Frankfurter Allgemeine Zeitung - 08.11.2019

(vip2019) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Wirtschaft FREITAG,8.NOVEMBER 2019·NR.260·SEITE 17


Seite21SSeite24 eite

Putzhilfenwerdenhänderingend


gesucht .Männlichsollensielaut


einerUmfrag eabernichtsein.


FürdenBaudesneuenWerksin


ZwickauhatVWnurzweiJahre


gebraucht .Wieis tdasgelungen?


ImAufsichtsratderDeutschen


Bahngehtesheißher.Ein


VorstandstehtvordemAus.


BEGEHRTBLITZSCHNELL TURBULENT

E

sist eine ziemlichmühsame
Angelegenheit, im Alter auf
eineordentlicheRentezukom-
men. Knapp 39000 Euromüssen in
diesem Jahr inWestdeutschlandver-
dient werden, um auf einen Entgelt-
punkt für dieRentezukommen. Der
bringtdann33EuroRenteimMonat.
Weresalso geschaf ft hat, 44 Jahre
wie der Durchschnitt zuverdienen,
kommt heuteauf eine Rentevon gut
1400 Euro. So viel bekommt der
männliche Durchschnittsrentner der-
zeit.Beiden FrauenliegendieWerte
niedriger.24Entgeltpunkteund da-
mit800EuroRentestehenzuBuche.
Damit sindwahrlic hkeine großen
Sprüngemöglich. Unddas Schlimme
daran is t: Das heutigeRentensy stem
hat seine bestenZeiten hinter sich.
DazusindkeinegroßenRechenküns-
te nötig. Aktuellgeht der Jahrgang
1954 inRente. Damals wurden gut
1,1 Millionen Menschengeboren. 17
weitereJahrgängeinMillionengröße
werdenindennächstenJahrenindie
Rentefolgen. NeuinsBerufslebentre-
tenJahr für Jahr aber nur Jahrgänge
mit Größen zwischen 660000 und
800000Menschen.
Selbstwenn weniger Menschen
Teilzeit arbeiten, die Frauen nach
Schwangerschaftennochschnellerin
den Beruf zurückkehren und mehr
Ausländer als Arbeitskräftenach
Deutschlandkommen,wirddasnicht
ausreichen, um dieLückezuschlie-
ßen.DasRentensy stemwir dächzen.
Es gibt vierStellschrauben zur Lö-
sungdesProblems.Nochlängerarbei-
ten. Die Bundesbank schlägt bis 69,
Jahrevor.HöherereRentenbeiträge
zahlen. ZumBeispiel 26 Prozent des
Lohnsstattheut e18,6Prozent.Weni-
gerRente. Oder nochhöhereSteuer-
zuschüsse in dieRentenkasse. Der-
zeitsindesrund100MilliardenEuro
und damit mehr als einVierte ldes
Bundeshaushalts.Fürdie Landesver-
teidigungsind2020nur45Milliarden
Eurovorgesehen,fürInvestitionenin
Verkehrswegeund Digitales 30 Milli-
ardenEuro.
Keine der vierStellschrauben ist
populär.Rücklagen für die schwieri-
ge Zeit in derRentenkasse gibt es
nicht .Esist daher längstüberfä llig,
an die Seitedes Umlagesy stems, in
demdieArbeitnehmermitihrenBei-
trägen dieRentner finanzieren, eine
nennenswerteVorsorge am Kapital-
markt zustellen. Dierot-grüne Bun-
desregierungunterGerhardSchröder
hat dies mit der Riester-Rentever-
sucht, istdabei aber derVersiche-
rungswirtschaftauf den Leimgegan-
gen, die mit teilshorrenden Gebüh-
render größteProfiteur der Riester-
Rentewurde.
Hier is tein neuer Ansatz nötig.
Hoffnungmacht,dasssichdieChrist-
lich-Demokratische Arbeitnehmer-
schaf tnun der Sache annimmt. Für

