Die Welt - 05.11.2019

(Brent) #1

M


ittelständler, Hidden
Champions insbesonde-
re, stehen hoch im Kurs.
AAAls Marke, als Arbeitge-ls Marke, als Arbeitge-
ber, Kunden oder Ge-
schäftspartner – und als Objekt der Be-
gierde von Investoren. „Wir haben einen
VVVerkäufermarkt“, sagt Johanneserkäufermarkt“, sagt Johannes
Schmidt. „Bei interessanten Unterneh-
men stehen potenzielle Käufer Schlan-
ge.“ Johannes Schmidt kennt das Ge-
schäft genau – er ist Vorstandsvorsitzen-
der der Beteiligungsgesellschaft Indus
mit Sitz in Bergisch Gladbach in Nord-
rhein-Westfalen. Indus hält aktuell ein
Portfolio von 47 Gesellschaften im
deutschsprachigen Raum. Der Fokus
liegt dabei auf erfolgreichen mittelstän-
dischen produzierenden Unternehmen,
vorzugsweise Marktführer in ihrem je-
weiligen Segment, den Hidden Champi-
ons. „Die Kunst besteht darin, zunächst
üüüberhaupt bis zum Unternehmer durch-berhaupt bis zum Unternehmer durch-
zudringen und ihn dann auch noch vom
VVVerkauf zu überzeugen“, sagt Johanneserkauf zu überzeugen“, sagt Johannes
Schmidt.


Der schier unwiderstehliche Reiz der
Mittelständler auf Investoren hat ver-
schiedene Gründe: Dieanhaltende Nied-
rigzinspolitik inder EU, dazu Immobi-
lienpreise, die durch die Decke gehen
mit gleichzeitig sinkenden Renditen
durch Mieteinnahmen. Viele Anleger
horten große Mengen Geld – und suchen
mit Hochdruck nach Möglichkeiten, die-
ses gewinnbringend und zukunftsträch-
tig zu investieren. Mittelständler rücken
dabei zunehmend in den Fokus.
Gute Noten bekommen in dieser Hin-
sicht besonders Familienunternehmen.
Eine Investmentstudie der Banque de
Luxembourg bescheinigt ihnen bessere
AAAktienrenditen als vergleichbaren Fir-ktienrenditen als vergleichbaren Fir-
men ohne Familienführung. Sie verfol-
gen langfristigere Strategien und fokus-
sieren sich stärker auf ihr Kerngeschäft,
heißt es in der Studie. Auch bei weiteren
Kennzahlen wie der Eigenkapitalquote,
schnitten die untersuchten Unterneh-
men in Familienhand besser ab. Zudem
wiesen sie im Durchschnitt einen gerin-
geren Verschuldungsgrad auf. Insbeson-
dere für langfristig orientierte Anleger
seien diese Unternehmen daher ein „at-
traktives Investmentziel“.
WWWenn Familienunternehmen auf denenn Familienunternehmen auf den
Markt kommen, liegt das in der Regel da-
ran, dass der bisherige Chef – oder die
Chefin – aus Alters- oder Gesundheits-
gründen die Führung abgeben will, in-
nerhalb der Familie aber kein geeigneter
Nachfolger in Sicht ist. Das Problem
trifft zahlreiche Mittelständler. Laut
dem aktuellen KfW-Mittelstandspanel
sind bis Ende 2020 etwa 227.000 Über-
gaben vorgesehen. Laut KfW betreffen
die allermeisten Nachfolgen Kleinstun-
ternehmen mit weniger als fünf Beschäf-
tigten. Mittelständler mit mehr als 50
Beschäftigten machen knapp jede zehnte
anstehende Übergabe aus.


eschäftigten machen knapp jede zehnte
nstehende Übergabe aus.

