Süddeutsche Zeitung - 08.11.2019

(lily) #1
Weiße und pinke Orchideen stehen in dem
einenFenster, in dem anderen hängt ein
weißes Herz über einer halben Gardine. Ei-
ne der beiden Erdgeschosswohnungen in
dem dreistöckigen Mehrfamilienhaus mit
der schmutzig-beigen Fassade ist jetzt ein
Tatort. Polizistinnen und Polizisten haben
vor dem Hauseingang im Nieselregen Bau-
zäune mit roten und blauen Planen aufge-
baut. Mehrere Streifenwagen parken in
der Straße, wie auf Fotos zu sehen ist. Die
Spurensicherung ist seit Stunden da, eine
15-köpfige Mordkommission der Polizei
Bielefeld ermittelt. Jemand hat Blumen ab-
gelegt, Grablichter angezündet.
Das Verbrechen, das in der Stadt Det-
mold in Ostwestfalen-Lippe passiert ist,
sorgte am Donnerstag für Entsetzen weit

über die Grenzen von Nordrhein-Westfa-
len hinaus: Eine 15-Jährige steht im Ver-
dacht, ihren dreijährigen Halbbruder in
der heimischen Wohnung getötet zu ha-
ben. Die Halbgeschwister sollen gemein-
sam mit ihrer Mutter in der Mietwohnung
im ruhigen Ortsteil Klüt gelebt haben. Hier
im Norden der 73 000-Einwohner-Stadt
Detmold leben vor allem Familien in einfa-
chen Miets- und Reihenhäusern. Der klei-
ne Junge war von Angehörigen am Mitt-
wochabend gegen 21 Uhr tot in dem Haus
gefunden worden. Die Leiche des Kindes
wies mehrere Stichverletzungen auf, die äl-
tere Schwester war verschwunden. „Es
spricht alles für ein Messer“, sagte der Spre-
cher der Detmolder Staatsanwaltschaft,
Christopher Imig, am Donnerstagmorgen.

Die Obduktion bestätigte später diesen Ver-
dacht. Rechtsmediziner in Münster kamen
am Mittag zu dem vorläufigen Ergebnis,
dass der Junge an „multiplen Stichverlet-
zungen“ starb.

Mit Helikoptern, Polizeihunden und ei-
nem Großaufgebot der Polizei wurde die
ganze Nacht nach dem flüchtigen Teen-
ager gesucht. Familienangehörige der Ge-
schwister waren zuvor befragt worden. Die
Polizei bat am Donnerstag schließlich die
Bevölkerung um Mithilfe. Auf dem Fahn-

dungsfoto ist ein fröhlich-lächelndes Mäd-
chen zu sehen. Die langen dunklen Haare
sind zu einem Zopf gebunden, der ihr
rechts über die Schulter fällt, der Pony ist
schräg in die Stirn gekämmt. Auf dem Bild
schmiegt sie sich an eine Person, die auf
dem Fahndungsfoto abgeschnitten ist.
Es ist ein Passant, der der Polizei am
Donnerstagmorgen den entscheidenden
Hinweis auf die Flüchtige gibt. Der Mann
glaubt, die 15-Jährige im zehn Kilometer
entfernten Lemgo gesehen zu haben. Ein
Polizist nimmt sie wenig später im Stadt-
teil Brake fest, sie habe dabei keinen Wider-
stand geleistet, sagte Oberstaatsanwalt
Imig vor Kamerateams und Medienvertre-
tern in Detmold. Sie sei „in ruhiger Verfas-
sung“ gewesen. Wie die Schülerin in die be-

nachbarte Stadt gekommen ist und wo sie
die Nacht verbrachte, wisse man bisher
nicht.
Bei der Polizei Detmold habe sich die Ju-
gendliche im Beisein eines Pflichtverteidi-
gers zu den Tatvorwürfen geäußert, am
Freitag soll sie einem Haftrichter am Amts-
gericht Detmold vorgeführt werden. Der
müsse dann über den Antrag der Staatsan-
waltschaft auf Erlass eines Haftbefehls we-
gen Totschlags entscheiden, teilte die Poli-
zei Bielefeld am Nachmittag mit.
Imig hatte eindringlich vor Spekulatio-
nen über die Hintergründe der Tat und die
Motive der Jugendlichen gewarnt: „Sie ist


