Die Welt - 05.11.2019

(Brent) #1

M


ehr als 350 Milliarden
Dollar Umsatz, 111 Mil-
liarden Dollar Gewinn,
zehn Millionen Barrel
Öl am Tag. Es handelt
sich um einen Riesen – und doch blieb
er jahrzehntelang beinahe unsichtbar.
AAAber nun wird er sein Gesicht zeigen.ber nun wird er sein Gesicht zeigen.
Nun wird die ganze Welt erfahren, wie
wertvoll das größte Juwel Saudi Ara-
biens ist – und wie weit die Macht des
Königshauses reicht.

VON STEFAN BEUTELSBACHER, NANDO
SOMMERFELDT UND HOLGER ZSCHÄPITZ

Der Energiekonzern Arabian-Ameri-
can Oil Company, kurz Aramco, dürfte
noch im Dezember an die Börse gehen.
Ein bis zwei Prozent des Unterneh-
mens sollen zunächst an die lokalen
Handelsplätze gebracht werden. Spä-
ter sind auch Platzierungen auf inter-
nationalen Märkten vorgesehen. Zwei
Prozent, das klingt wenig, doch weil
Aramco so ein Gigant ist, dürfte es der
größte Börsengang aller Zeiten wer-
den. Den Rekord hält bisher der chine-
sische Online-Krösus Alibaba mit ei-
nem eingesammelten Betrag von 25
Milliarden Dollar.
AAAber warum muss Saudi-Arabien, einber warum muss Saudi-Arabien, ein
Land, das im Geld schwimmt, seinen
Schatz versilbern? Warum wird dieser
stille Riese, der 1970 verstaatlicht wor-
den ist, jetzt so plötzlich geweckt? Die
naheliegendste Antwort ist die ewige
Diskussion über das Ende des fossilen
Zeitalters. Rechnet Saudi Arabien da-
mit, dass die maximale Nachfrage nach
Öl und Gas schon bald erreicht wird?
Und will man vorher noch schnell ei-
nen guten Preis für den Rohstoff-
Schatz bekommen? Gegen diese Theo-
rie spricht das Zwei-Prozent-Debüt.
WWWollte das Herrscherhaus sein Ölollte das Herrscherhaus sein Öl
schnell noch zu Geld machen, wäre es

sinnvoll, ein viel größeres Aktienpaket
abzustoßen. Schließlich soll ganz
Aramco zwischen 1,5 und zwei Billio-
nen Dollar wert sein.
WWWahrscheinlicher ist, dass auch inahrscheinlicher ist, dass auch in
Riad niemand weiß, wie nah oder weit
weg „Peak-Oil“ ist – also der Punkt, an
dem die Nachfrage ihren Höhepunkt
erreicht. Deshalb verschafft sich Saudi-
Arabien finanzielle Beinfreiheit. Ist
Aramco erst Mal an der Börse, kann je-
derzeit ein Stück des Ölschatzes zu

ramco erst Mal an der Börse, kann je-
erzeit ein Stück des Ölschatzes zu

ramco erst Mal an der Börse, kann je-

Geld gemacht werden, ohne etwa aus-
ländischen Konzernen Ölkonzessionen
verkaufen zu müssen. Der Börsengang
schafft also zusätzliche Optionen, oh-
ne dass man wirklich Einfluss abgibt.
Alles an Aramco scheint gewaltig.
Der Konzern bedient nicht weniger als
zehn Prozent der globalen Ölnachfra-
ge. Seine Reserven reichen noch 52 Jah-
re, das ist rund vier Mal länger als bei
der Konkurrenz. Niemand kann das
schwarze Gold so günstig aus dem Bo-
den holen: Inklusive aller Kosten för-
dert Aramco das Fass (159 Liter) für
777 ,60 Dollar, die Konkurrenz muss 20,60 Dollar, die Konkurrenz muss 20
bis 36 Dollar aufbringen. Das erklärt
die enormen Gewinne. Im vergange-
nen Jahr verdiente der Ölkonzern nach
AAAbzug von Steuern und Abschreibun-bzug von Steuern und Abschreibun-
gen 111 Milliarden Dollar – fast doppelt
so viel wie der bislang profitabelste
Börsenkonzern Apple, der knapp 60
Milliarden Dollar Profit machte. Auch
in punkto Marktkapitalisierung dürfte
Aramco alles Dagewesene übertreffen.
Analysten beziffern den fairen Börsen-
wert auf 1,2 bis 2,3 Billionen Dollar. Der
derzeitige Primus Apple liegt bei 1,1 Bil-
lionen Dollar.
Der endgültige Preis dürfte maßgeb-
lich davon abhängen, welchen Abschlag
die Investoren dafür verlangen, dass es
sich um ein hoch politisiertes Unter-
nehmen in einer unberechenbaren Re-
gion handelt. Würde ein großer westli-