den CDU-Parteitag in zweiWochen
stellt sie einPapier zur Diskussion,
das an denrichtigen Stellen ansetzt.
ImKernsiehtesmehrAktienundei-
nenstaatlichenSchubsvor.
Das is tbei diesem Thema nötig
und sinnvoll. Auseigenem Antrieb
wirdunzureichend für das Altervor-
gesorgt. Werweiß schon, wie alt er
wird. DerStaat aberweiß, an wem
die Kosten der Alterung am Ende
hängenbleiben. Alle, die unzurei-
chend vorgesorgt haben,werden am
Ende nichtverhunger nmüssen, son-
dernwerden staatlichalimentiert.
Das is tzutiefst ungerecht denjenigen
gegenüber,die br av für das Alterge-

spartund dafür aufKonsum verzich-
tethaben.
Der CDA-Vorschlag sieht daher
vor, dasszunächs teinmalalleArbeit-
nehmer in einemStandardvorsorge-
produkt sparen. Der Arbeitgeber
führtdasGelddirektdorthinab.Wer
das nicht möchte, mussaktiv wider-
sprechen. Diese Regelung findet
scho ninanderen LändernwieSchwe-
dener folgreichAnwendung.
Das Standardprodukt istnicht der
Weisheit letzter Schluss, bietetaber
viele Vorteile. Es soll deutlichgünsti-
gersein als alleVersicherungslösun-
gen, die bisher den Markt dominie-
ren.UndessollvondenteurenGaran-
tiezusagen befreit sein, die bisher die
Riester-Renteschmälern. Dadurch
bietetesdie Freiheit, sehr viel mehr
alsbisherinAktienzuinvestieren.
Das is tnicht ohne Risiko.Aber un-
ser 44 Jahredurchschnittlichverdie-
nender Arbeitnehmer hättemit einer
Sparleistungvon75EuroimMonatin
breitgestreuten Aktienanlagen im
Schnitt seineRenteverdoppelnkön-
nen. Hier istder Hin weis im Schnitt
wichtig. Im schlechtestenhistori-
schen Fallseit1900hätteseineZusatz-
renteaus der globalen Aktienanlage
nur510Eurobetragen.ImbestenFall
aber 2700 Euro. Hätteerdas Geld 44
Jahrelang untersKopfkissengelegt,
wäre die Zusatzrentemit unter 100
Eurodeutlichdürftiger ausgefallen
alsimschlimmstenAktienszenario.
Innovation, Fortschritt undfindi-
gesUnternehmertumspiegelnsichin
steigenden Aktienkursen wider.Die
deutschePolitik solltedas Zutrauen
haben,dassdies auc hkünftig so sein
wird. Dannkann derKapitalmarkt
endlichseinen Beitrag leistenund
das ächzende Rentensy stem entlas-
ten. Ohne ihn droht der Generatio-
nenvertragausden Fugenzu geraten.

D


ie Hoffnungen Donald
Trumps aufWiederwahl im
kommenden Jahrruhen auf
derwirtschaftlichenEntwicklungder
Vereinigten Staaten.Siesindnichtun-
begründet. Seltenwählen die Ameri-
kanereinenPräsidentenab,dernoch
eine Wahlperiode regieren könnte.
Noch seltenerschickensieeinenPrä-
sidentennachHause ,wenndie Volks-
wirtschaftbrummt.MiteinerArbeits-
losenquotevon3,6 Prozent,großer
Preis stabilität und einem soliden
Wirtschaftswachstum im Vergleich
zu dümpelnden Industrieländernwie
Deutschlandstehen dieVereinigten
Staatennichtschlechtda.
Allerdings sind Bremsspuren un-
übersehbar:Die Industrieproduktion
schrumpft, die Investitionen gehen
zurück. Die Impulse aus dergroßen
Steuerreform sind verpufft.Ameri-
kasKonjunktur wirdvon einemstar-
kenArbeitsmarktgetragen,derzuei-
nerrobustenKonsumbereitschaftbei-
trägt .Eszeigtsic hallerdingseinebe-
merkenswer te Diskrepanz in der Be-
urteilung der wirtschaftlichen Lage.
Während die Konsumenten immer
nochvorZuversicht strotzen,sinddie
Unternehmens-Chefspessimistisch.
Die Dämpfer sind ziemlicheindeutig

