Handelsblatt - 18.11.2019

(Tina Meador) #1
Das kostet ein 5G-Campusnetz
Beispielszenarien für den Ausbau von lokalen Netzen mit einer Laufzeit von 10 Jahren

HANDELSBLATT • Rechnung geht von eigenständigen Netzen ohne Anbindung an ein öffentliches Mobilfunknetz aus und berücksichtigt nicht die
Kosten für eventuelle Infrastrukturinvestitionen (z. B. verlegen von Glasfaserkabeln) • Quellen: Mugler, eigene Berechnungen

Fußballstadion/Eventlocation mit 40 000 Zuschauerplätzen

Mittelgroßes Krankenhaus mit 1 000 Betten und drei Klinikgebäuden mit Außenflächen

Landwirtschaftlicher Betrieb mit Tierhaltung und Feldern zur Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse

Flughafen mit Intralogistik mit Bürogebäude, Frachthallen und Außengelände

Anwendungsbereich: Live-Übertragung und vernetzte Kameras

Anwendungsbereich: vernetzte Patientenakten, Überwachung von Messgeräten und Robotern

Anwendungsbereich: genaues Ausbringen von Düngemittel, Steuerung von selbstfahrenden Traktoren

Anwendungsbereich: vernetzte Erfassung von Fracht und Sensoren

Versorgungsfläche: 40 000 m2 Siedlungs-/Verkehrsfläche

Versorgungsfläche: 250 000 m2 Siedlungs-/Verkehrsfläche

Versorgungsfläche: 5 km

Versorgungsfläche: 15 km2 Siedlung-/Verkehrsfläche

Produzierendes Unternehmen: ein Bürogebäude und zwei Produktionshallen
Anwendungsbereich: Industrie 4.
Versorgungsfläche: 30 000 m2 Siedlungs-/Verkehrsfläche

Bandbreite Frequenzgebühr Planung/Engineering Systemtechnik

Laufende Kosten
für den Betrieb
über 10 Jahre Gesamtkosten

100 MHz

50 MHz

30 MHz

50 MHz

30 MHz

2 000 €

5 000 €

8 500 €

225 000 €

1 500 €

35 000 €

60 000 €

25 000 €

100 000 €

15 000 €

400 000 €

800 000 €

200 000 €

1 500 000 €

150 000 €

480 000 €

800 000 €

2 40 000 €

1 500 000 €

180 000 €

917 000 €

1 665 000 €

4 73 500 €

3 325 000 €

346 500 €

Campusnetze

So viel kostet


5G für Firmen


D


er Mobilfunkstandard 5G bietet für die
Industrie gewaltige Chancen. Aber kon-
krete Kalkulationen zu den Kosten für lo-
kale 5G-Netze sind rar. Zusammen mit dem Mo-
bilfunkdienstleister Mugler hat das Handelsblatt
deshalb in der Grafik links fünf Szenarien für den
Ausbau lokaler 5G-Netze für eine Laufzeit von
zehn Jahren entwickelt. Die Modellrechnungen
sollen den Aufwand für den Aufbau eines eige-
nen Netzes aufzeigen. Die Kalkulationen sind
Beispielrechnungen und gehen davon aus, dass
bei den Betreibern bereits die nötige Infrastruk-
tur vorhanden ist. Zudem sind die Kosten für
5G-fähige Endgeräte, also etwa für Roboter
oder Sensoren, nicht mit eingerechnet.

Viel Geld für Technik und Betrieb –
Beispiel eines Mittelständlers
Ein erstes Szenario spielt den Fall eines klei-
nen Mittelständlers durch mit einem Büroge-
bäude und zwei Produktionshallen. Ziel der
Firma ist es, die Produktionsprozesse im Stil
der Industrie 4.0 zu vernetzen. Es geht um
30 000 Quadratmeter in einer Siedlungsfläche.
Auf solchen Flächen verlangt die Bundesnetz-
agentur erhöhte Gebühren für den Aufbau eines
5G-Netzes.
Die Experten von Mugler gingen davon aus,
dass die Firma eine Bandbreite von 30 Megahertz
(MHz) benötigt. Dafür würde die Bundesnetz-
agentur Kosten in Höhe von rund 1 500 Euro in
Rechnung stellen. Das ist jedoch nur der gerings-
te Teil der Ausbaukosten für 5G. Die Kosten für
die Planung dürften etwa zehnmal so hoch sein.
Dazu kommt die Systemtechnik, also die eigentli-
che Ausrüstung für 5G, die nochmals mit etwa
150 000 Euro zu Buche schlagen würde. Die ei-
gentlichen Betriebskosten würden sich auf
180 000 Euro für zehn Jahre belaufen. Ergibt Ge-
samtkosten von 346 500 Euro. Dafür wäre die
Kontrolle über das Netz komplett in der Hand
des Mittelständlers.

Vom Stadion bis Flughafen – das sind
weitere 5G-Anwendungsszenarien
Bei der Ausrüstung eines Fußballstadions wird
die maximal zur Verfügung stehende Bandbreite
von 100 MHz angenommen, damit auch während
einer Sportveranstaltung mit bis zu 40 000 Zu-
schauern problemlos die Vernetzung von Kame-
ras, Mikrofonen, Medienproduktion und Event-
management funktioniert, ohne dass eine auf-
wendige Verkabelung nötig ist.
Bei der Ausstattung eines mittelgroßen Kran-
kenhauses mit 1 000 Betten und drei Klinikgebäu-
den würde zwar die halbe Bandbreite mit 50
MHz reichen, doch die Ausgaben für Systemtech-
nik würden vermutlich aufgrund der hohen An-
forderungen medizinischer Geräte mit 800 000
Euro doppelt so hoch sein wie die für die ver-
gleichbare Technik im Stadion.
Bei einer landwirtschaftlichen Fläche von fünf
Quadratkilometern sind die Kosten für die Fre-
quenzen aufgrund von Sonderregeln besonders
günstig. Die Bundesregierung wollte gerade
Bauern, die auf moderne Technik setzen, nicht
über die Maßen belasten. Gemessen an der
großen Fläche fallen die Gesamtausgaben im
Beispiel mit rund 470 000 Euro relativ gering
aus.
Das komplizierteste Szenario ist ein Flughafen
als Logistikdrehkreuz mit Bürogebäude, Fracht-
halle und Außengelände. Mit 15 Quadratkilo -
metern ist es die Modellrechnung mit der größ-
ten Fläche. Um Frachtfahrzeuge fernzusteuern
oder Sensordaten flächendeckend auszuwerten,
wären die höchsten Ausbaukosten nötig. Dafür
werden gerade in der Logistik unmittelbare Effi-
zienzsteigerungen durch das Auslesen von Sen-
sordaten und Frachtüberwachung erwartet.
Stephan Scheuer

Mobilfunkmast: In
Deutschland wird die
Infrastruktur derzeit auf
den nächsten Standard
5G aufgerüstet.

BASF SE, imago/Westend61, Volkswagen Arena

5G in der Industrie


MONTAG, 18. NOVEMBER 2019, NR. 222
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