cher Ölkonzern sein Debüt geben, wä-
ren sicher 1,8 bis zwei Billionen Dollar
zu holen. Aber wegen des starken staat-
lichen Einflusses muss sich Aramco
eher mit Ölförderern wie der russi-
schen Rosneft vergleichen, die auf ei-
nen Wert zwischen 1,2 und 1,5 Billionen
Dollar kommt.
Trotz all der Unsicherheit dürfte
Saudi-Arabien kaum Probleme haben,
Investoren zu finden. Aramco lockt mit
Dividendenzahlungen von 75 Milliar-
den Dollar in den kommenden fünf
Jahren, und zwar unabhängig vom Öl-
preis. Selbst bei einer Bewertung von
zwei Billionen Dollar läge die Dividen-
denrendite bei 3,8 Prozent. In Zeiten
ohne Zinsen dürften sich viele globale
Anleger die Aktien des Riesen als eine
Art Zinsersatz ins Depot legen. Analys-
ten kalkulieren mit einem langfristigen
Ölpreis von 60 Dollar pro Fass. Sollte
er darunter fallen, müssten allein die
Saudis auf einen Teil ihrer Dividende
verzichten, weil die Ausschüttungen
fffür die Investoren garantiert sind. Soll-ür die Investoren garantiert sind. Soll-
te der Preis für das Fass auf 70 Dollar
klettern, wäre für alle Beteiligten noch
mehr drin.
Der Schöpfer dieses Plans ist Mo-
hammed bin Salman. Der Kronprinz,
schon jetzt der wahre Herrscher, will
Saudi-Arabiens Abhängigkeit vom Öl

chon jetzt der wahre Herrscher, will
audi-Arabiens Abhängigkeit vom Öl

chon jetzt der wahre Herrscher, will

verringern. „Wir glauben, dass Aram-
cos Börsengang eine ganze Industrie
neu definieren wird“, sagt Neil Bever-
idge, Rohstoff-Stratege des Finanzhau-
ses Bernstein Research. „Die wahren
AAAuswirkungen haben wir wahrschein-uswirkungen haben wir wahrschein-
lich alle noch nicht richtig verstanden,
aber sie werden tiefgehend sein.“
Saudi-Arabien, lange der größte För-
derer der Welt, soll sich nach dem Wil-
len bin Salmans breiter aufstellen. Es
ist der ambitionierteste Umbau einer
Wirtschaft, den eine Regierung derzeit
wagt. Der Plan soll Saudi-Arabiens

WWWohlstand sichern, wenn eines Tagesohlstand sichern, wenn eines Tages
die Rohstoffquellen versiegen oder nie-
mand mehr das Öl braucht.
VVVon der „Vision 2030“ spricht Binon der „Vision 2030“ spricht Bin
Salman. Sie enthält viele Ideen, die
nichts mit Öl zu tun haben. Die Stär-
kung der Finanzindustrie zum Beispiel