denHandelskonfliktenzuverdanken,
dieDonaldTrumpangezettelthat.Je-
der zweiteArbeitsplatzinAmerikas
Industrie hängt am Außenhandel.
FürInvestitioneninFabrikenundMa-
schinen brauchen Geldgeber Sicher-
heitim Handel. Solltesichder jüngst
vermeldet eRückgangderProd uktivi-
tätder amerikanischenWirt schaf tin
den nächstenQuartalen bes tätigen,
wirdesb renzligerfürTrump.
Aufdie Gesamtkonjunktur haben
dieEntwicklungenbisherwenigAus-
wirkungen, weil die Industrie einen
deutlichgeringeren Anteil anWert-
schöpfung hat alsetwa in Deutsch-
land. Trumps Problem liegt darin,
dassdie schwächelnden Branchen
sichinBundesstaaten konzentrieren,
dieer gewinnenmuss.ErmussdieAr-
beiter in Michigan undPennsylvania
gewinnen und die Bauernbei der
Stangehalten. Denn die jüngsten
Wahlen zeigen einen fürTrumpbe-
drohlichenTrend.Diewohlhabenden
Vorstädte in Metropolregionen, einst
eine Hochburgder Republikaner,
wechseln ins demokratischeLager.
Angesichts dieser Entwicklung
brauchtTrumpeinen Er folg in den
vonihm angezettelten Handelskrie-
gen. Das macht einTeilabkommen
mitChinawahrscheinlich.

D

er Handelskonflikt zwischen
ChinaunddenVereinigtenStaa-
tenscheint sic hzumindestet-
waszub eruhi gen. Die beiden
Staatenhabensichoffenbardaraufverstän-
digt, die imZuge des Handelskonfliktes
verhängten Zölle auf Importe Schritt für
Schrit tzurückzuführen. Sowollen sie die
Voraussetzung für den Abschlus seines
Freihandelsabkommens schaffen. So mel-
detenesmehrer eNachrichtenagenturen
unterBerufungaufeinenSprecherdeschi-
nesischen Wirtschaftsministeriums. Die
MeldunghatFinanzmärkteaufde rganzen
Weltbeflügelt.
OffenbarhabensichdieChefunterhänd-
lerbeiderLänderaufeineMarschroute
fürdie Verhandlungenverständigt,beider
bestimmteMeilensteine mit einerRück-
führungjenerZölleverbundensind,die
im Zug edes Handelskonfliktesverhängt
worden waren. China erwartet offenkun-
dig, das sAmerik avon neuen Zöllen auf
Smartphones, Computer,Spielzeugeund
andereWarenim Wertvon156Milliarden
Dollar absieht. Sie sollten bishervom15.
Dezember angelten. Peking signalisierte
seinerseits Entgegenkommen. DieNach-
richtenagentur Xinhua meldete, China
könnteden ImportamerikanischerHähn-
chen und Eier bald erlauben. Das Land
hattedie Importe im Jahr 2015 nachei-
nemAusbruc hderVogelgrippegestoppt.
Der Sprecher deschinesischenWirt-
schaftsministeriums machtedeutlich,
dassdieRückführungderZöllefürdiechi-
nesische Seiteeine Voraussetzung für

eine Handelsvereinbarung ist. Präsident
Donald Trump hatteinmehrerenWellen
Einfuhrzölle auf insgesamt rund zwei
Drittel derchinesischen Lieferungenver-
hängt,diechinesischeRegierung reagier-
te ihrerseits mit Zöllen und Einfuhr-

stopps. Die amerikanische Seitehat eine
entsprechende Absprache über dieRück-
führungderZöllebishernichtoffiziellbe-
stätigt, allerdingskursieren Hinweise in
Washington, dassdie Meldungen ausPe-
kingstimmen.