eschäftigten machen knapp jede zehnte

Das Institut für Mittelstandsfor-
schung (IfM) in Bonn rechnet mit etwas
anderen Zahlen, danach wechseln bis
2 020 etwa 150.000 Betriebe mit insge-
samt 2,4 Millionen Beschäftigten den Ei-
gentümer. Etwa die Hälfte der Betriebe,
so kalkulieren die IfM-Experten, werden
innerhalb der Unternehmerfamilien
bleiben.
Doch was geschieht mit derjenigen
Hälfte der Unternehmen, bei denen sich
kein Sohn oder Neffe, keine Tochter
oder Enkelin findet, um die Firma wei-
terzuführen? Etwa jedes fünfte Unter-
nehmen wird laut IfM von bisherigen
Mitarbeitern übernommen, ein knappes
Drittel an Externe verkauft. Das kann
ein strategischer Erwerb durch einen
WWWettbewerber sein, ein Managementettbewerber sein, ein Management
Buy-In oder der Kauf durch einen Fi-
nanzinvestor.
Für viele Unternehmer ist der Verkauf
der eigenen Firma ein existenzieller Ein-
schnitt. Die Verantwortung für die Mit-
arbeiter und auch der Erhalt des Lebens-
werkes haben für sie einen enormen
Stellenwert. Genau an dieser Stelle
kommt dann Indus-Vorstand Johannes
Schmidt ins Spiel. „Unsere Philosophie
heißt ‚Kaufen, halten und entwickeln‘.


Wir stehen für eine nachhaltige Unter-
nehmensstrategie, bei der das Unterneh-
men unter seinem Namen, mit seiner
Philosophie und Kultur, der Belegschaft
und auch der Führungsmannschaft wei-
terläuft.“Im Idealfall erwirbt Indus zu-
nächst eine Mehrheit der Unterneh-
mensanteile, während der Alteigentü-
mer noch für einen Übergangszeitraum
von einigen Jahren weiter die Führung
behält. Geht der alte Chef dann endgül-
tig von Bord, übernimmt der Investor al-
le Anteile. Ein Geschäftsführer wird ein-
gesetzt und das Unternehmen agiert
weiter selbstständig unter dem Dach der
Indus-Holding.
„Die meisten unserer Unternehmen
haben ihren Sitz in ländlichen Gebieten,
oft tragen sie den Namen der Unterneh-
merfamilie und sind auch der größte Ar-
beitgeber vor Ort – da ist es für die Ei-
gentümer sehr wichtig, dass sie an einen
Investor verkaufen, dessen Interesse da-
rin besteht, die Firma und die Arbeits-
plätze zu erhalten und weiterzuentwi-
ckeln“, sagt Johannes Schmidt.
Solche Argumente waren auch für
Karl-Heinz Dürrmeier ausschlaggebend.
Der Geschäftsführer der Mesutronic Ge-
rätebau GmbH hat – zusammen mit den
fffünf anderen Gesellschaftern – im Som-ünf anderen Gesellschaftern – im Som-
mer die Mehrheit der Unternehmensan-
teile verkauft. Der Hersteller von Metall-
suchtechnik für industrielle Anwendun-
gen ist der jüngste Zuwachs des Indus-
Portfolios. „Es gab keine persönlich und
fffinanziell ausreichend geeigneten Nach-inanziell ausreichend geeigneten Nach-
fffolger in den Gesellschafterfamilien, alsoolger in den Gesellschafterfamilien, also
haben wir eine externe Lösung gewählt“,
sagt Karl-Heinz Dürrmeier. Interessen-
ten gab es reichlich – es musste gesiebt
und ausgewählt werden. Rund einein-
halb Jahre habe der gesamte Prozess
schließlich gedauert. Die langfristige
Perspektive und die Entwicklungsmög-
lichkeiten unter dem Dach der Holding
waren wichtige Entscheidungskriterien,
denn – „wenn man ein Baby großzieht,
möchte man ja auch sehen, wie es wächst
und gedeiht“, erklärt Karl-Heinz Dürr-
meier.