  • Riad soll eine Art New York in Vor-
    derasien werden. Die Förderung des
    Tourismus – vor Kurzem lockerte das
    Königreich die Einreisebestimmungen
    fffür Touristen aus vielen Staaten, da-ür Touristen aus vielen Staaten, da-
    runter Deutschland. Einen giganti-
    schen Staatsfonds, der sieben Billionen
    Riyal umfassen soll, mehr als 1600 Mil-
    liarden Euro. Und einen nationalen
    Energieriesen, der sich auch auf erneu-
    erbare Quellen stützt, vor allem auf die
    Sonne.
    Aramco, so bin Salmans Plan, soll in
    Zukunft mehr produzieren als Öl. Der
    Konzern baut auf Geheiß des Kron-
    prinzen gerade den „King Salman
    Energy Park“, bekannt unter dem
    KKKurznamen Spark. Ein 50 Quadratkilo-urznamen Spark. Ein 50 Quadratkilo-
    meter großes Gelände im Osten des
    Landes, auf dem sich Unternehmen aus
    aller Welt ansiedeln sollen. Zum Einen
    Start-ups, die an grünen Energien for-
    schen. Zum Anderen Servicefirmen,
    die im klassischen Öl-Geschäft tätig
    sind und Pipelines, Tanks und Pumpen
    warten. Spark soll eine Art Dienstleis-
    tungszentrum und Tech-Hub für die
    globale Energieversorgung werden.
    Der Börsengang von Aramco soll hel-
    fffen, das zu finanzieren. Die Milliarden,en, das zu finanzieren. Die Milliarden,
    die hereinkommen, fließen zum Teil in
    die Umsetzung der Vision 2030. Oder
    anders formuliert: Ausländische Inves-
    toren sollen Saudi-Arabien dabei un-
    terstützen, sich für die Zeit nach dem
    Öl zu rüsten. Spark zum Beispiel soll
    bis zum Jahr 2035 mehr als 100.000 Ar-
    beitsplätze schaffen und sechs Milliar-
    den Dollar zum BIP des Landes beitra-
    gen. Es geht bin Salman darum, einen
    ffflorierenden Privatsektor aufzubauen.lorierenden Privatsektor aufzubauen.
    All das soll wohl in Saudi-Arabien
    den Status quo sichern. Die Prinzen
    wollen weiter in prunkvollen Palästen
    leben und luxuriöse Yachten kaufen.
    Und das Volk soll mit billigem, weil
    subventioniertem Strom, Benzin und
    WWWasser bei Laune gehalten werden. Ru-asser bei Laune gehalten werden. Ru-
    fffe nach mehr Demokratie und persönli-e nach mehr Demokratie und persönli-
    chen Rechten gibt es so nur selten. Die
    gesellschaftliche Ordnung befindet
    sich noch im Gleichgewicht – und der
    Börsengang von Aramco soll dafür sor-
    gen, dass es so bleibt.
    Wie wichtig Bin Salman die Vision
    2 030 ist, zeigt auch seine Personalpoli-
    tik. Vor Kurzem machte er seinen älte-
    ren Halbbruder Abdulaziz bin Salman
    zum Energieminister – ein Bruch mit
    der Tradition, nach der bisher immer
    ein langgedienter Öl-Technokrat von
    Aramco die Position besetzte. Bin Sal-
    man will wohl sicherstellen, dass er die
    Transformation der Wirtschaft aus
    nächster Nähe überwachen kann, dass
    die Sache in der Familie bleibt.
    Und zum Präsidenten von Aramco
    machte er Yasir Al-Rumayyan, einen
    seiner engsten Vertrauten – einen,
    der sich komplett der Vision 2030
    verschrieben hat, anders als man es
    von seinem Vorgänger sagt, Khalid A.
    Al-Falih. So ist Al-Rumayyan auch
    Chef des milliardenschweren Staats-
    fffonds PIF. Und er ist internationalonds PIF. Und er ist international
    hervorragend vernetzt. Der Mann
    sitzt im Aufsichtsrat des amerikani-
    schen Fahrtenvermittlers Uber und
    des japanischen Konglomerats Soft-
    Bank. Verbindungen, die sich in einer
    Zeit, in der sich Saudi-Arabien inter-
    national öffnen will, als nützlich er-
    weisen könnten.


FFFeuer und Flamme: eine Verarbeitungsanlage im Ölfeld von Saudi Aramco in der Wüste Rub' Al-Khalieuer und Flamme: eine Verarbeitungsanlage im Ölfeld von Saudi Aramco in der Wüste Rub' Al-Khali

BLOOMBERG

/ SIMON DAWSON

Der arabische RIESE erwacht


Der Ölkonzern Aramco geht an die Börse.


Doch wer ist dieser Gigant, der wertvoller


ist als alle anderen Unternehmen der Welt?