  1. Und für Jugendliche im Strafverfahren,
    egal was sie gemacht haben, gilt ein beson-
    derer Schutz.“ jana stegemann


Detmold/München–Die Staatsanwalt-
schaft Detmold hat die Revision gegen ein
umstrittenes Urteil im Fall Lügde zurück-
genommen. Das Landgericht Detmold hat-
te den 49-jährigen Heiko V. im Juli unter
anderem wegen Anstiftung und Beihilfe
zum sexuellen Missbrauch von Kindern zu
einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verur-
teilt. Diese wurde zur Bewährung ausge-
setzt. Das war in der Öffentlichkeit auf
wenig Verständnis gestoßen. V. wurde ver-
urteilt, weil er an mindestens vier Webcam-
Übertragungen teilgenommen hatte, die
den sexuellen Missbrauch eines zehnjähri-
gen Mädchens auf dem Campingplatz in
Lügde zeigten. Die Bewährungsstrafe wur-
de mit dem Geständnis des Angeklagten,
seiner Bereitschaft einer therapeutischen
Aufarbeitung und dem Bestehen von sozia-
len Bindungen begründet. Zudem war V.
nicht vorbestraft und saß fast sieben Mona-
te in Untersuchungshaft. Die Überprüfung
des Urteils und seiner Begründung habe
aber nun zu der Entscheidung geführt, das
Revisionsverfahren mangels Erfolgsaus-
sichten nicht durchzuführen, teilte die
Staatsanwaltschaft mit. sz

London– Nach dem versuchten Raub-
überfall auf Fußball-Weltmeister Mesut
Özil und seinen Teamkollegen Sead
Kolasinac hat sich auch der zweite Ange-
klagte schuldig bekannt. Der 26-jährige
Jordan N. gab vor Gericht zu, am 25. Juli
versucht zu haben, den Fußballern des
FC Arsenal ihre Uhren zu stehlen. Be-
reits Anfang Oktober hatte der 30 Jahre
alte Ashley S. seine Beteiligung an der
Tat gestanden. Ein Überwachungsvideo
hatte gezeigt, wie die Fußballprofis in
London von zwei Motorradfahrern mit
Messern angegriffen wurden. Kolasinac
hatte sich den Angreifern entgegenge-
stellt, daraufhin konnten die beiden
Spieler mit dem Auto flüchten. sid


Raststätte Berfa an der Autobahn 5 in Nordhessen. Eine
schwarze Karosse deutscher Herkunft rollt auf den Park-
platz, viel Chrom, dunkle Scheiben, russisches Kennzei-
chen. Ein finster aussehender Mann steigt aus, zwei bul-
lige, ziemlich furchteinflößende Hunde tun es ihm nach.
Andere Parkende schließen lieber noch schnell Türen
und Fenster. Man weiß ja nie. Dem Trio würde man un-
gern auf dem Trottoir begegnen, tagsüber nicht und
nachts gleich dreimal nicht. Die Vierbeiner müssen Gas-
si. Auf dem Rasen hinterlässt jeder von ihnen einen
Haufen von erstaunlicher Größe. Der finstere Mann
bleibt stehen, nestelt in der Hosentasche. Was, um Him-
mels willen, sucht der denn? Er zieht zwei Plastiktüt-
chen hervor, nimmt sorgfältig jeden Krümel der Haufen
auf. Und entsorgt sie, wie es sich bekanntlich gehört, im
Abfallkübel. susanne höll

