Die Welt - 02.11.2019

(Brent) #1

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zeigt die Autos aus so geringer Distanz aufei-
nander zufahren, dass – und dies bei 70 km/h –
eine Reaktion, wie sie der Text beschreibt,
nicht mehr möglich gewesen wäre. Rechne ich
großzügig nach dem Foto I die Strecke bis zum
möglichen Zusammenprall, dann ergäbe sich –
sie fahren ja aufeinander zu (mit ähnlichen Ge-
schwindigkeiten) – höchstens ein Abstand von
3 0 Metern. Nach den üblichen Berechnungen
von Reaktionszeit und Bremsverzögerung re-
sultiert aus diesen Werten im optimalen Fall
eine Aufprallgeschwindigkeit (stehender
Baum) von mindestens 50 km/h, entsprechend
einem freien Fall aus 10 Metern Höhe. Schon
bei nur 20 Metern Abstand führe der Wagen
mit voller Geschwindigkeit direkt in den Baum
hinein, entsprechend einer Fallhöhe von 19,3
Metern (= 6. Stock). Bei den damals üblichen
VVVerschraubungen wäre der Motor entwedererschraubungen wäre der Motor entweder
aaaus dem Auto geflogen oder hätte bei Brechtsus dem Auto geflogen oder hätte bei Brechts
Treffgenauigkeit (Mitte!) den Motorblock ins
AAAuto gedrückt und den Fahrer (= Brecht) in ei-uto gedrückt und den Fahrer (= Brecht) in ei-
nen Fleischklumpen zermalmt.
Sehen wir uns das Foto VI an. Das dort abge-
bildete Auto „umschlingt“ mit den vorderen
Rahmenauslegern (ohne Stoßstange) den
Baum. Die Scheinwerfer sind nur leicht einge-
knickt, an der Motorhaube sind keine Schäden
zu sehen, selbst die Kotflügel sind weitgehend
intakt und die Räder noch fest am Wagen. Das
schärft den Blick für weitere Ungereimtheiten.
Der Wagentyp entspricht nicht dem des Un-
fffallautos. Offenbar stand kein Steyr XII mehrallautos. Offenbar stand kein Steyr XII mehr
fffür die Rekonstruktion zur Verfügung. Ein wei-ür die Rekonstruktion zur Verfügung. Ein wei-
terer sichtbarer „Fehler“ ist das Nummern-
schild. Im „Uhu“ weist es die Nummer „IA
2 6225“ aus, Brechts Unfall-Steyr hatte jedoch
die „IA 26205“, was alles im Vergleich zu den
gängigen Fotos bzw. Filmsequenzen leicht zu
üüüberprüfen gewesen wäre. Erschwerendberprüfen gewesen wäre. Erschwerend
kommt hinzu, dass der alte Steyr, eines seiner

Ein


Stunt Stunt


des


RealismusRealismus


Warum Bertolt


Brechts berühmter


Autounfall eine


Inszenierung war.


Eine Rekonstruktion


vvvon Jan Knopfon Jan Knopf


ULLSTEIN BILD - ZANDER & LABISCH

/ZANDER & LABISCH

Der Straßenwärter an der Fernverkehrsstraße

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Der Straßenwärter an der Fernverkehrsstraße

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27, Teilabschnitt Göttingen-Fulda, meldet am

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27, Teilabschnitt Göttingen-Fulda, meldet am

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  1. Mai 1929, Pfingstmontag, einen schweren


D



  1. Mai 1929, Pfingstmontag, einen schweren


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Unfall bei Hünfeld, kurz vor Fulda. Wetterla-

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Unfall bei Hünfeld, kurz vor Fulda. Wetterla-

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ge: kühl, Sonne und Wolken im Wechsel, die

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ge: kühl, Sonne und Wolken im Wechsel, die

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Straße trocken. Die Strecke ist berüchtigt für

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Straße trocken. Die Strecke ist berüchtigt für

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ihre Unfälle. Die Straßen sind verdreckt, ver-

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ihre Unfälle. Die Straßen sind verdreckt, ver-

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kotet und wasserdurchflossen. Solide Buchen

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kotet und wasserdurchflossen. Solide Buchen

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stehen in Reih und Glied an den Rändern.

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stehen in Reih und Glied an den Rändern.

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Pflaster wechselt mit Schotter. Asphalt gibt es

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Pflaster wechselt mit Schotter. Asphalt gibt es

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nur gelegentlich vor Ortseinfahrten. Solche

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nur gelegentlich vor Ortseinfahrten. Solche

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Landstraßen sind zum Rasen nicht geeignet.