BeideSeiten hatten sichkürzlic hdar-
aufverständigt,dasAbkommeninmehre-
re Phasenzu zerlegen und fürden ersten
Abschnitt nochinden nächstenWochen
ein unterschriftsreifesTeilabkommen zu
erzielen. Allerdingssind weder Zeit-
punktnochOrt für ein eVertragsunter-
zeichnunggeklärt. Ursprünglichwollten
sichTrump und Xi Jinping auf dem asia-
tisch-pazifischen Wirtschaftsgipfel in
Chiletreffen.WegenderUnruheninChi-
le wurde das internationaleTreffenaber
abgesagt.Die amerikanische Seitehatte
dannof fenbarIowaundAlaskaalsTreff-
punkte vorgeschlagen, biss aber auf Gra-
nit.Nun is tein TreffenamRande des
Nato-Gipfels in London Anfang Dezem-
berimGespräch.
Die Unsicherheit über den Ausgang
der Handelskonfliktebelaste tdie Welt-
wirtschaft, dieinzwischen das langsams-
te Wachstum seit derFinanzkrisever-
zeichne t. Die amerikanische Volkswirt-
schaf tzeigtsic hdagegeninrobusterVer-
fassungmitniedrigerArbeitslosigkeit.Al-
lerdings mehrensich auch in denVerei-
nigten StaatenAnzeichen dafür, dassdie
KonjunkturanFahrtverlierenkönnte.In-
vestitionen und Industrieproduktionge-
hen zurück, zudemsank die Produktivi-
tätder amerikanischen Wirtschaf tim
drittenQuartalnachJahrendesZuwach-
ses. Das istein weiteres Indizfür
schrumpfendeInvestitionen.
Nach Darstellung der Lobby-Gruppe
„Tarif fsHurtthe Heartland“ (Zöllescha-
den dem Kernland) haben amerikani-
sche KonsumentenundUnternehmenzu-
sätzlic h38MilliardenDollarseitdemBe-
ginn des Handelskonflikts imFebruar
2018 bezahlt.Allein im September hät-
tenAmerikaner 7,1 Milliarden Dollar an
Zöllen entrichtet,ein Zu wachsvon 59
Prozent gegenüberdemVergleichszeit-
raumdes Vorjahres.Gleichzeitig be-
scher tder Handelskonflikt allerdings
dem amerikanischenFinanzministerium
Rekordeinnahmenaus Zöllen. EinTeil
derEinnahmenkommtzudemamerikani-
schen Bauernzugute, deren Exporteun-
terChinas Einfuhrbeschränkungenstark
schrumpften.

Die Rente neu denken


VonDanielMohr

dc.BERLIN.EinmöglicherKompromiss
vonUnionundSPDzurGrundrentekönn-
te zwardenKoalitionsstreit der vergange-
nenWochen vorläufig entschärfen–doch
droht der DeutschenRenten versicherung
dann ein enormer neuerVerwaltungsauf-
wand: Sie müsstebis zu 5000 neue Mitar-
beitereinstellen,umzuprüfen,werdiege-
plantenRentenzus chlägebekommen soll.
Eine solche Größenordnung anPersonal
seierforderlich,fallsesanstelledereigent-
lich geplanten Bedürftigkeitsprüfung eine
neue Einkommensprüfung unter derRe-
gie derRenten versicherunggebe, wurde
inKreisenderSozialkasseamDonnerstag
gewarnt.DieEinkommensprüfunggiltder
Koalition als möglicher Lösungsweg, seit
dieSPDdie2018imKoalitionsvertragver-
einbarteBedürftigkeitsprüfungablehnt.
Brisant sind dieWarnungen nicht nur
intechnischerHinsicht,sondernauchpo-
litisch:Sielegennahe,dassBundeskanzle-
rinAngelaMerkel(CDU)dieUnionsabge-
ordne tenamD ienstaginderFraktionssit-
zung mit einer unzutreffenden Begrün-
dungaufgeforderthat,sic haufeine Kurs-
änderung einzulassen. Laut Sitzungsteil-

nehmer nbegründete sie dies damit, dass
die ursprünglichvereinbarte Bedürftig-
keitsprüfungeinenunerwartethohenVer-
waltungsaufwandfürdieRenten versiche-
rung auslöse. Dies–und nicht diegeän-
derte Position der SPD–erforder enun
einUmschwenkenderUnion.Tatsächlich
aber scheint der insAuge gefasste Kom-
promissmitEinkommensprüfungdasPro-
blem gerade nicht zu lösen,sondernwo-
möglic hsogarzu verschärfen.
Sitzungsteilnehmer bestätigten der
F.A.Z. Darstellungen, wie sie auchdie
DeutschePresse-Agenturverbreitet hatte.
DemnachargumentierteMerkel: Man
habesic hvomWortlautdes Koalitionsver-
trags entfernt, da dieUnion keine Ant-
wortdarauf habe, wie eine solche Grund-
renteverwaltungstechnischsinnvoll um-
setzbar sei. Außerdem habe Merkeldie
Zahl von5000 Mitarbeiterngenannt, die
bei der Renten versicherung neu benötigt
würden,aber–lautihrerDarstellung–für
einPrüfver fahrennachArtdesKoalitions-
vertragsund nicht für das Modell einer
Einkommensprüfung.Sowurdesiejeden-
fallsvonmehrerenZuhörernverstanden.

