Handelsblatt - 08.11.2019

(Barré) #1
Als unser Autor Thomas Tuma fragte, ob Bleibtreu seine
Uhrensammlung mit zum Shooting bringen könne, zögerte
der Star. Zu riskant? Zu aufwendig? Egal, am Ende half
uns das Hamburger Schmuckhaus Wempe mit schönen
Zeitmessern, womit sich ein Kreis schließt zu Bleibtreus
allererster Uhr. Aber das lesen Sie im Interview.

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n


Welche Rolle spielen Social Media für Sie als
Schauspieler heute?
Für den Nachwuchs sicher eine riesengroße,
für mich persönlich gar keine.

Wie die Shitstorm-Mechanik funktioniert,
konnten Sie dieses Jahr selbst erleben. Sie
posteten aus dem Urlaub Tintenfische, die
zum Trocknen über eine Wäscheleine
gehängt worden waren ...
Die Tiere waren ja längst tot und schon ge-
kocht, als sie dort aufgehängt wurden. Wer
sich ein bisschen mit Esskultur auskennt, weiß
das alles. Die Empörungsreflexe, die danach
trotzdem einsetzten, lassen mich wirklich rat-
los zurück.

Warum spielen Sie das Instagram-Spiel dann
überhaupt mit?
Es gab wahnsinnig viele Fake Accounts. Wenn
jemand in Ihrem Namen dauernd in miesestem
Englisch Fußballergebnisse aus der Zweiten Li-
ga postet, was wiederum zu einer Kette von Le-
serreaktionen führt ... also dann überlegen Sie
doch irgendwann, ob Sie nicht was machen
sollten, um Ihrer eigenen Person wieder Herr
zu werden. Wenn ich mich nicht als Moritz

Bleibtreu ausgebe, dann macht es jemand an-
deres.

Wie sorgt man als Schauspieler eigentlich
für die Rente vor? Oder ist das spießig?
Früher lebte ich mehr oder weniger in den Tag
hinein, und ich bin nicht so der Sparer. Als
mein Sohn auf die Welt kam, geriet ich aber
doch ins Grübeln.

Kennen Sie viele Schauspieler, denen es
schlecht geht?
Klar, nur ein ganz kleiner Teil unserer Branche
kann von der Arbeit wirklich entspannt leben.

Haben Sie sich schon mal arbeitslos
gemeldet?
Nee. Nie. Ich bin ein großer Freund gelebter Ei-
genverantwortung und war bisher noch nie in
der Situation, dass ich dachte: Hey, jetzt brau-
che ich wirklich Hilfe – auch wenn ich es rich-
tig und wichtig finde, dass unser Staat dann
auch für mich da wäre. Ich habe ja schon jede
Menge Steuern gezahlt.

Wie legen Sie selbst Ihr hart verdientes Geld
an?
Ich habe ja nie welches. Aber das Geheimnis
des Reichtums anderer Leute habe ich mal im
Gespräch mit der Beraterin meiner Privatbank
verstanden.

Oh, das klingt aber schon edler als
Sparkasse in Hamburg-St. Georg?
Ich bin immerhin so schlau, mein Geld zu ei-
ner Privatbank zu bringen. Klassische Kredit-
institute wollen einem ja vor allem Fonds an-
drehen, an denen sie nur selbst verdienen. Al-
so jedenfalls hat die Dame mir erklärt, dass
ihre Kunden, Leute mit Millionenvermögen,
sich selbst bei Ortsgesprächen zurückrufen
lassen. Da dämmerte mir, dass ich einfach viel
zu wenig geizig bin. Ich bin oft eine Art Sozial-
amt für meine Freunde und Bekannte. Da wer-
de ich mich aber wohl auch nicht ändern. Ich
finde Geld toll. Ich habe auch gern viel davon.
Aber am Ende des Tags interessiert es mich
nicht wirklich.

Herr Bleibtreu, vielen Dank für das
Interview.

Hemd: Eton, Jeans: Belstaff, Sneakers: Nike,
Uhr: Rolex Oyster Perpetual Yachtmaster 42

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