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Landstraßen sind zum Rasen nicht geeignet.

DDDDer PKW, ein Steyr-Cabriolet Typ XII, sei, soDer PKW, ein Steyr-Cabriolet Typ XII, sei, so
der Bericht des Postens, mit 70 km/h viel zu
schnell gefahren und habe abrupt bremsen
müssen. Folge: Totalschaden. Der Fahrer ver-
letzt, bewusstlos. Dieser soll, als er wieder zu
sich kam, wie einer Eingebung folgend, ge-
murmelt haben: „Das wird ein Fall für Realis-
mus. Ich muss immer dichten!“ Der Verletzte,
so notierte der Beamte pflichtbewusst den
Namen: Bertholdt Eugen Brecht.
William Joseph Donovan, Boss der OSS,
des Office of Strategic Services beim Kriegs-
ministerium der USA, genannt „Wild Bill“,
gab Anfang Mai 1944 seinen Londoner Agen-
ten Scrivener und Langer Anweisung, sich
über einen gewissen Bertolt Brecht zu infor-
mieren. Ihm, Bill, sei zu Ohren gekommen,
dieser Poet habe sich zur Zeit der Republik ei-
nen Namen gemacht als „der beste satirische
Schriftsteller auf der deutschen Bühne“. Ei-
nen solchen Mann brauche er jetzt bei „Radio
Calais“. Thomas Mann sei zu seriös, um an
Lucy Mannheims Lili-Marleen-Persiflage ran-
zukommen. Aber auch die reiche nicht mehr
aus gegen die Durchhaltepropaganda der Na-
zis. „Pep“ sei notwendig. Die Krauts müssten
endlich auf ihren Führer scheißen, so sagte
Donovan ziemlich wörtlich. Der „Brekkt“
oder wie der heiße hole mit seinen Liedern
selbst die Toten wieder aus ihren Grablö-
chern. Der habe die richtigen Kaliber.
Im Monatsmagazin „Uhu“ erschien im No-
vember 1929 ein nicht gezeichneter Artikel mit
dem Titel „Ein lehrreicher Autounfall“. Mit
AAAufnahmen für den „Uhu“ von A. Stöcker (S.ufnahmen für den „Uhu“ von A. Stöcker (S.
6 2-65). Er erstreckte sich über zwei Doppelsei-
ten mit sechs Fotos und war mit der Bemer-
kung versehen: „(Die Rekonstruktion des Un-
fffalls erfolgte mit freundlicher Unterstützungalls erfolgte mit freundlicher Unterstützung
der Steyr A.-G.)“. Der „Uhu“, in Form der Eule
zugleich Logo des Verlagshauses Ullstein,
stand für fortschrittliche und kritische Kultur
in der Weimarer Republik, hatte sich zu dieser
Zeit als Aushängeschild eines anspruchsvollen
Massenmagazins emporgearbeitet, glänzte mit
einer Auflage von 211.400 Exemplaren, so nach
den Ullstein-Berichten (Ausgabe Oktober
1 929), und erreichte hochgerechnet ein Millio-
nen-Lese-Publikum (es gab bereits Lesezirkel).
Der Bericht interessiert sich jedoch nur am
Rande für den realen Unfall bei Hünfeld. Viel-
mehr benutzt er ihn als eine Form der Brecht-
’schen Parabel, um das neue Verkehrsphäno-
men, nämlich das Rasen, zu geißeln: „Der
Feind des Automobilisten, des Fußgängers,
überhaupt des Verkehrs, ist der wilde Fahrer“,
und der, so der Eingang des Berichts, sei „fast
an allen Verkehrsunfällen schuld“. Um ihm zu
begegnen, habe man in England den „Boule-
vard-Stop“ eingeführt. Er verhindere „von
vornherein 50 Prozent aller Unfälle“: Die aus
den Nebenstraßen einbiegenden Fahrer zwin-
ge er zum Anhalten, damit dem schnell fah-
renden Verkehr auf den Boulevards freie
Fahrt ermöglicht würde. Das wäre also die Er-
findung der Vorfahrt für die Raser gewesen.
Mit dem „für viele Auto-Unfälle typischen
Unfall“ des „Dichters Brecht“ im „Uhu“ hatte
das freilich wenig zu tun.
Da verhält es sich nämlich so. Ein wilder
Fahrer (Cadillac) überholte einen Lastwagen
so, dass für den Wagen des umsichtigen Auto-
mobilisten Brecht (Steyr) kein Platz mehr ge-
blieben wäre:
Er [Brecht] steuerte seinen Steyr auf der
Straße nach Fulda im 70-Kilometer-Tempo.
Die Straße war gar nicht so schmal, aber auf
seiner Seite schoss hinter einem entgegen-
kommenden Lastwagen ein Wagen, der viel
stärker war als der seine, überholend vor, oh-
ne sich vorher überzeugt zu haben, dass ein
anderer Wagen (Brechts Wagen) ihm entge-
genkam. Für Brecht war die Lage außeror-
dentlich gefährlich: nach links konnte er we-
gen des Lastwagens, der sich auch in ziemli-
cher Fahrt befand, nicht ausweichen, rechts
standen Bäume, und hinter diesen Bäumen
fiel die Straße ungefähr 5 Meter in einer Bö-
schung ab. Brecht hatte zwei Möglichkeiten:
einmal, die Böschung hinabzufahren und sich
im offenen Wagen mehrmals zu überschlagen
oder im 70-km-Tempo gegen einen Baum zu
fahren und zu zersplittern. Brechts Wagen
war also gezwungen, auszuweichen, und
Brecht vermochte, die Bremsen mehrfach
stark anziehend und sofort wieder öffnend,
auf den ihm zunächst erreichbaren Baum auf-