Die Rentenversicherung bestätigteam
Donnerstag auf Nach frag ezwardie Zahl
5000nichtoffiziell–wohlaberdenSach-
verhalt: „DieUmsetzung derVorschläge
zur Grundrente, die zurzeit in derKoali-
tion diskutiertwerden, würde zu einem
deutlichhöheren personellen Mehrbe-
darfbei der Renten versicherung führen,
als bei derUmsetzung derVereinbarung
imKoalitionsvertragoderdenÜberlegun-
geninder Bund/Länder-Arbeitsgruppe“,
schriebsie ineinerMitteilung.Und:„Die
Einkommensprüfung bei denRentenbe-
ziehernselbstund derenPartnernwäre
für die Rentenversicherung sehr aufwen-
dig und würde mangelsverfügbarer eige-
nerDatenzueinemdeutlichhöherenVer-
waltungsaufwandführen.“
Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe hat-
teschon2018ergründet,wiesichderKo-
alitionsvertrag zur Grundrentetechnisch
umsetzen lasse.Siekamdamalsauchmit
ZustimmungvonSPD-Ländernzufolgen-
der Überlegung: Die Sozialämterprüfen
wie gewohnt, ob einRentner Anspruch
aufGrundsicherunghat–unddie Renten-
versicherungteilt dem Amt dann mit, ob

erdiefüreinenRentenzuschlag(„Grund-
rente“) geforderten35Beitragsjahrebei-
sammenhat. Laut Schätzungen des Bun-
dessozialministeriums würde dies für die
Rentenkasse Mehrkosten„im niedrigen
einstelligenMillionenbereich“auslösen.
Derhohe AufwandeinerEinkommens-
prüfungrührthingegen daher,dassdie
Renten versicherungdazuvölligneueAuf-
gaben erledigen müsste–einen intensi-
venDatenaus tauschmit allenFinanz-
ämtern, um die Einkommensverhältnisse
ihrer Versicher tenzuklären. Grund all
dieserÜberlegungenist,dassRentnermit
35 Beitragsjahren nachSPD-Ansicht
nicht zum Sozialamtgehen sollten.Uni-
onsfraktionsvizeCarstenLinnemann,der
2018 mit der damaligen SPD-Fraktions-
chefin AndreaNahles über denKoaliti-
onsvertraginSachenGrundrenteverhan-
delt hat,fasstdie damaligen Pläne aller-
dingssozusammen:„DievereinbarteBe-
dürftigkeitsprüfung wirdmit geringem
Verwaltungsaufwand durch die Grundsi-
cherungsämter ausgeführt“, sagteerder
F.A.Z. „Und dieRenten versicherung soll
dieAuskunfts stellefürdieRentnersein.“

Chinesisches Spielzeug bleibtwohlvonamerikanischen Zöllenverschont. FotoReuters

DerKapitalmarktkann
dasächzende
Rentensy stem entlasten
helfen.

Die Wette


VonWinandvonPetersdor ff

smo./kön. FRANKFURT/MÜNCHEN.
Erstmals hat die deutscheFinanzaufsicht
eine Übernahmeoffertegenehmigt, in-
demsienichtsgetanhat.Wedergestattete
die Bundesanstalt für Finanzdienstleis-
tungsaufsicht (Bafin) das neuerliche Ge-
botder ös terreichischen AMS für den
LichtkonzernOsramaktiv,nochuntersag-
tesiees. Stattdessenwähltesieineinerbis-
her beispiellosen Entscheidung den drit-
tenWeg: Sie ließ eineZehn-Werktage-
Fristverstreichen, wodurch die Übernah-
meautomatischgebilligtist.Entsprechen-
de Informationen derF.A.Z. aus Finanz-
kreisenbestätigtedieBafinaufAnfrage.
Kapitalmarktfachleuteinterpr etierten
dasamDonnerstagmit un terschiedli-
chen Nuancen: Die einensahendarin
eineGenehmigungzweiterKlasse.Ande-
re sagten ,die Bafinversuche sichwohl
neutral zuverhalten. Dennder Gesetz-
geber prü ft gerade ein eLücke im Über-
nahmegesetz, die fürden vorliegenden

