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Ausgezeichnet:AußenministerHeiko Maas
nimmt den Preis für Verständigung und Toleranz
im Jüdischen Museum in Berlin entgegen. Der
SPD-Politiker habe sich fortwährend für ein
vereintes Europa und gegen Rechtspopulismus
ausgesprochen, lautete die Jury-Begründung.
Niedergelegt: Vertei-
digungsministerin
Annegret Kramp-
Karrenbauer (CDU)
hat auf einem jüdi-
schen Friedhof in
Berlin einen Kranz in
Gedenken an die
NS-Verbrechen nie-
dergelegt. Anläss-
ich des Volkstrauer-
tags rief sie zu einer
„eindeutigen Hal-
tung gegen Extre-
mismus und Antise-
mitismus“ auf.
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Qualifiziert: Mit einem 4:0 gegen Weißrussland
hat sich die deutsche Fußballnationalmannschaft
vorzeitig für die Europameisterschaft 2020 qua-
lifiziert. Auf der Tribüne im Stadion: Fritz Keller
(r.), Präsident des Deutschen Fußballbundes
(DFB) und Vizepräsident Rainer Koch.
Verabschiedet:Die Mitglieder des FC Bayern ha-
ben auf ihrer Hauptversammlung Ex-Vereinspa-
tron Uli Hoeneß (M.) zum Ehrenpräsidenten ge-
wählt. Neuer Bayern-Boss ist der ehemalige Adi-
das-Chef Herbert Hainer (l.).Mit auf der Bühne:
Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.
Verabschiedet:Die Mitglieder des FC Bayern ha
imago images/photothek, ullstein bild - Sven Simon , dpa, WITTERS
Annalena Baerbock
Mehr als „die Frau
an Roberts Seite“
E
s gibt diese Momente, in denen
das Bild eines harmonisch agie-
renden Grünen-Spitzenduos ins
Wanken gerät. „Rutsch mal zur Seite“,
sagt Annalena Baerbock zu Robert Ha-
beck. „Hey, macht mal das Pult auf mei-
ne Höhe“, hält Habeck dagegen, wäh-
rend er ungläubig auf den für ihn zu
niedrigen Rednertisch schaut. „Ich will
auch mal was sagen.“ Es mag nur eine
kleine Anekdote vom Grünen-Bundes-
parteitag vom Wochenende in Bielefeld
sein. Doch sie zeigt all jenen, die Baer-
bock bislang unterschätzt haben, dass sie
eben nicht nur „die Frau an Roberts Sei-
te“ ist, wie sie selbst schon im Januar
2018 in ihrer ersten Bewerbungsrede zur
Bundesvorsitzenden sagte.
Die Grünen schwelgen in dem Luxus,
nicht nur ein politisches Talent an der
Spitze ihrer Partei zu haben – sondern
zwei auf Augenhöhe. Am Samstag wurde
Baerbock mit eindrucksvollen 97,1 Pro-
zent als Grünen-Chefin wiedergewählt
- ein Rekordergebnis. Während Habeck
90,4 Prozent verbucht, seine Redezeit
nicht einmal ausnutzt, begeistert Baer-
bock die mehr als 700 Delegierten mit ei-
ner kämpferischen Rede, in der sie in-
haltlich einen großen Bogen schlägt: von
ökologischer Transformation über Ver-
antwortung und Regierungsfähigkeit ih-
rer Partei bis hin zur Einführung einer
europäischen Armee, die sie perspekti-
visch für sinnvoll hält. Als sie dann darü-
ber redet, wie es ist, als Frau in der Poli-
tik eine Führungsrolle zu übernehmen,
tobt der Saal.
Die 38-jährige Völkerrechtlerin, Grü-
nen-Mitglied seit 2004, gehört zweifellos
zu den stärksten Spitzengrünen, die die
Partei jemals hatte. Aufgewachsen ist
Baerbock in Niedersachsen, studiert hat
sie in Hamburg und London, ehe sie
über Stationen in Straßburg und Brüssel
nach Brandenburg zog. Sie war Landes-
vorsitzende der Brandenburger Grünen,
später Bundestagsabgeordnete und Kli-
maexpertin. Inzwischen ist sie thema-
tisch breit aufgestellt, Parteikollegen lo-
ben ihre Kompetenz, mit der sie auch die
Wirtschaft beeindruckt. Harten Diskus-
sionen geht sie nicht aus dem Weg – egal,
ob es sich um Kohlelobbyisten oder
Windkraftgegner handelt.