zufahren. Es gelang ihm, genau mit der Mitte
des Kühlers den Baum zu treffen und so den
Wagen abzufangen. Der Kühler zerbrach, und
die aufstoßende Vorderseite des Chassis bog
sich ringförmig um den Baum, aber sie hielt
den Wagen auch zugleich fest. Das Ergebnis
waren nur unbedeutende Verletzungen.
In dieser Version, je nachdem, wie ausführ-
lich der Quellentext zitiert oder paraphrasiert
wurde, findet sich der Unfall in der Literatur
über Brecht wieder, und dies seit 1929, also ein
Erfolgsbericht. Zu beweisen war zum einen:
Brecht gehörte nicht zur Sorte der wilden Fah-
rer, zum anderen: Die Steyr-Wägen, wie
Brecht zu formulieren pflegte, sind so außer-
ordentlich robust, verkehrs- und unfallsicher
gebaut, dass keine andere Automarke mithal-
ten kann. Der Hintergrund: Die große Waffen-
schmiede Steyr aus Österreich drängte in den
Friedenszeiten auf den deutschen Markt und
wollte die boomende Autobranche kräftig auf-
mischen nach dem Wahlspruch: „Der Krieg ist
der Vater aller Dinge“.
Der schlaue Brecht hatte das erkannt und
zauberte aus dem Verlust einen satten Ge-
winn: Der Bericht im „Uhu“ brachte ihm nicht
nur als Reklameprämie einen neuen Steyr ein,
er stieg auch eine Klasse höher: Aus dem alten
Modell XII wurde ein XX (Gläser-Kabriolett)
der neuen Baureihe bei Steyr, die Ferdinand
Porsche entworfen hatte. So weit, so unge-
wöhnlich für einen Dichter, der sich auf fach-
fremden Terrain tummelte und noch dazu
sich als Kapitalismuskritiker mit großzügigen
Werbegeschenken kaufen ließ.
Natürlich gab es auf Brechts Coup die zorni-
gen, hämischen oder spöttisch-zustimmenden
Reaktionen. Elias Canetti bemühte, als das eine
Extrem, für Brechts Autoprahlerei die Volksre-
ligion: „Das war für mich, als käme es aus dem
Munde des Teufels; man schrieb nicht für Zei-

