Die Welt - 05.11.2019

(Brent) #1

Die neue


Draghi


Offiziell ist Christine Lagarde schon
seit drei Tagen als neue Präsidentin
der Europäischen Zentralbank im
Amt, aber der erste richtige Arbeits-
tag war Montag. Sichtlich guter
Dinge erscheint die 63-Jährige in
Frankfurt. Optimistisch verkündet
sie bereits eines ihrer Ziele: die
Spaltung im EZB-Rat wegen der
Geldpolitik zu überwinden. Sie wer-
de sicher mit einem anderen Blick
an die Debatten herangehen als ihr
Vorgänger Mario Draghi, sagt Bun-
desbank-Vorstand Joachim Wuerme-
ling im Interview. Seite 13

GETTY IMAGES

/ THOMAS LOHNES

D


ie Organisation Repor-
ter ohne Grenzen hat
die chinesischen Behör-
den aufgefordert, die Journalis-
tin Huang Xueqinumgehend
freizulassen. Die Reporterin,
die auch unter dem Namen
Sophia Huang bekannt ist,
hatte über die anhaltenden
Proteste in Hongkong berich-
tet, bevor sie am 17. Oktober
dieses Jahres in der südchinesi-
schen Stadt Guangzhou fest-
genommen wurde. Ihr wird zur
Last gelegt, „Streit und Ärger
provoziert zu haben“ – ein
Vorwurf, mit dem in China
viele regimekritische Journalis-
ten verfolgt werden und der
mit bis zu zehn Jahren Haft
bestraft werden kann.
Huang ist eine wichtige
Stimme der MeToo-Bewegung
in China und hatte auf sozialen
Medien über ihre eigene Er-
fahrung mit sexueller Belästi-
gung am Arbeitsplatz berichtet.
„Dass sie für diesen Mut nun
bestraft wird, ist beschämend“,
sagte Christian Mihr, Ge-
schäftsführer der Organisation
Reporter ohne Grenzen. Neben
Huang sitzen in China derzeit
mindestens 120 Medienschaf-
fende in Haft, mehr als in je-
dem anderen Land.
Auf der Rangliste der Presse-
freiheit von Reporter ohne
Grenzen steht China auf Platz
177 von 180 Ländern.

#Free
them

all
Huang Xueqin ©RSF

In Kooperation mit
REPORTER OHNE GRENZEN

D


er Maulwurf wurde
zum Tier des Jahres
2020 ernannt. Abge-
sehen davon, dass der Maul-
wurf viele Kleingärtner zur
Verzweiflung getrieben hat und
zu Mördern werden ließ, ist die
Wahl ein fatales politisches
Signal. Die Entscheidung für
ein Tier, das sein Leben lang im
Untergrund arbeitet, kann für
gewisse Kreise doch nur als
Ermunterung verstanden wer-
den, das Fundament unserer
Gesellschaft weiter auszuhöh-
len und am Ende das ganze
Gebäude der Demokratie zum
Einsturz zu bringen. Maulwürfe
sind in Behörden gefürchtet,
und sie verraten mit Vorliebe
Firmengeheimnisse. Erst kürz-
lich wurde ein Maulwurf im
Verteidigungsministerium ent-
deckt, und auch beim Verfas-
sungsschutz wurden schon
welche gefunden. Angeblich
vertilgt der Maulwurf tonnen-
weise Schädlinge und belüftet
die Wurzeln. Nur sieht man
davon nichts, aber von den
Erdhügeln, die er mitten auf
dem Rasen aufwirft, umso
mehr. Seine CO 2 -Bilanz dürfte
daher nicht besonders erfreu-
lich ausfallen. Der Maulwurf
sollte nicht Tier, sondern Un-
wort des Jahres werden.

ZZZippert zapptippert zappt


SchlussSchlussSchlussSchlussSchluss EZB-KursEZB-Kurs ��.�� Uhr��.��Uhr��.�� Uhr��.��Uhr��.��Uhr

Dax Euro Dow Jones

+�,��% ↗+�,��% ↗

��.���,��
Punkte

��.���,��
Punkte

�,����
US-$
+�,��% ↗

DAX

Im Plus

Seite 15

Wir twittern
live aus dem
Newsroom:
twitter.com/welt

Diskutieren
Sie mit uns
auf Facebook:
facebook.com/welt

1


05.11.19 Dienstag, 5. November 2019DWBE-HP


  • Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:






E


in Verbot der sogenannten Konversionsthe-
rapien gegen Homosexualität rückt näher.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
(CDU) hat am Montag in Berlin einen Gesetzent-
wurf vorgelegt, wonach Behandlern oder Vermitt-
lern Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr drohen.
Spahn erklärte, schon der Begriff Therapie sei irre-
führend: „Diese angebliche Therapie macht krank
und nicht gesund.“ Laut Gesetzentwurf sind Kon-
versionstherapien künftig bei unter 18-Jährigen ver-
boten. Das Verbot gilt auch, wenn eine volljährige
Person durch Täuschung, Irrtum, Zwang oder Dro-
hungen zu der Entscheidung gebracht wird, sich be-
handeln zu lassen. Bei 16- bis 18-Jährigen gibt es eine
Ausnahme vom Verbot dann, wenn der Behandler
nachweist, dass sein Kunde oder seine Kundin genau

weiß, worauf er oder sie sich einlässt. Folgen solcher
Konversionstherapien seien oft schweres seelisches
und körperliches Leid, erklärte Spahn. Homosexua-
lität sei keine Krankheit. „Ein Verbot ist auch ein
wichtiges gesellschaftliches Zeichen an alle, die mit
ihrer Homosexualität hadern: Es ist okay so, wie du
bist“, sagte Spahn.
Auch die Werbung für die sogenannten Therapien
soll bestraft werden. Bei Personen unter 18 Jahren
wird jegliches Bewerben, Anbieten oder Vermitteln
solcher Behandlungen künftig verboten, bei Perso-
nen über 18 Jahre nur die öffentliche Reklame, das
Anbieten und die Vermittlung. Hintergrund ist ver-
mutlich, dass Minderjährige auch von Eltern oder
Erziehern zu einer Konversionstherapie gedrängt
werden können. Seelsorger oder Psychotherapeuten

dürfen in Gesprächen oder Therapien nicht Einfluss
zu nehmen versuchen auf die sexuelle Orientierung
oder die selbst empfundene geschlechtliche Identi-
tät ihrer Klienten. Bei Verstößen gegen das Werbe-
verbot drohen Bußgelder bis zu 30.000 Euro.
Das Bundesgesundheitsministerium teilte mit,
der Entwurf sei bereits zwischen den Ministerien
der Bundesregierung abgestimmt worden. Ein Spre-
cher sagte, er solle bis Ende des Jahres vom Kabinett
beschlossen werden. Die FDP kritisierte, die Regie-
rung habe viel Zeit verloren. Spahn müsse den ur-
sprünglich für vor der Sommerpause angekündigten
Gesetzentwurf nun endlich auch dem Parlament
vorlegen, forderte der zuständige Sprecher der Bun-
destagsfraktion, Jens Brandenburg. Die Grünen äu-
ßerten sich ähnlich und forderten außer einem straf-

rechtlichen Verbot Kampagnen, die über die Gefähr-
lichkeit der Behandlungen aufklären. Sie hatten be-
reits vor sechs Jahren einen Gesetzentwurf zu Kon-
versionstherapien vorgelegt.
Sogenannte Konversionstherapien zur angebli-
chen „Heilung“ von Homosexualität, Bi-, Trans-
oder Intersexualität können schwere Schäden an-
richten. In der medizinischen Fachwelt ist man sich
einig, dass die Unterdrückung der sexuellen Identi-
tät zu Depressionen, Angsterkrankungen oder ei-
nem erhöhten Suizidrisiko führen kann. Der nun
vorgelegte Gesetzentwurf fußt laut Gesundheitsmi-
nisterium auf den Erkenntnissen einer Bestandsauf-
nahme der Konversionstherapien und ihrer Folgen,
die das Ministerium mit der Bundesstiftung Magnus
Hirschfeld vorgenommen hatte. epd

„„„Therapien“ gegen Homosexualität werden bald verbotenTherapien“ gegen Homosexualität werden bald verboten


Gesundheitsminister Spahn legt Gesetzentwurf vor: Solche Behandlungen machten „krank und nicht gesund“


KUNDENSERVICE 0 8 0 0 / 9358537 DIENSTAG,5.NOVEMBER


DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410Täglich weltweit in über 130 Ländern verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen.
Telefon 0 30 / 25 91 0 Fax030 / 25 91 71 [email protected] Anzeigen 0 30 / 58 58 90 Fax 0 30 / 58 58 91 E-Mail [email protected]
Kundenservice DIE WELT, Brieffach 2440, 10867 BerlinTelefon 0 800 / 93 58 537 (Mo–Sa: 7 bis 19 Uhr) Fax 0 800 / 93 58 737 E-Mail [email protected]
A3,70 &/ B 3,70 &/ CH 5,30 CHF / CZ 107 CZK / CY 3,70 &/ DK 30 DKK / E 3,70 &/ I.C. 3,70 &/ F 3,90 &/
GB 3,50 GBP / GR 3,70 &/ I 3,70 &/ L 3,70 &/ MLT 3,90 &/ NL 3,70 &/ P 3,70 &(Cont.) / PL 17 PLN / SK 3,50 €