Er selbst wird noch drei Jahre als Ge-
schäftsführer weitermachen und dann
seine restlichen Unternehmensanteile
aaabgeben. Andere Gesellschafter werdenbgeben. Andere Gesellschafter werden


  • je nach Alter und individueller Verein-
    barung – noch später oder auch schneller
    aaaus dem Unternehmen ausscheiden. „In-us dem Unternehmen ausscheiden. „In-
    dus hatte von Anfang bis zum Schluss
    der Verhandlungen eine klare Linie, alles
    lief fair, transparent und korrekt ab“,
    lobt Dürrmeier.
    Unter dem Dach einer Holding wie In-
    dus zu segeln, bietet eine Reihe weiterer
    VVVorteileorteile. So könnten die Firmen auf Ex-
    pertise zurückgreifen, beispielsweise in
    den Bereichen Recht und Zoll. Johannes
    Schmidt: „Will eines unserer Unterneh-
    men sich in einem anderen Land neu en-
    gagieren, haben wir mit großer Wahr-
    scheinlichkeit andere Unternehmen im
    Portfolio, die dort auch schon aktiv sind
    und auf deren Kontakte und Erfahrun-
    gen man dann zurückgreifen kann.“
    AAAuch manche Herausforderungenuch manche Herausforderungen
    durch Digitalisierung und Innovation
    sind im Verbund besser zu bewältigen.
    Gerade erst hat eine Studie der Bertels-
    mann-Stiftung der Mehrzahl von Unter-
    nehmen hierzulande mangelnde Innova-
    tionsfreude bescheinigt. „Einer relativ
    kleinen Speerspitze von innovativen Un-
    ternehmen steht hierzulande eine Mehr-
    zahl von innovationsfernen Firmen ge-
    genüber. Rund ein Viertel der deutschen
    Unternehmen zeichnet sich durch Inno-
    vationsfreude und Technologieführer-
    schaft aus. Doch in rund der Hälfte der
    hiesigen Firmen werden Innovationen
    nicht aktiv vorangetrieben“, heißt es in
    dem Innovationsatlas der Bertelsmann
    Stiftung.
    Indus etwa finanziert Digitalisie-
    rungsprojekte, denn „als Teil einer Hol-
    ding sind unsere Mitgliedsunternehmen
    von bestimmten Förderprogrammen für
    kleine und mittlere Unternehmen ausge-
    schlossen“, sagt Vorstand Johannes
    Schmidt. Es gibt auch gemeinsame Ent-
    wicklungsprojekte: „Wir haben ein eBus-
    Cluster, in dem ein Dutzend Unterneh-
    men unter wissenschaftlicher Begleitung


GETTY IMAGES/IMAGE SOURCE

/SUEDHANG

VON CHRISTINA PETRICK-LÖHR

des Fraunhofer-Institutes Systemlösun-
gen für einen elektrisch angetriebenen
Omnibus erarbeiten.“ Unternehmen, die
sich mit Mobilität beschäftigen, wie etwa
die eBus-Beteiligten, sind Teil der Indus-
Zukunftsstrategie. Künftige Akquisitio-
nen der Gesellschaft sollen sich ver-

stärkt auf Industriebereiche fokussieren,
mit denen sich auch auf längere Sicht
Geld verdienen lässt. Das sind beispiels-
weise Unternehmen, die sich mit Ener-
gie- und Umwelttechnik beschäftigen.
AAAuch Hidden Champions aus den Berei-uch Hidden Champions aus den Berei-
chen Automatisierungs-, Mess- und Re-

gelungstechnik sind interessant, ebenso
wie Medizin- und Gesundheitstechnik.
Eine Branche jedoch steht nicht mehr
aaauf dem Einkaufszettel der Bergischuf dem Einkaufszettel der Bergisch
Gladbacher: „Serienzulieferer für Fahr-
zeugtechnik werden wir wohl nicht mehr
zukaufen“, sagt Johannes Schmidt.

Der Charme


der HIDDEN


Champions


Familienunternehmer schätzen Investoren,


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DIENSTAG,5.NOVEMBER2019


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Gründer-Paare


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