tungen, man schrieb nicht für Geld, für jedes
WWWort, das man schrieb, stand man mit der gan-ort, das man schrieb, stand man mit der gan-
zen Person ein“. Der Brecht-Chronist Werner
Hecht erhob, als das andere Extrem, den Unfall
zum „Lehrstück“ und das Opfer spöttisch zum
ersten „Dummy“ in der Geschichte des Auto-
mobils. Nur die angeblich unbedeutenden Ver-
letzungen, merkte er an, bedürften „einer klei-
nen Korrektur“: Brecht habe wegen eines Knie-
scheibenbruchs zurück nach Berlin gemusst.
AAAber das mitzuteilen hätte „das Loblied auf dasber das mitzuteilen hätte „das Loblied auf das
so verkehrssichere Auto“ doch zu sehr ge-
schmälert. Fazit: „Schweigepflicht zum Preis
eines fabrikneuen Kabrioletts!“ So also der bis-
herige Stand der Ermittlungen.
Schreiben kann man bekanntlich viel. Die
sechs Fotos der „Rekonstruktion“ hätten
freilich schon bei den Zeitgenossen, von de-
nen kein Widerspruch zu lesen oder zu hören
war, einige Fragen aufwerfen müssen. Die Fo-
tos I-IV zeigen die Fahrzeuge vor dem Unfall
in etwa aus Brechts Perspektive – in etwa
deshalb, weil ein „Brecht“ als Dummy im Wa-
gen sitzt und wir als Betrachter mit ihm auf
die entgegenkommenden Gefährte sehen, auf
den Lastwagen, der die linke Straßenseite
einnimmt, und auf den Personenwagen, ein
Raser, der nur einen Frontalzusammenstoß
zuließe – oder eben das beschriebene Aus-
weichmanöver des braven BB.
Damit sich die geneigte Leserin die Sache
aaauch möglichst sinnlich vor Augen stellenuch möglichst sinnlich vor Augen stellen
kann, stehen die Fotos der aufeinander zura-
senden Feind-Parteien (= höchste Gefahr:
Frontalcrash) buchstäblich Kopf, sodass man
das Blatt wenden muss, um die ganze Szenerie
in ihren Ausmaßen erfassen zu können. Und
siehe: Das ist verdammt knapp. Toll, wie der
Bursche reagiert hat, alle Achtung.
Bei dieser Sorte von Montage hätten sich
schon damals Zweifel rühren können; denn sie