D


ie Bundesregierung will
Elektroautos mit höheren
Kaufprämien sowie Millio-
nen neuen Ladepunkten
bis 2030 zum Durchbruch
verhelfen. Einem Konzeptpapier der Re-
gierung zufolge, das am Montag mehre-
ren Nachrichtenagenturen vorlag, sollen
die Kaufprämien für E-Autos bis Ende
2025 verlängert und deutlich ausgeweitet
werden. Parallel will die Regierung mit
einem „Masterplan Lade-Infrastruktur“
eine Million öffentliche Ladepunkte
schaffen, damit Ende des nächsten Jahr-
zehnts zehn Millionen E-Autos auf deut-
schen Straßen fahren.
Dafür würden in den nächsten Jahren
3,5 Milliarden Euro in den Ausbau der öf-
fentlichen Lade-Infrastruktur investiert,
sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
beim Großserienstart des ersten rein
elektrischen VW-Modells ID.3 im sächsi-
schen Zwickau. Sie sagte „erhebliche An-
strengungen“ zu. Letzte offene Fragen
bei den Konzepten sollten am Montag-
abend bei einem Gipfeltreffen mit Ver-
tretern der Industrie im Kanzleramt ge-
klärt werden.

Die Bundesregierung macht Druck auf
den Ausbau der Elektromobilität, weil sie
ein Kernelement für die Klimaschutzzie-
le der Regierung ist. Ein entsprechendes
Gesetz soll noch dieses Jahr beschlossen
werden. Zudem will die Regierung der
Automobilindustrie beim Umsteuern auf
neue Antriebe helfen. Derzeit fahren in
Deutschland etwa 220.000 E-Autos. Ein
Element ist dabei offenbar eine deutlich
erhöhte Kaufprämie. Diese soll für Autos
unter einem Listenpreis von 40.000 Eu-
ro um die Hälfte steigen, wie aus dem Re-
gierungspapier hervorgeht. Davon würde
beispielsweise auch der neue VW ID.
profitieren. Für rein elektrische Autos
wird sie demnach von 4000 auf 6000 Eu-
ro angehoben. Für sogenannte Plug-in-
Hybride ist die Prämie in dieser Preis-
klasse bei 4500 Euro vorgesehen, derzeit
sind es 3000 Euro. Für Autos mit einem
Kaufpreis von über 40.000 Euro soll der
Bonus um 25 Prozent auf 5000 bezie-
hungsweise für Plug-in-Hybride auf
4000 Euro klettern.
Das Papier ist Regierungskreisen zu-
folge unter den Ressorts Konsens. Die
Förderung soll Anfang 2020 starten und

bis Ende 2025 laufen. Bis 2023 sind dafür
zunächst zwei Milliarden Euro vorgese-
hen. Der Bund will allerdings die Autoin-
dustrie dafür gewinnen, dass diese weiter
wie bisher die Hälfte des Betrages zahlt.
Dies sollte auch Thema beim Autogipfel
im Kanzleramt sein. Offen sei zudem, ob

das bisherige Limit für die Prämien von
einem Listenpreis bis 60.000 Euro fallen
soll. Dies würde bedeuten, dass etwa die
höherwertigen Modelle des US-Autobau-
ers Tesla nicht gefördert würden.
Die Regierung will zudem den Bau
neuer Ladesäulen beschleunigen. Derzeit
gibt es etwa 21.000 öffentliche Lade-
punkte in Deutschland. Bis 2030 sollen
es eine Million sein. Dazu soll es zu-
nächst bis 2025 eine Förderung geben,
damit Ladesäulen auch in ländlichen Re-
gionen errichtet werden. Für Tankstellen
soll es Auflagen geben. Bis 2022 peilt die
Regierung mindestens vier Schnell-Lade-
punkte an jeder Autobahnraststätte an.
Um mehr private Ladepunkte möglich zu
machen, soll das Miet- und Wohnungs-
recht überarbeitet werden. Mieter sollen
so vom Vermieter die Erlaubnis zum Bau
von Ladepunkten fordern können. Bei
Eigentümergemeinschaften will die Re-
gierung verhindern, dass Einzelne Be-
schlüsse zum Bau von Ladepunkten ver-
hindern können. Die Anhebung der Kauf-
prämien soll durch eine stärker am CO 2 -
Ausstoß ausgerichtete Kfz-Steuer finan-
ziert werden. rtr/dpa Seite 12

RRRegierung will noch mehr Geldegierung will noch mehr Geld


fffüür E-Mobilität ausgebenr E-Mobilität ausgeben


Kanzlerin Merkel verspricht Milliarden für Ladesäulen. Auch höhere Kaufprämien für Fahrzeuge


sind im Gespräch. Volkswagen startet Serienfertigung seines ersten reinen Elektroautos in Zwickau


DIE WELT digital ISSN 0173-8437 258-45 ZKZ 7109
Lesen Sie DIE WELT digital auf allen Geräten


  • unter edition.welt.de, auf Smartphone
    oder Tablet. Attraktive Angebote finden
    Sie auf welt.de/digital oder auch mit
    den neuesten Tablets auf welt.de/bundle.


