie“

eine Villa am

Wannsee

12. Juli 2007
    Die Berliner Fashion
    Week findet zum
    ersten Mal vor dem
    Brandenburger
    Tor statt. In vier
    Tagen gab es
    elf Schauen


13. Mai 2007
    Der Axel-
    Springer-Verlag
    beschließt, die
    „Bild“-Zeitung
    von Hamburg nach
    Berlin zu verlegen


14. Dezember 2006
    Die Hauptstadt
    hat ein neues
    Maskottchen.
    Eisbär Knut kommt
    im Zoologischen
    Garten zur Welt

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nicht eingedeutschte Konzepte boten,
gerade recht.
Westbam: Als dann Ende der Neunzi-
ger immer mehr Leute zur Loveparade
kamen, wurde aber auch die elende
Mülldiskussion immer lauter. Die Grü-
nen sagten immer: „Die von der Love-
parade verdienen Millionen, aber die
Stadt muss auf eigene Kosten den Müll
wegräumen.“ Den Diepgens und den
oldschool Berlinern war das klugerweise
egal. Die dachten nur: „Ist doch schön für
die Stadt!“ Die Wahrheit ist ja auch, dass
die Loveparade GmbH selbst in ihren
besten Zeiten im Jahr ein paar Hundert-
tausend Mark abgeworfen hat, und ich
weiß nicht, wie viele Leute daran betei-
ligt waren.
Eric Schweitzer: Die Veranstalter hatten
kein Geld für die Reinigung. Sie fragten
meinen Vater, ob Alba das übernehmen
würde. Er sagte zu – unter der Bedingung,
dass die städtische Müllabfuhr auch mit-
macht. Ich habe selbst mitgeholfen damals.
Ich saß auf der Kehrmaschine und habe
den Abfall zusammengefegt. Irrsinnige
Mengen Müll waren das. Aber alle haben
mit angepackt – und nach ein paar Stun-
den war der Tiergarten wieder sauber.

Gerald Ponesky, 66,

Kulturmanager

aus Ostberlin,

Erfinder der WM-

Fanmeile, der selbst

SPD-Parteitage

gut aussehen

lassen kann

Gerald Ponesky: Vor der Loveparade zie-

he ich voller Respekt den Hut, so eine

Mörderidee – Mist, dass ich sie nicht

hatte. Die ziehen mit ihren Wagen da

lang, glauben an sich und ihre Musik

und wissen nur: Wir müssen das jetzt

machen.

Westbam: Für Berlin und für Deutschland

hat es keine bessere Image-Kampagne

gegeben als die Loveparade. Und ich

kann das sagen, weil ich damals ja welt-

weit unterwegs war. Das war die Zeit,

in der man Berlin plötzlich nicht mehr

mit Hitler, sondern mit der Loveparade

assoziiert hat. Das war in London so, in

Buenos Aires, in New York, in Tokio. Die

Loveparade brachte einen ungeheuren

Imagegewinn.

Silke Friedrich, 47,

küsste erst das

E-Werk wach und

machte dann als

Direktorin der

Metropolitan School

Berlins Bildung

international

Silke Friedrich: Die Loveparade hat das

Bild der Stadt mehr geprägt als Wowe-

reits „Ich bin schwul, und das ist auch gut

so“. Denn diese Aussage allein ist noch

nichts. Die spannende Frage ist doch:

Was haben wir daraus gemacht?

Westbam: Der rot-grüne Senat hat dann

das Bundesverfassungsgericht entschei-

den lassen, ob es sich bei der Loveparade

überhaupt um eine politische Demons-

tration handelte. Die CDU hat das un-

verkrampfter gesehen, was auch daran

lag, dass eine Demonstration für die CDU

kein heiliges Gut war. Als Typ von der

Jungen Union bist du wahrscheinlich sel-

ten mal auf eine Demo gegangen, viel-

leicht zum 17. Juni mal.

Hedwig François-

Kettner, 69, half von

2004 bis 2014 als

Pflegedirektorin

der Charité dabei,

zwei Berliner Kranken-

häuser zur Weltmarke

aufzubauen

Hedwig François-Kettner: Die Fusion der

Charité mit dem Rudolf Virchow-Klini-

kum im Wedding 1995, dem universitären

Standort in Buch und dem Universitätskli-

nikum Benjamin Franklin in Lichterfelde

2003 war ein Kraftakt, der keine entspre-

chenden Vorbilder hatte. Gefordert war,

300 Millionen Euro, also die Größe eines

Standorts, einzusparen. Kein Standort

befand sich in einem guten baulichen und

technischen Zustand, im Prinzip bestand

an allen Standorten hoher Investitions-

bedarf, sodass kein Beschäftigter diese

Forderungen seitens des Berliner Senats

nachvollziehen konnte.

Klaus Wowereit: Berlin hat nach dem Mau-

erfall innerhalb weniger Jahre über

Barack Obama

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