wwwichtigsten Kennzeichen, eine vertikal ge-ichtigsten Kennzeichen, eine vertikal ge-
trennte Frontscheibe hatte, wohingegen die
„Uhu“-Ausführung bereits sehr deutlich die
horizontale, hochklappbare Version aufweist.
So wage ich auch zu behaupten, dass Brecht bei
der Rekonstruktion nicht dabei war; denn die
Form seiner Mütze entspricht nicht der der
Zeit, der Hals des offensichtlichen Doppelgän-
gers ist ein wenig zu kurz und die Ohren zu eng
anliegend. Aber das sind nur Marginalien.
Entscheidend ist, dass an dieser Rekon-
struktion am Ende überhaupt nichts stimmt.
Da Brecht zur Prominenz gehörte, blieb der
Unfall in der Öffentlichkeit nicht unbemerkt.
Das maßgebliche Wolffs Telegraphische Bu-
reau (W.T.B.) mit Sitz Berlin funkte sofort,
nachdem es offiziell unterrichtet war, folgen-
de Nachricht durch den Äther: „Der bekannte
Dichter Bert Brecht verunglückte bei einem
Autounfall während der Pfingstfeiertage in
Thüringen schwer und verletzte sich nicht
unerheblich. Sein Wagen wurde, als Brecht
vor einem Hindernis stark bremsen mußte,
von einem hinter ihm herkommenden schwe-
ren Wagen angefahren. Er erlitt schwere Kno-
chenbrüche und Schnittwunden im Gesicht.
Er wurde nach Berlin gebracht.“
Diese Meldung wurde unter nur gering ab-
weichenden Überschriften, zum Teil auf der
Titelseite, als „Schwerer Autounfall Bert
Brechts“ in diversen Zeitungen am 22. Mai
1929 abgedruckt und erschien mit unerhebli-
chen Modifikationen in „Der Tag“, Wien, in
„Das kleine Blatt“, Wien, in „Kleine Volks-
Zeitung“, Graz, und schon am 21. Mai in der
Abendausgabe der „Vossischen Zeitung“ (Ull-
stein Verlag). Der „Lehrreiche Unfall“ im
„Uhu“ ist also nicht nur ein Fake und damit
ein Fall für Brechts Inszenierungskünste in
Sachen „Realismus“ (mit realen Darstellern),
er ist vielmehr vor allem ein schlau eingefä-
deltes Reklamemanöver der Steyr-AG in Re-
aktion auf den ersten „Welt-Reklame-Kon-
greß“, der vom 8. August bis zum 9. Septem-
ber 1929 in Berlin stattfand.
Der „Uhu“-Bericht über Brechts Unfall war
eine perfekte Kollektivarbeit eines herausra-
genden Teams und markiert einen raren Mei-
lenstein des wahren poetischen Realismus in
der Weltliteratur. Beteiligt waren der Redak-
teur der Monatsschrift „Uhu“, Peter Suhr-
kamp, der für die Endredaktion zeichnete, die
durch ihr Stück „Happy End“ bekannte Schrift-
stellerin Elisabeth Hauptmann, die die ge-
schäftlichen Verbindungen verwaltete, der er-
fffolgreiche Bildjournalist Alexander, genannt:olgreiche Bildjournalist Alexander, genannt:
AAAlex, Stöcker, Werbefotograf für „Metropolis“lex, Stöcker, Werbefotograf für „Metropolis“
von Fritz Lang, der die Choreografie des Auto-
Ensembles arrangierte und dokumentierte,
mehr indirekt, aber zielsicher Ferdinand Por-
sche, Chefkonstrukteur bei Steyr seit 1929, der
seinen neuen Steyr XX (Chassis) als modernen
Mittelklassewagen zur Serienreife gebracht
hatte und dringend Reklame für seinen Edel-
entwurf benötigte, Rudolf Siegwart, Banker,
VVVorsitzender der Steyr-Hausbank „Creditan-orsitzender der Steyr-Hausbank „Creditan-
stalt-Bankverein“, Wien, der die Inszenierung
fffinanzierte, sowie schließlich der Dichter Ber-inanzierte, sowie schließlich der Dichter Ber-
tolt Brecht, der, wie das berühmte Foto im Au-
gggustheft 1927 des „Uhu“ (Arbeitssitzung beiustheft 1927 des „Uhu“ (Arbeitssitzung bei
Brechts, Berlin, Spichernstraße 16) zeigt, die
Hände in den Hosentaschen, von Weitem mit
entstellendem Grinsen Regie führte.
Nicht verschwiegen sei, dass die Werbema-
nager von Steyr bereits so klug waren, noch ein
Zeichen zu setzen, das erst dem digitalen Zeit-
alter vorbehalten schien. Sie klebten auf die
hintere Ladeklappe des (kleinen) Lastwagens
LKW XVII, des neuesten Steyr-Modells, das,
gerade wie der XX auf den Markt gekommen,
Hanomag (Hannover) herausfordern sollte,
das Logo ihrer Firma als „Produktplatzierung“,
das so nie zum Produkt gehörte. Sie fiel – das
war ihr Sinn – bisher niemand auf, gehört sie
doch als Schleichwerbung zur geheimen
Kriegsführung des „freien Markts“, und dies
war zielführend zwischen „Welt-Reklame-Kon-
greß“ im Sommerloch und Weltwirtschaftskri-
se im Katastrophenherbst 1929.
Ja, und was hat das alles mit der OSS zu tun?
„„„Wild Bill“ Donovan ließ sich, nachdem er vonWild Bill“ Donovan ließ sich, nachdem er von
Samuel Scrivener das Dossier mit Datum des 17.
Mai 1944 über den deutschen Dichter erhalten
hatte, vom Urteil des beauftragten Psychologen
WWWalter Langer erweichen. Langer meinte, „thealter Langer erweichen. Langer meinte, „the
german guy“ sei doch nicht für die Aufgabe ge-
eignet, weil, so wörtlich: „sein Einfluss auf die
breiten deutschen Massen begrenzt“ wäre.
„Seine Werke sind trotz seiner Sympathien für
das Volk zu avantgardistisch. Brechts Anhänger
sind Intellektuelle und Bohemiens. Der Mann
aaauf der Straße weiß wenig oder nichts überuf der Straße weiß wenig oder nichts über
Brecht“. Hatten die eine Ahnung.

Jan Knopf, geboren 1944, ist Professor für
Literaturwissenschaft an der Universität
Karlsruhe und ist Mitherausgeber der „Gro-
ßen kommentierten Berliner und Frank-
furter Ausgabe“ der Werke Brechts.

ALEXANDER STÖCKER/UHU/BIBLIOTHEK DER HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN VIN SLUB

(2)

Die Seiten der Zeitschrift „Uhu“ von 1929 zeigen die Rekonstruktion des Autounfalls von Bertolt Brecht, oben in Lederjackenpose

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02.11.19 Samstag, 2. November 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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02.11.1902.11.1902.11.19/1/1/1/1/LW1/LW1 DSCHWENK 5% 25% 50% 75% 95%

INHALT


Chère Maman: Muttertexte von Annie Ernauxund Hélène Cixous, S. 29Von Münklerbis Winkler: Was wird aus dem Westen? , S. 30


Opapi-Opapa: Kinderbuchautor Paul McCartneyim Interview, S. 31Kunst sehen: Julian Barneserklärt Lucian Freud, S. 32


DIE WELT SAMSTAG,2.NOVEMBER2019 SEITE 27

Ein Journal für das


literarische Geschehen


Gegründet von Willy Haas, 1925

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