von natascha holstein
undmareen linnartz

J


acko Wusch ist eine deutsche Influen-
cerin, bekannt dafür, über Lifestyle,
Reisen und Kochen zu sprechen. Sie
hat fast 200 000 Youtube-Abonnenten.
Vor Kurzem sprach sie in einer Podcastfol-
ge über sich: „Ich bin irgendwo zwischen
ESFJ und ISFJ“ erzählte sie, ihr Freund hin-
gegen sei ein INFP, das berge Konfliktpo-
tenzial, denn dahinter stünden sehr unter-
schiedliche Persönlichkeiten. Aber gut, Ge-
gensätze ziehen sich ja manchmal an.
Sehr offensichtlich ging Jacko Wusch da-
von aus, dass ihre Zuhörer die kryptischen
Formeln kennen, die mehr nach Chemie
und weniger nach Charakter klingen. Die
seltsamen Buchstabenanordnungen ge-
hen zurück auf immer beliebter werdende
Persönlichkeitstests im Internet. Der be-
kannteste: der aus Großbritannien kom-
mende „16Personalities“. Wenn man sich
dort etwa zehn Minuten durch Aussagen
wie „Sie tun selten etwas nur aus purer
Neugier“ und „Sie fühlen sich für gewöhn-
lich hoch motiviert und voller Energie“ ge-
klickt hat, werden Codes ausgespuckt, die
die eigene Persönlichkeit widerspiegeln
sollen, also beispielsweise E für extrover-
tiert, I für introvertiert, F für fühlend oder
J fürjudging, also urteilend.
16 verschiedene Akronyme kann der
„16Personalities“-Algorithmus bilden,
von der Seite übersetzt in 16 verschiedene
Persönlichkeiten. Man ist dann eben ent-
weder ein „Abenteurer“, der immer von sei-
ner Neugier getrieben ist, ein „Verteidi-
ger“, also „ein hingebungsvoller und herzli-
cher Beschützer“, oder „Debattierer“ –
dann kann man „keiner intellektuellen
Herausforderung widerstehen“.

Die Persönlichkeitsbeschreibungen sind
so allgemein gehalten, dass sich jeder ir-
gendwo wiedererkennen wird – ähnlich
wie bei Horoskopen. „In Ihrem Bekannten-
kreis gibt es einige Menschen, die Ihnen
wichtig sind.“ Oder: „Ihre Stimmung kann
sich schnell ändern.“ Flankiert wird das
Ganze mit ein paar zusätzlichen Informatio-
nen. So zeige ein ENTJ, ein „Kommandeur“,
einen besonders starken Willen – neige
aber zur Ungeduld. Als prominente Vertre-
ter dieses Typus werden zum Beispiel
Whoopie Goldberg oder Steve Jobs ge-
nannt. Die „Aktivisten“ (ENFP) hätten häu-
fig Fernbeziehungen, „Virtuosen“ (ISTP)
wiederum seien „wie geschaffen für die Feu-
erwehr“. Ob das der ehemalige Basketball-
Weltstar Michael Jordan, der angeblich ein
solcher „Virtuose“ ist, auch so sieht?
Nach Angaben der 16Personalities-Be-
treiber haben mehr als 40 Millionen Men-
schen weltweit und fast 400 000 Deutsche
die Seite besucht. Dazu kommen noch sehr
viele andere Anbieter im Netz, mit denen

man seinem eigenen Wesen angeblich auf
die Spur kommen kann – allein in Deutsch-
land beispielsweise mein-wahres-ich.de,
charaktertest.net oder testedich.de.
Ganz abgesehen von der interessanten
Frage, was eigentlich mit den bereitwillig
im Netz zur Verfügung gestellten Daten, die
ja recht privat sind, so passiert: Wie seriös
ist es überhaupt, Menschen nach zehnmi-
nütigem Klicken in genau 16 verschiedene
Persönlichkeiten zu portionieren? Anruf
bei Matthias Ziegler, Psychologie-Profes-
sor an der Berliner Humboldt-Universität,
der vor Kurzem genau das für eine Studie
untersucht hat. Internet-Typentests kom-
men bei ihm schlecht weg: „Diese Tests ha-
ben eigentlich kaum Aussagekraft. Denn
die Persönlichkeit eines Menschen lässt
sich nicht in eine Schublade stecken. Sie
sollte vielmehr als Zusammenspiel ver-
schiedener Eigenschaften verstanden wer-
den, die jeweils ein Kontinuum abbilden.“

