2
3
Deutsch perfekt 13 / 2019 KULTURTIPPS 65
Mythos van Gogh
¡s geht ¢m
, das Thema / der Inhalt ist
die Schau, -en
, hier: Ausstellung
der Einfluss, ¿e
, hier: Inspiration
der Kurator, Kuratoren
, Person, die für eine
Ausstellung oder eine
Museumssammlung
verantwortlich ist
die Entstehung
, von: entstehen = hier:
anfangen zu sein
Der Feldhase des
Renaissance-
Künstlers
Albrecht Dürer.
Berühmte Ohren
Es sind die vielleicht berühmtesten
Ohren der Kunstgeschichte: Der
Feldhase aus dem Jahr 1502 ist das
bekannteste Bild von Albrecht Dürer.
Die mehr als 500 Jahre alte Arbeit ist
so empfindlich, dass sie nur sehr selten
zu sehen ist. Vor drei Jahren wurde das
Bild zuletzt gezeigt. In der Ausstellung
„Albrecht Dürer“ (bis 6.1.) ist es nun
in der Albertina in Wien zu sehen. Das
Museum zeigt Bilder des Nürnberger
Renaissance-Künstlers aus seiner
eigenen Sammlung und Leihgaben.
Der Fokus liegt auf Dürers Arbeiten auf
Papier. Nicht nur Der Feldhase, auch so
bekannte Bilder wie Betende Hände oder
Das große Rasenstück sind zu sehen.
der F¡ldhase, -n
, kleines Tier mit langen
Ohren, das auf Feldern lebt
(das F¡ld, –er
, Stück Land, auf dem
Gras oder auch Gemüse
von Bauern wächst)
empf“ndlich
, so, dass es schnell
kaputtgeht
die Leihgabe, -n
, hier: geliehenes Bild
der Fokus, -se
, zentrales Interesse
betend
, ≈ zusammen wie beim
Beten
(beten
, Gott danken oder um
etwas bitten)
das Rasenstück, -e
, ≈ Stück mit Gras
Das Städel Museum in Frankfurt am Main macht eine große
Ausstellung zu Vincent van Gogh. Dabei geht es aber nicht nur
darum, wichtige Arbeiten des berühmten niederländischen
Künstlers zu zeigen. Die Schau „Making van Gogh. Geschich-
te einer deutschen Liebe“ (bis 16.2.) untersucht auch, welchen
Einfluss van Goghs Arbeiten auf deutsche Künstler wie zum
Beispiel Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner oder Gabriele
Münter hatte. Nach Meinung der Kuratoren der Ausstellung
wäre die Entstehung der Moderne in Deutschland ohne van
Gogh nämlich kaum möglich gewesen: Er war die Inspiration.
Außerdem geht es bei der Frankfurter Schau um die Entstehung
des „Mythos van Gogh“ um 1900. Deutsche Museen, Sammler
oder Kritiker halfen nämlich nach seinem Tod, den Künstler
überall populär zu machen.
gehören zu
, ≈ ein Teil sein von
die Generation, -en
, hier: Künstler, die zur
gleichen Zeit aktiv sind
f¶lgen auf
, kommen nach
das dœrfliche Arrange-
ment, -s franz.
, hier: Dorflandschaft
mysteriös , hier: so, dass
man wenig darüber weiß
die Digitalisierung
, von: digitalisieren = so
ändern, dass alles mit Com-
putertechnik funktioniert
„ngesichts , ≈ wegen
das Jahrh¢ndert, -e
, ≈ Zeit von 100 Jahren
die Leinwand, ¿e , hier:
großes Stück aus stabilem
Stoff, auf das ein Maler malt
f„lten , ≈ einen Teil auf
die andere Seite legen
zerreißen
, kaputtmachen; in zwei
oder mehrere Stücke teilen
die Flæche, -n
, hier: Areal; Stelle
die Sehgewohnheit, -en
, Art/Methode, wie man
meistens die Dinge ansieht
m“tschrauben „n
, hier: ≈ durch eigenes Tun
anders machen
der R¢ndfunk , hier:
Radio- und Fernsehstation
die Gegenständlichkeit
, L Abstraktion
der Leipziger Hochschule für Grafik und
Buchkunst sind Leute dabei.
Alle Künstler arbeiten in Deutsch-
land und sind zwischen 30 und 40 Jahre
alt. Sie gehören zu einer Generation, die
wahrscheinlich auf so große und inter-
national bekannte Namen wie Gerhard
Richter oder Neo Rauch folgen wird. Sie
sind mit je drei Werken in den Museen in
Bonn, Wiesbaden und Chemnitz dabei.
Dort sind ihre Arbeiten bis zum 19. Januar
zu sehen. Danach findet die Ausstellung
vom 7. Februar bis zum 24. Mai in den
Deichtorhallen in Hamburg statt. Dort
sehen Besucher einen Teil der vorher in
den drei Museen gezeigten Bilder.
Die 53 Künstler zeigen sehr verschie-
dene Arbeiten. Simon Modersohn, der
mit Paula Modersohn-Becker verwandt
ist, hat zum Beispiel dörfliche Arran-
gements als Thema. Hannes Michanek
malt mysteriöse Landschaftsbilder, Mona
Ardeleanu beschäftigt sich mit Stoffen
und Ornamenten. Interessant sind auch
We r k e , d i e d i e Digitalisierung als Thema
haben. Ein Beispiel ist Franziska Reinbo-
the aus Leipzig. Angesichts der giganti-
schen Bildmengen des 21. Jahrhunderts
fragt sie, ob es wirklich noch in diese Zeit
passt, zu malen. Reinbothe ist eine der
radikalsten Malerinnen des Projekts,
weil sie die Leinwand faltet oder in der
Mitte zerreißt. Die Düsseldorferin Vivi-
an Greven kombiniert auf ihren Bildern
klassizistische Gesichter mit abstrakten
Flächen. Bei ihr findet das digitale Sehen
eine Übersetzung in die Malerei, was Gre-
ven damit erklärt, dass das zu ihren Sehge-
wohnheiten passt.
„Es gibt auf jeden Fall viele Superstars
zu entdecken, die alle an der Zukunft der
Malerei mitschrauben“, sagt Lea Schäfer
in einem Interview mit dem Hessischen
Rundfunk. Sie ist eine der Kuratorinnen
des Projekts und arbeitet im Museum
Wiesbaden. Weil die Arbeiten so ver-
schieden sind, ist es schwierig, Trends
zu erkennen. Zu sehen ist aber, dass die
Grenze zwischen Gegenständlichkeit
und Abstraktion immer undeutlicher
wird. Denn die jungen Künstler experi-
mentieren mit allen Möglichkeiten der
Malerei. Ana Maria Michel
eAuch Monika Michalkos Bild aus
dem Jahr 2018 mit dem Titel My
own Shop ist Teil der Ausstellung.