Alles auf Zucker
Sieht gut aus! Nach einer ausgeprägten
Korrektur erholt sich die Nordisk-Aktie kräftig
Quelle: Finanzen100
B
islang behandeln sich Millio-
nen von Typ-2-Diabetes-Patien-
ten weltweit, indem sie sich
regelmäßig Insulin oder sogenannte
GLP-1-Analoga spritzen. Mit dem neu-
en, soeben in den USA zugelassenen
Medikament Rybelsus der dänischen
Firma Novo Nordisk steht nun erstmals
eine Therapie zur Verfügung, die als
Tab lette eingenommen werden kann.
Das Potenzial von Rybelsus ist enorm.
Allein in den USA gibt es 28 Millionen
Typ-2-Diabetes-Patienten. Die Invest-
mentbank Morgan Stanley schätzt das
jährliche Umsatzpotenzial auf insgesamt
sieben Milliarden US-Dollar.
Damit dürfte dem Diabetes-Spezialis-
ten aus Dänemark ein echter Blockbuster
gelungen sein. Bislang bietet die AG als
Weltmarktführer bei der Diabetes-Be-
handlung den Wirkstoff Semaglutide in
21 Ländern unter dem Markennamen
Ozempic an. Das Medikament muss aller-
dings gespritzt werden. Die Rybelsus-Ta-
bletten dürften somit bei den Patienten
künftig für Erleichterung sorgen.
Bei Novo Nordisk dominiert das
Geschäft in Nordamerika. Allerdings ist
das Expansionstempo in Schwellenlän-
dern sehr viel höher, weil die Menschen
dort vermehrt westliche Ernährungsge-
wohnheiten übernehmen. In der Region
Afrika, Asien, Mittlerer Osten und Pazi-
fik (Rest) erhöhte sich der Umsatz im ers-
ten Halbjahr 2019 um satte 20 Prozent. In
Lateinamerika legten die Verkaufserlöse
sogar um 26 Prozent zu. Auffallend war
zudem das hohe Wachstum von 14 Pro-
zent in China (ISIN: DK0060534915).
FOCUS 46/2019 73
Das Problem
des Kapitalismus
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Fuß-
balltrainer. Sie hätten ein System ent-
wickelt, das den Spielaufbau revolutio-
niert und alle anderen Systeme in den
Schatten stellt. Das Problem nur: Sie
haben das System bereits an zwei Dut-
zend Mannschaften ausprobiert und
immer verloren. Was würden die Leute
wohl über Sie sagen? „Ein Spinner, ein
Fantast, ein Träumer“, vermutlich.
Stellen Sie sich nun vor, Sie wären
ein Politiker. Sie treten für ein Wirt-
schaftssystem ein, das allen anderen
überlegen ist. Das Problem ist nur: In den
vergangenen 100 Jahren ist dieses Sys-
tem, das sich Sozialismus nennt, 24-mal
gescheitert. Was ich nicht verstehe:
Warum denken die Leute über diese Art
von Politikern, sie hätten Recht?
Der Antikapitalismus feiert welt-
weit eine Renaissance. Politiker wie Bill
Clinton oder Gerhard Schröder fänden in
ihren Parteien heute keine Mehrheit
mehr. Entgegen allen Erfahrungen der
letzten 100 Jahre sind Schlagworte wie
„Enteignung“, „Mietpreisdeckel“ oder
„Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung“
das neue Credo. Dabei ist klar: Wer Ge-
fahr läuft, enteignet zu werden, wird
kaum viele Wohnungen bauen. Das Glei-
che gilt für den Mietpreisdeckel. Und
warum sollte jemand 35 Jahre lang
ordentlich in die Rentenkasse einzahlen,
wenn der andere, der weniger eingezahlt
hat, das Gleiche bekommt?
Der Kapitalismus hat die Welt nicht
schlechter gemacht – im Gegenteil: Nach
einer Prognose der Weltbank kommt „die
internationale Gemeinschaft dem Ziel
näher, die Armut weltweit bis zum Jahr
2030 zu beenden“. Die Lebenserwartung
eines Neugeborenen liegt heute im welt-
weiten Durchschnitt bei 70 Jahren. Kapi-
talismus ist ein System mit vielen Fehlern,
aber ein besseres gibt es leider nicht.
Die Kolumne von
Frank Pöpsel,
Chefredakteur von
FOCUS-MONEY
Hier stimmt was nicht!
Tipp der Woche
D
er Künstler und
Filmemacher
Korakrit Aruna-
nondchai stammt
aus Thailand. Der
33-Jährige pendelt
zwischen Bangkok
und Brooklyn. Seit
er 2014 in der ange-
sagten Dependance
des New Yorker
Museum of Modern
Art, dem MoMA PS1, auftrat, gilt er als Shootingstar.
In seinen Installationen mischt er asiatische Unter-
haltungskultur mit westlicher Pop-Art. Er zeigt etwa
Ausschnitte einer thailändischen TV-Show, in der
eine Go-go-Tänzerin mit ihren Brüsten malt. Seine
Grafik „Lucky Crocodile“, 2016, bietet das Museion
in Bozen für 500 Euro an. Format: 75 ×√ 80 ×√ 0,4 cm.
Auflage: 30. museion.it/shop
Glückliches
Krokodil
Kunst-Tipp
Zahlen, bitte
800
Milliarden Dollar
haben US-AGs 2018 in
Rückkäufe eigener
Aktien gesteckt. Das
ist weit mehr als der
bisherige Rekordwert
von 600 Milliarden
Dollar aus dem Jahr
- Grund waren
vor allem die niedrigen
Zinsen sowie
zusätzliche Mittel in
den Kassen der
Firmen durch die
Steuersenkungen in
den USA. Dieses Jahr
rechnen Experten mit
einem Rückgang um
150 Milliarden Dollar.
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Novo Nordisk Euro
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