Typen-Tests seien zudem instabil, könn-
ten nach kurzer Zeit zu einem anderen Er-
gebnis führen und seien deswegen für ihn
nicht sehr viel zuverlässiger als „ein Münz-
wurf“. Sie beruhen auf einer Selbsteinschät-
zung, die ja nicht unbedingt unverfälscht
ist, und sie beruhen, noch entscheidender
für ihn als Forscher, „auf der aus Sicht der
Wissenschaft überholten Persönlichkeits-
theorie von Carl Gustav Jung“. Darauf basie-
rend entwickelten nämlich nach dem Zwei-
ten Weltkrieg Katherine Cook Briggs und ih-
re Tochter Isabel Myers den sogenannten
Myers-Briggs-Typenindikator, Grundlage
vieler Internet-Persönlichkeitstests.
Viel zeitgemäßer sei das „Big-Five-Mo-
dell“, das die Persönlichkeit eines Men-
schen in fünf Hauptdimensionen abbildet:
Offenheit für Neues, Gewissenhaftigkeit,
Extraversion, also Geselligkeit, Verträglich-
keit und Neurotizismus, also die Neigung
zu emotionaler Instabilität. „Wir alle haben
diese Werte in uns, die Big-Five-Erfassung
ist wie ein Blutbild unserer Persönlichkeit
und eben keine Typisierung“, sagt Ziegler.
Ihn verwundert, was er zunehmend
hört: dass die grobe Typologie von Internet-
Persönlichkeitstests sich nicht nur auf You-
tube, Instagram oder Datingportalen gro-
ßer Beliebtheit erfreut, sondern auch in Un-
ternehmen: Teams würden in manchen Fir-
men danach zusammengestellt oder sogar
die Buchstabencodes auf die Türschilder ge-
schrieben. „Das halte ich für wirklich unse-
riös.“ Eine Studie der Ruhr-Universität Bo-
chum ergab 2015, dass mehr als 30 von 120
befragten Firmen den Typenindikator bei
ihren Bewerbern anwenden. Beim Dax-Un-
ternehmen Allianz beispielsweise ist er ei-
nes von vielen Tools, allerdings wird er
nicht bei der Personalauswahl verwendet.
Internet-Persönlichkeitstest sind nicht
nur beliebt, sondern auch ein Geschäft. Der
Test selbst ist kostenlos. Doch wer sich

durch die Auswertung geklickt hat, wird
schnell geködert: „Wie kannst du mehr ler-
nen?“, fragt die 16Personalities-Website
und antwortet mit Angeboten. Für 29 Dol-
lar bekommt man sein detailliertes Profil
schön illustriert auf 231 Seiten als PDF-Do-
kument. 79 Dollar kostet ein Jahreszugang
zur „Academy“ – zu Daten, weiteren Tests
und Zusatzmaterialien. Für 169 Dollar gibt

es mehr als 3600 Seiten Infos über alle Per-
sönlichkeitstypen und extra Online-Kurse.
Ob man 170 Dollar für eine Fernanalyse
ausgeben sollte, darüber lässt sich streiten.
Jacko Wusch sagt, ihr helfe der Test, wenn
sie während einer Diskussion mal wieder
kurz vorm Durchdrehen stehe: Sie mache
sich dann klar, dass sie es vermutlich mit ei-
ner ausgeprägten T-Persönlichkeit (thin-

king, denkend) zu tun habe, und die sei nun
mal ganz anders gestrickt. Sie selbst sei
nicht so der Logiker, sondern eher der Ge-
fühlsmensch. In ihrem Podcast resümiert
sie: „Ich habe gelernt, dass manche Men-
schen nicht einfach nur scheiße sind – und
dadurch ist mein Leben sehr viel schöner ge-
worden.“ Mehr Sinn muss ein Persönlich-
keitstest ja vielleicht gar nicht haben.

Urteil gegen


Lügde-Täter rechtskräftig


15-Jährige soll kleinen Halbbruder getötet haben


DieStaatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl gegen das Mädchen. Der dreijährige Junge ist an multiplen Stichverletzungen gestorben


Logistiker:faktenorientierte,
zuverlässige Pragmatiker,
zum Beispiel Angela Merkel

Alice Dwyer,31, Schauspielerin,
wünscht sich mehr Bildung getreu dem
Halbsatz: ... sed vitae discimus. „Ich
finde, es sollte eine Art Lebensfach an
den Schulen geben, in dem man sinnvol-
le und allgemeine Sachen für den nor-
malen Alltag lernt“, sagte sie laut einem
dpa-Bericht bei einer Veranstaltung in
Berlin. Sie verstehe nicht, warum die
Kinder in der Schule keine Sachen fürs
Leben lernten, „zum Beispiel, wie man
eine Steuererklärung macht“.


