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02.11.19 Samstag, 2. November 2019DWBE-HP
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DIE WELT SAMSTAG,2.NOVEMBER2019 FEUILLETON 25
Menschen im
Gesundes Immunsystem,
starke Psyche.
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G
eschwungene Form, pun-
zierte Kupferoberfläche,
schnabelartige Tülle. Die
Kaffeekanne ist sofort als
solche zu erkennen. Mit
dem westlich sozialisierten Auge des Au-
tors auch als orientalisch. Die daneben ist
zzzwar viel prägnanter verziert, sie erinnertwar viel prägnanter verziert, sie erinnert
mit ihrem weit herausstehenden Stiel
aaaber auch an moderne Espressokocherber auch an moderne Espressokocher
aaaus dem Designhandel. So ähnliche wieus dem Designhandel. So ähnliche wie
die aus der Region Herzegowina irgend-
wann in die Sammlung des Leipziger Völ-
kerkundemuseum gekommene Kaffe-
mühlen gibt es in türkischen Import-Ex-
port-Läden heute noch zu kaufen.
VON MARCUS WOELLER
Unwillkürlich steigt einem Kaffeeduft
in die Nase. Nur eine Halluzination. Das
alte Kinderlied, das zunächst leise, dann
immer lauter, aus einer Sound-Dusche
heruntertröpfelt, ist es nicht. „C-a-f-f-
e-e“, singt eine Mädchenstimme, „trink
nicht so viel Kaffee!“ Lang nicht mehr
gehört. Der Blick schweift weiter zur
nächsten Vitrine, wo persische Harems-
Utensilien, türkische Schmuckdolche
und damaszener Koranständer lagern.
Welche Bilder man im Kopf habe,
fragt der Ausstellungstext, wenn man
die Objekte ansehe. Welche Menschen
man sich hinter ihnen vorstelle. Blicke,
Zuschreibungen, Kategorisierungen,
darum gehe es ihnen, schreiben der Pro-
jektkoordinator Kevin Breß und die
neue Direktorin der Staatlichen Ethno-
graphischen Sammlungen Sachsen Léo-
ntine Meijer-van Mensch weiter. Da
kann einem schon etwas unbehaglich
werden, weil man sogleich die eigenen
Assoziationen überprüft, wenn man sil-
berne Schnabelschuhe betrachtet, die
vielleicht einmal durch einen Harem ge-
schlurft sind oder die Wasserpfeife, die
so auch in einer Berliner Shisha-Bar ste-
hen könnte. Man muss ja nicht gleich an
„sexuell übergriffige Messermigranten“
denken, wenn man Krummsäbel sieht.
Aber auch diese Assoziationen kom-
men bei manchen Besuchern, erzählt
Breß und dass er den Kanon von dem
Oschatzer Organisten Carl Gottlieb He-
ring in der Schule hat auch noch singen
müssen. „Nicht für Kinder ist der Tür-
kentrank, schwächt die Nerven, macht
dich blass und krank. Sei doch kein Mu-
selmann, der ihn nicht lassen kann!“
Nun sieht man endlich das Mädchen,
das da singt, immer lauter, bis es den
Text herausschreit. Es hat eindeutig ei-
nen Migrationshintergrund. Oder ist es
nur eine dieser Zuschreibungen, eine
der kleinen Fallen, die in der Ausstel-
lung ausgelegt sind? Das Lied entstand
1810 und zweihundert Jahre kann man
es rassistisch finden, mindestens de-
spektierlich und sprachlich fragwürdig,
weshalb es auch einen politisch korrekt
umgedichteten Vers gibt, wo aus dem
Muselmann ein dummer Mann wird,
was es nicht unbedingt besser macht.
„Re:Orient – Die Erfindung des mus-
limischen Anderen“ sei keine Ausstel-
lung über den Islam, sagt Léontine
Meijer-van Mensch im Gespräch mit
WELT. „Es ist ein Essay, der zum Nach-
denken und zum Dialog anregt.“ Ihre
Aufgabe sei es, das Museum zu einem
„dritten Ort“ zu machen, „wo gesell-
schaftlich wichtige Fragen, die uns
alle bewegen, diskutiert werden, wo
Demokratie verhandelt wird“. Tatsäch-
lich kämen immer mehr Menschen ins
Museum, um miteinander zu sprechen;
eine Ausstellung, die eher subtil mit
Ausgrenzungen oder Alltagsrassismen
umgeht, scheint dafür auch anregender
als eine gelehrsame Sammlungspräsen-
tation.
Den Megaphonschall eines Björn Hö-
cke kann sie nicht übertönen. Der hat
im Thüringer Wahlkampf wieder vor
der „Orientalisierung Deutschlands“
gewarnt und die Klischees bedient, wel-
che die Ausstellung auf subtile Weise
auszuräumen versucht. Da erzählt etwa
ein Schüler davon, wie er im Kunstun-
terricht einem Mitschüler über den Bo-
den eine Schere zuschliddern lässt, was
die Lehrerin zum proto-terroristischen
Gewaltakt aufbauscht. Eine Installation
illustriert, wie eine sogenannte Gastar-
beiterin in Deutschland immer weiter
muslimisiert wurde, weil man sie in ers-
ter Linie als Fremde einordnete, statt
als Frau, als Inhaberin eines deutschen
Passes, als aktive Sportlerin, als Klein-
gärtnerin. Eine Lehrerin, die den Hijab
tragen will, es an der Schule aber nicht
darf, überlegt, ob sie nicht über dem
Kopftuch eine Perücke tragen könnte.
Der rechtsextreme Anschlag auf die
Synagoge in Halle hat der Essayausstel-
lung in Leipzig aktuelle Brisanz gege-
ben. Orte, an denen über das gesell-
schaftliche Klima nachgedacht wird,
kann es da nicht genug geben. Meijer-
van Mensch, die vom Jüdischen Mu-
seum Berlin nach Sachsen gekommen
ist, hat einen ihrer „dritten Orte“ (die
beiden anderen sind die Völkerkunde-
museen in Dresden und Herrnhut) des-
halb markiert. Auf einem Pfeiler im Art-
déco-Treppenhaus des Grassimuseums
hat sie zwei goldene Rimonim aufge-
stellt. Die beiden Kronen einer Tora-
Rolle kann man als Schaustück in einer
Vitrine betrachten, aber auch als Zei-
chen zur Orientierung verstehen, bes-
ser zur Re-Orientierung.
Bis 19. Januar, Grassi Museum,
Leipzig
WWWoran denkenoran denken
Sie, wenn Sie eine
Shisha sehen?
Die Ausstellung
„Re:Orient“
in Leipzig
handelt davon,
wie der Islam in
unseren Köpfen
entsteht „Reenacting The Empress? Power To The People. What Are We For? The Turkish Artist As An Empress“: Foto der in Friedrichshafen geborenen türkischen Künstlerin Gülcan Turna
©
GÜLCAN TURNA
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