Fallrelevantist. FürOsram kommtdiese
Prüfungnunzuspät.
DieGesetzeslückebetrif ftdieSper rfrist
füreinenBie ter,dermiteinererstenOffer-
te gescheiter tist:Ermussregulärbis zum
nächs tenAnlaufeinJahrwarten.AMSum-
ging das über eine neueTochter gesell-
schaf t(„AMS Of ferGmbH“). Im Prinzip
hat der Gesetzgeber einen derartigen
KniffimAuge, denn häufig istimÜber-
nahmegesetzdieRedevomBieterundge-
meinsam handelndenPersonen –aber
nichtimParagr aphenzurSperrfri st.
AMS-GegnerwiedieIGMetallundde-
renRechtsberater bezeichnen dasVorge-
hen der Österreicher als unlautereUmge-
hung undforderten die Bafin zum Ein-
schreiten auf. AndereJuristen –darunter
solche, die nicht in denFall in volviert
sind–sprechenvonschlampiger Gesetz-
gebung,welchemannichtAMSzurLastle-
genkönne.DasBundesfinanzministerium
teiltevorzwei Wochenauf F.A.Z.-Anfrage

mit, es prüfe, ob die Sperrfrist künftig für
mehr als nur die formale Bietergesell-
schaf tgelten solle. Der jetzigeWortlaut
desParagr aphenseieindeutigunderfasse
nurdenBieter.
Auch die Bafin sah offenkundig nach
geltendemRechtkeineGrundlage,dieOf-
fertezuuntersagen.„Wir können bestäti-
gen,das sdieBafindieAngebotsunterlage
der AMS OfferGmbH zurÜbernahme
derOsramLichtAG wedergestattetnoch
untersagt hat“,teilteeine Behördenspre-
cherin mit.Entsprechend demÜbernah-
merechtgeltedieOffertenachzehnWerk-
tagenautomatischalsgestattet–was„Ge-
stattungsfiktion“genannt wird. „Die Ge-
stattungsfiktion wurde hier zum ersten
Mal genutzt.“ Befragt nachdem Grund,
verwiessieaufdieAussagedesFinanzmi-
nisteriumsinBerlin.
AMSstartetnundenzweitenAnlauffür
41 Eur ojeAktie, dieFristläuftbis 5. De-
zember.Der Sensorhersteller aus Prem-

stättensenktegegenüberdemerstenAnge-
botdie Mindestannahmeschwelle von
62,5 auf 55 Prozent.AMS, mit 19,99 Pro-
zent inzwischen größter Einzelaktionär,
istaufBedenkendesOsram- Vorstandsein-
gegangen, welcheimerstenAnlaufWider-
standauslösten.DemneuenAngebotspro-
spektsindzahlreicheKonzessionenzuent-
nehmen.FürdiedeutschenStandortegibt
eseine BeschäftigungssicherungbisEnde
2022.DieVerlusteschreibende,eigentlich
nichtindieAMS-StrategiepassendeDigi-
talsparte soll nichtkomplett abgestoßen
werden, die VerlagerungvonProduktion
ausdemWerkKuliminMalaysianac hRe-
gensburgmussnichtmehrunbedingterfol-
gen. Die Hälfte der Verwaltungsfunktio-
nen einesgemeinsamenUnte rnehmens
soll in München angesiedeltwerden. Ein
Osram-Managergeht in den AMS-Vor-
stand. Die Integration wirdgemeinsam
umgesetzt.Osramis tBestandteildesneu-
enFirmennamens.

5000 Einkommensprüfer für die Grundrente


DieRenten versicherungwarntvordem geplantenKompromiss.FührteKanzlerinMerkelihreFraktionindieIrre?


Entspannung im Handelskonflikt


Die Aufsicht bleibt untätig


DaszweiteÜbernahmegebotfürOsramkommtdurch,denndiezuständigeBehördelässteineFristverstreichen


PekingundWashing ton


wollen ihreZölle


reduzieren.Esi st der


ersteSchrittzueinem


Handelsabkommen.


VonWinandvon


Petersdorff,Washington

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