Nadja Uhl, 47, Schauspielerin, hat vom
Mauerfall an einem sehr privaten Ort
erfahren: auf dem Klo. „Ich habe im
alten Röhrenradio meines Opas plötz-
lich gehört, dass
Champagnerkorken
auf der Mauer
knallen“, sagte sie
der Deutschen
Presse-Agentur.
„Ich weiß, dass ich
ein Glückskind die-
ser Zeit bin.“ Uhl
kam in Stralsund
zur Welt und wuchs
in der DDR auf.
FOTO: GETTY


Dirk Roßmann, 73, Shampooverkäufer,
verschenkt Bücher. Er habe das Werk
„Wir sind das Klima!“ des US-Autors
Jonathan Safran Foer an alle Bundestags-
abgeordneten sowie die Vorstände aller
Dax- und M-Dax-Unternehmen ver-
schickt, also etwa an 2000 Menschen,
sagte er in der ARD. Außerdem wolle er
25 000 weitere Exemplare an Zuschauer
verschicken, man müsse sich nur auf der
Webseite seiner Drogeriekette melden.
Bereits nach wenigen Stunden war das
Buch ausverschenkt.


Lady Gaga, 33, US-Sängerin, lobt ihre
eigene schauspielerische Glaubwürdig-
keit. In einem Interview mit dem Maga-
zinElleließ sie die Oscar-Nacht im Febru-
ar Revue passieren, in der sie so heftig
mit ihrem Filmpartner Bradley Cooper,
44, flirtete, dass die
Medien wild über
eine Beziehung spe-
kulierten. „Die Pres-
se ist sehr albern“,
sagte sie. „Ich mei-
ne, wir haben einen
Liebesfilm zusam-
men gemacht. Natür-
lich wollten wir, dass
die Leute glauben,
dass wir uns lieben.“
FOTO: AFP


Kim Kardashian, 39, US-Reality-Dar-
stellerin, hat ihrer Mutter Kris Jenner
zum 64. Geburtstag eine Reise in die
Vergangenheit geschenkt. Sie mietete
für einen Tag die Autos, die ihre Eltern
früher besaßen, und das Haus in Beverly
Hills, in dem die Familie einst wohnte.
Auf Instagram lobte sie ihre eigenen
Planungsqualitäten: „Ich bin so stolz,
dass ich die Überraschung so lange ge-
heimhalten konnte.“


Köln– Der Kindesmissbrauchsfall von
Bergisch Gladbach nimmt immer größe-
re Dimensionen an. Inzwischen hätten
153 Beamte unter Einsatzführung des
Polizeipräsidiums Köln sechs nament-
lich feststehende Tatverdächtige und
neun Opfer ermittelt, berichtete Innen-
minister Herbert Reul (CDU) im Düssel-
dorfer Landtag. Die Opfer, die von ihren
eigenen Vätern missbraucht worden
sein sollen, seien zwischen einem und
zehn Jahren alt. Bei Durchsuchungen in
neun Wohnungen seien mindestens
zehn Terabyte Daten sichergestellt wor-
den. Die Staatsanwaltschaft Köln hatte
bereits von „beweiserheblichem, kinder-
pornografischem Material“ gesprochen.
Auf dem Handy eines Festgenommenen
habe man Chat-Gruppen gefunden, in
denen bis zu 1800 Mitglieder kinderpor-
nografische Inhalte austauschten. Bei
den Durchsuchungen kamen fünf ei-
gens ausgebildete Datenspeicher-Spür-
hunde zum Einsatz.dpa, sz


Prag–Ein Dieb hat in Prag ein Auto mit
Baby geklaut. Der Täter ist laut Polizei
flüchtig. Das sechs Monate alte Mäd-
chen, das in einer Babyschale auf dem
Rücksitz schlief, habe der Dieb erst nach
fünf Kilometern Fahrt entdeckt und auf
einem Parkplatz ausgesetzt, wo es von
einer Passantin entdeckt worden sei. Die
Mutter hatte ihr Auto vor einer Schule
geparkt, um ein Geschwisterkind abzuho-
len, und den Motor laufen lassen. dpa