Welche Ziele die saudischen Herrscher


mit ihrem größten Juwel verfolgen


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Quelle: statista

Der größte Börsengang aller Zeiten steht bevor

Größte Börsengänge weltweit nach Emissionsvolumen
in Milliarden US-Dollar
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* geschätztes Emissionsvolumen

Saudi Aramco
Alibaba Group Holding
NTT Mobile
Visa
AIA
ENEL SpA
Facebook
General Motors

Das sind die gewinnträchtigsten Unternehmen der Welt

Quelle: statista

Jahresüberschuss von börsennotierten Unternehmen, �
in Milliarden US-Dollar

Saudi Aramco
Apple
Samsung
JPMorgan Chase & Co.
Alphabet
Royal Dutch Shell
ExxonMobil

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12 WIRTSCHAFT DIE WELT DIENSTAG,5.NOVEMBER


D


anke Angie“, steht in dicken
Buchstaben neben einem klei-
nen weißen Sparschwein. Dass
dieser Slogan, der Dank an Bundeskanz-
lerin Angela Merkel (CDU), einmal
ernst gemeint ist, ist zur Seltenheit ge-
worden. Doch das bundesweit aktive
Autohaus König meint den abgedro-
schenen Spruch tatsächlich ernst. Die
Begründung: Dank „Angie“ könne man
den Renault Zoe, ein französisches
Elektroauto, aktuell für zwei Jahre kos-
tenfrei leasen. Mehr noch – rechnerisch
soll man sogar zwölf Euro einnehmen.
Wie soll das funktionieren?

VON FLORIAN GEHM

Grundlage für den Kampfpreis ist ei-
ne optimale Nutzung aller möglichen
Boni, die es für elektrische Mobilität ge-
rade gibt. Und so funktioniert die Rech-
nung: Auf der Internetseite „nung: Auf der Internetseite „nung: Auf der Internetseite „Wirt-Wirt-
schaftsnahe Elektromobilität“ können
sich Interessenten einen Zuschuss in
Höhe von 4000 Euro der IBB, der För-

derbank des Landes Berlin, sichern.
Denn im Kontext des Energiewendege-
setzes hat sich das Land Berlin im April
2016 dazu verpflichtet, bis zum Jahr
2050 die Kohlendioxidemissionen um
mindestens 85 Prozent – bezogen auf
das Basisjahr 1990 – zu reduzieren. Ein
umfangreiches Förderprogramm soll ei-
nen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels
leisten und umfasst neben Beratungs-
dienstleistungen tatsächlich auch „die
Förderung von elektrischen Fahrzeugen
bis zu 4000 Euro für Pkw“.
Doch genau dieses Förderprogramm
ist der Haken am Deal – denn das Ange-
bot gilt nur für Gewerbetreibende aus
Berlin. Antragsteller müssen einen Sitz,
eine Betriebsstätte oder eine Niederlas-
sung in der Bundeshauptstadt vorweisen.
Ein überwiegender Einsatz der geförder-
ten Fahrzeuge, also mehr als 50 Prozent
der jährlichen Fahrleistung, bei einer
Tochtergesellschaft mit Betriebsstätte
außerhalb Berlins ist nicht zulässig.
Wer den Zuschuss beziehen will,
muss als eingetragenes Unternehmen

die Anmeldung eines Gewerbes oder ei-
nen aktuellen Handelsregisterauszug
vorlegen, alternativ eine Bestätigung
des Finanzamtes über die steuerliche
Anmeldung oder den Auszug aus dem
Vereins- beziehungsweise Genossen-
schaftsregister. Für Kapitalgesellschaf-
ten ist die Erfassung der Unterneh-
mensdaten in der Transparenzdaten-
bank der Berliner Senatsverwaltung
zwingend vorgeschrieben.
Im Internet wird allerdings darauf
verwiesen, dass es die Förderer mit
dem Unternehmertum nicht besonders
ernst zu nehmen scheinen: „Da reicht
ein Kleingewerbe mit 0 Euro Umsatz
für die Gewerbekonditionen“, kom-
mentiert ein Nutznießer. „Die Förde-
rung zielt auf in Berlin tätige kleine
und mittlere Unternehmen und selbst-
ständig Tätige, die zur Ausübung ihrer
gewerblichen, gemeinnützigen oder
freiberuflichen Tätigkeit ein motori-
siertes Fahrzeug benötigen“, heißt es
dazu in den Berliner Förderbedingun-
gen. Dies schließe sowohl Unterneh-