So ruft sie am Samstag auch den Dele-
gierten zu: „Menschen, die wirklich ge-
stalten wollen, muten sich Widerspruch
zu!“ Das sei nicht immer einfach, „da
macht man Fehler“. Aber es sei ohne Al-
ternative: „Wir müssen eine klimaneutra-
le Wirtschaft schaffen und eine Gesell-
schaft, die die planetaren Grenzen aner-
kennt.“ Gleichzeitig warnt sie ihre Leute
vor zu unrealistischen Forderungen.
Michael Lühmann vom Göttinger Insti-
tut für Demokratieforschung beschreibt
Baerbocks Politikstil als „sachlich-ener-
gisch, zupackend und präzise, klar und,
wenn es nicht so strapaziert wäre, au-
thentisch“. Nur wenig sei inszeniert. „Sie
ist, wenn man einen Gegenentwurf
bräuchte, sowohl im Auftritt als auch in
der dahinterliegenden Ernsthaftigkeit so
etwas wie das Gegenteil eines Christian
Lindner.“
Grüne Kanzlerkandidatin?
Lühmanns Analyse: Dass Baerbock mit
dem 50-jährigen Habeck, dem früheren
Regierungschef in Schleswig-Holstein,
mithalten kann, habe schon ihre starke,
mitreißende Bewerbungsansprache 2018
gezeigt, bei der sie „Habecks Rede locker
in den Schatten stellte“.
Das hat Baerbock am Wochenende
wiederholt. Was dies nun für eine mögli-
che Kanzlerkandidatur der Grünen aus-
sagt? Einiges, aber längst nicht alles. Das
Wahlergebnis zeigt, dass Baerbock gute
Chancen hat, den nächsten Karriere-
sprung zu machen. Aber auch Habeck ist
nicht abgeschrieben. Lühmann warnte
davor, das Ergebnis des Parteitags in eine
Richtung zu interpretieren. Er rät dazu,
mit der Nominierung eines möglichen
Kanzlerkandidaten abzuwarten.
Auch Partei und Fraktion sehen keine
Eile. Sobald feststehe, wer den Zuschlag
erhält, würde dieses gut zusammenarbei-
tende Führungsduo an Schlagkraft verlie-
ren, befürchtet man. Die beiden Vorsit-
zenden unterscheiden sich inhaltlich
kaum, profitieren aber voneinander:
Baer bock ist da zur Stelle, wo es Habeck
an inhaltlicher Tiefe fehlt. Und wo er die
großen Linien ziehen kann, lässt sie ihm
den notwendigen Raum. Beide zusam-
men – nicht einer allein – gelten schon als
Garant dafür, dass es mit den Grünen
nicht wieder bergab gehen wird. Das gilt
gerade in einer Zeit, in der das grüne Ur-
thema Klimaschutz bei den Deutschen
nicht mehr ganz oben auf der Prioritä-
tenliste steht, weil sich die Konjunktur
abschwächt. „Wir haben die Kraft für
Verantwortung in diesen Zeiten“, sagte
Baerbock auf dem Parteitag. Und sie pro-
phezeit: „Wir haben noch lange nicht fer-
tig.“ Silke Kersting
Annalena Baerbock:
Mit Rekordergebnis als
Grünen-Chefin bestätigt.
dpa
Wir
müssen eine
klimaneutrale
Wirtschaft
schaffen und
eine Gesellschaft,
die die planetaren
Grenzen
anerkennt.
Annalena Baerbock
Grünen-Chefin
Die Grünen-Chefin wird mit
einem Rekordergebnis
wiedergewählt. Ihre Kanzler-
kandidatur ist trotzdem noch
nicht ausgemacht.
Namen des Tages
MONTAG, 18. NOVEMBER 2019, NR. 222
47
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