Auf dem Heimweg von einem Konzert in Marylebone,
die U-Bahn-Station Bond Street liegt am nächsten. Der
Zugang ist voll, die lange Rolltreppe in die Tiefe noch vol-
ler, was für ein Gedränge! Plötzlich beginnen weiter un-
ten erst einige, dann Dutzende zu singen. Ist ein Fußball-
spiel zu Ende? Hat eine populäre Mannschaft gewon-
nen? Die Singenden sehen aber gar nicht aus wie Foot-
ball-Fans, keine Vereinsfarben, keine Schlachtrufe. Was
singen die da? In unserer Nähe stimmen Hunderte unter
Gelächter und Freudenschreien ein: „I’m loving angels
instead!“ Plötzlich singt, nein, brüllt die ganze Station
„Angels“ von Robbie Williams. Ein Straßensänger am
Fuß der Rolltreppe hatte den Song intoniert, ein paar
verschleierte Teenager hatten eingestimmt, nun pflanzt
sich die Melodie nach oben fort. Das ist Lebensfreude
pur. cathrin kahlweit

Die Quokkas auf Rottnest Island im Westen Australiens
genießen Kultstatus. In sozialen Medien kursieren
unzählige Selfies mit den großäugigen, zutraulichen
Minischwanzkängurus. Es gibt sie nur auf dieser Insel,
weshalb ein Besuch einfach sein muss. Doch auf den elf
Kilometern vom Fährhafen zur Westspitze der Insel zeigt
sich kein einziges Beuteltier. Auf der Rückfahrt endlich:
das erste Quokka. Aber es ist belegt. Drei Reisende aus
Asien kauern neben dem Tier am Straßenrand. Eine der
Frauen aus der Gruppe wirft sich bäuchlings auf den Bo-
den, drapiert ihr Haar über das Känguru und schießt ein
Selfie. Dann ist ihre Freundin an der Reihe. Schließlich
darf der Dritte im Bunde ran, ein junger Mann. Er wühlt
im Rucksack, zieht einen Teddy heraus und setzt ihn ne-
ben das Quokka. Mann, Bär, Känguru. Und jetzt selbst
ein Foto mit Beuteltier? Ach, danke. johanna pfund

Wer


bin ich?


Persönlichkeitstests im Internet boomen. Nach ein paar
Klicks weiß man, ob man ein Logiker ist wie Bill Gates oder
eine Logistikerin wie Angela Merkel. Kann das seriös sein?

MITTEN IN ...


Mehr als 40 Millionen Menschen
aufder ganzen Welt haben den
Test angeblich schon gemacht

Da kann man auch
gleich eine Münze werfen,
findet der Professor

Den entscheidenden Hinweis auf
dieFlüchtige gibt ein Passant im
zehn Kilometer entfernten Lemgo

Architekt:phantasiereiche,
strategische Denker, zum
Beispiel Gandalf

10 HF2 (^) PANORAMA Freitag, 8. November 2019, Nr. 258 DEFGH
ILLUSTRATIONEN: MARC HEROLD
Advokat:ruhige, mystische,
unermüdliche Idealisten,
zum Beispiel Marie Kondo
Mediator:poetische, freund-
liche, selbstlose Helfer, zum
Beispiel Amélie Poulain
Protagonist:charismatische,
inspirierende Initiatoren,
zum Beispiel Barack Obama
Aktivist:kreative, enthusias-
tische, gesellige Freigeister,
zum Beispiel Spider-Man
Logiker:innovative, wis-
sensdurstige Erfinder, zum
Beispiel Bill Gates
LEUTE
Geständnis nach Özil-Überfall
Zehn Terabyte Beweismaterial
Auto mit Baby geklaut
Berfa London Rottnest Island
Verteidiger:hingebungsvol-
le, herzliche Beschützer, zum
Beispiel die Queen
Exekutive:exzellente Orga-
nisationstalente, zum Bei-
spiel der Apostel Paulus
Konsul:fürsorgliche, sozia-
le, beliebte Helfer, zum Bei-
spiel Taylor Swift
Virtuose:kühne, praktisch
veranlagte Tausendsassas,
zum Beispiel Michael Jordan
KURZ GEMELDET
Kommandeur:kühne,wil-
lensstarke Initiatoren, zum
Beispiel Whoopi Goldberg
Debattierer:kluge, neugieri-
ge, intellektuelle Denker,
zum Beispiel Tom Hanks
Abenteurer:flexible, char-
mante, neugierige Künstler,
zum Beispiel Frida Kahlo
Unternehmer:scharfsinni-
ge, waghalsige Energiebün-
del, zum Beispiel Madonna
Entertainer:spontane,
enthusiastische Unterhalter,
zum Beispiel Jamie Oliver
FOTOS: DPA (10), REUTERS (2), AFP, FILMVERLEIH

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