men mit Gewinnabsicht als auch Un-
ternehmen ohne Gewinnabsicht ein,
heißt es weiter. Ob auch die einfache
Anmeldung, ohne tatsächliche Umsät-
ze, für die Förderung ausreicht, konnte
WELT nicht abschließend klären, weil
die IBB für eine Anfrage kurzfristig
nicht zu erreichen war.
Zudem müssen sich Interessenten an
einen weiteren wichtigen Verfahrens-
schritt halten: „Die vorzeitige Bestel-
lung des Fahrzeuges vor Eingang des
vollständigen Antrages ist nicht zuläs-
sig“, heißt es auf der Internetseite der
IBB. Wer also ernsthaftes Interesse hat,
sollte mit dem Autohaus klären, ob der
Renault Zoe bis zur Bewilligung der Zu-
schüsse reserviert werden kann. Zudem
informiert die Investitionsbank darü-
ber, dass die Prüfung der Unterlagen
aufgrund des hohen Antragsvolumens
aktuell etwas mehr als zwei Monate in
Anspruch nimmt.
Zusätzlich erhalten Interessenten ei-
nen staatlichen Zuschuss von 2100 Euro


  • über den „– über den „– über den „Antrag auf Förderung vonAntrag auf Förderung von


elektrisch betriebenen Fahrzeugen“ auf
der Internetseite des Bundesamtes für
Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.
Grundlage für den Umweltbonusist die
Richtlinie zur Förderung des Absatzes
von elektrisch betriebenen Fahrzeugen
aus dem Mai dieses Jahres. Darin ent-
halten ist bereits die pauschale Förde-
rung für ein akustisches Warnsystem
(AVAS), die seit Juli dieses Jahres mit
100 Euro unterstützt wird. „Der Listen-
preis wird um 2000 Euro für ein reines
Batterieelektrofahrzeug reduziert“,
heißt es beim zuständigen Bundesamt.
Die Rechnung: Die fällige Leasing-
Sonderzahlung in Höhe von 4000 Eu-
ro wird durch die Gewerbeförderung
fffür E-Mobilität in Berlin wieder ausge-ür E-Mobilität in Berlin wieder ausge-
glichen. Die Leasingrate, 29 Euro im
Monat, und die Batteriemiete in Höhe
von 58 Euro im Monat ergeben zusam-
men Kosten in Höhe von 2088 Euro
fffür zwei Jahre. Zieht man davon dieür zwei Jahre. Zieht man davon die
staatliche Förderung, also 2100 Euro
Umweltbonus, ab, kommt man tat-
sächlich auf ein Plus von zwölf Euro

im eigenen Geldbeutel – inklusive
Überführung und Zulassung. Aufwen-
dungen für Strom und Versicherung
fffallen allerdings nicht unter das Ange-allen allerdings nicht unter das Ange-
bot und sind vom Leasingnehmer zu
tragen. Wer das Auto auch auf der
Straße verwenden will, zahlt also am
Ende doch noch draufnde doch noch draufnde doch noch drauf..
Tatsächlich handelt es sich bei der
AAAktion nicht um einen reinen Werbe-ktion nicht um einen reinen Werbe-
gag des Autohauses: „Die betreffenden
Fahrzeuge sind an Lager“, erklärte
WWWolfgang Huber, Leiter „Fleet & Elek-olfgang Huber, Leiter „Fleet & Elek-
tromobilität“, nachdem WELT das Au-
tohaus zuvor nicht erreichen konnte.
VVVoraussetzung für die Konditionenoraussetzung für die Konditionen
des Händlers sei eine Bestellung bis
Ende Dezember. „Eine Reservierung
können wir nicht vornehmen, jedoch
soll die Renault-Bank in der kommen-
den Woche eine Zwischenfinanzie-
rung der zu tätigenden Anzahlung er-
möglichen“, lässt Huber wissen. Soll-
ten die Fahrzeuge ausverkauft sein,
werde der Händler das Angebot von
seiner Website nehmen.

WWWie Sie ein E-Auto für minus zwölf Euro bekommenie Sie ein E-Auto für minus zwölf Euro bekommen


Mit Umweltprämie und Elektrozuschuss des Landes Berlin können Kunden den französischen Renault Zoe kostenlos leasen. Doch das Angebot hat gleich zwei Haken


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