In Deutschland finden Elektro-
autos zunehmend Käufer. Von
Januar bis Oktober wurden knapp
5 3.000 E-Autos zugelassen, rund
8 9 Prozent mehr als im Vorjah-
reszeitraum.Das geht aus Zahlen
des Kraftfahrt-Bundesamts her-
vor. Beliebter sind bei den Käufern
Hybride, die Elektro- und Ver-
brennungsmotor kombinieren:
Davon wurden in diesem Jahr
bislang 190.000 zugelassen, drei
Viertel mehr als im Vorjahres-
zeitraum. Noch dominieren aber
Verbrennerden Markt.

Mehr Elektroautos

J


eden Freitag streiken Schüler
auch hierzulande wegen der
Klimakrise. Zu Tausenden ge-
hen sie bei Fridays for Future auf die
Straße und greifen die Regierung
lautstark wegen der aus ihrer Sicht
verfehlten Klimapolitik an.
Es ist erstaunlich, dass sich der ju-
gendliche Protest auf diesen Bereich
beschränkt. Mindestens genauso stark
wwwie die Folgen der Klimakrise dürfte dieie die Folgen der Klimakrise dürfte die
Generation Greta von der finanziellen
Last getroffen werden, die ihr von der
großen Koalition in den letzten Jahren
aaaufgebürdet wird. Nach der Rente mitufgebürdet wird. Nach der Rente mit
6 3, Mütterrente oder der Angleichung
der Ostrente soll jetzt die Grundrente
kommen. Alle haben eins gemeinsam:
Stets einigt sich die Bundesregierung
aaauf Projekte, die kurzfristig die ältereuf Projekte, die kurzfristig die ältere
WWWählerschaft besänftigen sollen, umählerschaft besänftigen sollen, um
sich in einigen Jahren als sozialpoliti-
scher Sprengstoff zu entpuppen.
Die Großzügigkeiten gehen über
die eigentlich erworbenen Rentenan-
sprüche hinaus. Die große Koalition
verteilt Geschenke und verschärft das
demografische Problem noch weiter.
Die Zeche zahlen wieder einmal die
Jungen. Von einem fairen Generatio-
nenvertrag kann keine Rede mehr
sein. Knapp zwei Milliarden Euro pro
Jahr soll die Grundrente wohl in dem
Szenario kosten, auf das sich Union
und SPD zubewegen. Das wäre zwar
weniger als der Vorschlag von Ar-
beitsminister Hubertus Heil (SPD),
der zwischen fünf und sieben Milliar-
den gekostet hätte. Aber immerhin
zehnmal so viel, wie im Koalitionsver-
trag ursprünglich vereinbart wurde.
Besonders bitter ist, dass die Grund-
rente nicht einmal denjenigen hilft, die
sie wirklich bräuchten. Am stärksten
von Altersarmut bedroht sind Lang-
zeitarbeitslose, Selbstständige, die
nicht vorsorgen, und Erwerbsgemin-
derte. Von der Grundrente profitiert
keine dieser Gruppen. Denn diese setzt
als Kriterium 35 Arbeitsjahre an.
Ohne eine strenge Bedürftigkeits-
prüfung würden stattdessen vor al-
lem Frauen profitieren, die lange in
Teilzeit gearbeitet haben. Zumeist
konnte sich diese Gruppe ebenjenes
Arbeitsverhältnis leisten, weil ihre
Ehemänner gut verdienten. Die
Grundrente wäre demnach eine Leis-
tung, die es gar nicht braucht.
Der Aufschrei der Jungen müsste
laut sein. Doch es regt sich kein Pro-
test. Für die meisten scheint die Rente
noch zu weit weg. So macht es die Ju-
gend der Politik leicht, sie immer wie-
der zu übergehen. Wenn nicht schleu-
nigst ein Umdenken stattfindet, wird
das nächste Rentengeschenk nicht lan-
ge auf sich warten lassen. Dabei müsste
es die Jugend längst besser wissen.
Denn die Fridays-for-Future-Proteste
haben bewiesen, dass eine geschlosse-
ne Generation durchaus Einfluss auf
die Regierenden haben kann.

KOMMENTAR

Rettet eure


Rente!


[email protected]

MORITZ SEYFFARTH

*D2,80EUROB Nr. 258

DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
05.11.1905.11.1905.11.19/1/1/1/1/TIBE/TIBE PKRUEGE1 5% 25% 50% 75% 95%

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2019-11-05-ab-22 03009f56541eee0559ca00c1b1172d

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Free download pdf