Focus - 09.11.19

(singke) #1

WIRTSCHAFT RÜSTUNG


Fotos: dpa

FOCUS 46/2019

der wenigen europäischen Kleinwaffen-
hersteller, die über große Produktions-
kapazitäten verfügen und aus dem Stand
ganze Armeen ausrüsten können. Auch
für die Bundeswehr ist der Waffenherstel-
ler als Lieferant unverzichtbar. H&K gilt
auch als Favorit bei der Ausschreibung
der Bundeswehr für ein neues Sturm-
gewehr. Spezialeinheiten auf der gan-
zen Welt verlassen sich auf die Waffen
aus dem Schwarzwald. So wurde bei-
spielsweise Osama bin Laden mit einer
H&K-Waffe erschossen.


Die Regierung blockiert den Verkauf


Wer also die Macht über H&K erlangt,
gewinnt nicht nur Einblick in modernste
Waffentechnik. Er kann mitbestimmen,
mit welchen Waffen die Bundeswehr und
NATO-Verbündete ausgerüstet werden.
Und genau hier liegt das Problem.
Bisher hält der deutsche Investor And-
reas Heeschen die Mehrheit an H&K. Der
Unternehmer aus Norddeutschland ist auf
den An- und Verkauf von Firmen spezia-
lisiert und stieg 2002 bei dem Rüstungs-
konzern ein. Ende 2017 wollte Heeschen
offenbar Kasse machen. Der Weg zum
Finanzmanager Walewski war für ihn
nicht weit. Die beiden wohnten damals
in derselben Nachbarschaft im Londo-
ner Stadtteil Kensington. Auch Walewski
kauft und verkauft mit der Investment-
Gesellschaft Alken Unternehmen.
Man wurde sich offenbar einig. Aller-
dings muss der Verkauf eines für die
Sicherheit der Bundesrepublik wichti-
gen Unternehmens an Ausländer vom
Bundeswirtschaftsministerium geneh-
migt werden. In der Regel eine Routine-
angelegenheit. Ein entsprechender Antrag
von Walewski liegt dem Ministerium denn
auch vor – seit mehr als einem
Jahr. Dennoch, heißt es aus dem
Bundestag, tue sich wenig.
Der Grund dafür könnte
sein, dass hinter Walewski ein
System von Briefkastenfirmen
steht, das den Verdacht nahe-
legt, er könnte nur ein Stroh-
mann sein. So zeigen Recher-
chen in Firmenregistern,
Datenbanken und in den vom
internationalen Konsortium
investigativer Journalisten ver-
öffentlichten Panama-Papers,


dass Gerard Lussan am Ende einer Kette
von Offshore-Firmen Alken kontrolliert.
Gleichzeitig ist er auch Chef der in den
H&K-Kauf verwickelten Concorde Bank
und Direktor weiterer zwischen ihn und
Alken geschalteten Briefkastenfirmen.
Vieles deutet darauf hin, dass das aber
nur ein kleiner Teil von Lussans Firmen-
geflecht ist. Handelt Walewski also nur
in Lussans Auftrag? Eine entsprechende
Anfrage ließ Fondsmanager Walewski
unbeantwortet.
Doch auch Lussan selbst, der in Inves-
torenkreisen als „milliarden-
schwer“ gilt, könnte nur ein
Strohmann sein. Denn das
von ihm konstruierte Firmen-
geflecht lässt jederzeit einen
heimlichen Eigentümerwechsel
zu. Eine Anfrage an ihn blieb
auch unbeantwortet.
Im Bundeswirtschaftsminis-
terium scheint man sich die-
selben Fragen zu stellen – und
auch dort erhielt man offenbar
keine ausreichenden Antwor-
ten. Denn mittlerweile, so heißt

es in Berliner Sicherheitskreisen, wur-
de sogar der Bundesnachrichtendienst
(BND) in die Überprüfung von Walewski
und Lussan eingeschaltet. Der Auslands-
geheimdienst soll klären, ob sich hinter
den Männern und ihren dubiosen Firmen
ein anderer Staat, das organisierte Ver-
brechen oder gewerbsmäßige Geldwä-
sche verbirgt. Fest steht: Neben den Brief-
kastenfirmen auf Barbados untersuchen
die deutschen Agenten auch Firmen in
Luxemburg, den USA und Neuseeland,
die an dem Kauf beteiligt sein sollen.

H&K ist seit Jahren klamm
Eine weitere undurchsichtige Figur im
Kampf um den Waffenhersteller ist der
stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzen-
de von H&K, Nicolaus Bocklandt. Der
Belgier wechselte 2015 überraschend in
das Gremium und ist – wie auch Inves-
tor Gerard Lussan – Mitarbeiter der
Alken Asset Management. Außerdem
soll Bocklandt gemeinsam mit Lussan
bei der Tarindus Investments Ltd. tätig
sein. Ob auch diese Firma eine Rolle bei
der geplanten H&K-Übernahme spielt, ist
unklar. Auf mögliche Interessenkonflik-
te angesprochen, antwortete H&K nicht.
Auch die Frage, wie Bocklandt in den
Aufsichtsrat kam, ließ man offen.
Die dubiosen Investoren sollen bislang
Kredite über fast 150 Millionen Euro in
das Rüstungsunternehmen geschleust
haben. Die Geldspritze ist für H&K über-
lebenswichtig: Das Unternehmen ist seit
Jahren klamm. Kein Wunder also, dass es
möglichst schnell verkauft werden soll.
Bereits im Frühjahr soll Walewski Wirt-
schaftsstaatssekretär Ulrich Nussbaum
getroffen haben, um das Verfahren zu
beschleunigen, heißt es in Berlin. Ohne
erkennbaren Erfolg.
In dieser Woche soll es ein weiteres Tref-
fen zwischen H&K-Geschäftsführer Jens
Bodo Koch und Staatssekretär Nussbaum
gegeben haben. Vom Ministerium heißt
es dazu, dass die „Anfrage einer umfas-
senden Prüfung und Recherche durch die
Kollegen bedürfe“ und man antworten
wolle, „sobald diese abgeschlossen“ sei.
Diese Antwort allerdings blieb das Minis-
terium bis zum Redaktionsschluss fünf
Tage später schuldig.n

ALEXANDER-GEORG RACKOW

Versuchen Geldwäscher oder sogar andere Staaten, Heckler & Koch zu übernehmen?


68


Firmenzentrale Der Stammsitz von Heckler &
Koch in Oberndorf im Schwarzwald

Geldwäscheparadies Firmensitz der Concorde
Bank Ltd. auf der Karibikinsel Barbados

Sturmgewehre
hat die Bundes-
wehr ausgeschrie-
ben. Nicht un-
wahrscheinlich,
dass H&K den Zu-
schlag bekommt

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